Yerushalayim, Al-Quds und Jerusalem. Drei Namen für eine Stadt, drei Religionen die Anspruch erheben. Judentum, Islam und Christentum, sie alle erheben Anspruch auf Jerusalem als „ihre“ heilige Stadt, was in der Geschichte und auch heute immer wieder zu Gewalt und Krieg geführt hat. Dabei geht gerade im Zwist zwischen Juden und Pa-lästinensern , der Konflikt über Jerusalem hinaus und erstreckt sich über den gesamten Nahen Osten.
Jerusalem ist eine der ältesten, geschichtsträchtigsten aber auch meist umkämpften Städte der Welt. Hier sind die Geschichte und die daraus resultierenden Konflikte allge-genwärtig. Die Stadt birgt ein hohes Konfliktpotenzial, da hier alle drei monotheisti-schen Weltreligionen auf engen Raum beieinander leben. Auf der einen Seite bean-spruchen die Palästinenser das arabische Jerusalem als die Hauptstadt des Palästinenser Staates, für welchen sie furchtlos in den Kampf ziehen und keine Mittel scheuen. Jeru-salem ist für sie ein heiliger Ort, denn laut der Überlieferung ist Mohammed in Jerusa-lems Altstadt, die von den Muslime „Haram al-Sharif“ genannt wird, vom Tempelberg in den Himmel aufgefahren. Auf der anderen Seite beanspruchen die Juden ganz Jeru-salem als die Hauptstadt für ihren Staat Israel und berufen sich dabei auf König David, der Jerusalem vor 3000 Jahren erobert hat und Jerusalem zur Hauptstadt Israels gemacht hat. Zu dieser Zeit wurde der Salomonische Tempel errichtet.
Die Heiligkeit Jerusalems ist damit ein weiterer Gegenstand im israelisch-palästinensischen Konflikt, der seit über einen halben Jahrhundert, seit der Gründung des Staates Israel 1948 den Nahen Osten erschüttert, der eine Teilregion des Vorderen Orients ist. Dabei muss genauer definiert werden, welcher Teil des Nahen Ostens für den Konflikt relevant ist. Es handelt es dabei um den Staat Israel und das besetzten palästinensischen Gebiet, das aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen besteht. Nachbarstaaten wie Ägypten, Jordanien, Syrien und der Libanon haben ebenfalls Ein-fluss auf den Nahostkonflikt, sind aber nicht direkt betroffen.
Keine palästinensische Regierung würde es überleben, auf die Heiligkeit Jerusalems zu verzichten, genauso wie es kein jüdischer Politiker schaffen würde, die alten Verhältnis-se vor der Besetzung Jerusalems im „Sechstagekrieg“ herzustellen. Insgesamt kam es zu fünf zwischenstaatlichen Kriegen nach dem 2.Weltkrieg und die Zahl der gewalttätigen und bewaffneten Konflikte wuchs ins Unermessliche.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Jerusalem und die Religionen
2.1. Heiliger Ort des Judentums
2.1.1. Historische Bedeutung
2.1.2. Heilige Stätten
2.2. Heilige Stadt der Christen
2.2.1. Historische Bedeutung
2.2.2. Heilige Stätten
2.3. Heiligtum des Islams
2.3.1. Historische Bedeutung
2.3.2. Heilige Stätten
3. Gemeinsamkeiten der Religionen
4. Der Nahostkonflikt.
4.1. Ursprung und Verlauf
4.1.1. Vor- und Zwischenstaatliche Phase
4.1.2. Friedensprozess
4.2. Konfliktanalyse
4.3. Status von Jerusalem
4.4. Rolle der Religionen im Nahostkonflikt
5.Friedensbemühungen
6. Fazit: Vision Jerusalem - Zentrum des Friedens?
1. Einleitung
Yerushalayim, Al-Quds und Jerusalem. Drei Namen für eine Stadt, drei Religionen die Anspruch erheben. Judentum, Islam und Christentum, sie alle erheben Anspruch auf Jerusalem als „ihre“ heilige Stadt, was in der Geschichte und auch heute immer wieder zu Gewalt und Krieg geführt hat. Dabei geht gerade im Zwist zwischen Juden und Palästinensern[1], der Konflikt über Jerusalem hinaus und erstreckt sich über den gesamten Nahen Osten.
Jerusalem ist eine der ältesten, geschichtsträchtigsten aber auch meist umkämpften Städte der Welt. Hier sind die Geschichte und die daraus resultierenden Konflikte allgegenwärtig. Die Stadt birgt ein hohes Konfliktpotenzial, da hier alle drei monotheistischen Weltreligionen[2] auf engen Raum beieinander leben. Auf der einen Seite beanspruchen die Palästinenser das arabische Jerusalem als die Hauptstadt des Palästinenser Staates, für welchen sie furchtlos in den Kampf ziehen und keine Mittel scheuen. Jerusalem ist für sie ein heiliger Ort, denn laut der Überlieferung ist Mohammed in Jerusalems Altstadt, die von den Muslime „Haram al-Sharif“[3] genannt wird, vom Tempelberg in den Himmel aufgefahren. Auf der anderen Seite beanspruchen die Juden ganz Jerusalem als die Hauptstadt für ihren Staat Israel und berufen sich dabei auf König David, der Jerusalem vor 3000 Jahren erobert hat und Jerusalem zur Hauptstadt Israels gemacht hat. Zu dieser Zeit wurde der Salomonische Tempel errichtet.
Die Heiligkeit Jerusalems ist damit ein weiterer Gegenstand im israelisch-palästinensischen Konflikt, der seit über einen halben Jahrhundert, seit der Gründung des Staates Israel 1948 den Nahen Osten erschüttert, der eine Teilregion des Vorderen Orients ist. Dabei muss genauer definiert werden, welcher Teil des Nahen Ostens für den Konflikt relevant ist. Es handelt es dabei um den Staat Israel und das besetzten palästinensischen Gebiet, das aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen besteht. Nachbarstaaten wie Ägypten, Jordanien, Syrien und der Libanon haben ebenfalls Einfluss auf den Nahostkonflikt, sind aber nicht direkt betroffen.
Keine palästinensische Regierung würde es überleben, auf die Heiligkeit Jerusalems zu verzichten, genauso wie es kein jüdischer Politiker schaffen würde, die alten Verhältnisse vor der Besetzung Jerusalems im „Sechstagekrieg“ herzustellen. Insgesamt kam es zu fünf zwischenstaatlichen Kriegen nach dem 2.Weltkrieg und die Zahl der gewalttätigen und bewaffneten Konflikte wuchs ins Unermessliche. Auch heute noch kommt es immer wieder zu Anschlägen und Kampfhandlungen, wie man den Medien entnehmen kann. Es erweckt den Anschein, dass ohne eine Regelung in Jerusalem auch kein Frieden im Nahen Osten geschlossen werden kann.
„Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen, Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen“ (Küng, Hans.(2002): Projekt Weltethos
Nach dem Zitat von Hans Küng kann es keinen Frieden im Nahen Osten geben, wenn es keinen „Dialog“, also eine Aussprache und ständige Kommunikation, die Vorurteile und Hass im Keim erstickt, zwischen den Religionen gibt. Dabei stellt sich die Frage, ob dieser „Dialog“ nicht in Jerusalem beginnen kann, denn dort leben Juden und Palästinenser nahe beieinander. Bietet sich nicht gerade dort die Chance, aufeinander zuzugehen statt aufeinander einzuschlagen? Aber muss vorher nicht die Frage geklärt werden, was der zukünftige Status von Jerusalem ist und was für eine Rolle die Religionen spielen?
Dabei geht die Frage um den Anspruch Jerusalems auch über den israelisch- palästinensischen Konflikt hinaus, da auch für das Christentum, Jerusalem einen zentralen Stellenwert als heilige Stadt hat. Für die Christen ist Jerusalem die Stadt des Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi. Auch die Christen haben Kriege begonnen, um ihren Anspruch auf Jerusalem zu festigen.
Um die jeweiligen Gründe für den Anspruch auf Jerusalem verstehen zu können, muss man die geschichtlichen Hintergründe und Fakten genau betrachten. Es gab nicht immer nur religiöse Gründe, die die Heiligkeit Jerusalems festigten. Oft wurde diese für politische Zwecke propagiert
Es muss geklärt werden, warum Jerusalem für die jeweiligen Religionen heilig ist, welche historischen Verläufe und Ereignisse zur heutigen Situation geführt haben, denn ohne die geschichtlichen Hintergründe kann man die Komplexität des Konflikts im Nahen Osten zwischen den Juden und Palästinensern nicht verstehen. Außerdem soll geklärt werden, was es für Bemühungen um den Frieden gibt, sowohl in Jerusalem selbst als auch außerhalb davon und schlussendlich ob Jerusalem der Ort der Versöhnung im Nahen Osten werden kann und ob das „Pulverfass Naher Osten“ in Jerusalem entschärft werden kann.
2. Jerusalem und die Religionen
2.1. Heiliger Ort des Judentums
2.1.1. Historische Bedeutung
Jerusalem ist ein heiliges Zentrum für das Judentum, da sich der Tempel in Jerusalem befand, der die zentrale heilige Stätte für das Judentum war. Des Weiteren ist Jerusalem der Ort der messianischen Hoffnung, an dem Juden erwarten, dass der Messias das jüdische Volk erlösen wird.
Für die Juden ist Jerusalem seit dem 10.Jahrhundert v. Chr. Heilig, als König David Jerusalem als die Hauptstadt seines Volkes erwählte. Die Errichtung des ersten Tempels unter König Salomon und nach dessen Zerstörung der Wiederaufbau des sogenannten zweiten Tempels festigten die Heiligkeit Jerusalems. Die Zerstörung des Tempels durch die Römer 70 n.Chr. war ein einschneidender Punkt für die Juden. Sie durften den Tempel nicht wieder aufbauen und die Stadt nur selten besuchen. Dies hatte zur Folge, dass es zwischen dem 2. und dem 7. Jahrhundert keine jüdische Gemeinschaft in Jerusalem gab, wobei oft von jüdischer Seite das Gegenteil behauptet wird, um den Anspruch der Juden auf Jerusalem zu festigen. Erst nach der arabischen Eroberung im Jahr 638 kamen wieder Juden zurück nach Jerusalem. Die kleine jüdische Gemeinde wurde durch externe Zahlungen von jüdischen Gemeinden aus der ganzen Welt finanziert, was bis in das 20 Jahrhundert anhielt.
Die Juden wurden 1099 nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter ein weiteres Mal aus Jerusalem vertrieben und konnten erst wieder zurückkehren, als Jerusalem 1260 unter der Regierung des Mameluckensultans stand. Es ging aber keineswegs friedlich zu, da die Juden immer wieder aufgrund des Berg Zion[4] mit den Christen in Konflikt gerieten. Erst als die Stadt 1506 von den Osmanen eingenommen wurde, gab es wieder weitestgehend sichere Verhältnisse für die jüdische Gemeinde, unter denen sie sich vergrößern konnte. Dies war aber ein sehr langwieriger Prozess, so dass es um das 17. Jahrhundert nur 1000 Juden in Jerusalem gab, was ca. 10%[5] der Bevölkerung ausmachte. Zu diesem Zeitpunkt war Jerusalem nicht das Zentrum des jüdischen Glaubens, sondern Safed, in der Nähe des Sees Genezareth gelegen. Vor dem 18.Jahrhundert gab es keine jüdischen Gemeindezeugnisse, was von dem Professor für jüdische Geschichte Jacob Barnai so gedeutet wurde: „Das Fehlen von Quellenmaterial spiegelt das Fehlen einer organischen Kontinuität in dieser Gemeinde während des Mittelalters und der Osmanenzeit wieder“ (vgl.S.21; Wasserstein,Bernard.(2002):Jerusalem der Kampf um die heilige Stadt.München,C.H.Beck ) Trotz der geringen Dichte an Juden blieb Jerusalem eine wichtige Stadt im jüdischen Denken, denn es war der Ort des Tempels und der Ort an dem die Bundeslade zur Ruhe gekommen war. Es war die Hauptstadt König Davids und auch ein Ort der Wehklage. Nach Wasserstein[6] (2002) wird auch im jüdischen Schrifttum und in jüdischen Bräuchen, Jerusalem gepriesen und Trauer über dessen Zerstörung ausgedrückt.
Die Juden beten immer in Richtung Jerusalem, dass sie „den Nabel der Welt“ nennen. Im Judentum gibt es zwei verschiedene Vorstellungen von Jerusalem. Es gab zum einen die Vorstellung vom himmlischen „Yerushalayim shel ma’la“ und die des irdischen „Yerushalayim shel mata“. Hier wird auch wieder deutlich, dass die Heiligkeit Jerusalems für die Juden auch außerhalb dieser Welt existierte.
Trotz der Verehrung Jerusalems gab es keine Verpflichtung, die Souveränität über die Stadt zu besitzen. Vor dem Holocaust war es für viele orthodoxe Juden Blasphemie, da Jerusalem für sie in keinem guten Licht stand. Das resultierte vor allem daraus, dass die dortige Gemeinde hauptsächlich von den Spenden aus dem Ausland lebte. Erst mit der verstärkten Einwanderung nach dem Holocaust in das Gebiet Palästina und dem Gedanken vom jüdischen Nationalstaat, rückte Jerusalem immer mehr in ein gutes Licht, als Hauptstadt des jüdischen Nationalstaats Israel, der 1948 gegründet wurde.
[...]
[1] Früher Bewohner des britischen Mandats Palästina, heut meist arabische Einwohner des Westjordanlands/Gaza
[2] Religionen mit Glauben an einen Gott (Judentum, Christentum, Islam)
[3] Deutsch: das ehrwürdige Heiligtum
[4] Teil von Jerusalem auf dem Jerusalem erbaut wurde. Die Bezeichnung ist geographisch gewandert: Zuerst bezeichnete er die „Stadt Davids“, dann der nördlich davon gelegene Tempelberg, heute ein südwestlich der Stadtmauer gelegener Hügel mit der Dormitio Abtei und dem Grab Davids
[5] Vgl. Wasserstein (2002) S.21
[6] ebenda S.21
- Quote paper
- Daniel Balle (Author), 2010, Jerusalem - Stadt des Friedens im Nahen Osten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163556
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