Das mittelalterliche Ritterepos „El Poema de Mio Cid“ (PMC) ist eine der wenigen überlieferten Werke der spanischen Heldenepik. Es handelt von dem kastilischen Ritter Ruy Díaz de Vivar (im Epos „el Cid“ genannt), der von seinem Herrn, König Alfons VI aus dessen Reich verbannt wurde. Um der Gnade seines Herrn wieder teilhaftig zu werden und in seine Heimat zurückkehren zu können, kämpft er im Exil erfolgreich gegen die Mauren was ihn zum spanischen Nationalhelden werden lässt.
Alfons X „el sabio“(*1221, † 1284) war der erste, der die durch verschiedene Autoren überlieferten Heldentaten des Rodrigo Díaz zusammenführte und 1264 in seiner „Crónica General de España“ aufnahm. Da er hierbei dem historischen Rodrigo die Eigenschaften der literarischen Figur zumaß, wird er als Ursprung der späteren Mythisierung des Cid in der Geschichte betrachtet. So schrieb auch Menéndez Pidal, ein bedeutender zeitgenössischer Romanist der 1930er Jahre, dem Autor des PMC eine "gran fidelidad a los acontecimientos" und ein "conocimiento exacto" der sozio- politischen Strukturen in Kastilien zu und trug so maßgeblich zur überhöhten Heroisierung des Cid zum Nationalhelden bei. Seine Ansichten zur Realitätstreue des Cid Epos wurden allerdings von anderer Seite stark kritisiert. So stellte der Romanist und Literaturhistoriker Richard Fletcher die historischen Theorien Pidals in Frage. Er ist vielmehr der Ansicht, dass es weder die Absicht des Autors des Epos gewesen sein kann, sich streng an der historischen Wirklichkeit zu orientieren, noch ein ausschließlich fiktives Werk zu kreieren.
Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit sich "El Poema de Mio Cid" nun tatsächlich an der Geschichte orientiert. Um einen solchen Vergleich zu ermöglichen, wird im Folgenden zunächst ein Überblick über die tatsächlichen historischen Ereignisse gegeben. Ausgehend davon wird anschließend der Inhalt des Epos mit den gewonnen Erkenntnissen verglichen. Die Arbeit stützt sich dabei maßgeblich auf das Werk „El Cid - Leben und Legende des Spanischen Nationalhelden“ von Richard Fletcher, da dieser maßgeblich zur Entmythisierung des Cid beigetragen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Leben des Rodrigo Díaz
- Herkunft
- Anstellung am königlichen Hof
- Im Dienste der Mauren
- Die Invasion der Almoraviden
- Die Versöhnung
- Die Beziehung zum Grafen von Barcelona
- Als Fürst von Valencia
- Fiktion versus Realität
- Der Cantar de Mio Cid
- Erster Gesang
- Inhalt
- Umstände der Verbannung
- In der Verbannung
- Die Belagerung von Alcocer
- Der Graf von Barcelona
- Zweiter Gesang
- Inhalt
- Die Eroberungen von Almenara und Murviedro
- Die Belagerung von Valencia
- Die Almoravide
- Die Infanten von Carrión
- Dritter Gesang
- Erster Gesang
- Der Cantar de Mio Cid
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Grad der historischen Genauigkeit im mittelalterlichen spanischen Ritterepos "El Poema de Mio Cid". Sie vergleicht die im Epos dargestellten Ereignisse mit den bekannten historischen Fakten über das Leben von Rodrigo Díaz de Vivar (El Cid). Der Fokus liegt auf der Klärung der Beziehung zwischen Fiktion und Realität im Epos.
- Das Leben und Wirken Rodrigo Díaz de Vivars (El Cid) im historischen Kontext.
- Der Vergleich der historischen Fakten mit der Darstellung im "Cantar de Mio Cid".
- Die Mythisierung des Cid und die Rolle von Historikern wie Menéndez Pidal und Richard Fletcher in diesem Prozess.
- Die Analyse der verschiedenen Interpretationen der historischen Quellen.
- Die Bewertung des "Cantar de Mio Cid" als literarisches Werk und dessen Verhältnis zur Geschichte.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des mittelalterlichen spanischen Ritterepos "El Poema de Mio Cid" ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Fiktion und Realität im Epos. Es wird der historische Kontext des Werks beleuchtet, insbesondere die Rolle von Alfons X. "el Sabio" bei der Zusammenführung der Heldentaten des Rodrigo Díaz und die gegensätzlichen Interpretationen von Historikern wie Menéndez Pidal und Richard Fletcher bezüglich der historischen Genauigkeit des Epos. Die Arbeit kündigt an, zunächst einen Überblick über die historischen Ereignisse zu geben, um diese dann mit dem Inhalt des Epos zu vergleichen, wobei die Arbeit von Richard Fletcher als zentrale Quelle dient.
Das Leben des Rodrigo Díaz: Dieses Kapitel bietet einen detaillierten Überblick über das Leben von Rodrigo Díaz, beginnend mit seiner Herkunft als Sohn niederadeliger Infanzones. Es beleuchtet seine Anstellung am königlichen Hof unter Sancho II, seine Rolle als "armiger" und seine engen Beziehungen zum König. Das Kapitel analysiert die Umstände der Verbannung des Cid, wobei die verschiedenen und teilweise widersprüchlichen Interpretationen von Historikern wie Lorenz, Menéndez Pidal und Fletcher kritisch gewürdigt werden. Die Bedeutung seiner Ehe mit Jimena und seine anschließende Rolle als Richter am Hof unter Alfons VI werden ebenfalls behandelt, wobei die These von einem anfänglich positiven Verhältnis zwischen König und Cid gestützt wird.
Fiktion versus Realität: Dieses Kapitel widmet sich dem Vergleich zwischen den im "Cantar de Mio Cid" dargestellten Ereignissen und den historischen Fakten. Es untersucht die drei Gesänge des Epos, analysiert die Handlung und die Charaktere und vergleicht diese mit dem historischen Rodrigo Díaz. Dabei wird auf die unterschiedlichen Interpretationen der Handlungselemente und deren historische Grundlage eingegangen. Das Kapitel erörtert, inwieweit das Epos eine historische Grundlage hat und inwieweit es fiktive Elemente beinhaltet, ohne eine endgültige Schlussfolgerung zu ziehen.
Schlüsselwörter
El Cid, Cantar de Mio Cid, Rodrigo Díaz de Vivar, Alfons VI, Sancho II, Menéndez Pidal, Richard Fletcher, spanisches Ritterepos, Heldenepik, historische Genauigkeit, Mythisierung, Fiktion, Realität, Kastilien, Mauren, mittelalterliche Geschichte Spaniens.
Häufig gestellte Fragen zum Cantar de Mio Cid
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das spanische mittelalterliche Ritterepos "Cantar de Mio Cid" und untersucht, inwieweit es historische Fakten über das Leben von Rodrigo Díaz de Vivar (El Cid) widerspiegelt. Sie vergleicht die im Epos dargestellten Ereignisse mit bekannten historischen Informationen und beleuchtet das Verhältnis zwischen Fiktion und Realität.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Leben Rodrigo Díaz de Vivars, den Vergleich zwischen den im Epos dargestellten Ereignissen und den historischen Fakten, die Mythisierung des Cid, die verschiedenen Interpretationen historischer Quellen und die Bewertung des "Cantar de Mio Cid" als literarisches Werk.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit enthält Kapitel über die Einleitung, das Leben Rodrigo Díaz, den Vergleich zwischen Fiktion und Realität (mit detaillierter Analyse der drei Gesänge des Epos) und ein Fazit. Jedes Kapitel bietet einen Überblick über relevante historische Ereignisse und deren Darstellung im Epos.
Welche historischen Personen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt vor allem Rodrigo Díaz de Vivar (El Cid), Alfons VI, Sancho II, sowie die Historiker Menéndez Pidal und Richard Fletcher, deren Interpretationen der historischen Ereignisse und des Epos verglichen werden.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf historische Quellen und die verschiedenen Interpretationen von Historikern wie Menéndez Pidal und Richard Fletcher. Die Arbeit von Richard Fletcher wird als zentrale Quelle genannt.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Grad der historischen Genauigkeit im "Cantar de Mio Cid" zu untersuchen und das Verhältnis zwischen Fiktion und Realität im Epos zu klären.
Wie wird die historische Genauigkeit des Epos bewertet?
Die Arbeit vergleicht systematisch die Ereignisse im Epos mit bekannten historischen Fakten. Dabei werden unterschiedliche Interpretationen der Handlungselemente und ihrer historischen Grundlage berücksichtigt, ohne jedoch eine definitive Schlussfolgerung zur Gesamtgenauigkeit zu ziehen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: El Cid, Cantar de Mio Cid, Rodrigo Díaz de Vivar, Alfons VI, Sancho II, Menéndez Pidal, Richard Fletcher, spanisches Ritterepos, Heldenepik, historische Genauigkeit, Mythisierung, Fiktion, Realität, Kastilien, Mauren, mittelalterliche Geschichte Spaniens.
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- Marco Stöcker (Author), 2010, El Cid - Realität und Mythos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163538