Während die bevorstehenden Veränderungen der Bevölkerungszahl- und Struktur schon lange bekannt und zumindest für Gesamtdeutschland mit Ausnahme der Zuwanderungen zuverlässig zu prognostizieren sind, hat eine breite Auseinandersetzung mit der Thematik erst in den letzten Jahren eingesetzt. Über Nacht wurde der demografische Wandel zu einem der meistdiskutierten Stichworte in Medien, Politik und Öffentlichkeit. Abnahme und Alterung der Bevölkerung sind in Europa weit verbreitete Phänomene. Auch Deutschland ist davon betroffen, die von Lachmann beschriebenen neuen Bundesländer haben besonders mit der demografischen Entwicklung zu kämpfen.
In Ostdeutschland vollzog sich nach der Wiedervereinigung 1990 ein dramatischer Absturz der Geburtenhäufigkeit, der auf globaler und europäischer Ebene seinesgleichen sucht. Dazu wanderten seit dem Fall der Mauer fast drei 3,8 Millionen Menschen aus den neuen Bundesländern nach Westdeutschland ab, davon vor allem junge Leute, Frauen und höher qualifizierte Personen. Die Folge dieser Phänomene sind massive Veränderungen in der Altersstruktur und eine deutliche Schrumpfung der Bevölkerung (Schultz 2009). Nach der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Transformation in Verbindung mit der Wiedervereinigung steht der Osten Deutschlands nun unweigerlich auf dem Weg in die vierte, die demografische Transformation (Kraslinski 2003).
Die Entvölkerung im Osten der Republik macht sich in einigen Regionen besonders bemerkbar, denn für viele Bürger in den neuen Bundesländern heißt es ganz real: Sparkassen und Postämter müssen schließen, Schulen müssen zusammen gelegt werden, der öffentliche Nahverkehr wird reduziert, Einkaufsläden und Arztpraxen „lohnen“ sich nicht mehr, der zurück gehende Wasserverbrauch verteuert die Abwasserentsorgung; es wird von Seiten der Bevölkerungsforschung bereits sogar dem „Rückbau“ oder die „Rückentwicklung“ ganzer Regionen angeregt. Dabei herrscht in den neuen Ländern eine Gleichzeitigkeit von Entleerungs- und Boomprozessen. Den wenigen wachsenden Regionen in Ostdeutschland stehen vorwiegend schrumpfende Gegenden gegenüber. Es gibt periphere, dünn besiedelte Regionen (weite Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder das nördliche Sachsen-Anhalt), deren Entwicklungsperspektiven eher ungünstig sind. Daneben liegen aber auch Gebiete mit guten Wachstumschancen (Sachsendreieck , Thüringische Städtereihe , Speckgürtel um Berlin), die als die Leuchttürme im strukturschwachen Gebiet fungieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bevölkerungsentwicklung
- 2.1 Schrumpfung und Alterung
- 2.2 Selektivität der Bevölkerungsentwicklung
- 2.3 Entwicklung der Bundesländer
- 2.4 Zukunftsprognosen und Raumentwicklung
- 3 Einflussfaktoren der Bevölkerungsentwicklung
- 3.1 Wirtschaftliche und strukturelle Umbrüche
- 3.2 Ungleichgewicht in der geschlechtlichen Abwanderung
- 4 Politik
- 4.1 Einfluss auf die Parteiendemokratie
- 4.2 Föderale Finanzstrukturen
- 5 Arbeitswelt
- 5.1 Arbeitskräfteangebot
- 5.2 Verlust von Humankapital
- 5.3 Sinkende Wirtschaftsleistung
- 6 Infrastruktur
- 6.1 Technische und soziale Infrastruktur
- 6.2 Stadtentwicklungspolitik
- 7 Gesellschaft
- 7.1 Systematischer Frauenklau
- 7.2 Familien- und Haushaltsstrukturen
- 7.3 Veränderung der Sozialstruktur
- 7.4 Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse
- 8 Hat die Politik die Probleme erkannt?
- 8.1 Bundesebene
- 8.2 Länder- und Kommunalebene
- 8.3 Wie sinnvoll sind die politischen Maßnahmen?
- 9 Perspektiven
- 9.1 Zuwanderungschancen ostdeutscher Regionen
- 9.2 Handlungsempfehlungen
- 9.3 Bürgerschaftliches Engagement
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung in den neuen Bundesländern auf Politik, Arbeitswelt, Infrastruktur und Gesellschaft. Ziel ist es, die Herausforderungen aufzuzeigen und mögliche Zukunftsperspektiven zu erörtern.
- Bevölkerungsrückgang und -alterung in Ostdeutschland
- Wirtschaftliche und soziale Folgen des demografischen Wandels
- Politische Reaktionen auf die demografische Entwicklung
- Herausforderungen für die Arbeitswelt und Infrastruktur
- Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Anpassung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Bevölkerungsentwicklung in den neuen Bundesländern ein und skizziert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Sie unterstreicht die Bedeutung der Thematik für die zukünftige Entwicklung Ostdeutschlands und benennt die zentralen Fragestellungen, die im weiteren Verlauf untersucht werden.
2 Bevölkerungsentwicklung: Dieses Kapitel analysiert die demografische Entwicklung in Ostdeutschland, beginnend mit der Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung. Es betrachtet die selektive Abwanderung, die regionale Verteilung der Bevölkerungsentwicklung und projiziert zukünftige Entwicklungen und deren räumliche Auswirkungen. Die Kapitelteilaspekte beleuchten die komplexen Zusammenhänge und die Herausforderungen, die sich daraus für die Region ergeben.
3 Einflussfaktoren der Bevölkerungsentwicklung: Hier werden die Ursachen des demografischen Wandels erörtert. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen und strukturellen Umbrüchen nach der Wiedervereinigung sowie dem Ungleichgewicht in der geschlechtsspezifischen Abwanderung. Die Analyse dieser Einflussfaktoren bietet ein besseres Verständnis für die komplexen Ursachen der Bevölkerungsentwicklung.
4 Politik: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der Bevölkerungsentwicklung auf die politische Landschaft Ostdeutschlands. Es analysiert die Auswirkungen auf die Parteiendemokratie und die föderalen Finanzstrukturen. Die Analyse beleuchtet, wie politische Prozesse und Strukturen auf den demografischen Wandel reagieren und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.
5 Arbeitswelt: Die Veränderungen im Arbeitsmarkt Ostdeutschlands im Kontext der Bevölkerungsentwicklung werden hier beleuchtet. Es werden das schrumpfende Arbeitskräfteangebot, der Verlust von Humankapital und die sinkende Wirtschaftsleistung analysiert. Die Kapitelzusammenfassung betrachtet die Folgen für die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.
6 Infrastruktur: In diesem Kapitel steht die Infrastruktur Ostdeutschlands im Fokus. Es werden die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die technische und soziale Infrastruktur sowie die Stadtentwicklungspolitik betrachtet. Die Analyse zeigt den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und der Notwendigkeit, die Infrastruktur anzupassen.
7 Gesellschaft: Dieses Kapitel befasst sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels. Es analysiert den systematischen Frauenklau, die Veränderung von Familien- und Haushaltsstrukturen, die sich verändernde Sozialstruktur und die Frage nach der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse. Die verschiedenen Aspekte der sozialen Veränderung werden hier umfassend betrachtet.
8 Hat die Politik die Probleme erkannt?: Hier wird die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene bewertet. Die Analyse kritisch hinterfragt die Angemessenheit der politischen Strategien und deren Umsetzung.
Schlüsselwörter
Bevölkerungsentwicklung, Ostdeutschland, demografischer Wandel, Schrumpfung, Alterung, Abwanderung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Politik, Gesellschaft, Zukunftsperspektiven, Handlungsempfehlungen.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung in den neuen Bundesländern
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung in den neuen Bundesländern auf Politik, Arbeitswelt, Infrastruktur und Gesellschaft. Sie analysiert den demografischen Wandel, seine Ursachen und Folgen, sowie die politischen Reaktionen und gesellschaftlichen Anpassungsprozesse.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit fokussiert auf den Bevölkerungsrückgang und die -alterung in Ostdeutschland, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des demografischen Wandels, die politischen Reaktionen darauf, die Herausforderungen für die Arbeitswelt und Infrastruktur sowie die Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Anpassung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in neun Kapitel: Einleitung, Bevölkerungsentwicklung (inkl. Schrumpfung, Alterung, Abwanderung und Zukunftsprognosen), Einflussfaktoren der Bevölkerungsentwicklung (wirtschaftliche und strukturelle Umbrüche, geschlechtsspezifische Abwanderung), Politik (Einfluss auf Parteiendemokratie und föderale Finanzstrukturen), Arbeitswelt (Arbeitskräfteangebot, Humankapitalverlust, sinkende Wirtschaftsleistung), Infrastruktur (technische und soziale Infrastruktur, Stadtentwicklungspolitik), Gesellschaft (Frauenklau, Familienstrukturen, Sozialstrukturveränderung, Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse), die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen und schließlich Perspektiven (Zuwanderung, Handlungsempfehlungen, bürgerschaftliches Engagement).
Wie wird die Bevölkerungsentwicklung analysiert?
Die Analyse der Bevölkerungsentwicklung umfasst die Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung, die selektive Abwanderung, die regionale Verteilung der Bevölkerungsentwicklung und Zukunftsprognosen inklusive räumlicher Auswirkungen. Die Ursachen werden in wirtschaftlichen und strukturellen Umbrüchen sowie im Ungleichgewicht der geschlechtsspezifischen Abwanderung gesehen.
Welche Auswirkungen auf die Politik werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht den Einfluss der Bevölkerungsentwicklung auf die Parteiendemokratie und die föderalen Finanzstrukturen in Ostdeutschland. Es wird analysiert, wie politische Prozesse und Strukturen auf den demografischen Wandel reagieren und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.
Wie werden die Auswirkungen auf die Arbeitswelt beschrieben?
Die Analyse der Arbeitswelt konzentriert sich auf das schrumpfende Arbeitskräfteangebot, den Verlust von Humankapital und die sinkende Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland im Kontext des demografischen Wandels. Die Folgen für die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt werden beleuchtet.
Welche Aspekte der Infrastruktur werden behandelt?
Die Arbeit betrachtet die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die technische und soziale Infrastruktur sowie die Stadtentwicklungspolitik in Ostdeutschland. Der Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und der Notwendigkeit, die Infrastruktur anzupassen, wird analysiert.
Welche gesellschaftlichen Auswirkungen werden untersucht?
Der gesellschaftliche Wandel wird anhand des systematischen Frauenklaus, der Veränderung von Familien- und Haushaltsstrukturen, der sich verändernden Sozialstruktur und der Frage nach der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse analysiert.
Wie wird die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen bewertet?
Die Arbeit bewertet kritisch die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Die Angemessenheit der politischen Strategien und deren Umsetzung wird hinterfragt.
Welche Zukunftsperspektiven werden aufgezeigt?
Die Arbeit skizziert Zukunftsperspektiven, unter anderem die Zuwanderungschancen ostdeutscher Regionen, Handlungsempfehlungen und die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bevölkerungsentwicklung, Ostdeutschland, demografischer Wandel, Schrumpfung, Alterung, Abwanderung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Politik, Gesellschaft, Zukunftsperspektiven, Handlungsempfehlungen.
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- Frederik Böckmann (Author), 2010, Welche Zukunft hat der Osten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163512