Unternimmt man den Versuch, die Geschichte der Alemannen von ihrer ersten umstrittenen Erwähnung bei Cassius Dio, „Antoninus zog gegen die Alemannen, erkaufte aber den Sieg, oder was so aussah, mit Geld.“ , bis zum Jahr 259/260 n. Chr. zu erfassen und zu rekonstruieren, so stellt man innerhalb kurzer Zeit fest, dass man sich hier mit einer Aufgabe betraut hat, die nicht leicht zu bewältigen ist. Ursache, die die Darstellung der alemannischen Geschichte im 3. Jahrhundert n. Chr. erschweren, ist die große Armut an schriftlichen Quellen aus dieser Zeit. Aus diesem Zeitraum kann die Geschichtswissenschaft nur auf sehr wenige schriftliche Überlieferungen zurückgreifen, die allesamt von römischen Historikern verfasst wurden. Die Alemannen selbst überlieferten aus dieser Zeit keine schriftlichen Aufzeichnungen, die einen Einblick in die ihre Geschichte hätten geben können.
Der Geschichtswissenschaft bleibt daher nicht anderes übrig als auf die wenigen Aufzeichnungen der zeitgenössischen römischen Historiker Cassius Dio mit seiner „Römischen Geschichte“ und auf Herodianus mit seinem Werk „Geschichte des Kaisertums nach Marcus“ zurückzugreifen, um etwas über die Geschichte der Alemannen in Erfahrung zu bringen. Diese berichten allerdings nur bis einschließlich der Regierungszeit von Maximinus Thrax. Neben den zeitgenössischen Historikern gibt es darüber hinaus auch viele Erzählungen über die Zeit des 3. Jahrhunderts n. Chr. von nicht zeitgenössischen Geschichtsschreibern, u.a. von Aurelius Victor, von Zosimos, von dem byzantinischen Historiker Johannes Zonaras, aber auch von den Scriptores Historiae Augustae, von denen man Erkenntnisse über die Geschichte der Alemannen gewinnen kann. Allerdings sind diese Nacherzählungen vor allem in Bezug auf den Alemannenname immer kritisch zu betrachten, da ihre Erzählungen über das 3. Jahrhundert n. Chr. erst Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte danach verfasst wurden.
Aufgrund der großen Defizite an schriftlichen Quellen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. liegt noch ein großer Schatten über den historischen Vorgängen und der Geschichte der Alemannen und deren Herkunft. Dennoch ist es der Forschung gelungen, diesen Schatten teilweise zu beseitigen. Wichtigste Hilfswissenschaft ist dabei die Archäologie.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1 Quellenproblematik
- I.2 Definition der Fragestellung
- II. Das Imperium Romanum von 235-259/260 n. Chr.
- II.1 Einordnung in den historischen Kontext: Die römische Reichskrise (235-284 n. Chr.)
- II.2 Der Untergang des obergermanisch-raetischen Limes (233-259/260 n. Chr.)
- II.2.1 Erster großer Einfall unter Alexander Severus und Maximinus Thrax
- II.2.2 Weitere Germaneneinfälle in der Zeit von Gordian III. und Philippus
- II.2.3 Weitere Vernachlässigung der Grenzverteidigung
- II.2.4 Zusammenfassung der Zeit von Gordian III. bis Aemilianus
- II.2.5 Die gemeinsame Regentschaft von Valerianus und seinem Sohn Gallienus
- II.2.6 Kaiser Gallienus im Jahr 260 n. Chr.
- III. Die Alemannen: Herkunft und Ethnogenese
- III.1 Aus Sicht der schriftlichen Quellen
- III.2 Mit Einbeziehung der Archäologie
- IV. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte der Alemannen bis zum Jahr 259/260 n. Chr. und analysiert die Ursachen und Folgen des Untergangs des obergermanisch-rätischen Limes. Sie befasst sich mit der Frage, ob der Limesdurchbruch durch die Alemannen im Jahr 259/260 n. Chr. eine historische Tatsache oder eine Fiktion ist.
- Die Quellenproblematik der alemannischen Geschichte im 3. Jahrhundert n. Chr.
- Die römische Reichskrise und ihre Auswirkungen auf die Grenzverteidigung.
- Die Rolle der Alemannen im Kontext der römischen Reichskrise und des Untergangs des Limes.
- Die Ethnogenese der Alemannen und ihre historische Entwicklung.
- Die Bedeutung der Archäologie für die Rekonstruktion der alemannischen Geschichte.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel befasst sich mit der Quellenproblematik der alemannischen Geschichte im 3. Jahrhundert n. Chr. und stellt fest, dass die Geschichtswissenschaft nur auf wenige schriftliche Quellen aus dieser Zeit zurückgreifen kann.
- Das zweite Kapitel betrachtet die römische Reichskrise (235-284 n. Chr.) und ihre Auswirkungen auf die Grenzverteidigung. Es beleuchtet die Ereignisse am obergermanisch-rätischen Limes und die militärischen Aktionen der römischen Kaiser gegen die Alemannen.
- Kapitel drei analysiert die Herkunft und Ethnogenese der Alemannen, basierend auf schriftlichen Quellen und archäologischen Befunden.
Schlüsselwörter
Alemannen, obergermanisch-raetischer Limes, römische Reichskrise, Ethnogenese, Archäologie, Quellenproblematik, Limesdurchbruch, Germanen, 3. Jahrhundert n. Chr.
- Arbeit zitieren
- Bastian Keller (Autor:in), 2009, Die Alemannen bis zum Jahr 259/260 n. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163087