Wenn zwei Neunzigjährige sich im Altersheim kennen und lieben lernen, ist dies heute allenfalls noch dem Lokalblättchen eine Meldung wert. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung und die große Zahl unternehmungslustiger, ja tatendurstiger Rentner führen langsam zu einem selbstverständlicheren Umgang mit alten Menschen, auch wenn sie ihre »Schrullen« haben mögen. Die Vorstellung, daß alte Leute abgeklärt und ohne eigene Wünsche in ihren Dachzimmern sitzen, entspricht sicherlich nicht den Tatsachen. Derartige Anschauungen sind selbst beträchtlichen Modeschwankungen unterworfen. Zur Zeit Martin Luthers puderten sich die Prostituierten ihr Haar weiß – Greisenhaftigkeit galt damals als anziehend. Schon Kinder wurden wie Erwachsene gekleidet. Heute orientieren sich Großmütter an Teenager-Moden . Dabei hat es noch nie so viele alte Menschen gegeben wie in der Gegenwart. Knapp 16 Prozent der westdeutschen Bevölkerung sind Menschen über 65 Jahre, und dieser Prozentsatz wird in den nächsten Jahren noch ansteigen. Die Hochachtung vor dem Alter scheint in vergangenen Zeiten schon deshalb größer gewesen zu sein, weil der Greis ein selteneres Phänomen war und weil im Durchschnitt auch nur der geistig und körperlich Rüstige ein höheres Lebensalter erreichte. Heute erhält sich – und das ist eine zweifelhafte Folge des medizinischen Fortschritts – auch manche Hinfälligkeit, oft sogar gegen den Willen der Betroffenen. So wird Alter – besonders aus der Sicht der Jugend – nur allzuoft mit Senilität und Rückständigkeit gleichgesetzt, dies um so eher, als die ältere Generation seit dem Zweiten Weltkrieg an einem politischen Schuldkomplex trägt, von dem sich die Jugend frei fühlt. Während die Älteren mit »Vergangenheitsbewältigung« beschäftigt waren, mußte ihre Autorität gegenüber der Jugend natürlich schwinden. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Japan, wo noch vor einem Vierteljahrhundert die Alten besonders verehrt wurden. Heute fühlen sie sich weitgehend überflüssig. Daran ist auch der Aufschwung der Technik schuld – in Fernost wie in Europa oder Nordamerika. Früher wurden handwerkliche Fertigkeiten von einer Generation auf die andere vererbt; und natürlich beherrschte der Alte sie dank langer Erfahrung besser, der Junge hatte von ihm zu lernen. Heute hat jede Generation ihre eigene Technik, die neu erfunden und erlernt wird; was der Alte weiß, ist veraltet.
Vorwort
Wenn zwei Neunzigjährige sich im Altersheim kennen und lieben lernen, ist dies heute allenfalls noch dem Lokalblättchen eine Meldung wert. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung und die große Zahl unternehmungslustiger, ja tatendurstiger Rentner führen langsam zu einem selbstverständlicheren Umgang mit alten Menschen, auch wenn sie ihre »Schrullen« haben mögen. Die Vorstellung, daß alte Leute abgeklärt und ohne eigene Wünsche in ihren Dachzimmern sitzen, entspricht sicherlich nicht den Tatsachen. Derartige Anschauungen sind selbst beträchtlichen Modeschwankungen unterworfen. Zur Zeit Martin Luthers puderten sich die Prostituierten ihr Haar weiß – Greisenhaftigkeit galt damals als anziehend. Schon Kinder wurden wie Erwachsene gekleidet. Heute orientieren sich Großmütter an Teenager-Moden . Dabei hat es noch nie so viele alte Menschen gegeben wie in der Gegenwart. Knapp 16 Prozent der westdeutschen Bevölkerung sind Menschen über 65 Jahre, und dieser Prozentsatz wird in den nächsten Jahren noch ansteigen. Die Hochachtung vor dem Alter scheint in vergangenen Zeiten schon deshalb größer gewesen zu sein, weil der Greis ein selteneres Phänomen war und weil im Durchschnitt auch nur der geistig und körperlich Rüstige ein höheres Lebensalter erreichte. Heute erhält sich – und das ist eine zweifelhafte Folge des medizinischen Fortschritts – auch manche Hinfälligkeit, oft sogar gegen den Willen der Betroffenen. So wird Alter – besonders aus der Sicht der Jugend – nur allzuoft mit Senilität und Rückständigkeit gleichgesetzt, dies um so eher, als die ältere Generation seit dem Zweiten Weltkrieg an einem politischen Schuldkomplex trägt, von dem sich die Jugend frei fühlt. Während die Älteren mit »Vergangenheitsbewältigung« beschäftigt waren, mußte ihre Autorität gegenüber der Jugend natürlich schwinden. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Japan, wo noch vor einem Vierteljahrhundert die Alten besonders verehrt wurden. Heute fühlen sie sich weitgehend überflüssig. Daran ist auch der Aufschwung der Technik schuld – in Fernost wie in Europa oder Nordamerika. Früher wurden handwerkliche Fertigkeiten von einer Generation auf die andere vererbt; und natürlich beherrschte der Alte sie dank langer Erfahrung besser, der Junge hatte von ihm zu lernen. Heute hat jede Generation ihre eigene Technik, die neu erfunden und erlernt wird; was der Alte weiß, ist veraltet. Die Freitodrate unter den Rentnern ist darum mehr als doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung in Deutschland, Japan , USA und ähnlich strukturierten Leistungsgesellschaften. Unsere Zivilisation, die ihren Angehörigen das Altwerden gestattet, hat das Problem, den Alten ein sinnvolles Dasein zu ermöglichen, bisher nicht gelöst. Wir schätzen jeden Menschen nur seiner Brauchbarkeit entsprechend und stehen damit moralisch auf keiner höheren Stufe als einige innerafrikanische Negerstämme oder die Indianer des südamerikanischen Gran Chaco. Wurden Alte oder Kranke dauernd arbeitsunfähig, setzten die zentralafrikanischen Sippen sie in zugigen Waldhütten aus; eine tödliche Erkältung war die erwünschte Folge. Bei den Indianern gehörte es zum guten Ton, den wandernden Clan nicht zu belasten. Also bat der Vater zu gegebener Zeit seinen Sohn, ihn zu töten. Die kulturell rückständigen Ureinwohner Australiens hingegen verehren ihre betagten Stammesgenossen als weise Ratgeber, wie es im Altertum auch Griechen und Römer taten. Doch auch dabei regiert das Prinzip der Brauchbarkeit: Die Alten sind eben die überlegenen Spurendeuter und Werkzeugschnitzer, sie wissen, wie man das Wild beschleicht, sie kennen Mittel gegen Krankheiten und fehlenden Regen, und sie verkörpern die Tradition der Sitten und Bräuche. Bisher leben die australischen »Aborigines« vom Sammeln und Jagen noch einigermaßen problemlos. Die Alten sind keine Belastung wie bei Völkern mit härteren Existenzbedingungen. Für die moderne Leistungsgesellschaft ist es keine Frage mehr, ob sie sich ihre Alten leisten kann. Das Problem der Betagten liegt jedoch darin, daß sie sich nur ausgehalten, vom wirklichen Leben aber ausgeschlossen fühlen. Frauen finden eher noch eine Aufgabe als Männer. Eine hilfreiche Großmutter wird in jeder Familie gern gesehen, oft ausgenutzt, aber doch wenigstens gebraucht. Die Einsamkeit des Alleinstehenden, der als Rentner nur noch auf seinen Tod wartet, ist jedoch weniger eine Folge mangelnder Altenfürsorge als eines zu geringen Bildungsangebots. Jetzt könnte er sich endlich als freier Mensch fühlen! Aber wer seit der Volksschule nichts mehr gelernt hat, wer als Parkwächter oder Hilfsarbeiter pensioniert wird, der sieht zu wenige Möglichkeiten für eine sinnvolle Beschäftigung oder zum Genuß der Muße. Er hat auch verlernt, wie man lernt; sein Hirn verkümmert wie ein nicht benutzter Arm. Oft wird Hoffnungslosigkeit durch die falsche Vorstellung motiviert, das alternde Gehirn sei gar nicht mehr aufnahmefähig. Zwar bilden sich die Hirnzellen tatsächlich bei zunehmendem Alter langsam zurück. Doch nimmt jeder Mensch noch Hunderte von Millionen Hirnzellen sozusagen »unbelichtet« mit ins Grab. Es blieben ihm also immer noch genügend viele verfügbar, wenn er sie nur benutzen wollte! Außerdem steht die Rückbildung aller anderen Körperfähigkeiten genauso wenig außer Zweifel, ohne daß man ähnlich pessimistische Folgerungen daraus zöge wie in bezug auf das Gehirn. Die Augenlinse verliert ihre höchste Biegsamkeit bereits nach dem zwölften Lebensjahr. Der Gedankenfluß des älteren Menschen ist gebremst. Eine Intelligenzminderung ist damit nicht verbunden. Dafür schöpft der Ältere aus größerer Erfahrung und verfügt über mehr Routine als der Jüngere. Der britische Philosoph Bertrand Russell nahm noch mit 97 Jahren zum politischen Tagesgeschehen Stellung, während Leute mit 65 erklären, sie verstünden nun die Welt nicht mehr. Igor Strawinski komponierte noch mit 87, der Physiker Albert Einstein vermochte auch mit 76 noch anhaltend zu arbeiten. Geistige Regsamkeit braucht sich nicht ausschließlich in großen Werken zu äußern. Wir haben genug Beispiele für aktive ältere Mitbürger in unserer täglichen Umwelt. Wer vielseitig interessiert und geistig aufnahmewillig ist, der ist auch aufnahmefähig. Wer wach am Leben teilnimmt, wirkt zudem viel jünger. So wundert es nicht, wenn die Statistik feststellt, daß Verheiratete länger leben als Junggesellen. Ihre seelische Lage ist ausgeglichener. Unter den Alleinstehenden finden sich mehr Trinker als unter den Eheleuten, neigen mehr Menschen zu Unfällen, ist die Freitodrate höher. Ein weiteres Mittel zur Verlängerung des Lebens ist Arbeit. Arbeit erhält beweglich. Was die Statistik sagt, gibt über Tendenzen Aufschluß. Ob die Aussichten des Einzelnen dem Durchschnitt entsprechen, bleibt offen. Die Medizin kann sagen, was man tun soll, um sich möglichst gesund zu halten. Ob man es dann bleibt, ist erbbedingtes Schicksal und Zufall. So gibt es keinen Mangel an Patentrezepten zum Altern. Der Jungbrunnen ist ein uralter Wunschtraum der Menschheit. Aus Wunschträumen ließ sich schon immer Kapital schlagen.
1. Führen Sie eine Selbsteinschätzung ihres Alters durch und beschreiben Sie dabei , was Sie im Vergleich zu anderen , etwa Gleichaltrigen , jung und alt erscheinen läßt .
Wie kann man das Alter eines Menschen bestimmen? Die spontane Antwort darauf wird wohl sein: dumme Frage! Man schaut nach dem Geburtsdatum und weiß damit, wie alt jemand ist. Diese Antwort ist jedoch nur ein Stück weit richtig. Denn Alter ist nicht gleich Alter, und jeder altert auf seine Art und Weise. Mit Gewißheit sehen nicht alle Mitschüler gleich alt aus. Daher unterscheidet man in den Sozialwissenschaften verschiedene Arten von Alter und Altern:
Das kalendarische Alter
Diese Art der Altersbestimmung ist die gängigste bei uns. »Ich bin achtzehn Jahre alt«. Damit ist eine Altersbestimmung eindeutig: Alle am gleichen Tag Geborenen sind gleich alt, alle im gleichen Jahr Geborenen sind im gleichen Jahrgang (»die Achtzehnjährigen«), alle innerhalb bestimmter Altersgrenzen gehören zu einer bestimmten Altersgruppe (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren). Mit dieser Art von Altersbestimmung zählt nicht, ob jemand auch »reif« ist für sein Alter, ob die seinem Alter entsprechenden körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickelt sind. Man geht eben davon aus, daß mit dem Erreichen eines bestimmten Kalenderalters automatisch eine gewisse Reife erworben wird . Das Erreichen eines bestimmten kalendarischen Alters hat Konsequenzen in der sozialen Umgebung: Man erwirbt Freiheiten, Rechte und Pflichten, von einem Menschen wird ein dem Alter entsprechendes Verhalten erwartet (siehe »soziales Alter«).
Beispiel: Zum Schuleintritt muß man mindestens sechs Jahre alt sein, bis achtzehn Jahre ist man schulpflichtig, ab achtzehn Jahre wehrpflichtig usw. .. Kindliches Verhalten ist beim 10jährigen selbstverständlich, beim 16jährigen dagegen wird es als »kindisch« bezeichnet.
In manchen Berufen (z. B. öffentlicher Dienst) findet man in ähnlicher Form eine Altersberechnung: das Dienstalter. Man ist eine bestimmte Anzahl von Jahren im Dienst, und dies wirkt sich in Bezahlung und Beförderung aus. So wird man z. B. altersbedingt befördert, egal ob man mehr oder weniger gearbeitet hat, ob gut oder schlecht.
Das soziale/soziologische Alter
Die Erwartung der sozialen Umgebung (Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn,
gesamte Gesellschaft) beeinflussen unser Verhalten. Soziales Alter bedeutet nun: Ab einem bestimmten Alter darf/muß man dies oder jenes tun, was von der sozialen Umgebung erwartet wird. Die soziale Umgebung gibt Rechte und fordert Pflichten, in Abhängigkeit von dem Erreichen eines bestimmten Alters. Bei uns ist eine Unterteilung in folgende vier Altersgruppen üblich: Kind, Jugendlicher, Erwachsener, alter Mensch. (Dies ist auch eine soziologische Einteilung, denn häufig wird in der Soziologie diese Einteilung als Unterscheidungsmerkmal zwischen verschiedenen Gruppen verwendet.) Mit jedem dieser sozialen Altersstufen sind typische Erwartungen verbunden, und so wurde beim vorangehenden Beispiel aus dem kindlichen Verhalten (= typisch für Kind) ein kindisches Verhalten (= untypisch für Jugendlichen). In vielen einfachen Gesellschaften, in denen man mitunter das kalendarische Alter des Einzelnen nicht genau registriert, zählt nur die Einteilung in soziale Altersstufen. Bei uns dagegen hängt das soziale Alter sehr eng zusammen mit dem kalendarischen Alter, z.B. beim alten Menschen: Der Renteneintritt hängt vom Kalenderjahr ab, mit dem Renteneintritt sind soziale Folgen verbunden: Ab jetzt wird man als alt angesehen. Da vom alten Menschen ein anderes Verhalten erwartet wird als vom jungen, ändert der Betroffene sein Verhalten entsprechend. Bestimmte Verhaltensweisen werden jetzt öfter gezeigt, andere werden völlig gelassen. Der Betroffene übernimmt die Altenrolle . Es gibt jedoch Grenzbereiche, in denen sich soziales Alter und kalendarisches Alter nicht exakt decken: Man kann früher oder später in Rente gehen, man kann als gerade erwachsen gewordener (20 Jahre) noch nach dem Jugendstrafrecht beurteilt werden u.a.
Das biologische Alter
Nach dem biologischen Alter schätzen wir jemanden ein, wenn wir sein Kalenderalter nicht kennen und dennoch sein Alter bestimmten möchten: »Er sieht aus wie ein Sechzigjähriger, also wird er wohl um die 60 sein«. Wir geben unser Urteil auf Grund äußerer Merkmale, auf Grund biologisch-physiologischer Anzeichen: die Art der Haare, Falten, die Art des Ganges... Der Körper altert, die Körperzellen altern, diese Altersprozesse zeigen sich nach außen in Aussehen, Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Verhalten und Einstellung. In Kindheit und Jugend bedeutet Altern Wachstum und Reife (z.B. Geschlechtsreife), im Erwachsenenalter bedeutet es ab einem bestimmten Zeitpunkt Abbau. Dem biologischen Alterungsprozeß ist der Mensch während seines ganzen Lebens unterworfen. Er kann in seiner Geschwindigkeit sehr unterschiedlich sein, ist aber kein unbeeinflußbares Schicksal.
Verschiedene Anzeichen des Alterns:
- der Verlust von (nicht mehr ersetzbaren) Nervenzellen kann zu einem Leistungsabbau des Gehirns führen
- der Rückgang der Muskelmasse wird von einer Zunahme des Fettgewebes begleitet
- ab 40 Jahren läßt die Fähigkeit des Organismus nach, Kalzium aus der Nahrung zum Aufbau der Knochen zu verwerten
- die Kapazität von Lunge und Herz nimmt zwischen dem 25. und 85. Lebensjahr bis zu 50% ab die Immunleistung nimmt im Laufe des Lebens ebenfalls ab und die Produktion von roten und weißen Blutkörperchen geht zurück
- die Fähigkeit hohe Töne zu hören nimmt ebenfalls mit zunehmendem Alter ab
- die obersten noch wahrgenommenen Frequenzen sinken von 20 000 Hz auf 8 000 bis 10 000 Hz
- die Fähigkeit der Linse des Auges, ein Objekt in der Nähe zu fokussieren, nimmt infolge verminderter Verformbarkeit ab
- die Nierenfunktion nimmt ab dem 40. Altersjahr pro Jahr um 1% ab
Dadurch , daß alte Menschen zumeist langsamer reagieren können und ihre Wahrnehmungsfähigkeit nachläßt , sind sie auch besonders im Straßenverkehr gefährdet . Die Unabwendbarkeit des Alterungsprozesses wirkt für viele Menschen angsterregend , insbesondere in einer Art , in der die jugendliche Gestalt als ideal angesehen wird .
Beispiel: Mit zunehmendem Erwachsenenalter ändert sich das Aussehen (Faltenbildung,
Haarausfall, härtere Haut), es treten körperliche Abnutzungserscheinungen auf (Athrose,
Magengeschwür), geistige Fähigkeiten wie Intelligenz und Gedächtnis ändern sich, man
wird ruhiger und langsamer, die politische Einstellung wird konservativer, man spricht
häufig von »früher« usw.
Das psychologische Alter
»Man ist so alt wie man sich fühlt« drückt die psychologische Altersbestimmung aus. Auf
Grund der Selbstbeobachtung ordnet man sich einem bestimmten Alter zu. Die Bestimmung des psychologischen Alters kann dabei losgelöst vom kalendarischen oder sozialen oder biologischen Alter geschehen. Man kann sich also jung fühlen trotz grauer Haare. In der Regel wird man sich jedoch entsprechend der sonstigen Altersbestimmungen selbst einschätzen.
Beispiel: Selbst wenn man sich voll arbeitsfähig fühlt, wird man in der Regel ab einem bestimmten kalendarischen Alter in Rente geschickt. Dies ist für viele ein Schock: »So alt bin ich also schon«. Diese psychologische Altersbewertung führt dann zum Feststellen biologischer Anzeichen: Haarausfall, auftretende Müdigkeit und Lustlosigkeit, Krankheitsanfälligkeit. Zudem wird die soziale Bewertung übernommen: Man fragt sich, wozu man jetzt noch gut ist.
Zusammenfassung
Man kann ein kalendarisches, ein soziales, ein biologisches und ein psychologisches Alter bestimmen. Der Altersprozeß läuft auf jeder dieser vier Ebenen ab, wobei wohl nur das kalendarische Alter unabhängig von den anderen ist. Ansonsten werden biologisches, soziales und psychologisches Alter voneinander beeinflußt und beeinflussen sich gegenseitig.
Wenn man an sich noch keine biologischen Altersanzeichen feststellt und sich psychologisch auch noch fit fühlt, bedeutet die soziale Altersbewertung »Pensionierung« noch lange nicht das Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. Denn man wird sich dann eben neue Arbeitsfelder suchen (z.B. mithelfen bei den Kindern). Findet man solche neuen Arbeitsfelder nicht, hat dies Auswirkungen auf psychologisches und biologisches Altern: Man wird sich sagen, daß man doch alt ist. Und sofort wird man dann auch am Körper sein Alter spüren.
Ich bin jetzt 19 Jahre alt , kalendarisch gesehen . Vor 3 Jahren beendete ich die Schule mit einem Realschulabschluß . Mein größter Berufswunsch war es schon immer , das ich einen Beruf ergreifen kann in dem ich mich um hilfsbedürftige Menschen kümmere . Aus diesem Grunde wollte ich Kinderkrankenschwester werden . Ich mußte aber einsehen , daß nicht mehr so viele Kinder geboren werden und somit dieser Beruf wenig Zukunft haben wird . Daran anschließend entschied ich mich eine Ausbildung zur Krankenschwester zu absolvieren , eine Zugangs-voraussetzung für die Ausbildung war aber das kalendarische Alter von 17 Jahren . Diese Voraussetzung konnte ich leider noch nicht erfüllen und so besuchte ich eine Berufsfachschule „Sozialpflege “ . Diese Zusatzausbildung dauerte insgesamt ein Jahr inklusive eines Praktikums . Dieses absolvierte ich im Sangerhäuser Krankenhaus . In diesem Praktikum wurde ich zum ersten Mal richtig mit alten und kranken Mitmenschen konfrontiert und ich stellt fest , das der alte Mensch durchaus noch leistungsfähig und aktiv seinen kann . Nach dieser Zusatzausbildung absolvierte ich ein freiwilliges soziales Jahr in dem Allstedter Altenpflegeheim . Am Anfang des sozialen Jahres hatte ich ein wenig bedenken , ob ich es schaffen mit alten Mitmenschen richtig und für sie zufriedenstellend umzugehen . Ich wußte nicht , was mich so im einzelnen genau erwarten würde . Aber es wendete sich alles zum guten und mir viel der Abschied sehr schwer . Und so kam es das ich mich über eine Zeitungsannonce für den Beruf des Altenpflegers interessierte und bewarb . Auf die Fragestellung was macht mich jung , was macht mich alt zu anderen Gleichaltrigen kann man folgendes feststellen .
Im Vergleich zu anderen , 19-jährigen , macht es mich jung das ich noch keine eigene Familie gegründet habe um die ich mich kümmern muß und somit auch entsprechend Verantwortung trage . Ich kann mich voll und ganz auf meine Ausbildung konzentrieren und im Grunde unbeschwert mein Leben genießen . Auch der Faktor der Kleidung und Frisur macht mich jung im Vergleich zu anderen . Meine Kleidung wähle ich so aus , das sie zu meinem Typ und meiner Einstellung paßt . So stelle ich sie so zusammen , das sie mich jung erscheinen läßt und ich nicht in die Gruppe der
30-jährigen eingeordnet werde . Meine jugendliche Unbekümmertheit macht mich ebenfalls
jung . Alt macht mich z.B. die Tatsache das ich in meinem Alter nicht mehr zur Disco oder in den Jugendclub gehe , was ich vor ca. 3 Jahren noch aktiv tat . Ich habe festgestellt ,das sich mit zunehmendem Alter die Interessen deutlich verändern und es wichtigeres gibt als in die Disco zu gehen . Auch durch das Praktikum und meine jetzige Ausbildung bin ich selbstbewußter und aufgeschlossener geworden . Ich war früher sehr zurückhaltend . Wie mich andere einschätzen würde ich sagen , die anderen sehen mich von ihrem Standpunkt aus ganz anders . Andere Menschen besitzen andere Wertvorstellung und Ideale bzw. Wertvorstellungen von einem anderen Menschen ihrer Altersgruppe . Aus Gesprächen mit meiner Freundin konnte ich erfahren , das sie mich als relativ alt einschätzt . Zur Begründung nannte sie als einen Punkt , mein mangelndes Interesse an Disco , Jugendclub , Kneipe usw. , kurz alle Interessen der heutigen Jugend . Auch die Tatsache das ich mich sehr wenig bzw. sehr dezent schminke ist ein Punkt der mich in ihren Augen alt aussehen läßt .
2. Arbeiten Sie Besonderheiten des älteren Menschen aus ihrer Sicht heraus und stellen sich zugleich die Frage , was den alten Menschen alt und jung erscheinen läßt .
In unserer Industriegesellschaft sind die meisten alten Leute isoliert, ohne Funktion. Das Rentengesetz bestimmt, wann wir aus dem Berufsleben ausscheiden. Andererseits steigt durch den Fortschritt der Medizin unsere Lebenserwartung. Versorgungs- und Versicherungsleistungen sichern die materielle Existenz, aber alte Menschen brauchen geeigneten Wohnraum, brauchen Kontakte, und das zu ermöglichen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Architekten und
Stadtplaner. In der Bundesrepublik Deutschland leben nur 5% der Alten in einer
,,geschlossenen Altenpflege “, da sie so lange wie möglich in gewohnter Umgebung bleiben und selbständig wirtschaften möchten. Hier helfen die Wohlfahrtsverbände der Kirchen oder des Roten Kreuzes, leisten ,,offene Hilfe“ und sorgen für die zur Existenz so wichtigen Kontakte.
Als Voraussetzung für eine optimale Selbständigkeit im Alter empfiehlt sich körperliche Betätigung und Sport ebenso , sich früh Interessen zuzuwenden, die den späteren Lebensabend ausfüllen können. Vor allem muß der alten Menschen endlich einen sinnvollen Platz in unserer auf
Leistung und Dynamik der Jugend setzenden Gesellschaft finden . Krankheit und Hilfsbedürftigkeit sind nicht für das Alter typisch. Dennoch gibt es Krankheiten, die im Alter häufiger vorkommen als in jungen und mittleren Jahren. Auch innerhalb der höheren Altersgruppe nehmen Krankheiten und Behinderungen mit zunehmendem Alter zu. Für das Alter typisch ist die "Multimorbidität – das Nebeneinander verschiedener Krankheiten. Psychische Veränderungen und Erkrankungen sind im Alter im Zunehmen begriffen und zum Problem geworden. Eine Vielfalt von Ursachen lösen im Alter leicht Verwirrtheit aus, die der Krisenintervention bedarf. Da der alte Mensch jedoch „nicht selten rehabilitierbar ist", bedarf dies "nicht gleich und stets der dauernden Institutionalisierung “. Psychisch kranke alte Menschen leiden wesentlich häufiger als andere alte Menschen auch an körperlichen Leiden; umgekehrt sind körperliche Leiden ein Risikofaktor für psychische Leiden. Sozialkontakte im Alter werden besonders wichtig. Ein höheres Wohlbefinden und größere Zufriedenheit geht mit einem größeren Ausmaß an Sozialkontakten in den verschiedenen sozialen Rollen einher, wobei außerfamiliäre Rollen für viele Menschen im Alter eine größere Bedeutung haben als Eltern-Kind-Rollen. Es gilt also: Die Interaktion mit Freunden und Bekannten ist bei Großeltern stärker mit Lebenszufriedenheit verbunden als die Interaktion mit ihren inzwischen herangewachsenen Enkelkindern, deren Welt doch manchmal eine ganz andere ist. Innere Nähe bei äußerer Distanz oder auch Intimität auf Abstand geht für die Mehrheit der Betagten eher mit höherer Lebensqualität im Alter einher als das Zusammenwohnen in einem Mehrgenerationenhaushalt. Ein hohes Ausmaß an familiären Kontakten muß nicht notwendigerweise eine höhere Qualität bedeuten. "
Jeder von uns wünscht sich ein lebendiges, selbstschöpferisches, erfülltes Alter und ist sich doch dabei bewußt, daß wir letztendlich nicht allein darüber entscheiden können, wie sich unsere letzte Lebensphase gestalten wird. Altern bedeutet nicht nur, auf dem bisher Erlebten aufzubauen und Erworbenes weiterzuführen, mit Gelassenheit zurückzublicken oder es zurückzulassen, sondern auch das Annehmen von Kräfteabbau und Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit. Erfülltes Altern kann auch bedeuten: fähig werden, mit Einschränkungen zu leben. Auch wenn die Bedingungen für unseren letzten Lebensabschnitt nicht völlig vorprogrammierbar sind, können wir doch durch frühzeitige Auseinandersetzung mit dem möglichen Altersprozeß Entwicklungen steuern, die Vereinsamung und Rückzug verhindern und oft eine Fortsetzung des bisheri gen Lebensstils ermöglichen, wenn auch meist in reduziertem Rahmen. Zu den wichtigsten Vorbereitungen für das Alter gehört das bewußte Erleben des "Jetzt und Heute", das Erkennen, daß die Grundlagen für das spätere Altern schon viel früher, aber spätestens heute gelegt werden müssen. Dies erfordert ein verantwortliches Umgehen mit der eigenen Gesundheit schon in jüngeren Jahren, das Erhalten von Freiräumen neben den beruflichen Anforderungen, den Aufbau von menschlichen Beziehungen, solange wir "mitten im Leben stehen", die Annahme des Ich ; auch als Loslassen vom "Haben" und die Zuwendung zu Formen des "Seins" werden zunehmend
wichtig . Jeder hat eine andere Einstellung zum Alter . Einer sagt von sich aus z.B. „Ich bin zwar schon fünfundvierzig , fühle mich aber immer noch wie mit dreißig “ oder „Er ist zwar schon über siebzig aber schaut aus wie ein fünfzigjähriger “. So steht jeder zu seinem Alter . Es kommt auch auf das Äußere eines jeden einzelnen an , z.B. wie er sich kleidet . Wenn der alte Mensch sehr dunkle Kleidung trägt , macht ihn das traurig und sehr alt . Im Vergleich wenn er sich hellere Kleidung anzieht wirkt das auf den Menschen sehr freundlich und er sieht jünger aus .Einige alte Menschen im Pflegeheim haben von sich selber eine negative Einstellung zu ihrem Alter . Sie fühlen sich nutzlos bzw. von der Familie ausgegrenzt . Dadurch kommen sie in eine gewisse Isolation und Depression. Der alte Mensch der noch aktiv im gesellschaftlichen Leben steht wird von sich selber ein ganz anders positives Selbstbild haben als ein stark pflegebedürfiger Mensch in einer Pflegeeinrichtung . Der eine ist unabhängig und selbständig und der andere befindet sich in einer gewissen Abhängigkeitssituation . Der Mensch allgemein verhält sich meist so wie es die Gesellschaft , also die Umwelt , von ihm erwartet . D.h. ein 80 - jähriger Mensch wird , mit einigen Ausnahmen , sicherlich nicht mehr in die Disco gehen , denn die Gesellschaft sieht das als ein nicht altersgerechtes Verhalten an . Der 80 - jährige fühlt sich aber noch nicht wie 80 und möchte auch gern mit seinen Enkelkindern aktiv sein . Wenn er mit ihnen in die Disco geht , dann ist das für ihn ein Ausdruck der „jugendlichen Unbekümmertheit “. Diese Einstellung wird aber leider von der Gesellschaft nicht so gesehen . Die Ausübung von jugendlichen Aktivitäten im Alter halten eine alten Mensch jung . Warum kann denn nicht auch der alte Mensch zur Disco oder auf den Jahrmarkt gehen und sich dort vergnügen , wenn es ihm Spaß macht und es dadurch zu mehr Lebensfreude kommt . Einige alte Menschen die aus der negativen Vorstellung zum Verhalten der alten Menschen ausbrechen nutzen z.B. sehr intensiv das Internet . Das weltumspannende Computernetzwerk Internet ist längst nicht mehr nur Tummelplatz von Studenten oder Unternehmen – auch ältere Menschen katapultieren sich immer öfter per Mausklick ins größte Datennetz der Welt. In ganz Deutschland bilden sich derzeit „ Senioren ans Netz “ - Gruppen. Das Netz der Netze hält für ältere Menschen inzwischen ein beachtliches Angebot parat: Von Diskussionsforen und Kochrezepten über die Bettenbörse in Behinderten- und Seniorenstiften bis hin zu Informationen über Reisen, Mode oder Haushaltshilfen findet sich so ziemlich alles. Sogar das Seniorenstudium per Internet wird online offeriert. Auf ihren eigenen Seiten im Web präsentieren Rentner der übrigen Web - Gemeinde die eigenen Hobbys oder werben für den Chor, in dem sie seit langem Mitglied sind. Vor allem Menschen auf dem Land oder Gehbehinderte nutzen das Internet inzwischen auch, um lästige Alltagspflichten wie das Bezahlen von Rechnungen zu erledigen . Auch die sportlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten halten eine alten Menschen jung , denn man ist immer so alt wie man sich fühlt . Mäßiges, aber regelmäßiges Training nach ärztlicher Überwachung hilft nicht nur, beweglich und damit selbständig zu bleiben, sondern man stabilisiert damit auch den Kreislauf und die Atmung sowie Stoffwechsel und Durchblutung. Sport in Maßen schadet einem gesunden Menschen in keinem Alter und kann kleinere "Gebrechen" lindern helfen. Es müssen ja nicht gleich Hochleistungen sein. Schwimmen, Wandern, Laufen, Kegeln, Radfahren und Federball sind einige Beispiele für Sportarten, die man auch im Alter sehr gut durchführen kann. In den Abteilungen für Seniorensport, die inzwischen viele Sportvereine, Altenclubs, Gemeinden und Wohlfahrtsverbände eingerichtet haben, kann man unter sachgemäßer Leitung trainieren und außerdem Gleichgesinnte kennenlernen. Beim Sport trefft man sicherlich auch nette Leute, mit denen man vielleicht noch andere Dinge planen und durchführen können. Gemeinsam geht vieles leichter – das gilt auch für Sport und Gymnastik. Sport hält jung und körperlich sowie geistig fit .
3. Wie stellt die Gesellschaft den älteren Menschen dar ? Können Sie sich mit dieser Bewertung des älteren Menschen einverstanden erklären , warum „ja“, warum „nein “ .
Seit den späten 60er Jahren ist die Jugendlichkeit wie nie zuvor zum Maß aller Dinge, zu einem der höchsten gesellschaftlichen Werte überhaupt aufgestiegen. Alles was erstrebenswert ist, orientiert sich an dem, was schön angenehm, erfolgreich und gesund ist oder kurz ausgedrückt an der Jugend. Alter hingegen steht für das Unerwünschte schlechthin .In den USA wurden 1992 eine Millionen Schönheitsoperationen durchgeführt. Es gibt Anzeichen dafür, daß das Bild des Alters in den letzten 10 Jahren wieder positivere Konturen gewonnen hat. Doch das durch die Medien verbreitete Bild weicht von der Norm ab. In Zeitungsartikeln und Fernsehfilmen kommen alte Menschen im Vergleich zu jüngeren selten vor. Laut der Berliner Sozialwissenschaftlerin Eva Maria Bosch trägt dieses unvollständige und unauthentische Bild in den Medien, zur Verstärkung der Passivität älterer Menschen bei. Die älteren Menschen vergleichen sich mit diesen unerreichbaren Vorbildern und trauen sich so kaum mehr etwas zu. So besteht auch in der Öffentlichkeit meist das Vorurteil, daß es sich beim Altern um vermeintlich unabwendbare Veränderungen handelt. Dabei wird individuellen Unterschieden im Alterungsprozeß kaum Raum gelassen. Die Allgemeinheit sieht den älteren Menschen als vereinsamte, abhängige, isolierte und hilfsbedürftige Person. Neben dem Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit wird auch eine Abnahme der kognitiven Fähigkeiten unterstellt. Die an eine biologische Veränderung gebundene konkrete Verhaltensweise wird auf die gesamte Person und deren soziales Handeln übertragen. Wenn z. B. ein älterer Mensch einen langsamen Gang hat, wird ihm Inaktivität unterstellt. Immer seltener fallen positive Vorstellungen ein, die damit zu tun haben, daß Altwerden etwas Erstrebenswertes sein kann, weil es mit Weisheit, Ruhe oder Erfahrung zu tun hat. Dieses Bild, das andere von älteren Menschen haben, kann man als Fremdbild des älteren Menschen bezeichnen.
Die Gesellschaft stellt den älteren Menschen so dar, das der alte Mensch aufgrund des Alterungsprozesses abgeschoben wird und in der heutigen Gesellschaft keine Verwendung mehr findet . Seine Lebenserfahrung erweist sich unter den heutigen Bedingungen unserer schnellebigen Zeit zumindest vordergründig als untauglich und „veraltet “ um von den nachwachsenden Generationen noch als brauchbarer Erfahrungsschatz angesehen zu werden . Die Folge dieses Funktionsverlustes sind eine erhebliche Begrenzung des Verhaltensspielraumes , ein Zwang zur Inaktivität und das Gefühl der Überflüssigkeit .
Mit der negativen Haltung der Gesellschaft zum Alter und mit der Ausgrenzung der älteren Mitmenschen erkläre ich mich nicht einverstanden , aus den folgenden Punkten .
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat kürzlich in Berlin gemeinsam mit Wissenschaftlern die Ergebnisse einer weltweit einmaligen Altersstudie vorgestellt. Diese Studie ist eine der führenden Forschungsarbeiten zur Situation hochbetagter Menschen
(70 Jahre und älter). Unter dem Titel "Die Berliner Altersstudie" fördert die Bundesregierung seit 1989 dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt. Die Altersstudie untersucht erstmals die Lebenssituation der Hochbetagten aus der Sicht verschiedener Disziplinen wie Medizin, Geriatrie, Psychiatrie, Psychologie und Soziologie. Diese Erkenntnisse sind für eine aktive Seniorenpolitik von erheblicher Bedeutung. Sie sind wichtig, weil die Zunahme der Hochbetagten die eigentliche demographische Revolution darstellt. Mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland wird älter als 70 Jahre. Die Ergebnisse der Berliner Altersstudie geben Anlaß zu Optimismus. Es hat sich
z. B. die Annahme als falsch erwiesen, daß das hohe Alter eine insgesamt problematische und negativ zu bewertende Lebensphase sei. Vielmehr belegt eine Fülle von Befunden positive Aspekte des Alters. So fühlen sich Menschen über 70 Jahre nicht nur überwiegend selbständig, sie sind es auch tatsächlich: 90 Prozent leben in Privathaushalten. 75 Prozent der in Privathaushalten lebenden alten Menschen benötigen keine regelmäßige Hilfe von außerhalb. 90 Prozent sind nicht pflegebedürftig. Im Gegensatz zu landläufigen Vorstellungen leben auch Hochbetagte aktiv in der Gegenwart. Über 60 Prozent setzen sich mit aktuellen und zukunftsbezogenen Fragen auseinander, und zwar sowohl in privaten als auch in außerhäuslichen Belangen. Immerhin sind 40 Prozent Mitglied eines Vereins, 11 Prozent üben ehrenamtliche Tätigkeiten aus, 13 Prozent nehmen an Weiterbildungsaktivitäten teil. Insgesamt sind ältere Menschen nicht häufiger depressiv und nicht weniger mit ihrem Leben zufrieden als jüngere Erwachsene. Nur 9 Prozent zeigen depressive Symptome. Alte Menschen, insbesondere Frauen, leisten bis ins hohe Alter hinein Hilfe füreinander und für nachfolgende Generationen. Etwa 40 Prozent der alten Menschen geben nicht nur immaterielle, sondern auch materielle Hilfen. Sie transferieren jährlich rund 10.000 Mark an die Kinder und Kindeskinder. Die Berliner Altersstudie liefert auf der anderen Seite auch Belege für ein zweites Gesicht des hohen Alters: Die Unausweichlichkeit des körperlichen und geistigen Abbaus, die Zunahme chronischer Leiden mit höherem Alter und die vielfältigen Folgen von körperlichen und geistigen Einschränkungen für eine aktive und selbständige Lebensführung sind insbesondere ab dem 80. Lebensjahr zu beobachten. Hinzu kommt das Problem der Demenz: Wenn man 90 Jahre und älter wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, an Altersdemenz zu erkranken, auf 50 Prozent und darüber.
Nach einer 1986 abgeschlossenen Untersuchung sind in Baden-Württemberg ca. 27% aller im sozialen Bereich ehrenamtlich Tätigen über 60 Jahre alt. Dabei dient ihre Tätigkeit v.a. ihrer eigenen Generation (»Alte helfen Alten«): Besuchsdienste und Hilfe in der Freizeitgestaltung, Hilfe in Haushalt und Wohnung. Außerhalb des Bereiches der sozialen Betreuung gibt es ebenfalls Beschäftigungsmöglichkeiten für aktive »Senioren«, so z.B. Der »Senior-Experten-Service«: Er entsendet sogenannte Senior-Experten in Klein- und Mittelbetriebe von Entwicklungsländern, die dort Hilfe zur Selbsthilfe geben. Auch im Bereich der ehemaligen DDR werden pensionierte Experten beim Aufbau von Betrieben eingesetzt. Gründungshelfer: Ehemalige Unternehmer und Wirtschaftsführer beraten junge Unternehmer bei Firmengründung und in der Aufbauphase.
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- Peter Schön (Author), 2002, Soziologie - Die Grundlagen und Entwicklungsformen auf die Generationen bezogen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163067
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