Die umstrittene Frage nach dem Ursprung der neuhochdeutschen Schriftsprache beschäftigt die Germanisten seit vielen Jahren. Über die Entstehung des Neuhochdeutschen wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Theorien aufgestellt.
Besonders interessant erscheinen in diesem Zusammenhang die völlig konträren Entstehungstheorien von Konrad Burdach und Theodor Frings.
Burdachs Theorie, in der dieser sich vor allem auf die deutschen Kanzleien beruft, galt über längere Zeit unanfechtbar. Widerlegt wurde sie erstmals von Theodor Frings, welcher der Theorie Burdachs eine völlig andere Betrachtungsweise entgegenstellte.
Theodor Frings wurde 1886 als Sohn eines Buchbinders in Dülken bei Krefeld geboren. Er promovierte 1911 in Marburg und habilitierte 1915 an der Universität in Bonn. Ab 1927 war er als Professor für Germanistik an der Universität Leipzig angestellt. Zu seinen Verdiensten gehört unter anderem der Entwurf eines komplett neuen Bildes vom Werdegang der neuhoch-deutschen Schriftsprache. „Zu einer von Frings’ Grundkonzeptionen gehört die Auffassung, daß Sprachgeschichte Menschheitsgeschichte im tiefsten Sinne des Wortes sei.“ Seine dialektgeographischen Untersuchungen zeigen deutlich, dass charakterisierende Eigenschaften der modernen deutschen Schriftsprache Gemeinsamkeiten mit der Meißner Mundart aufweisen. Der Ursprung der Schriftsprache liege demzufolge nicht in der Schriftlichkeit, sondern fundiere vielmehr auf mündlicher Ebene. Frings’ Theorie wurde in den Jahren nach ihrer Veröffentlichung stark kritisiert, doch leistet sie in der komplexen Frage nach dem Ursprung der neuhochdeutschen Schriftsprache einen unumstößlich wichtigen Beitrag, auf den man sich in den Folgejahren noch häufig berief.
Die folgenden Darstellungen dienen dazu, die wichtigsten Punkte von Frings’ Theorie sowie seine dialektgeographische Beweisführung aufzuzeigen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der kritischen Betrachtung seiner Thesen und deren Gegenüberstellungen zu neueren Forschungsansätzen. Wir konzentrieren uns diesbezüglich auf die Arbeiten von Werner Besch und Mirra Guchmann, da jenen anhand der gegen Frings geäußerten Kritikpunkte interessante Gegenentwürfe zu dessen Theorie gelungen sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Meißner Deutsch als mögliche Grundlage der neuhoch- deutschen Schriftsprache
2.1. Zur Bedeutung der ostmitteldeutschen Besiedlungsgeschichte
2.2. Die Entstehung der kolonialen Ausgleichssprache
2.3. Die Entstehung einer Geschäfts- und Verkehrssprache
2.4. Die Bedeutung Luthers
2.5. Zwischenfazit
3 Kritik der neueren Forschung
4 Neuere Forschungsansätze
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Susann Schrödter (Author), 2010, Sprachliche Entwicklungen im ostmitteldeutschen Raum als mögliche Grundlage der neuhochdeutschen Schriftsprache , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162723
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