„Ostrakismos, im alten Athen das auf Kleisthenes zurückgeführte Scherbengericht; eine Volksabstimmung, bei der jeder Teilnehmer den Namen eines zu Verbannenden auf eine Scherbe (Ostrakon) schreiben musste.“
Hier werden in knappster Form die Einführung und Durchführung des Ostrakismos beschrieben. Widerspruchsfrei erfährt der Leser nur das Nötigste über das Scherbengericht. Beschäftigt man sich jedoch intensiver damit, wird schnell deutlich, dass der Ostrakismos in der Fachdiskussion längst kein einmütiges, sondern ein viel bestrittenes Thema ist. Viele Fragen werden aufgeworfen, die es in dieser Arbeit zu beantworten oder wenigstens zu betrachten gilt. Eine der interessantesten Überlegungen ist dabei jedoch, welche Bedeutung dem Scherbengericht innerhalb der Demokratie Athens zukommt. Doch um diese Problemstellung in ihrer Gesamtheit erfassen zu können, sind einige Vorbetrachtungen notwendig. Darum erachte ich es für sinnvoll, zunächst den Stand der Forschung festzuhalten und darzulegen, welche Quellen den Historikern zur Verfügung stehen und wie sie bewertet werden. Danach möchte ich das Verfahren
selbst vorstellen, das zu jeder Zeit der Bezugspunkt der Arbeit sein soll. Weiterhin ist keineswegs eindeutig, unter welchen Umständen und von wem der Ostrakismos eingeführt wurde. Dieses und die umstrittene Datierung der Einführung des Scherbengerichts werden deshalb im vierten Abschnitt betrachtet. Darüber hinaus soll auch auf das Ende des Ostrakismos eingegangen werden. Damit sind die Voraussetzungen erfüllt, sich dem zentralen Anliegen dieser Arbeit zuzuwenden, nämlich der Rolle des Ostrakismos innerhalb der athenischen Demokratie und der Frage nach seinem Zweck. Um dieses nach den theoretischen Überlegungen beispielhaft zu verdeutlichen, sollen drei prominente Opfer des Scherbengerichtes vorgestellt werden. Anschließend möchte ich noch einen Griff in die Moderne wagen und der These Werner Dahlheims nachgehen, inwieweit zwischen dem Ostrakismos und dem konstruktiven Misstrauensvotum eine Verbindung zu sehen ist, um danach abschließend die gewonnenen Ergebnisse in einem Fazit zusammenzufassen und einen Ausblick auf weiterführende Fragestellungen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand und Quellenlage
- Das Funktionsprinzip des Ostrakismos
- Die Einführung des Ostrakismos und deren problematische Datierung
- Das Ende des Ostrakismos
- Die Rolle und Intention des Ostrakismos
- Beispiele bekannter Ostrakismosopfer
- Antiker Ostrakismos und modernes Misstrauensvotum
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Ostrakismos, einem einzigartigen Instrument der athenischen Demokratie, und untersucht dessen Bedeutung innerhalb dieses politischen Systems. Sie analysiert das Funktionsprinzip, die Einführung, das Ende und die Intention des Ostrakismos, beleuchtet Beispiele bekannter Opfer und zieht Parallelen zum modernen Misstrauensvotum.
- Funktionsprinzip und Verfahren des Ostrakismos
- Einführung und Datierung des Ostrakismos
- Die Rolle des Ostrakismos in der athenischen Demokratie
- Beispiele bekannter Ostrakismosopfer
- Vergleich zum modernen Misstrauensvotum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema Ostrakismos ein und erläutert dessen Bedeutung im Kontext der athenischen Demokratie. Sie beleuchtet die Forschungsgeschichte und die verfügbaren Quellen.
- Forschungsstand und Quellenlage: Dieses Kapitel behandelt die wichtigsten Quellen zum Thema Ostrakismos, darunter Werke von Aristoteles, Plutarch, Philochoros und Androtion, und analysiert deren Aussagekraft und Zuverlässigkeit.
- Das Funktionsprinzip des Ostrakismos: Dieser Abschnitt beschreibt das Verfahren des Ostrakismos und seine Funktionsweise innerhalb des athenischen politischen Systems.
- Die Einführung des Ostrakismos und deren problematische Datierung: Hier werden die Umstände der Einführung des Ostrakismos und die Debatte um seine genaue Datierung beleuchtet.
- Das Ende des Ostrakismos: Dieses Kapitel analysiert die Gründe für das Ende des Ostrakismos und dessen Konsequenzen für die athenische Demokratie.
- Die Rolle und Intention des Ostrakismos: In diesem Abschnitt wird die Bedeutung des Ostrakismos innerhalb der athenischen Demokratie untersucht und seine Intention, das heißt der Zweck und die Ziele seiner Einführung, erörtert.
- Beispiele bekannter Ostrakismosopfer: Anhand von Beispielen prominenter Opfer des Ostrakismos werden die konkreten Auswirkungen des Verfahrens auf die athenische Gesellschaft und das politische Leben verdeutlicht.
- Antiker Ostrakismos und modernes Misstrauensvotum: Dieser Abschnitt zieht Parallelen zwischen dem antiken Ostrakismos und dem modernen Misstrauensvotum und analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Institutionen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Ostrakismos, einem antiken Verfahren zur Verbannung von Personen, die eine Gefahr für die Stabilität der athenischen Demokratie darstellten. Die Arbeit untersucht die Quellenlage, die Durchführung, die Intention und die Bedeutung des Ostrakismos im Kontext der athenischen Demokratie. Schlüsselbegriffe sind: athenische Demokratie, Ostrakismos, Scherbengericht, Verbannt, Staatsmann, Politik, Macht, Sicherheit, Misstrauensvotum, Kleisthenes, Aristoteles, Plutarch, Quellenkritik.
- Quote paper
- Thomas von Pluto-Prondzinski (Author), 2008, Die Bedeutung des Ostrakismos innerhalb der athenischen Demokratie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162718