Betrachtet man die carmina Catulls, die sich mit Personen und Angelegenheiten des öffentlichen und somit natürlich auch politischen Lebens in Rom auseinandersetzen, so stellt sich unweigerlich die Frage nach dessen politischer Einstellung. Welcher Natur war sie oder war der Dichter ein gänzlich apolitischer Mensch?
Dass Catull eine politische Position vertreten hat, steht wohl außer Frage. So meinte schon Syndikus: „Die Gesellschaft in der Hauptstadt, in der und mit der Catull lebte, war alles andere als ein apolitischer Raum; ohne in die Stürme der Politik hineingezogen zu werden, konnte man in dem brodelnden Hexenkessel jener Jahre wohl nur dann leben, wenn man sich wie Lukrez in den bergenden Schutz der epikureischen Philosophie geflüchtet hatte.“
Nun wird diese politische Position hier zu beurteilen und vor allem einzustufen sein. Inwieweit sind die Angriffe – denn nichts anderes sind die meisten der Gedichte politischen Inhalts bei Catull – persönlich motiviert, wie weit greifen sie in das politische Tagesgeschehen ein und welches sind ihre eigentlichen Adressaten?
Ob und wie weit Catull in seinen Gedichten Opposition zu Caesar bezieht, ist sicher ein ausschlaggebender Punkt, um seine Einstellung zu verstehen. Denn eine oppositionelle Position zu Caesar im Zusammenhang mit den Anspielungen auf dessen Schwiegersohn Pompeius würde eine klare Frontstellung gegen das Dreimännerbündnis und somit die tagespolitischen Begebenheiten bedeuten. Hier kann und soll vor allem c. 29 und dessen Analyse Aufschluss bringen. Sicherlich müssen für eine genauere Interpretation die weiteren carmina herangezogen werden, die sich an Caesar richten. Im Zusammenhang ist hier auch gründlich das Verhältnis Catull-Mamurra-Caesar zu betrachten, so dass die weiteren Gedichte, deren Adressaten Mamurra und Caesar sind, zum Verständnis beitragen können.
Gerade an diesem Verhältnis und dessen Interpretation lässt sich einschätzen, wie sich Catulls Invektiven erklären: Ob nun als dezidierte Erklärung gegen die herrschenden politischen Verhältnisse oder als aus persönlichen Feindschaften veranlasste Angriffe gegen Politiker.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Übersetzung
- III. Analyse c. 29
- IV. Catull und Mamurra
- V. Catull und Caesar
- VI. Fazit Catull und die Politik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die politischen Invektiven Catulls in seinen Gedichten, insbesondere in Carmen XXIX und LVII sowie XCIII. Sie untersucht die Frage, inwieweit Catull eine politische Position vertritt und wie diese im Kontext der römischen Politik seiner Zeit zu verstehen ist.
- Die politische Haltung Catulls gegenüber Caesar
- Die Rolle von Mamurra als Objekt der Invektiven
- Die Interpretation der Gedichte als Ausdruck von persönlicher Feindschaft oder politischer Opposition
- Der Einfluss der römischen Gesellschaft auf die politische Haltung Catulls
- Die Analyse von Carmen XXIX als Beispiel für Catulls politische Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der politischen Haltung Catulls in den Vordergrund und beleuchtet verschiedene Interpretationen seines dichterischen Wirkens. Sie führt in die Thematik der politischen Invektiven ein und skizziert den Hintergrund der römischen Gesellschaft im Zeitalter Caesars.
- II. Übersetzung: Dieses Kapitel präsentiert die Übersetzung von Carmen XXIX, dem zentralen Objekt der Analyse. Die Übersetzung bildet die Grundlage für die anschließende Analyse und ermöglicht ein tieferes Verständnis der sprachlichen Besonderheiten und der poetischen Gestaltung.
- III. Analyse c. 29: Die Analyse von Carmen XXIX beleuchtet die zentralen Aspekte des Gedichts und untersucht die rhetorischen Mittel, die Catull einsetzt, um seine Kritik an Caesar und Mamurra auszudrücken.
- IV. Catull und Mamurra: Dieser Abschnitt betrachtet die Beziehung zwischen Catull und Mamurra und analysiert die Gründe für Catulls Invektiven gegen den römischen Offizier.
- V. Catull und Caesar: Das Kapitel untersucht die politische Dimension der Gedichte und die Frage, inwieweit Catulls Invektiven als Opposition gegen Caesar interpretiert werden können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der römischen Politik, den politischen Invektiven Catulls, den Beziehungen zwischen Catull, Caesar und Mamurra, sowie der Interpretation von Carmen XXIX. Wichtige Schlüsselbegriffe sind dabei politische Positionierung, Invektiven, Opposition, Triumvirat, Gesellschaft, Politik und Kultur der römischen Republik.
- Quote paper
- Matthias Zein (Author), 2009, Catull, carmen XXIX et LVII, XCIII, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162476