Das Leben und die Gesellschaft scheinen in ständigem Wandel zu sein. Täglich erweitern neue Fortschritte in Wissenschaft und Technik unseren Horizont und unser Leben. Die Welt des Menschen scheint wenig Konstantes zu beherbergen. In der Philosophie jedoch finden sich Gedanken und Ideen, welche beinahe 2000 Jahre alt sind und dennoch das Bild einer Gesellschaft zeichnen, die unserer sehr ähnlich ist.
Senecas Briefe an Lucilius und seine Schriften zu Zeit, Ruhe und Glück im Leben sind hervorragende Beispiele für Werke, die nachkommenden Generationen ebenso gewidmet scheinen wie der eigenen. Josef M. Werle hat sie in einem Lesebuch gesammelt und bietet dem Leser des 21. Jahrhunderts somit die Möglichkeit an den Gedanken Senecas teil zu haben, die auf die Agenda heutiger Menschen passen, die aber dort wohl wenig vertreten sind.
Als Beispiel für die von Seneca behandelten Problemfelder befasse ich mich in dieser Hausarbeit mit seinem siebenten Brief. Werle hat ihn mit der Überschrift „Über die Gefährdung durch die Masse“ versehen. Die Frage wer inwieweit durch diese Masse gefährdet ist, wird mich beschäftigen. Ich möchte herausfinden, ob dies den Schluss zulässt, dass es eine kleine Menge von Menschen gibt, die diesen Gefahren ausgesetzt sind und was sie zu etwas Anderem als die Masse werden lässt. Sind sie es, die als Elite ein besseres Leben erreichen können? Oder gibt Seneca jedem die – zumindest potenzielle – Möglichkeit für ein erfülltes Leben?
Das Thema der Sozialisation und Sittlichkeit von Mensch und Gesellschaft ist für mich heute so fundamental wie zu Senecas Zeit. In einer Gesellschaft lebend, die sich scheinbar vor fundamentalen Wahrheiten wie dem Klimawandel, Hunger und Elend für den Großteil der Weltbevölkerung und wachsender sozialer Ungleichheit in Castingshows, Actionkino und Alkohol flüchtet, werde ich versuchen in Senecas Werk mögliche Antworten und Lösungsansätze gegen die „Gefährdung durch die Masse“ zu finden.
Nach einer Zusammenfassung seines Briefes werde ich mich mit den Definitionen des einzelnen Menschen, der Masse und einer möglichen Elite beschäftigen und versuchen den gegenseitigen Einfluss deutlich zu machen. Der Frage, wie der Gefährdung entgegengewirkt werden kann, werde ich mich im dritten Teil widmen. Abschließen möchte ich die Betrachtung der Fragestellung mit einer Transformation des Problembereiches auf die heutige Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Gefährdung durch die Masse
- Der siebente Brief
- Elite, Individuum und Menschenmenge
- Adressat und Publikum
- Heutige Gefährdung durch oder für die Masse?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Senecas siebtem Brief an Lucilius, der sich mit der Gefährdung des Menschen durch die Masse auseinandersetzt. Das zentrale Thema ist die Frage, ob ein erfülltes Leben nur für eine kleine Gruppe von Menschen möglich ist, die sich von der Masse abheben, oder ob Seneca jedem die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung eröffnet.
- Der negative Einfluss von Menschenmengen auf die sittliche Entwicklung des Einzelnen
- Die Unterscheidung zwischen Individuum, Elite und Masse
- Die Rolle von Schauspielaufführungen und Massenveranstaltungen
- Die Notwendigkeit, sich bewusst mit Menschen zu umgeben, die einen positiven Einfluss ausüben
- Die Bedeutung des inneren Wertes gegenüber dem Beifall der Masse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und skizziert den Zusammenhang zwischen Senecas Schriften und aktuellen Problemen der Gesellschaft. Es wird auf die Relevanz von Senecas Gedanken für das 21. Jahrhundert und die Bedeutung der Thematik der Sozialisation und Sittlichkeit hingewiesen.
Zur Gefährdung durch die Masse
Der siebente Brief
Senecas siebter Brief an Lucilius befasst sich mit den negativen Auswirkungen von Menschenmassen auf die sittliche Entwicklung des Einzelnen. Seneca selbst berichtet von seinen Erfahrungen mit Menschenmengen und betont die Gefahr, durch sie sittlich beeinträchtigt zu werden. Besonders Schauspielaufführungen werden als problematisch betrachtet, da sie zu Habgier, Ehrgeiz und Grausamkeit beitragen können.
Elite, Individuum und Menschenmenge
Der siebente Brief behandelt die Unterscheidung zwischen Individuum, Masse und Elite. Es wird untersucht, ob ein Mensch, der der Elite zugerechnet wird, den Gefahren einer sittlichen Fehlentwicklung entgehen kann. Seneca betont die Bedeutung des individuellen Selbst und die Notwendigkeit, sich von der Masse zu distanzieren.
Schlüsselwörter
Seneca, Moral, Philosophie, Mensch, Gesellschaft, Masse, Individuum, Elite, Sittlichkeit, Schauspiel, Unterhaltung, Einfluss, Entwicklung, Selbstverwirklichung, Gefährdung, Schutz, Bewusstsein, innere Werte, Beifall.
- Citation du texte
- Martin Lobitz (Auteur), 2010, Senecas Siebenter Brief: Über die Gefährdung durch die Masse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162389