Theorien des rationalen Handelns stellen einen Kernbestandteil der Sozialwissenschaften der Neuzeit dar. Der vermutlich wichtigste Aspekt dieser Theorien, der „homo oecono-micus“, welcher rational handelt und seinen Nutzen maximieren resp. seine Kosten reduzieren will, repräsentiert im Gegenzug aber auch einen der umstrittensten Bestandteile dieser Theorie. Es wird häufig infrage gestellt, ob das „rationale Handeln“ ein realistisches Analyseinstrumentarium darstellt, da die zentrale Aussage davon ausgeht, dass der Mensch egoistisch und vernunftmäßig handelt und grundsätzlich im Sinne seines eigenen Vorteils agiert.
Gerade für die politikwissenschaftliche Demokratietheorie, die dieses ökonomische Prinzip aufgreift, stellt diese Auseinandersetzung ein zentrales Problem dar. Joseph Schumpeter und Anthony Downs stellen die wichtigsten Vertreter dieser Ökonomischen Demokra-tietheorie dar, daher wird im politikwissenschaftlichen Kontext in der Regel auch auf die Arbeiten dieser zwei Protagonisten zurückgegriffen.
Es wurde und wird nach wie vor die Frage aufgeworfen, was den Wähler letztlich dazu antreibt, überhaupt zur Wahl zu gehen, von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen und einer bestimmten Partei seine Stimme zu geben, obwohl dies vermeintlich hohe Kosten für den Bürger bedeutet und sein Einfluss als einzelner Wähler verschwindend gering ist.
In dieser Arbeit soll nun die Frage geklärt werden, inwiefern Downs selbst auf dieses Problem eine Antwort findet bzw. inwieweit die Sekundärliteratur einen Erklärungsansatz für das vermeintlich irrationale Verhalten, trotz Kostenaufwand zur Wahl zu gehen, bieten kann und ob diese Erklärungsansätze sinnvolle und adäquate Argumentationen für die Deutung des Phänomens anbieten können.
Im Folgenden sollen daher die Grundlagen des Rational-Choice-Ansatzes, die Ökonomische Theorie der Demokratie im Sinne Schumpeters sowie Downs´ vorgestellt werden. Des Weiteren werden die positiven wie negativen Kritiken an diesen Ansätzen dargelegt und die Erklärungsansätze zum Urnengang des Bürgers bei Downs und weite-ren Politikwissenschaftlern sollen zur Verfeinerung der Analyse und Beantwortung der obigen Fragestellung herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Grundlagen der Ökonomischen Demokratietheorie
- 1.1 Grundzüge der Rational-Choice-Theorie
- 1.2 Joseph Schumpeter als Vorreiter der ökonomischen Theorie
- 1.3 Downs' stringentere Definition der Theorie
- 2. Allgemeine Kritik an der Ökonomischen Demokratietheorie
- 2.1 Würdigung des Rational-Choice-Ansatzes in der Politikwissenschaft
- 2.2 Negative Kritik
- 2.2.1 Zur Annahme der Rationalität
- 2.2.2 Zum Aufbau der Theorie
- 2.2.3 Institutionelle Kritik
- 2.2.4 Normative Kritik
- 3. ,,Paradoxie des Wählens''
- 3.1 Downs' Demokratieobulus
- 3.2 Der expressive Nutzen
- 3.3 Minimax Regret
- 3.4 Spieltheoretischer Erklärungsansatz
- 1. Grundlagen der Ökonomischen Demokratietheorie
- III. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die ökonomische Demokratietheorie nach Schumpeter und Downs kritisch zu untersuchen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Kritikpunkte an der Annahme der Rationalität des Wählers gelegt. Insbesondere die Frage, warum Menschen trotz der scheinbar hohen Kosten zur Wahl gehen, soll im Fokus stehen.
- Grundlagen der Rational-Choice-Theorie
- Ökonomische Demokratietheorie nach Schumpeter
- Downs' Definition der Demokratie
- Kritik an der Annahme der Rationalität
- Erklärungsansätze für das Wahlverhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Theorie des rationalen Handelns als zentralen Bestandteil der Sozialwissenschaften vor und skizziert die Problematik der Annahme eines rational handelnden „homo oeconomicus“. Im Hauptteil werden zunächst die Grundlagen der Ökonomischen Demokratietheorie nach Schumpeter und Downs erläutert, einschließlich der Kritikpunkte an diesen Ansätzen. Die Kapitel gehen dann auf die „Paradoxie des Wählens“ ein und beleuchten verschiedene Erklärungsansätze für das scheinbar irrationale Wahlverhalten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Kernthemen der Ökonomischen Demokratietheorie, dem Rational-Choice-Ansatz, der Kritik an der Annahme der Rationalität, der „Paradoxie des Wählens“ und den Erklärungsansätzen für das Wahlverhalten.
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- Matthias Billen (Author), 2006, Erklärungsansätze zur Paradoxie des Wählens in der Ökonomischen Demokratietheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162173