Ausdifferenzierung im Code für Intimität - im Kontext der Evolution der Liebessemantik am Beispiel der Begriffe Galanterie und Freundschaft.
Im Kapitel "Von der Galanterie zur Freundschaft" führt Luhmann eine exemplarische Analyse durch, um die historischen Bedingungen aufzuzeigen, die die Entwicklung des Kommunikationsmediums für den Intimbereich ermöglichten. In diesem Kapitel beschreibt Luhmann das 17. Jahrhundert mit seiner stratifikatorischen Gesellschaftsdifferenzierung, die gekennzeichnet ist durch klare Hierarchien. Hierbei werden Ausdifferenzierung und Problemlösungsansätze im Code für Intimität anhand der Begriff Liebe und Freundschaft beschrieben. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf den Ausdifferenzierungsprozessen innerhalb des Codes.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Freundschaftssemantik vor allem durch die Aufwertung der Sexualität keine dauerhafte Durchsetzungschance hatte. Freundschaft zu mehreren ist möglich, aber wirklich lieben kann man zur gleichen Zeit nur eine Person, denn zur Semantik der Liebe gehört die Exklusivität. D.h. nicht, dass Liebe auf Freundschaft verzichtet, Freundschaft wird vielmehr zum Aufwertungsfaktor für Sexualität. Das bedeutet ebenfalls nicht, dass "Geschlechtsverkehr unerlässliche Voraussetzung für intime, höchstpersönliche Kommunikation sei“, aber über Sexualität ist der "laufende Intimgehalt menschlicher Beziehungen" zu hoch, als dass diese "in ‚freundschaftlichen’ Beziehung ignoriert werden könnte“. So setzt Sexualität eine entscheidende Differenz zwischen Freundschaft und Liebe und dient, neben dem Zeitproblem, als Argumente für die Ausdifferenzierung der Liebe.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zusammenfassung: Von der Galanterie zur Freundschaft mit Blick auf die Ausdifferenzierungsprozesse
- 2.1 Ausdifferenzierung. Ein ausführlicher Blick.
- 2.2 Galanterie als Verbindungsbegriff.
- 3. Ausdifferenzierung im Code für Intimität: Freundschaft
- 3.1 Definition und Funktion des Freundschafts-Begriffs.
- 3.2 Gesellschaftsdifferenzierung und Veränderung.
- 3.3 Soziale Reflexivität
- 3.4 Gründe für das Scheitern von Freundschaft im Code für Intimität.
- 4. Zusammenfassung
- Exkurs zur Bedeutung von Freundschaft für die Stabilität der Gesellschaftsstruktur nach Georg Simmel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Luhmanns Analyse der Entwicklung des Kommunikationsmediums Liebe im 17. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf den Ausdifferenzierungsprozessen innerhalb des Codes für Intimität, insbesondere im Kontext der Begriffe Galanterie und Freundschaft. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen und Veränderungen in der Semantik der Liebe im Übergang von einer stratifikatorischen zu einer funktionalen Gesellschaft.
- Ausdifferenzierung des Codes für Intimität
- Die Rolle von Galanterie und Freundschaft in der Entwicklung des Liebescodes
- Gesellschaftsdifferenzierung und ihre Auswirkungen auf die Semantik der Liebe
- Soziale Reflexivität und ihre Bedeutung für den Wandel des Liebescodes
- Gründe für das Scheitern von Freundschaft als Grundlage des Codes für Intimität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in Luhmanns Analyse der Entwicklung des Kommunikationsmediums Liebe im 17. Jahrhundert ein. Sie beschreibt die stratifikatorische Gesellschaftsdifferenzierung dieser Zeit und den Schwerpunkt der Arbeit auf den Ausdifferenzierungsprozessen innerhalb des Codes für Intimität, anhand der Begriffe Liebe und Freundschaft. Die nicht lineare und problematische Ausdifferenzierung des Mediums Liebe wird im Kontext der Luhmannschen Theorie der Ideenevolution vorgestellt, wobei der Versuch, den Code auf Freundschaft umzustellen, als eine Variation mit zeitbedingter Plausibilität betrachtet wird. Die Individualisierung und der gesteigerte Nahweltbedarf werden als zentrale Herausforderungen identifiziert, die zur Entwicklung eines gemeinsamen Kommunikationsmediums führten, das das semantische Feld von Freundschaft und Liebe nutzt.
2. Zusammenfassung: Von der Galanterie zur Freundschaft mit Blick auf die Ausdifferenzierungsprozesse: Dieses Kapitel fasst Luhmanns Analyse der Entwicklung des Liebescodes zusammen. Es beschreibt den nicht-linearen Übergang von der Idealisierung zur Paradoxie als Form des Codes, eng verknüpft mit der Ausdifferenzierung von einer stratifikatorischen zu einer funktionalen Gesellschaft. Die Evolution des Gesellschaftssystems erfordert einen erhöhten Kommunikationsaufwand, um die Annahme vorgeschlagener Variationen zu erhöhen. Das Kommunikationsmedium mit dem semantischen Feld von Freundschaft und Liebe nimmt im 17. Jahrhundert deutlichere Konturen an, ist aber noch schichtgebunden. Die "Rückbewegung in die Moral", inklusive des Freundschaftsideals, wird als Reaktion auf die gesellschaftliche Ausdifferenzierung interpretiert. Die Veränderungen in der Semantik, die als semantische Innovationen erscheinen, führten zu einer verstärkt individuellen Liebesbeziehung außerhalb strikter sozialer Kontrolle. Galanterie und Freundschaftsmodelle werden als Versuche der Reintegration von Liebe in die Gesellschaft betrachtet, die das Ideal der Idealisierung nicht mehr tragen kann. Letztendlich löst das Ideal der Freundschaft die Galanterie als Reintegrationsform ab. Drei Argumente werden genannt, warum Liebe und nicht Freundschaft die Grundlage des Codes wird: die Unausdifferenzierbarkeit der Freundschaft, die soziale Reflexivität als Interaktionsmaxime und der symbiotische Mechanismus der Sexualität.
2.1 Ausdifferenzierung. Ein ausführlicher Blick.: Dieses Unterkapitel konzentriert sich auf die Probleme der Ausdifferenzierung und die Bemühungen um die Fassung und Formulierung eines Codes für das Kommunikationsmedium Liebe. Es beleuchtet die Herausforderungen und den Prozess der Entwicklung einer geeigneten Form für den Code.
3. Ausdifferenzierung im Code für Intimität: Freundschaft: Dieses Kapitel analysiert die Ausdifferenzierung im Code für Intimität speziell im Hinblick auf den Freundschaftsbegriff und dessen Funktion. Es untersucht Aspekte der gesellschaftlichen Differenzierung und Veränderung sowie die soziale Reflexivität. Es wird auf die Gründe eingegangen, warum Liebe und nicht Freundschaft den Code für Intimität bestimmt. Der Abschnitt untersucht die Definition und Funktion des Freundschaftsbegriffs im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen und der zunehmenden sozialen Reflexivität.
Schlüsselwörter
Ausdifferenzierung, Code für Intimität, Liebe, Freundschaft, Galanterie, Gesellschaftsdifferenzierung, soziale Reflexivität, Ideenevolution, Luhmann, Semantik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Entwicklung des Kommunikationsmediums Liebe im 17. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Luhmanns Analyse der Entwicklung des Kommunikationsmediums Liebe im 17. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf den Ausdifferenzierungsprozessen innerhalb des Codes für Intimität, insbesondere im Kontext der Begriffe Galanterie und Freundschaft. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen und Veränderungen in der Semantik der Liebe im Übergang von einer stratifikatorischen zu einer funktionalen Gesellschaft.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Ausdifferenzierung des Codes für Intimität, die Rolle von Galanterie und Freundschaft in der Entwicklung des Liebescodes, die Gesellschaftsdifferenzierung und ihre Auswirkungen auf die Semantik der Liebe, die soziale Reflexivität und ihre Bedeutung für den Wandel des Liebescodes sowie die Gründe für das Scheitern von Freundschaft als Grundlage des Codes für Intimität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Zusammenfassung der Entwicklung von der Galanterie zur Freundschaft im Kontext der Ausdifferenzierungsprozesse (inklusive eines Unterkapitels zur Ausdifferenzierung), ein Kapitel zur Ausdifferenzierung im Code für Intimität mit Fokus auf Freundschaft, ein abschließendes Kapitel mit Zusammenfassung und einen Exkurs zur Bedeutung von Freundschaft für die Gesellschaftsstabilität nach Georg Simmel.
Wie wird die Entwicklung des Liebescodes beschrieben?
Die Entwicklung des Liebescodes wird als nicht-linearer Übergang von der Idealisierung zur Paradoxie beschrieben, eng verknüpft mit der Ausdifferenzierung von einer stratifikatorischen zu einer funktionalen Gesellschaft. Galanterie und Freundschaftsmodelle werden als Versuche der Reintegration von Liebe in die Gesellschaft betrachtet, die das Ideal der Idealisierung nicht mehr tragen kann. Letztendlich löst das Ideal der Freundschaft die Galanterie als Reintegrationsform ab. Drei Argumente werden genannt, warum Liebe und nicht Freundschaft die Grundlage des Codes wird: die Unausdifferenzierbarkeit der Freundschaft, die soziale Reflexivität als Interaktionsmaxime und der symbiotische Mechanismus der Sexualität.
Welche Rolle spielen Galanterie und Freundschaft?
Galanterie und Freundschaft werden als Versuche der Reintegration von Liebe in die Gesellschaft interpretiert, die im Zuge der Ausdifferenzierung das Ideal der Idealisierung nicht mehr tragen kann. Die Arbeit analysiert, warum letztendlich Liebe und nicht Freundschaft die Grundlage des Codes für Intimität bildet.
Welche Bedeutung hat die soziale Reflexivität?
Soziale Reflexivität spielt eine entscheidende Rolle im Wandel des Liebescodes. Sie wird als Interaktionsmaxime betrachtet, die mit dazu beiträgt, dass Liebe und nicht Freundschaft die Grundlage des Codes für Intimität darstellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ausdifferenzierung, Code für Intimität, Liebe, Freundschaft, Galanterie, Gesellschaftsdifferenzierung, soziale Reflexivität, Ideenevolution, Luhmann, Semantik.
Was ist der Fokus der Einleitung?
Die Einleitung führt in Luhmanns Analyse der Entwicklung des Kommunikationsmediums Liebe im 17. Jahrhundert ein. Sie beschreibt die stratifikatorische Gesellschaftsdifferenzierung dieser Zeit und den Schwerpunkt der Arbeit auf den Ausdifferenzierungsprozessen innerhalb des Codes für Intimität, anhand der Begriffe Liebe und Freundschaft. Die nicht lineare und problematische Ausdifferenzierung des Mediums Liebe wird im Kontext der Luhmannschen Theorie der Ideenevolution vorgestellt.
Welche Herausforderungen werden im Zusammenhang mit der Entwicklung des Liebescodes identifiziert?
Zentrale Herausforderungen sind die Individualisierung und der gesteigerte Nahweltbedarf, die zur Entwicklung eines gemeinsamen Kommunikationsmediums führten, das das semantische Feld von Freundschaft und Liebe nutzt. Die Arbeit analysiert auch die Herausforderungen und den Prozess der Entwicklung einer geeigneten Form für den Code für Intimität.
- Quote paper
- Fernando Correia da Ponte (Author), 2007, Ausdifferenzierung im Code für Intimität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162020