Zeitreisen hat es immer schon gegeben, in Märchen, Mythen und Legenden.1 Der Roman Die Zeitmaschine von H.G. Wells erschien 1895 bei Heinemann in London und brachte ein ganzes Heer von Tüftlern, Physikern, Exzentrikern und Autoren auf den Plan, die nun eigene Maschine in die Welt zu setzen.2 Das Paradox der Zeitreise steht am Beginn einer ganz neuen literarischen Untergattung, die unter dem Motto „Was wäre, wenn?“ angetreten ist. Im 20. Jahrhundert wird nicht nur die Science Fiction, sondern auch die Geschichtsschreibung selbst von diesem Spieltrieb erfasst.3 Diese neue Gattung fasst auch Wells in seiner Zeitmaschine auf, welche auf einer von ihm verfassten und 1888 veröffentlichten Geschichte aufbaut: The Chronic Argonauts. Er hat sie wenig später verworfen „und alle Exemplare vernichtet, deren er habhaft werden konnte.“4 Diese Reaktion lässt sich aufgrund der Tatsache erklären, dass The Chronic Argonauts viel konkreter und realitätsnäher gestaltet wurde als Die Zeitmaschine.5 „Nach The Chronic Argonauts schrieb Wells mindestens sechs Versionen der Zeitreisegeschichte, bevor er die heute bekannte Fassung von der Zeitmaschine von 1895 abschloss.“6 Die Erzählung der Zeitmaschine beginnt weder im Weltall, noch in einer Zukunftswelt, sondern im England unter der Herrschaft Queen Victorias. Auf den ersten Seiten spielt sich die Handlung in der Bibliothek des Zeitreisenden ab, dessen Namen dem Leser nie bekannt wird. Der Zeitreisende hat Besuch von einer Herrengesellschaft, zu welcher der Ich-Erzähler, also der Zeitreisende, selbst zählt, und noch vielen weiteren, wie zum Beispiel einem Arzt und dem Bürgermeister. Die Diskussion der Anwesenden dreht sich um die Möglichkeit einer Reise durch die Zeit, die durch die Demonstration und Vorführung eines kleinen Modells der Zeitmaschine ausgelöst wird. Dieses Modell hat der Zeitreisende, eigenständig konstruiert. In seinem eigentlichen Labor können die Besucher dann die schon fast fertig gestellte, große Zeitmaschine bewundern. Mit dieser möchte der Ich-Erzähler die Zeit erforschen. Beim zweiten Besuch der Herrengesellschaft wartet man auf die Rückkehr des Zeitreisenden, der plötzlich mit zerfetzter Kleidung auftaucht und trotz Verletzungen gierig über das Abendessen herfällt. Danach setzt er sich im „Raucherzimmer“ nieder und beginnt, seine Geschichte zu erzählen.
1 Schenkel, Elmar: H.G. Wells. Der Prophet im Labyrinth. Wien 2004. S. 79
2 vgl. Ebd. S.68
3 vgl. Ebd.S.80
4 Ebd.S.85
5 vgl.Ebd. S.85/86
6 Ebd.S.86
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnen in den gesellschaftlichen Kontext
- Eloi und Morlocks als Klassenvertreter der Industrialisierung
- Die Theorien des Zeitreisenden
- Große wissenschaftliche Fortschritte im Bereich der Mobilität
- Die Brücke zum Darwinismus
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zielsetzung des Werkes „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells ist es, die Folgen der Industrialisierung und den gesellschaftlichen Wandel des 19. Jahrhunderts in Form einer Zukunftsvision zu schildern.
- Die Auswirkungen des wissenschaftlichen Fortschritts auf die Gesellschaft
- Die Dekadenzstimmung des Fin de Siècle in England
- Die Klassengegensätze und die Rolle der Arbeitenden in der Gesellschaft
- Die Evolution des Menschen und die Gefahr der Degeneration
- Die Kritik an der Selbstgefälligkeit der Oberschicht
Zusammenfassung der Kapitel
Das Werk beginnt mit der Vorstellung des Zeitreisenden und seiner Zeitmaschine, die er vor einer Gruppe von Freunden demonstriert. Der Zeitreisende reist ins Jahr 802.701 und entdeckt eine Gesellschaft, die in zwei Rassen aufgeteilt ist: die Eloi, eine oberflächliche und degenerierte Oberschicht, und die Morlocks, eine unterirdische Arbeiterklasse. Der Zeitreisende beobachtet die Interaktionen dieser beiden Rassen und analysiert die gesellschaftlichen Strukturen, die sich aus ihrer Entwicklung ergeben haben.
Der Roman beleuchtet die Auswirkungen des wissenschaftlichen Fortschritts auf die Gesellschaft und die Gefahren der Degeneration. Die Eloi, die sich in einem Zustand des Luxus und des Wohlstands befinden, haben ihre geistigen Fähigkeiten verloren und werden von den Morlocks versorgt, die sie in einer unbewussten Abhängigkeit halten. Die Morlocks hingegen sind eine finstere und geheimnisvolle Rasse, die die Eloi als Nahrungsquelle nutzt.
Die Geschichte des Zeitreisenden wird in den Kontext des fin de siècle England eingebettet. Die Dekadenzstimmung und die Angst vor dem Untergang der Gesellschaft spiegeln sich in der dystopischen Zukunftsvision des Romans wider.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Romans sind: Zeitreise, Dystopie, Industrialisierung, Klassengegensätze, Degeneration, Fin de Siècle, Darwinismus, Eloi, Morlocks.
- Quote paper
- C. Köhne (Author), 2006, H.G. Wells "Die Zeitmaschine" als Spiegel der Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162006