Beliebt beim Publikum, verhasst bei ihren Kritikern: Kaum eine Figur des Fernsehens polarisierte in den vergangenen Jahren so sehr wie die Moderatorin Sabine Christiansen. Ihre gleichnamige Talkshow1 diente den Nörglern als Projektionsfläche für den Untergang der Diskussionskultur, der Politik oder gleich des ganzen Abendprogramms – derweil sie herausragende Einschaltquoten von über fünf Millionen Zuschauern2 einfuhr. Damit war „Sabine Christiansen" die bis dato erfolgreichste Talkshow im deutschen Fernsehen; folgerichtig wurde sie vom Intendanten Jobst Plog als „erfolgreichste Programminnovation der letzten Jahre im deutschen Fernsehen“ (epd 1999) gefeiert. Unbestritten stellte der Talk ein „wichtiges Forum öffentlicher Inszenierung politischer Meinungen in der deutschen Medienöffentlichkeit“ (Dörner 2001, S. 16) dar.
Dennoch wurde wohl selten zuvor eine Fernsehsendung mit solch einer bemerkenswerten Kontinuität kritisiert, kommentiert, schlechtgemacht. Neben der allseits attestierten journalistischen Unfähigkeit Christiansens rückte häufig ein Unbehagen an der Selbstinszenierung der Gäste, am fehlenden inhaltlichen Tiefgang der Diskussionen sowie an ihrer Einseitigkeit in den Mittelpunkt der Kritik.
Alles nur Neid und die übliche Kollegenschelte? – Zumindest nicht ausschließlich, lässt sich einigen wissenschaftlichen Studien entnehmen, die sich explizit mit dem Phänomen „Sabine Christiansen“ auseinandergesetzt haben.
Im Juni 2006 gab die Talkshow-Moderatorin ein baldiges Ende ihrer Sendung bekannt. Daraufhin wussten sich viele ihrer journalistischen Kollegen vor Begeisterung kaum noch zu halten. Mit der personellen Neubesetzung durch Anne Will und einer Fortführung des Formats auf dem angestammten Sendeplatz am Sonntagabend keimte allerorten die Hoffnung auf mehr Qualität auf. Fundierte Diskussionen, mehr inhaltliche Substanz, weniger Möglichkeiten für die Gäste sich aus der argumentativen Verantwortung zu stehlen, weniger Selbstinszenierung: all das waren die Hoffnungen, die sich zahllosen Vorberichten über den Antritt von Anne Will entnehmen ließen.
Wie also ist es um die Qualität der Nachfolgesendung bestellt – ist sie tatsächlich besser?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PROBLEMSTELLUNG
- MASSENMEDIEN - ÖFFENTLICHKEIT - POLITIK
- Die Bedeutung von Massenmedien für moderne Demokratien
- Die besondere Rolle des Fernsehens
- Politische Öffentlichkeit und öffentliche Meinung
- Politainment
- DIE POLITISCHE TALKSHOW
- Die Entstehung des Genres Talkshow
- Talkshows - eine Typologisierung
- Sabine Christiansen
- Anne Will
- Normative Ansprüche an politische Talkshows
- Ideale Diskurse und reale Diskurse
- Inszenierung
- Fragmentierung
- Resümee
- JOURNALISTISCHE QUALITÄT
- Die Qualitätsdebatte
- Qualität von Informationssendungen im Fernsehen
- Exkurs: Unterhaltungsqualität – der Faktor Extravaganz
- Die Qualität der Moderation politischer Talkshows
- Aktivität
- Kritik
- Substanz
- ANALYSE
- Forschungsdesign
- Auswahl der untersuchten Sendungen
- Inhaltsanalytische Kategorien
- Ergebnisse und Interpretation
- FAZIT UND AUSBLICK
- LITERATUR
- ANHANG
- Codebuch
- Transkript der qualitativen Erhebung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert die Qualität politischer Talkshows am Beispiel von „Sabine Christiansen“ und „Anne Will“. Ziel ist es, die journalistische Qualität der beiden Sendungen anhand ausgewählter Kriterien zu bewerten und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herauszuarbeiten. Die Arbeit beleuchtet dabei die Rolle von Massenmedien in modernen Demokratien, die spezifischen Herausforderungen des Fernsehmediums sowie die Bedeutung politischer Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung.
- Die Bedeutung von Massenmedien für moderne Demokratien
- Die journalistische Qualität politischer Talkshows
- Die Rolle der Moderation in politischen Talkshows
- Die Inszenierung und Fragmentierung von Diskursen
- Der Einfluss von Politainment auf die politische Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Relevanz des Forschungsgegenstands. Das zweite Kapitel stellt die Problemstellung dar und definiert die zentralen Forschungsfragen. Kapitel 3 befasst sich mit der Rolle von Massenmedien in modernen Demokratien, wobei die besondere Bedeutung des Fernsehens und die Funktionsweise der politischen Öffentlichkeit im Vordergrund stehen. Das vierte Kapitel widmet sich der Entstehung und Typologisierung der politischen Talkshow, analysiert die beiden Sendungen „Sabine Christiansen“ und „Anne Will“ und erörtert normative Ansprüche an dieses Genre. In Kapitel 5 wird das Konzept der journalistischen Qualität im Fernsehen diskutiert und auf die Qualität der Moderation in politischen Talkshows eingegangen. Kapitel 6 beschreibt das Forschungsdesign der Arbeit, die Auswahl der untersuchten Sendungen und die angewandten inhaltsanalytischen Kategorien. Die Ergebnisse der Analyse werden in Kapitel 6 vorgestellt und interpretiert.
Schlüsselwörter
Politische Talkshows, Massenmedien, politische Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, journalistische Qualität, Moderation, Inszenierung, Fragmentierung, Politainment, „Sabine Christiansen“, „Anne Will“.
- Quote paper
- Leonard Ameln (Author), 2008, Die Qualität politischer Talkshows – Eine vergleichende Analyse am Beispiel von „Sabine Christiansen“ und „Anne Will“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161752