„Alles Leben ist Problemlösen.“ (Sir Karl R. Popper)
Eine der zentralen Problemstellungen der Philosophie beschäftigt sich mit der Frage der richtigen und exakten Erkenntnisgewinnung. Bereits in der Antike haben sich die Menschen mit wissenschaftstheoretischen Problemen beschäftigt. Sie versuchten Beweggründe und Erklärungen für das Handeln der Menschheit festzustellen, um die Ursachen für ihre Taten herausfinden und zu verstehen, warum sie so und nicht anders agieren.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die empirische Erziehungs-wissenschaft von einem naiven Wissenschaftsverständnis geprägt und beruhte auf zwei Grundannahmen. Die Erste beinhaltet, dass objektive Fakten verfügbar sind und sich durch Beobachtungen und Untersuchungen erfassen lassen. Die Zweite besagt, dass dadurch allgemeine Gesetzesaussagen formulierbar sind, vergleichbar mit denen der Naturwissenschaften. Beide Annahmen sind so aber nicht haltbar. Denn objektive Fakten lassen sich nicht registrieren und aus allgemeinen Beobachtungen kann man nicht auf gesonderte Gesetzesaussagen schließen, die auch für mögliche bevorstehende Situationen gelten. Seit 1930 haben solche Problemstellungen zu einer Umgestaltung der Wissenschaftstheorie empirischer Wissenschaften beigetragen (vgl. König/ Zedler 1998, S. 45).
Der Rationalismus geht davon aus, „dass über die Wahrheit von Aussagen über die Wirklichkeit allein aus Vernunftgründen entschieden werden kann, so dass sich die Realität gleichsam logisch erschließen lässt“ (Scherer 2006, S. 25). Das bedeutet, dass Erkenntnisse, die anhand von Beobachtungen oder Experimenten gesammelt werden nur deshalb möglich sind, weil diese bereits durch Erwartungen, Vermutungen, Theorien oder auch Hypothesen angeregt wurden. Dabei gründen Intuition und Deduktion („vom Allgemeinen auf das Besondere“) die Grundlage des Wissens. Grundannahmen, so genannte Axiome, werden durch die Intuition formuliert. Diese sind evident, das heißt sie sind überzeugend und klar ersichtlich, jedoch nicht auf Erfahrung zurückzuführen. Mithilfe der Deduktion, welche die logische Ableitung von weiteren Sätzen aus den allgemein gültigen Axiomen darstellt, lassen sich größere Aussagesysteme entwickeln. Wenn solche Aussagesysteme konstruiert werden, dann ist die Einhaltung logischer Postulate, wie beispielsweise Widerspruchsfreiheit oder Beweisbarkeit, notwendig (vgl. Scherer 2006, S. 25).
Der kritische Rationalismus wurde von Karl R. Popper begründet und ist aus ...
„Alles Leben ist Problemlösen.“ (Sir Karl R. Popper)
Eine der zentralen Problemstellungen der Philosophie beschäftigt sich mit der Frage der richtigen und exakten Erkenntnisgewinnung. Bereits in der Antike haben sich die Menschen mit wissenschaftstheoretischen Problemen beschäftigt. Sie versuchten Beweggründe und Erklärungen für das Handeln der Menschheit festzustellen, um die Ursachen für ihre Taten herausfinden und zu verstehen, warum sie so und nicht anders agieren.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die empirische Erziehungs-wissenschaft von einem naiven Wissenschaftsverständnis geprägt und beruhte auf zwei Grundannahmen. Die Erste beinhaltet, dass objektive Fakten verfügbar sind und sich durch Beobachtungen und Untersuchungen erfassen lassen. Die Zweite besagt, dass dadurch allgemeine Gesetzesaussagen formulierbar sind, vergleichbar mit denen der Naturwissenschaften. Beide Annahmen sind so aber nicht haltbar. Denn objektive Fakten lassen sich nicht registrieren und aus allgemeinen Beobachtungen kann man nicht auf gesonderte Gesetzesaussagen schließen, die auch für mögliche bevorstehende Situationen gelten. Seit 1930 haben solche Problemstellungen zu einer Umgestaltung der Wissenschaftstheorie empirischer Wissenschaften beigetragen (vgl. König/ Zedler 1998, S. 45).
Der Rationalismus geht davon aus, „dass über die Wahrheit von Aussagen über die Wirklichkeit allein aus Vernunftgründen entschieden werden kann, so dass sich die Realität gleichsam logisch erschließen lässt“ (Scherer 2006, S. 25). Das bedeutet, dass Erkenntnisse, die anhand von Beobachtungen oder Experimenten gesammelt werden nur deshalb möglich sind, weil diese bereits durch Erwartungen, Vermutungen, Theorien oder auch Hypothesen angeregt wurden. Dabei gründen Intuition und Deduktion („vom Allgemeinen auf das Besondere“) die Grundlage des Wissens. Grundannahmen, so genannte Axiome, werden durch die Intuition formuliert. Diese sind evident, das heißt sie sind überzeugend und klar ersichtlich, jedoch nicht auf Erfahrung zurückzuführen. Mithilfe der Deduktion, welche die logische Ableitung von weiteren Sätzen aus den allgemein gültigen Axiomen darstellt, lassen sich größere Aussagesysteme entwickeln. Wenn solche Aussagesysteme konstruiert werden, dann ist die Einhaltung logischer Postulate, wie beispielsweise Widerspruchsfreiheit oder Beweisbarkeit, notwendig (vgl. Scherer 2006, S. 25).
Der kritische Rationalismus wurde von Karl R. Popper begründet und ist aus seinem Modell für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, dem so genannten „Fallibilismus“, hervorgegangen. Der ausgebildete Mathematik- und Physiklehrer und spätere Professor für Logik und Wissenschaftsmethodologie lebte von 1902 bis 1994. König und Zedler sehen in seinem Buch „Logik der Forschung“, welches 1934 veröffentlicht wurde, das Grundlagenwerk dieser Wissenschaftstheorie. Es beinhaltet die Auseinandersetzung mit der Position des klassischen Empirismus (vgl. König/ Zedler 1998, S. 45). Popper war zu jener Zeit mit einigen Mitgliedern des „Wiener Kreises“ befreundet, die Anhänger des „ logischen Positivismus“ waren. Diese beschränkten ihre Untersuchung auf das Tatsächliche und Wirkliche und setzen voraus, dass alle Erkenntnisse auf Erfahrungen beruhen. Der „Wiener Kreis“ wird von König und Zedler wahrgenommen als eine „ deutlich an den Naturwissenschaften orientierte Variante des Empirismus“ (König/ Zedler 1998, S. 45).
Durch Hans Albert (geboren 1921), einen der bedeutendsten deutsche Vertreter des
Kritischen Rationalismus und ehemaliger Schüler Poppers, ist im deutschen Sprachraum Poppers Konzept in die wissenschaftstheoretische Diskussion eingeführt worden (vgl. König/ Zedler 1998, S. 45).
1933 bricht die Entwicklung der empirischen Sozialwissenschaften ab und erst mit der Erziehungswissenschaft werden in den 50er Jahre wieder die empirischen Forschungen aufgenommen. Erst aber in den 70er Jahren erhielt die empirische Erziehungswissenschaft ihre wissenschaftstheoretische Fundierung, durch die Aufnahme des kritischen Rationalismus durch Brezinka.
Wolfgang Brezinka wurde 1928 geboren und legt seine wissenschaftstheoretische Position 1971 in dem Buch „Von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft“ dar.
„Brezinka ist von Haus aus kein Wissenschaftstheoretiker, sondern praktischer
Pädagoge, der sich für konkrete Fragen der Erziehung verantwortlich fühlt.
Seine früheren Veröffentlichungen behandeln eher praktische Fragen, wie
Aufgaben der Schulleitung oder der Elternvertretung“ ( König/ Zedler 1998, S. 52).
Der Pädagoge Brezinka bereitete dem kritischen Rationalismus den Weg in die Praxis vor. Er vertritt ein empirisch-analytisches Wissenschaftskonzept, indem Erkenntnisgewinn nur durch Verwendung der wissenschaftlichen Methode stattfindet.
Brezinka fordert eine intersubjektive und wertfreie Überprüfbarkeit von Erziehungswissenschaft.
Weitere Vertreter der Umgestaltung des Kritischen Rationalismus sind unter anderem Rössner, Klauer und Heid. Sie versuchen die empirische Erziehungswissenschaft durch fortgeschrittene wissenschaftstheoretische Entwürfe zu untermauern (vgl. König/ Zedler 1998, S. 52/53).
Als Ausgangspunkt des kritischen Rationalismus wird das „Induktionsproblem“ betrachtet, welches auf das Induktionsprinzip der 20er Jahre zurückzuführen ist.
Das „Induktionsproblem“ thematisiert, dass der Empirismus das Allgemeine aus dem Besonderen ableitet, beispielsweise dass aus Einzelbeobachtungen allgemeine Gesetzesaussagen oder Theorien geschlossen werden (vgl. König/ Zedler 1998, S. 46). Dieses Prinzip ist geprägt von der Annahme, dass es eine von jedem wahrnehmbare objektive Wirklichkeit gibt, aus der man objektive Tatsachen ableiten kann.
„Im Rahmen der empirischen Untersuchung wird festgestellt, dass Kinder ihre
Schulleistung verbessern, nachdem sie von der Lehrerin gelobt worden sind.
Daraus wird dann eine Gesetzesaussage geschlossen: Immer wenn Kinder
gelobt werden, verbessern sich ihre Schulleistungen“ (König/ Zedler 1998, S. 46).
Dieses Beispiel verdeutlicht das Problem bei der Übertragung von einzelnen Beobachtungen auf allgemeine Aussagen. Bereits ein Kind, dessen Schulleistungen sich nicht verbessert, obwohl es gelobt wurde, genügt und die Hypothese ist falsifiziert. Diesen Aspekt kritisiert Popper. Seiner Ansicht nach sind allgemeine Aussagen nicht verifizierbar, sondern nur falsifizierbar, das bedeutet die mehrfache empirische Widerlegung einer Theorie. Dementsprechend gilt eine allgemeine Theorie solange bis sie falsifiziert wurde. Ein Beispiel dafür wäre die Theorie „alle Schwäne sind weiß“. Um diese Theorie zu widerlegen, reicht schon die Sichtung eines einzigen schwarzen Schwanes aus (vgl. König/ Zedler 1998, S. 46).
Popper entwickelt daraufhin das Prinzip der kritischen Prüfung. Er wendet sich gegen die Auffassung, man könne aus einzelnen Beobachtungen auf generelle Aussagen schließen. Es wird immer ein Gegenbeispiel geben können, das heißt es ist unmöglich eine Aussage zu verifizieren. Die Gesetzesaussagen lassen sich demgemäß nicht in „wahr“ und „ falsch“ aufteilen, deshalb muss eine Unterscheidung zwischen „ bewährt“ und „ falsch“ getroffen werden. Dieses Prinzip impliziert, dass Gesetzesaussagen als Hypothesen angesehen werden, die möglichst strengen Prüfungen unterzogen werden. Sollten sie sich trotz genauer Prüfung nicht falsifizieren lassen, werden diese als bewährt beibehalten (vgl. König/ Zedler 1998, S. 46). Der kritische Rationalismus lässt dabei nur Theorien zu, bei denen die Möglichkeit besteht, dass sie anhand von Experimenten widerlegt werden können.
Überstehen sie diese, so steigt nur die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit. Popper hat dies unter dem Begriff „Fallibilismus“ zusammengefasst. Er geht davon aus, dass man nur das sieht, was eine Theorie stützt. Was diese Theorie aber falsifizieren würde, wird ignoriert und daraus könnte durchaus Dogmatismus resultieren.
Poppers Ideen beziehen sich auch auf ein Instrument der Wissenschaft, nämlich die
Sprache und deren Semantik. Die Tatsachen stützen sich auf Erkenntnisse und werden in Basissätzen beschrieben. Diese stellen jedoch für ihn nur ein vorläufiges Ergebnis dar (vgl. König/ Zedler 1998, S. 47).
Mit dem Konzept der kritischen Prüfung versucht Popper auch das Problem der Subjekthaftigkeit von wissenschaftlichen Basissätzen zu trennen. Basissätze können nie verifiziert, sondern lediglich überprüft werden, ob diese sich bis jetzt bewährt haben.
„Aber niemals zwingen uns die logischen Verhältnisse dazu, bei bestimmten ausgezeichneten Basissätzen stehenzubleiben und gerade diese anzuerkennen
oder aber die Prüfung aufzugeben; jeder Basissatz kann neuerdings durch Deduktion
anderer Basissätze überprüft werden; wobei unter Umständen die gleiche Theorie
wieder verwendet werden muß oder auch eine andere“ (König/ Zedler 1998, S. 47).
Daraus folgt, dass sich die Wissenschaftler einigen müssen, welche Basissätze als Grundlagen für Theorien benutzt werden. Ein Basissatz wird durch andere Basissätze überprüft. Dadurch kann die Wissenschaft nie die Wirklichkeit erfassen, da immer ein Basissatz falsch sein könnte.
[...]
- Arbeit zitieren
- Sarah Diekow (Autor:in), 2009, Grundlagen des Kritischen Rationalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161741