Die Zeiten von Ruten und Rohrstöcken in der öffentlichen Erziehung sind vorbei, seit die „schwarze Pädagogik“ u.a. durch das aufklärende Wirken von Reformpädagogen gesellschaftlich nicht mehr toleriert wird. Es gibt aber neben der physischen eine seelisch noch tiefer wirkende Form von Gewalt, die psychische.
Psychische Gewalt kennt viele Formen, darunter sehr diffuse, die im täglichen Umgang unbewusst oder bewusst angewandt und gesellschaftlich noch immer toleriert oder sogar akzeptiert werden.
Auch in der beruflichen Erziehung beobachte ich, dass Kinder in ihrer Meinungsäußerung behindert, mit für sie nicht nachvollziehbaren Verboten konfrontiert, mit ironischen oder gar zynischen Sprachformen verwirrt, in ihrer Persönlichkeit nicht ernst genommen, emotional unterdrückt, vorschnell beurteilt, etikettiert oder ignoriert werden. Noch immer werden Kinder unbegründet in ihrem Bewegungsdrang eingeschränkt, bekommen auf ehrliche Fragen oberflächliche oder abweisende Antworten, werden mit Drohungen diszipliniert oder mit Metaphern wie „gut“ und „böse“ im Geiste überalterter Klischees erzogen, die den Blick auf die Persönlichkeit des Kindes verstellen.
Die Bedeutung eines einfühlsamen und behutsamen Umganges mit Kindern ist auch beruflich Erziehenden nicht jederzeit bewusst. Kinder, gleich welcher Entwicklungsstufe, sind psychisch sehr leicht verwundbar. Vor allem, wenn seelische Verletzungen schon während pränataler und frühkindlicher Phasen auftraten, können diese im Bereich der beruflichen Erziehung verstärkt werden. Oft werden Wut, Hass und – nicht zu unterschätzen – Formen von Selbsthass genährt, die u.a. Autoaggression bewirken, werden Ohnmacht und Minderwertigkeitsgefühle erzeugt. Daraus resultieren Verhaltensauffälligkeiten, mitunter sogar pathologisch nachweisbare neurotische und psychotische Störungen sowie körperliche Krankheitssymptome psychosomatischer Natur, die sich oft bis ins Erwachsenenalter fortsetzen.
Dabei ist oft nicht klar zu definieren, ob und wo die Grenze zu psychischer Gewalt überschritten wird. Deshalb möchte ich es ohne Verwendung dieses Begriffes so formulieren: Ziel ist, Übergriffe auf die Autonomie des Kindes bzw. Grenzübertretungen des „Seelenschutzes“ darzustellen.
In kursiver Schrift sind jeweils Beispiele formuliert, welches Verhalten ich nach meinem Erkenntnisstand der jeweiligen Situation für angemessen, dem Kind zugewandt und lösungsorientiert halte.
Axel Stein
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein Beispiel vorangestellt
- Begründung des Themas
- Ziele der Arbeit
- Methoden der Arbeit
- Begriffsbestimmung
- Definition Gewalt
- Psychische Gewalt
- Über die Wahrnehmung psychischer Gewalt
- Diffuse psychische Gewalt und pädagogische Destruktivität im Verhalten Erziehender
- Gewalt in Folge unreflektierter Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen Erziehender
- Drohung
- Erpressung
- Unterdrückung des Gefühlsausdrucks
- Unterdrückung von Widerspruch (Widerspruch als Form der Emanzipation)
- Ignoranz und Ausschluss
- Bloßstellung
- Etikettierung und Vorverurteilung
- Inkompetentes Verhalten
- Gewalt auf sprachlicher Ebene
- Wortsinnverdrehungen und zynische Sprachfärbung
- Indirekte Anrede und Bekenntniszwang
- Gesprächszwang in unangemessener Situation
- Gesellschaftlich erzeugte Formen diffuser Gewalt
- Verfrühte Konfrontation mit Rollen und unerreichbaren Vorbildern
- Rollenerwartungen und Rollendruck
- Sinnesüberlastungen
- Psychische Gewalt unter Gesichtspunkten der Kommunikationspsychologie
- Exkurs zu tiefenpsychologischen Aspekten
- Kommunikationspsychologische Aspekte
- Missverständnisse im „Botschaftsgeflecht“
- Das „aktive Zuhören“
- Relativieren und „Hinterfragen“
- Inkongruente Nachrichten
- Beziehungsaspekte
- Herabsetzung und Bevormundung
- Du- und Ich-Botschaften
- Gesichtspunkte der Selbstoffenbarung
- Die „Ebene des Herzens“
- Schluss: Wie sich Beziehungen intensivieren und Kommunikationsfähigkeiten verbessern lassen (Beispiele)
- Auf autodidaktischer und kollektiver Ebene
- Im pädagogischen Feld/bei der täglichen Arbeit
- Auf Ebene fachlicher Qualifizierung
- Anhang
- „Chef“ der eigenen Teilpersönlichkeiten - spielerisch-therapeutische Aspekte zur „Psychohygiene“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit untersucht diffuse psychische Gewalt und Destruktivität im Verhalten Erziehender gegenüber Kindern. Ziel ist es, verschiedene Formen dieser Gewalt zu beschreiben und ihre Auswirkungen auf die betroffenen Kinder zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Kommunikationspsychologischen Aspekte und sucht nach Ansatzpunkten zur Verbesserung der Beziehungen und Kommunikationsfähigkeiten.
- Formen diffuser psychischer Gewalt im pädagogischen Kontext
- Auswirkungen psychischer Gewalt auf die kindliche Entwicklung
- Kommunikationspsychologische Aspekte im Umgang mit Kindern
- Möglichkeiten zur Prävention und Intervention
- Bedeutung von Selbstreflexion und professioneller Entwicklung für Erzieher
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beginnt mit einem Beispiel einer Kindergärtnerin, die die Kinder mit einer Drohung bezüglich des Weihnachtsmannes diszipliniert. Dies führt zur Fragestellung nach der Natur dieser Handlung: Handelt es sich um eine harmlose Metapher oder eine Form diffuser psychischer Gewalt? Die Arbeit begründet die Relevanz des Themas, indem sie auf beobachtete Verhaltensweisen von Erziehern hinweist, die Kinder in ihrer Meinungsäußerung behindern und emotional unterdrücken. Die Arbeit zielt darauf ab, die Folgen solcher Interventionen aufzuzeigen und Möglichkeiten zur Verbesserung des Umgangs mit Kindern zu erörtern.
Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel definiert den Begriff Gewalt und grenzt psychische Gewalt ab. Es wird die Schwierigkeit der Wahrnehmung psychischer Gewalt thematisiert und die Notwendigkeit einer sensiblen Auseinandersetzung mit diesem Thema betont. Es bildet die Grundlage für die Analyse der verschiedenen Formen diffuser psychischer Gewalt, die im folgenden Kapitel behandelt werden.
Diffuse psychische Gewalt und pädagogische Destruktivität im Verhalten Erziehender: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Ausprägungen diffuser psychischer Gewalt im pädagogischen Kontext. Es werden konkrete Beispiele wie Drohung, Erpressung, Unterdrückung des Gefühlsausdrucks, Ignoranz, Bloßstellung, Etikettierung, inkompetentes Verhalten und Formen sprachlicher Gewalt (Wortsinnverdrehungen, indirekte Anrede, Gesprächszwang) ausführlich beschrieben und ihre Auswirkungen auf Kinder diskutiert. Der Fokus liegt auf der subtilen, oft unbewussten Natur dieser Gewaltformen und deren weitreichenden Folgen.
Psychische Gewalt unter Gesichtspunkten der Kommunikationspsychologie: Dieses Kapitel betrachtet psychische Gewalt aus kommunikationspsychologischer Perspektive. Es werden Aspekte wie Missverständnisse, aktives Zuhören, Inkongruenz in der Kommunikation und die Bedeutung der Beziehungsgestaltung erörtert. Tiefenpsychologische Aspekte werden kurz angesprochen, um den Kontext des kindlichen Erlebens zu verdeutlichen. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Kommunikationsmustern, die zu psychischer Gewalt führen können, und der Darstellung von alternativen, konstruktiven Kommunikationsstrategien.
Schlüsselwörter
Diffuse psychische Gewalt, pädagogische Destruktivität, Kinder, Erzieher, Kommunikationspsychologie, Beziehungsgestaltung, Selbstreflexion, Prävention, Intervention, sprachliche Gewalt, emotionale Unterdrückung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Facharbeit: Diffuse psychische Gewalt und pädagogische Destruktivität
Was ist der Gegenstand dieser Facharbeit?
Die Facharbeit untersucht diffuse psychische Gewalt und pädagogische Destruktivität im Verhalten Erziehender gegenüber Kindern. Sie beschreibt verschiedene Formen dieser Gewalt, analysiert deren Auswirkungen auf Kinder und sucht nach Ansatzpunkten zur Verbesserung der Beziehungen und Kommunikationsfähigkeiten.
Welche Arten diffuser psychischer Gewalt werden behandelt?
Die Arbeit behandelt diverse Formen diffuser psychischer Gewalt, darunter Drohung, Erpressung, Unterdrückung des Gefühlsausdrucks, Unterdrückung von Widerspruch, Ignoranz, Ausschluss, Bloßstellung, Etikettierung, Vorverurteilung, inkompetentes Verhalten und verschiedene Formen sprachlicher Gewalt wie Wortsinnverdrehungen, indirekte Anrede und Gesprächszwang. Der Fokus liegt auf subtilen, oft unbewussten Gewaltformen.
Wie wird psychische Gewalt aus kommunikationspsychologischer Sicht betrachtet?
Die Arbeit analysiert psychische Gewalt unter kommunikationspsychologischen Aspekten. Es werden Missverständnisse, aktives Zuhören, Inkongruenz in der Kommunikation und die Bedeutung der Beziehungsgestaltung erörtert. Tiefenpsychologische Aspekte werden kurz erwähnt, um den Kontext des kindlichen Erlebens zu verdeutlichen. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Kommunikationsmustern, die zu psychischer Gewalt führen, und der Darstellung konstruktiver Kommunikationsstrategien.
Welche Auswirkungen hat psychische Gewalt auf Kinder?
Die Facharbeit beleuchtet die negativen Auswirkungen diffuser psychischer Gewalt auf die kindliche Entwicklung, jedoch ohne detaillierte Beschreibungen der Folgen. Der Fokus liegt stärker auf der Beschreibung der Gewaltformen und der Verbesserung der Kommunikation.
Welche Möglichkeiten der Prävention und Intervention werden vorgestellt?
Die Arbeit skizziert Ansatzpunkte zur Prävention und Intervention, unter anderem durch verbesserte Kommunikationsfähigkeiten, Selbstreflexion bei Erziehern und fachliche Qualifizierung. Konkrete Methoden werden jedoch nicht im Detail vorgestellt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Facharbeit gliedert sich in eine Einleitung, eine Begriffsbestimmung, ein Kapitel über diffuse psychische Gewalt und pädagogische Destruktivität im Verhalten Erziehender, ein Kapitel zur kommunikationspsychologischen Betrachtung psychischer Gewalt, einen Schluss mit Beispielen zur Verbesserung von Beziehungen und Kommunikationsfähigkeiten, sowie einen Anhang.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Diffuse psychische Gewalt, pädagogische Destruktivität, Kinder, Erzieher, Kommunikationspsychologie, Beziehungsgestaltung, Selbstreflexion, Prävention, Intervention, sprachliche Gewalt, emotionale Unterdrückung.
Gibt es Beispiele in der Arbeit?
Ja, die Arbeit beginnt mit einem Beispiel einer Kindergärtnerin, die Kinder mit einer Drohung bezüglich des Weihnachtsmannes diszipliniert. Weitere Beispiele für verschiedene Formen diffuser psychischer Gewalt werden im Laufe der Arbeit angeführt.
Für wen ist diese Facharbeit relevant?
Diese Facharbeit ist relevant für Erzieher, Pädagogen, Psychologen und alle, die sich mit der Thematik der psychischen Gewalt im pädagogischen Kontext auseinandersetzen. Sie dient der Sensibilisierung und der Verbesserung des Umgangs mit Kindern.
Wo finde ich den vollständigen Text der Facharbeit?
Der vollständige Text der Facharbeit ist nicht in diesem FAQ enthalten. Dieses Dokument bietet lediglich eine Zusammenfassung und Übersicht der Inhalte.
- Quote paper
- Axel Stein (Author), 2005, Diffuse psychische Gewalt gegenüber Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161717