Naturereignisse bzw. -katastrophen sind in der Lage gesellschaftliche Veränderungen freizusetzen, soziale Ungleichheiten offenzulegen oder auch einfach nur für einen bestimmten Zeitraum die Sozialstruktur einer Region oder Stadt durcheinander zu wirbeln, wie beim San-Francisco-Erdbeben 1906, wo die soziale Hierarchie neu definiert wurde und z.B. Immigranten einen neuen Status bekamen, bis hin zur Zerstörung von New Orleans im Jahr 2005 durch einen Hurrikan, wo die sozialen Ungleichheiten sichtbar wurden. Probleme traten meist offen zu Tage, da sich die staatlichen Institutionen und Autoritäten langsam kümmerten bzw. nur eine soziale Gruppe und deren Interessen in den Vordergrund ihrer Hilfstätigkeit rückten. Die Mehrzahl der auftretenden sozialen Probleme blieb lokal oder wurde zumindest auf dieser Ebene gelöst, während es in Mexiko möglich war, dass Erdbebenbetroffene, zusammengeschlossen mit anderen Organisationen und Gruppen, mittelfristig das Monopol der Herrschenden zu brechen. In Mexiko führte in den 1980er Jahren ein Erdbeben, das Teile der Hauptstadt zerstörte zu einem politischen Erdbeben, welches die Alleinherrschaft der bis dahin regierenden Partido Revolucionario Institucional PRI-Partei der Institutionellen Revolution) und ihrer dictadura suave zur Folge hatte. Aus, teilweise bereits vorher bestehenden, Nachbarschaftsorganisationen, unorganisierten Betroffenen des Erdbebens, kleinen linken Parteien, religiösen Organisationen und weiteren Gruppen wuchs rasch eine urbane soziale Bewegung heran, die bereits im Jahr 1988 einen eigenen Präsidentschaftskandidaten aufstellte, der von der PRI nur durch Wahlbetrug verhindert werden konnte. In der vorliegenden Arbeit soll der Erfolg bzw. die Dynamik die zum Erfolg der urbanen sozialen Bewegung geführt haben untersucht werden. Erfolg soll bedeuten, die Ablösung der PRI als allein regierende Partei und politischer Bezugspunkt. Diese Arbeit befasst sich mit urbanen Bewegungen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Theoretische Einführung und Fragestellung
a. Urbanität- Stadt aus einer theoretischen Perspektive
b. Urbane soziale Bewegungen in Lateinamerika und ihre Erfolgschancen
i. Koalitionsbildungen und Political oportunity structures als theoretische Erklärung
ii. Urbane soziale Bewegung nach Castells im lateinamerikanischen Kontext
3. Mexiko und Urbanität
a. Kurze Geschichte von Mexiko- Stadt
b. Urbane soziale Bewegungen in Mexiko
i. Erste Organisationsversuche- vor dem Erdbeben 1985
ii. Der soziale Kampf um Wiederaufbau und Verteidigung von Grundsücken- Nach dem Erdbeben
4. Durch ein Erdbeben zum Erfolg- Analyse der urbanen sozialen Bewegung von Mexiko- Stadt
a. Einleitung und erste Überlegungen nach Castells
b. Kollektive Güter und Solidarität
c. Organisation als Faktor
d. Kultureller Einfluss auf den Erfolg
e. Mexiko zwischen Integration und geschlossenem politischen System
f. Zusammenfassender Überblick
5. Fazit
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Matthias Klenk (Author), 2009, Vom Erdbeben zum politischen Beben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160978
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