Fundamentalismus ist ein Phänomen, welches sich scheinbar in der exotischen Ferne abspielt. Verschleierte Frauen in vielen moslemsichen Gesellschaften, die Taliban Melizen in Afghanistan, die durchgesetzt haben, daß Frauen nur in männlicher Begleitung das Haus verlassen dürfen, weibliche Beschneidung in weiten Teilen Afrika oder einfach nur eine Kopftuch tragende Türkin in Deutschland: Fundamentalismus, so wie er in den Medien dargestellt wird, bemüht oft die Assoziation des “Fremden” und des “Anderen”.
Nicht alle erwähnten Beispiele lassen sich so ohne weiteres als Beispiele für den Fundamentalismus gebrauchen und nicht jede(r), der nicht im Sinne des westlichen Liberalismus modern ist, ist ein Fundamentalist. Und trotzdem, das skizzierte Klischee enthält vielleicht auch eine richtige Beobachtung, nämlich das fundamentalistische Bewegungen oft etwas mit den Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu tun haben. Sicherlich nicht ausschließlich aber alle fundamentalistische Bewegungen haben gemeinsam, das sie patriarchalische Ordnungsprinzipien vertreten und sich besonders gegen die Emanzipation der Frau richten und gegen alle Ideologien, die autoritärepatriarchiale Ordnungsvorstellungen nicht anerkennen. Dies gilt auch für den christlichen Fundamentalismus in den USA, einem westlichen Teil dieser Welt und für uns sicher weniger exotisch als der Orient.
Die christlichen Fundamentalisten in den USA nutzen alle modernen Massenmedien wie das Internet, eines der wohl am meisten an Popularität gewinnenden Massenmediums der 90-ziger Jahre. Viele der erwähnten Zitate, die in der Bibel zu finden sind, haben mich zu völlig anderen Ergebnissen kommen lassen. Dies hängt sicherlich mit der anderen Vorgehensweise zusammenhängt, da ich, im Gegensatz zu den Fundamentalisten, nicht von einer Verbalinspiration überzeugt bin. Nach meinem Verständnis muß die Bibel als Zeugnis ihrer Zeit gesehen werden und kann nicht ohne das Wissen der gesellschaftlichen oder politisch-historischen Situation verstanden werden.
Mein besonderes Interesse galt dabei der Stellung der Frau innerhalb der Bewegung, sowie der Einflußnahme der Evangelikalen auf die Universitäten und deren Lehrpläne. Der Liberty University, die von Jerry Falwell gegründet wurde und sich in seinem Geburtsort in Lynchburg/Virginia befindet, galt mein besonderes Interesse und ich habe im Sommer 1997 den Campus besucht und Gespräche mit einigen Studenten geführt.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Ursprünge des christlichen Fundamentalismus in den USA
3. Der christliche Fundamentalismus der 80ziger und 90ziger Jahre und seine politische Dimension
4. Christliche Fundamentalisten und ihr Einfluß auf Bildungsinstitutionen
5. Die Rolle der Frau in fundamentalistischen Kirchen
6. Literaturverzeichnis
1.Vorwort
Fundamentalismus ist ein Phänomen, welches sich scheinbar in der exotischen Ferne abspielt. Verschleierte Frauen in vielen moslemsichen Gesellschaften, die Taliban Melizen in Afghanistan, die durchgesetzt haben, daß Frauen nur in männlicher Begleitung das Haus verlassen dürfen, weibliche Beschneidung in weiten Teilen Afrika oder einfach nur eine Kopftuch tragende Türkin in Deutschland: Fundamentalismus, so wie er in den Medien dargestellt wird, bemüht oft die Assoziation des “Fremden” und des “Anderen”.
Nicht alle erwähnten Beispiele lassen sich so ohne weiteres als Beispiele für den Fundamentalismus gebrauchen und nicht jede(r), der nicht im Sinne des westlichen Liberalismus modern ist, ist ein Fundamentalist. Und trotzdem, das skizzierte Klischee enthält vielleicht auch eine richtige Beobachtung, nämlich das fundamentalistische Bewegungen oft etwas mit den Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu tun haben. Sicherlich nicht ausschließlich aber alle fundamentalistische Bewegungen haben gemeinsam, das sie patriarchalische. Ordnungsprinzipien vertreten und sich besonders gegen die Emanzipation der Frau richten und gegen alle Ideologien, die autoritäre-patriarchiale Ordnungsvorstellungen nicht anerkennen. Dies gilt auch für den christlichen Fundamentalismus in den USA, einem westlichen Teil dieser Welt und für uns sicher weniger exotisch als der Orient.
Das Spektrum der christlichen Fundamentalisten in den USA ist weit und sie treten als Abtreibungsgegner vor auf sowie als Aktivisten innerhalb der “Christian Coaltition” des Evangelikalen Pat Robertson, der sich eine Rückkehr zu konservativ-christlichen Werten wünscht. Anhänger des Fundamentalismus gibt es in allen Schichten der Bevölkerung und in allen ethnischen Gruppen der USA, wobei eine gewisse Konzentration in den Südstaaten der USA (49%) und im kleinstädtischen Milieu zu erkennen ist.[1]
Der Annahme vieler, es handle sich dabei um Menschen, die fernab des 20. Jahrhundert leben, möchte ich hier widersprechen. Die christlichen Fundamentalisten in den USA nutzen alle modernen Massenmedien wie das Internet, eines der wohl am meisten an Popularität gewinnenden Massenmediums der 90-ziger Jahre.
Ich habe eine Vielzahl von Quellen aus dem Internet bezogen, da sie Aufschluß über die Vielartigkeit der Projekte geben und über eine hohe gestalterische Qualität verfügen.
Viele der erwähnten Zitate, die in der Bibel zu finden sind, haben mich zu völlig anderen Ergebnissen kommen lassen. Dies hängt sicherlich mit der anderen Vorgehensweise zusammenhängt, da ich, im Gegensatz zu den Fundamentalisten, nicht von einer Verbalinspiration überzeugt bin. Nach meinem Verständnis muß die Bibel als Zeugnis ihrer Zeit gesehen werden und kann nicht ohne das Wissen der gesellschaftlichen oder politisch-historischen Situation verstanden werden.
Neben der Fachliteratur, die ich den USA zu Rate gezogen habe, habe ich auch versucht, Interviews und Diskussionen zu führen. Der Ausdruck “Versuch” trifft dabei den Vorgang genau, da ich es unheimlich schwer fand, mit christlichen Fundamentalisten zu diskutieren. Gesprächsversuche waren oft frustrierend und endeten damit, daß meine Diskussionspartner mit angeboten habe, für mich zu beten, da ich ja schon augenscheinlich verloren sei.
Zur Kapitelaufteilung ist zu sagen, daß ich versucht habe, den historischen Rückblick zu kurz wie möglich zu halten, da ich mich auf die Aktivitäten der Fundamentalisten im heutigen Amerika konzentrieren wollte. Mein besonderes Interesse galt dabei der Stellung der Frau innerhalb der Bewegung, sowie der Einflußnahme der Evangelikalen auf die Universitäten und deren Lehrpläne. Der Liberty University, die von Jerry Falwell gegründet wurde und sich in seinem Geburtsort in Lynchburg/Virginia befindet, galt mein besonderes Interesse und ich habe im Sommer 1997 den Campus besucht und Gespräche mit einigen Studenten geführt. Dabei habe ich versucht, in der vorliegenden Arbeit nicht alle politischen Aktivitäten Falwells zu thematisieren, da dies den Rahmen der Semesterarbeit gesprengt hätte.
Seine Aktivitäten lassen sich den politischen Aktivitäten der Fundamentalisten in den USA zuordnen, die versuchen mit Bewegungen wie der “Christian Coaltion” innerhalb der Republikanischen Partei Einfluß zu nehmen und die Gläubigen zu politisieren. Die Einflußnahme der religiösen Rechten ist nicht mehr zu übersehen und vielleicht eines der großen Herausforderungen der amerikanischen Politik.
2. Ursprünge des christlichen Fundamentalismus in den USA
Ursprünglich ist der Begriff “Fundamentalismus” benutzt worden, um eine christliche Bewegung zu Beginn dieses Jahrhunderts in Nordamerika zu bezeichnen. Das Wort kam zwischen 1910 und 1915 auf, nachdem eine zwölf-bändige Schriftenreihe mit dem Titel “The fundamentals: A testimony to the truth” erschienen war.[2] Die darin enthaltenen 90 Artikel, die von mehreren protestantischen Theologen verfaßt wurden, befaßten sich mit den sozialen, geistigen, religiösen und wirtschaftliche Verunsicherungen die ca. 1870, dem Wendepunkt der amerikanischen Sozialgeschichte, begannen. Das Ziel dieser Schriftenreihe war es, die kirchliche Öffentlichkeit zu mobilisieren und jeden Kompromiß mit dem Modernismus des gesellschaftlichen Umfeldes abzulehnen. Auch wenn diese Schriftenreihe nicht die erwünschte Wirkung hatte und auch nicht die grundlegenden Glaubenssätze des Fundamentalismus benannt hat, ist sie doch ein wichtiger Abschnitt zum besseren Verständnis des christlichen Fundamentalismus in den USA.
Die fünf “fundamentals” wurden von der Generalversammlung der Presbyterianer 1910 aufgestellt und hatten auch den Zweck eines Glaubenstest. Mit Hilfe der aufgestellten Glaubenssätze erhoffte man sich, prüfen zu können, ob ein Kandidat als Geistlicher in Frage kommt oder nicht. Die Glaubenssätze, deren Einhaltung dringend empfohlen wurde, sind:
1. Fehlerlosigkeit und Unfehlbarkeit der heiligen Schrift
2. Jungfrauen Geburt Jesu und somit Sicherung seiner Gottesherrschaft
3. Stellvertretende Sühneopfer Christi am Kreuz
4. leibliche Auferstehung und Wiederkunft des Herrn
5. Wirklichkeit der Wunder
Der erste Glaubenssatz nimmt eine zentrale Stellung ein. Bereits 1892 hatte die Generalversammlung der Presbyterianer festgeschrieben, daß das “inspirierte Wort, wie es von Gott kam, ohne Fehler ist”.[3]
[...]
[1] Quartalszeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienst.1997. Der Überblick. Hamburg, Seite 20
[2] Hunter, James Davidson.1983.American Evangelicalism, Conservative Religion and the Quandary of Modernity. Rutgers, New Jersey, Seite 31-55
[3] Hunter, James. American Evangelicalism.Seite 23-30
- Arbeit zitieren
- Emel Deyneli (Autor:in), 2003, In God we trust - Dimensionen christlich-religiöser Bewegungen in den USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16090
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