Candomblé ist eine afroamerikanische Religion, die ihren Ursprung in Brasilien hat. Doch vor allem ist Candomblé die Bezeichnung für die vielen verschiedenen Kultstätten, die sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts von ihrem Zentrum Salvador da Bahia aus verbreiteten. Denn jeder Candomblé ist anders. Das mag damit zusammenhängen, dass im Candomblé schriftliche Überlieferungen, wie man sie aus den Weltreligionen kennt, gänzlich fehlen und die verschiedenen Riten und Traditionen in jeder religiösen Gemeinschaft, anders gedeutet werden. Mit den Sklaven, fanden auch die afrikanischen Gottheiten ihren Weg nach Brasilien. Über Jahrhunderte hinweg mussten die Sklaven ihre Götter, die orixá, im Verborgenen halten. Sie nutzten die katholischen Heiligen als „Maske“ für ihre eigenen Gottheiten, so entstand mit der Zeit eine religiöse Vermischung, die Wissenschaftler als Synkretismus bezeichnen. Dennoch gelten die afrikanischen Anteile im Candomblé als die stärksten unter den afroamerikanischen Religionen. Im Candomblé spielt das Phänomen der Besessenheit eine große Rolle. Es hilft den Initiierten mit ihren Göttern in Kontakt zu treten. Für die Gläubigen ist die Trance der Zustand, in dem die größtmögliche Verbindung mit den orixá realisiert werden kann.
Doch was genau sind die orixá? Und vor allem was für eine Bedeutung nehmen sie im Leben der Menschen ein? Im Folgenden wird diesen Fragen, anhand der Forschungsergebnisse verschiedener Ethnologen, die sich alle ausführlich mit dieser Religion beschäftigt haben, auf den Grund gegangen . Vor allem die individuelle Beziehung zwischen den orixá und einem Individuum wird genauer betrachten, denn genau diese zeichnet den Candomblé besonders aus.
„Das ganze Glaubenssystem windet sich um die genaue Erkenntnis der inneren Natur eines Individuums und seines Verhältnisses zur äußeren Natur, den Orixá, was auch wiederum seine Innere ist.“ (Hohenstein 1991, 448)
Um die Beziehung der Menschen zu den orixá zu verstehen, muss man zuerst die Geschichte dieser Religion kennen und vor allem das Phänomen der Besessenheit begreifen. Letztendlich wird zu erkennen sein, dass der Candomblé eine auf Regeln und Pflichten basierende Religion darstellt und auch, dass das Phänomen der Besessenheit, welches eine so starke Faszination auf den europäischen Kulturkreis ausübt, kontrolliert wird und nur nach bestimmten Regeln und Mustern verläuft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Candomblé?
- Der transatlantische Sklavenhandel - Die Entstehungsgeschichte des Candomblé
- Struktur einer Candomblé-Kultstätte
- Trance, Besessenheit und Ritus
- Orixá - das göttliche Gegenstück zum Mensch
- Die Orixá
- Die Initiation
- Das individuelle Verhältnis zu einem orixá
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet das Phänomen des Candomblé, einer afroamerikanischen Religion mit Ursprung in Brasilien, und befasst sich insbesondere mit der Bedeutung der orixá, den afrikanischen Gottheiten, im Leben der Gläubigen. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung des Candomblé im Kontext des transatlantischen Sklavenhandels, analysiert die Struktur einer Candomblé-Kultstätte und erläutert die Rolle von Trance und Besessenheit in der religiösen Praxis.
- Die Entstehung des Candomblé in Brasilien durch den transatlantischen Sklavenhandel
- Die Bedeutung der orixá im Candomblé und ihre Verbindung zu den Menschen
- Die Rolle von Trance und Besessenheit in der religiösen Praxis
- Die individuelle Beziehung zwischen den Menschen und den orixá
- Der synkretistische Charakter des Candomblé
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Candomblé ein und verdeutlicht die Besonderheit dieser Religion in ihrer fehlenden schriftlichen Überlieferung. Sie beleuchtet die synkretistische Vermischung mit dem katholischen Glauben und die zentrale Rolle der Besessenheit in der Verbindung mit den orixá. Das erste Kapitel erörtert die Entstehung des Candomblé im Zusammenhang mit dem Sklavenhandel und zeigt auf, wie die afrikanischen Götter durch den transatlantischen Sklavenhandel nach Brasilien gelangten. Es beleuchtet die verschiedenen Nationen und deren Einfluss auf die Entwicklung des Candomblé.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Struktur einer Candomblé-Kultstätte und erklärt den vielschichtigen Begriff des Candomblé. Es beschreibt die Bedeutung des terreiros und die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Candomblé. Das dritte Kapitel widmet sich den orixá, den afrikanischen Gottheiten, und deren Beziehung zum Menschen. Es erläutert den Prozess der Initiation und die individuelle Verbindung zum orixá.
Schlüsselwörter
Candomblé, orixá, Sklavenhandel, transatlantischer Sklavenhandel, Brasilien, Bahia, Kultstätte, terreiros, Trance, Besessenheit, Synkretismus, Initiation, Religion, afrikanische Religion, afroamerikanische Religion, Religionssoziologie, Kulturanthropologie, Ethnologie.
- Quote paper
- Kira Gehrmann (Author), 2009, Individuum und orixá im Candomblé von Bahia, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160793