In der Literaturgeschichte gilt Lessings Miss Sara Sampson (1755) als das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel. In der vorliegenden Arbeit wird es aber nicht darum gehen, das Konzept des bürgerlichen Trauerspiels vorzustellen. Es soll stattdessen um die Analyse der in dem Drama geführten Verhandlungen gehen.
Das Drama Miss Sara Sampson wirft im Verlauf seiner Handlung im Wesentlichen zwei verschiedene Modelle oder auch Lösungsstrategien auf, um Konflikte zwischen zwei Parteien zu lösen: Auf der einen Seite steht die Rache und auf der anderen Seite die Vergebung. Diese beiden Modelle – das Modell der Rache und das der Vergebung – werden in dem Drama unterschiedlich ausgetragen. Im Verlauf der vorliegenden Arbeit werden folgende Fragestellungen beantwortet:
1. Welche Lösungsstrategien finden die Parteien in ihrer jeweiligen Konfliktsituation, um ihren Standpunkt durchzusetzen?
2. Worin besteht der Zusammenhang zwischen der Rache- und der Vergebungs-Handlung?
Um diese Analyse vornehmen zu können, wird in einem ersten Schritt die Quellenfrage der Miss Sara Sampson geklärt, nicht zuletzt, um die eindeutige Intertextualität zur Geschichte der Medea zu klären. Es wird sich zeigen, dass die Forschungsliteratur im Wesentlichen immer wieder dieselben Vorbilder für Lessings Trauerspiel findet.
Im Anschluss daran werden die Personen und ihre Motive zur Rache-Handlung bzw. zur Vergebungs-Handlung vorgestellt. Danach stellt die Arbeit anhand dieser Strukturierung des Trauerspiels zwei geführte Verhandlungen zwischen den einzelnen Interessengruppen dar und analysiert diese.
In einem abschließenden Fazit sollen die vorgestellten Ergebnisse in Zusammenhang gebracht werden, um die Verbindung zwischen Quelle, Rache-Handlung und Vergebungs-Handlung darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Quellen
- 1.1 Biblische, englische und französische Vorbilder
- 1.2 Intertextualität: Medea
- 2 Die Konflikte
- 2.1 Die Vergebungs-Handlung
- 2.2 Die Rache-Handlung
- 2.3 Analyse von geführten Verhandlungen
- 2.4 Zusammenhang zwischen der Vergebungs- und der Rache-Handlung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Lessings "Miss Sara Sampson" im Hinblick auf die Konfliktlösungsmodelle Rache und Vergebung. Es werden die Strategien der beteiligten Parteien untersucht und der Zusammenhang zwischen Rache- und Vergebungs-Handlung beleuchtet. Die Quellen des Dramas, insbesondere die Intertextualität zu Medea, werden ebenfalls berücksichtigt.
- Konfliktlösung im bürgerlichen Trauerspiel
- Analyse der Strategien von Rache und Vergebung
- Zusammenhang zwischen Rache und Vergebung
- Quellen und Vorbilder von Lessings "Miss Sara Sampson"
- Intertextualität zu Medea
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentralen Fragestellungen vor: Welche Lösungsstrategien verwenden die Parteien in ihren Konflikten? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Rache- und Vergebungs-Handlung? Die Arbeit kündigt die Vorgehensweise an, beginnend mit der Klärung der Quellenfrage und der Intertextualität zu Medea, gefolgt von der Darstellung der Motive der beteiligten Personen und der Analyse geführter Verhandlungen. Abschließend sollen die Ergebnisse in einem Fazit zusammengeführt werden.
1 Quellen: Dieses Kapitel untersucht die Quellen von Lessings "Miss Sara Sampson". Es wird die traditionelle Annahme von englischen und biblischen Vorbildern (Lillo, Richardson, Bergpredigt) hinterfragt. Paul P. Kies' Arbeit wird herangezogen, welche englische Dramen wie Shadwells "The Squire of Alsatia", Johnsons "Caelia" und Centlivers "The Perjur'd Husband" als wesentlich einflussreicher für Lessings Werk sieht. Der Einfluss der Medea-Geschichte wird als weiterer wichtiger Aspekt herausgestellt. Das Kapitel zeigt, wie Lessing Elemente verschiedener Quellen adaptiert und neu kombiniert, wobei besonders die Motive der Verführung, Flucht, Reue und Vergebung hervorgehoben werden. Die Verbindung zum Neuen Testament wird über die christliche Sprachwelt und die Thematik von Rache und Vergebung hergestellt, wobei Lessings Abkehr von der traditionellen christlichen Vergebungslehre durch die Figur Waitwell betont wird.
Schlüsselwörter
Miss Sara Sampson, Lessing, bürgerliches Trauerspiel, Rache, Vergebung, Konfliktlösung, Quellenanalyse, Intertextualität, Medea, englische Dramen, Bergpredigt.
Häufig gestellte Fragen zu Lessings "Miss Sara Sampson"
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert Lessings "Miss Sara Sampson" im Hinblick auf die Konfliktlösungsmodelle Rache und Vergebung. Im Fokus stehen die Strategien der beteiligten Parteien, der Zusammenhang zwischen Rache und Vergebung sowie die Quellen des Dramas, insbesondere die Intertextualität zu Medea. Die Analyse umfasst die Konfliktlösung im bürgerlichen Trauerspiel, die Strategien von Rache und Vergebung, den Zusammenhang zwischen beiden, sowie die Quellen und Vorbilder von Lessings Werk, inklusive der Intertextualität zu Medea.
Welche Quellen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Quellen von Lessings "Miss Sara Sampson", hinterfragt dabei die traditionelle Annahme englischer und biblischer Vorbilder (Lillo, Richardson, Bergpredigt) und bezieht Paul P. Kies' Arbeit mit ein, die englische Dramen wie Shadwells "The Squire of Alsatia", Johnsons "Caelia" und Centlivers "The Perjur'd Husband" als einflussreicher sieht. Der Einfluss der Medea-Geschichte wird als weiterer wichtiger Aspekt hervorgehoben. Die Verbindung zum Neuen Testament wird über die christliche Sprachwelt und die Thematik von Rache und Vergebung hergestellt, wobei Lessings Abkehr von der traditionellen christlichen Vergebungslehre durch die Figur Waitwell betont wird.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Thema und die zentralen Fragestellungen vorstellt. Es folgt ein Kapitel zur Quellenanalyse, das die verschiedenen Einflüsse auf Lessings Werk beleuchtet (englische Dramen, Bibel, Medea). Danach wird der Fokus auf die Konflikte gelegt, unterteilt in Vergebungs- und Rache-Handlung, mit Analyse der Strategien und des Zusammenhangs beider Handlungsstränge. Die Arbeit schließt mit einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Miss Sara Sampson, Lessing, bürgerliches Trauerspiel, Rache, Vergebung, Konfliktlösung, Quellenanalyse, Intertextualität, Medea, englische Dramen, Bergpredigt.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Konfliktlösungsstrategien (Rache und Vergebung) in Lessings "Miss Sara Sampson", untersucht die Strategien der beteiligten Figuren und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Rache und Vergebung. Dabei werden auch die Quellen und die Intertextualität zu Medea berücksichtigt.
Wie werden die Konflikte in "Miss Sara Sampson" analysiert?
Die Konflikte werden in zwei Handlungsstränge unterteilt: die Vergebungs- und die Rache-Handlung. Die Arbeit analysiert die Strategien der beteiligten Parteien in diesen Konflikten und untersucht den Zusammenhang zwischen beiden Handlungssträngen. Die Analyse beinhaltet auch die Untersuchung geführter Verhandlungen.
- Quote paper
- Julia Hanebuth (Author), 2009, Rache und Vergebung als zwei Konfliktlösungsmodelle in Lessings "Miss Sara Sampson", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160770