‚Development as Freedom’ basiert im Wesentlichen auf fünf Vorlesungen, welche Amartya Sen im Herbst 1996 als Presidental Fellow von James David Wolfensohn bei der Weltbank hielt. In einem Interview mit der ‚Asian Source’ vom 6. Dezember 2004 spricht er über seine Beziehung zum damaligen Präsidenten und das Zustandekommen der Vorlesungsreihe:
“I cannot really claim that my lecturing the Bank has had any particular impact. But Jim Wolfensohn has introduced many new ideas and practices in the Bank which reflect his own thinking. I am very happy that his ideas have much similarity with my way of thinking, but he arrived at them on his own... When he asked me to give these lectures at the Bank, on any subject of my choice, I thought immediately that this was something I would like to do. And it was a good experience, with lots of useful comments on my lectures which I could use in finalizing the book,
Development as Freedom.” (Asian Source 2008)
Welche Ideen präsentierte Sen der Weltbank? Was hat Freiheit mit Wachstum und Entwicklung zu tun? Um mich Antworten auf diese Fragen anzunähern, werde ich im vorliegendem Essay einige Aspekte seiner Ideen, wie sie in ‚Development as Freedom’ präsentiert werden, reflektieren.
Dazu wird in einem ersten Schritt auf die entwicklungstheoretischen Überzeugungen eingegangen, die über all seinen empirischen Analysen trohnen: „Entwicklung heißt eben dies – sich auf die Möglichkeiten der Freiheit ernsthaft einzulassen.“ (Sen 2002: 353). Dieser Überzeugung folgend, setzt sich der Text mit Sens Versuch auseinander, die ethischen Dimension in der Wirtschaftswissenschaft wieder zu beleben.
In einem zweiten Schritt liegt das Augenmerk auf einer der vielen empirischen Analysen, die‚Development as Freedom’ zugrunde liegen. Wie gelingt es Sen, empirische Evidenzen aufzuzeigen, welche für seinen Ansatz sprechen? Was hat Freiheit mit der Chance, nicht an einem frühzeitigen Tod zu sterben, zu tun? Kann die Sterblichkeit ein wichtiger Indikator sein, um den Erfolg eines Wirtschaftssystems zu messen? Um diese Fragen zu beantworten, wird von seinen Untersuchungen zur Lebenserwartung ausgegangen und anschliessend auf eines seiner Lieblingsbeispiele (die Region Kerala in Indien) eingegangen. Dieses Vorgehen wird es erlauben, die Rolle, die Sen der Bildung in der volkswirtschaftlichen Entwicklung zuschreibt, von anderen Sichtweisen auf dieselbe abzugrenzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reichtum als Nutzwert und Freiheit als Ziel
- Die Rolle des Reichtums
- Eine denkerische Tradition jenseits wissenschaftlicher Trends
- Reale Chancen: Die konstitutive Funktion der Freiheit
- Verfahren: Die instrumentelle Funktion der Freiheit
- Empirische Analysen
- Einkommen korreliert positiv mit der Lebenserwartung
- Nachmodellierung der empirischen Analyse
- Kerala: Ein Musterbeispiel für 'Development as Freedom'
- Bildung: Ein reale Chancen generierendes Verfahren...
- Rückblick und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert Amartya Sens Konzept von "Development as Freedom" und dessen Kernaussagen. Der Text untersucht, wie Sens ethische Überzeugung - Entwicklung als Erweiterung der menschlichen Freiheiten - in empirische Analysen überführt wird. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung von Bildung und der Rolle des Reichtums als Mittel zur Erweiterung der Lebenschancen.
- Ethische Dimension der Wirtschaftswissenschaft
- Entwicklung als Erweiterung der individuellen Freiheiten
- Reichtum als Mittel zur Entwicklung
- Bildung als entscheidender Faktor für Lebenschancen
- Empirische Evidenzen für "Development as Freedom"
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Essay stellt das Konzept "Development as Freedom" von Amartya Sen vor und führt in dessen zentrale These ein: Entwicklung bedeutet die Erweiterung der menschlichen Freiheiten.
- Reichtum als Nutzwert und Freiheit als Ziel: Dieses Kapitel behandelt Sens ethische Grundannahmen. Sen argumentiert, dass Reichtum nur ein Mittel zum Zweck ist und nicht das eigentliche Ziel der Entwicklung. Die Erweiterung der realen Freiheiten des Individuums stellt hingegen das oberste Ziel dar.
- Die Rolle des Reichtums: Der Wert des Reichtums liegt laut Sen in den Möglichkeiten, die er bietet, insbesondere die Erweiterung der substantiellen Freiheiten. Die wirtschaftliche Entwicklung sollte sich daher auf die Förderung der Freiheiten und die Verbesserung der Lebensqualität konzentrieren.
- Empirische Analysen: Dieses Kapitel behandelt Sens empirische Untersuchungen, die seine Thesen stützen. Der Fokus liegt auf der Korrelation zwischen Einkommen und Lebenserwartung sowie auf dem Beispiel der Region Kerala in Indien.
- Kerala: Ein Musterbeispiel für 'Development as Freedom': Der Essay beleuchtet Kerala als Beispiel für eine erfolgreiche Entwicklungsstrategie, die auf Bildung und sozialen Fortschritt setzt.
- Bildung: Ein reale Chancen generierendes Verfahren: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der Bildung in der wirtschaftlichen Entwicklung und hebt deren Bedeutung für die Erweiterung der Lebenschancen hervor.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes umfassen die ethische Dimension der Wirtschaftswissenschaft, Entwicklung als Erweiterung der menschlichen Freiheiten, die Rolle des Reichtums als Mittel zur Entwicklung, die Bedeutung von Bildung für Lebenschancen und die empirische Evidenz für "Development as Freedom".
- Quote paper
- Balz Andrea Alter (Author), 2008, Reflexionen zu Amartya Sens 'Development as Freedom', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160478