Machiavelli ist in den gut 500 Jahren seit seinem Tod lang und kontrovers diskutiert worden. Das Spektrum reicht dabei von höchster Ehrung bis zu tiefster Schmähung. Nicht selten heißt es auch, das Thema sei inzwischen abgegrast, viel Neues gäbe es nicht mehr.
Wozu also eine weitere wissenschaftliche Arbeit über das Werk Machiavellis? Jeder der sich diese Frage gestellt sieht, kann dankenswerterweise auf Erwin Faul verweisen, der zu Recht feststellte, dass Machiavellis Thesen von zeitloser Bedeutung sind und sich daraus ein endloses Gespräch ergibt1.
Jede Generation muss einen eigenen Zugang zu Machiavelli finden. Dabei ist es vor allem die ungeheure Faszination, die von seinen Werken und da natürlich ganz besonders von Il Principe ausgeht. Die teilweise brutale Art, mit der dem Leser die Politik jenseits der Schönwetter-Demokratie vor Augen geführt wird, vermag jederzeit zu fesseln.
Gleichzeitig führt es aber zur Spaltung der Leserschaft. Manche sehen ihn als republikanisch gesinnten Begründer rationaler Politikwissenschaft, andere als Propheten des totalitären Gewaltstaates. Letzteres führt nur zu oft zum Verweis auf die Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Der Begriff des Machiavellismus' wird dann in die Nähe des Nationalsozialismus' gerückt, wo er aber nicht hingehört. Da wird behauptet, Hitler hätte, wie auch Stalin oder Mussolini, seine Politik mit Machiavellis Il Principe rechtfertigen können. Nichts ist abwegiger.
Dies nachzuweisen und darzulegen, ist der Kern dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Machiavelli
- 1.1 Das Leben des Niccolo Machiavelli
- 1.2 Die Grundbegriffe
- 1.2.1 Fortuna
- 1.2.2 Necessita
- 1.2.3 Virtu
- 1.3 Machiavellis Menschenbild
- 1.4 Machiavellis Verständnis der Politik
- 1.5 Die Rolle der Religion
- 1.6 Das Verhältnis von Discorsi und Il Principe
- 1.7 Der Vorläufer der Staatsraison
- 1.8 Demokratie oder Diktatur ?
- 1.9 Machiavellismus
- 2 Macht
- 2.1 Vom Wesen der Macht
- 2.2 Das rationale Element
- 2.3 Die Ethik der Macht
- 2.4 Autorität
- 2.5 Gewaltstaaten
- 3 Weimarer Republik
- 3.1 Entstehung
- 3.2 Die Krisenjahre 1919-1923
- 3.3 Relative Stabilität zwischen 1924 und 1929
- 3.4 Krise und Untergang
- 3.5 Zwischenbilanz
- 4 Hitlers Machtpolitik
- 4.1 Der Weg zur Macht
- 4.2 Übernahme und Ausbau der Macht
- 4.3 Ausweitung der Macht bis 1938
- 4.4 Außenpolitik
- 4.5 Motivierung und Motivationen der Bevölkerung
- 4.6 Polizei und SS: zwischen Macht und Gewalt
- 4.7 Jenseits der Machtpolitik: Euthanasie und Judenvernichtung
- 4.7.1 Rassenpolitik
- 4.7.2 Euthanasie
- 4.7.3 Judenvernichtung
- 4.8 Programm der Herrschaft
- 4.9 Der Krieg
- 4.10 Das Ende
- 4.11 Hitler und Machiavelli
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Hitlers Machtpolitik im Lichte des Machiavellismus und untersucht, inwieweit dessen Gedankenwelt die politischen Entscheidungen und Handlungen des Führers beeinflusst hat. Dabei wird zunächst der historische Kontext der Weimarer Republik beleuchtet, um die Bedingungen für Hitlers Machtantritt zu verstehen.
- Machiavellis politisches Denken und dessen Einfluss auf die Machtpolitik
- Die Rolle der Macht in der Politik und die Frage nach ihrer ethischen Dimension
- Die Entwicklung und Auswirkungen von Hitlers Machtpolitik im Kontext der Weimarer Republik
- Die Verbindung zwischen Macht und Gewalt im Kontext der Nazi-Herrschaft
- Die Beziehung zwischen Hitlers Ideologie und Machiavellis Staatsraison
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Leben und dem Werk von Niccolo Machiavelli, insbesondere mit seinen zentralen Begriffen Fortuna, Necessita und Virtu. Es wird sein Menschenbild beleuchtet und sein Verständnis von Politik, Religion und Staatsraison erläutert. Das zweite Kapitel widmet sich dem Wesen der Macht und untersucht ihre verschiedenen Facetten, darunter das rationale Element, die Ethik der Macht und die Rolle von Autorität und Gewalt. Das dritte Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte, die Krisen und den Untergang der Weimarer Republik, um die politischen und sozialen Bedingungen für Hitlers Machtantritt zu verstehen. Das vierte Kapitel analysiert Hitlers Machtantritt, seine politische Strategie und den Ausbau seiner Macht. Es untersucht seine Außenpolitik, die Motivationen der Bevölkerung und die Rolle von Polizei und SS im Kontext von Macht und Gewalt. Darüber hinaus wird die Jenseits der Machtpolitik liegende Euthanasie und Judenvernichtung im Kontext der Rassenpolitik betrachtet.
Schlüsselwörter
Machiavelli, Machtpolitik, Staatsraison, Virtu, Fortuna, Necessita, Weimarer Republik, Hitler, Nazi-Herrschaft, Gewalt, Euthanasie, Judenvernichtung, Rassenpolitik.
- Quote paper
- M.A. Tobias Decker (Author), 2007, Der Prinz und der Führer - Die Machtpolitik Hitlers im Lichte des Machiavellismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160366