In einer sich kontinuierlich verändernden Welt in der die Entgrenzung der Märkte vom Einfluss der Nationalstaaten eine so enorme Eigendynamik entwickelt hat, dass sie das gesamte Weltfinanzsystem gefährdet, wird der Ruf nach Modellen der Regulierung der Finanzmärkte immer lauter. Die räumliche Entgrenzung der Märkte verschärft die Gefahr eines Systemkollapses, so kommt es, dass "die Risikolust einzelner Banken Kettenreaktionen hervorrufen, durch die negative externe Effekte weltweit verteilt werden" (Lütz 2000: 61). Die Handlungsfähigkeit einzelner Staaten, ja sogar ihre Souveränität - in denen die Staaten regulative Normen setzen konnten - wird ihnen zunehmend abgesprochen. Ihre Handlungsfähigkeit ist begrenzt, weil sie globale Probleme nicht mehr allein, sondern nur in Kooperation mit anderen Staaten, Internationalen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Akteuren lösen können. Die Transnationalen Unternehmen entziehen sich staatlichen Regelungen, in dem sie ihre Firmensitze in offshore Länder verlegen.
Mit Hilfe von multilateraler Kooperation versuchten die Staaten, "die Reichweite von Regeln der Risikobegrenzung über das jeweilige nationale Territorium hinaus auszudehnen und Banken auf diese Weise die Möglichkeit zu nehmen, sich regulativen Auflagen zu entziehen" (ebd.: 67). Aber auch die Unternehmen, die nicht flüchteten, sondern in den Finanzmetropolen wie New York oder London geblieben sind, haben immer einen Weg gefunden, ihre risikoreichen Investments mit Bilanzierungstricks vor staatlicher Aufsicht zu verstecken und sich vor staatlichen Eingriffen zu schützen oder sogar gemeinsam mit ihren Regierungen eine ihnen dienliche Finanzmarktordnung zu entwickeln.
Doch ist es wirklich zu einer Handlungsunfähigkeit des Nationalstaates, sowie einer Entgrenzung des Marktes von politischer Steuerung und Kontrolle gekommen?
Zu Beginn der Arbeit wird ein sehr vereinfachter historischer Abriss über den Einstieg in die freie Marktwirtschaft aufgeführt und ergänzt um die ersten Versuche der G10 Ländern, eine Finanzmarktregulierung einzuführen.
Mithilfe der neorealistischen Theorie, wird die Möglichkeit einer globalen Finanzmarktsteuerung genauer untersucht und mögliche Konstruktionen von realistischen Steuerungsmodellen abgebildet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Weg zum freien Markt
- Historischer Abriss
- Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht
- Global Finance Governance - Eine neorealistische Perspektive
- Entgrenzung oder gewollte politische Steuerung?
- Die Finanzmärkte - Ein labiles Konstrukt?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Seminar "Global Finance Governance" befasst sich mit der Frage, ob die Globalisierung zur Entfesselung der Finanzmärkte geführt hat und wie politische Steuerung in diesem Kontext möglich ist. Dabei stehen die Herausforderungen der Entgrenzung von Märkten und die Rolle des Nationalstaates im internationalen Finanzsystem im Mittelpunkt.
- Die Entwicklung und Herausforderungen der Finanzmarktregulierung im Kontext der Globalisierung
- Die Rolle von Internationalen Organisationen und Multilateraler Kooperation bei der Gestaltung der Finanzmarktordnung
- Die Folgen der Globalisierung für die Handlungsfähigkeit des Nationalstaates
- Das Konzept der Entgrenzung und die Frage nach der politischen Steuerung von Finanzmärkten
- Die Ursachen und Folgen von Finanzkrisen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der Globalisierung und der Entgrenzung der Finanzmärkte vor und erläutert die Relevanz der Frage nach Regulierung und Steuerung.
- Der Weg zum freien Markt: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Weg zur Entfesselung der Finanzmärkte, angefangen von den Bretton-Woods-Abkommen bis hin zur Gründung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Die verschiedenen Versuche der Finanzmarktkontrolle und -regelung werden dargestellt.
- Global Finance Governance - Eine neorealistische Perspektive: In diesem Kapitel wird die neorealistische Theorie auf die Finanzmarktgovernance angewendet, um die Möglichkeiten und Grenzen der globalen Finanzmarkt-Architektur zu analysieren.
- Entgrenzung oder gewollte politische Steuerung?: Dieses Kapitel setzt sich mit den Folgen der Globalisierung für die Finanzmärkte auseinander und untersucht die Frage, ob der Staat tatsächlich an Einfluss verloren hat oder ob er weiterhin ein relevanter Akteur im internationalen System ist.
- Die Finanzmärkte - Ein labiles Konstrukt?: In diesem Kapitel werden die Ursachen und Folgen von Finanzkrisen analysiert und die Frage nach der Stabilität des Finanzmarktsystems beleuchtet.
Schlüsselwörter
Globalisierung, Finanzmarktgovernance, Entgrenzung, Nationalstaat, Internationale Organisationen, Multilaterale Kooperation, Regulierung, Steuerung, Finanzkrisen, Basel II, Neorealismus, Handlungsfähigkeit, Souveränität.
- Quote paper
- Maximilian Eibel (Author), 2011, Hat die Globalisierung zur Entfesselung der Finanzmärkte geführt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160188