Das 17. Jahrhundert wird hinsichtlich der gesamten europäischen Staatenwelt und insbesondere des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation häufig als eine Zeit der Kriege und Krisen charakterisiert, denn auch nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg kam der durch den Westfälischen Frieden restrukturierte Reichsverband nicht zur Ruhe. (...)
Nachdem Frankreich bereits 1648 einen Teil der Region am Oberrhein erhalten hatte, baute es seine Stellung im Elsass sukzessive aus. (...) Den Abschluss dieses Prozesses (...) bildete die Annexion Straßburgs, der bis dahin weitestgehend unbehelligt gebliebenen Hauptstadt der Region, am 30. September 1681. (...)
Insbesondere in der einschlägigen geschichtswissenschaftlichen Literatur des späten 19. Jahrhunderts wird meist darauf verwiesen, dass die Okkupation der Stadt Straßburg einen Aufschrei bzw. eine Woge nationaler Empörung im ganzen Reich ausgelöst und den Anstoß zu einer kaum zu überblickenden Fülle an politisch motivierten publizistischen Erzeugnissen gegeben habe. Diese Einschätzung ist jedoch auch noch in jüngerer, weniger von überhöhenden nationalen Gefühlen geprägten Zeit übernommen worden (...). Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Arbeit zum einen der Frage nachgehen, ob tatsächlich zeitnah zu diesem Ereignis eine solche vehemente Reaktion erfolgte und, wenn ja, welche Form und welches Ausmaß diese annahm. Zum anderen, ob dadurch im deutschsprachigen Raum die öffentliche Meinung bezüglich Frankreich und Ludwig XIV. maßgeblich beeinflusst bzw. verändert wurde oder sich die Problematik lediglich nahtlos in ein bereits bestehendes Bild einfügte und dieses nur argumentativ ergänzte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundsätzliche Überlegungen zu Öffentlichkeit und Medien im 17. Jahrhundert
- 2.1. Öffentlichkeit und öffentliche Meinung
- 2.2. Flugschriften und Volkslieder als informierende und meinungsbildende Medien
- 2.2.1. Die politische Flugschrift
- 2.2.2. Das historisch-politische Lied
- 3. Das Bild Frankreichs und Ludwigs XIV. im Reich und in der zeitgenössischen deutschen Publizistik zwischen 1648 und 1681
- 4. Die publizistische Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs von 1681
- 4.1. Die politische Situation im Elsass um das Jahr 1680 und die Kapitulation Straßburgs
- 4.2. Der Fall Straßburgs in Flugschriften
- 4.3. Die Kapitulation Straßburgs im historisch-politischen Lied
- 5. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Reaktion der öffentlichen Meinung in Deutschland auf die Kapitulation Straßburgs im Jahr 1681. Die Zielsetzung besteht darin, zu klären, ob es tatsächlich eine vehemente und unmittelbare Reaktion gab, welche Form und welches Ausmaß diese annahm und ob sie die öffentliche Meinung bezüglich Frankreichs und Ludwigs XIV. maßgeblich beeinflusste.
- Öffentlichkeit und öffentliche Meinung im 17. Jahrhundert
- Das Bild Frankreichs und Ludwigs XIV. in der deutschen Publizistik vor 1681
- Analyse der Flugschriften und Volkslieder zur Kapitulation Straßburgs
- Die Rolle der Medien bei der Meinungsbildung
- Der Einfluss des Ereignisses auf das Frankreichbild
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt das 17. Jahrhundert als eine Zeit der Kriege und Krisen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, geprägt vom Konflikt mit Frankreich unter Ludwig XIV. Sie führt die Annexion Straßburgs durch Frankreich am 30. September 1681 als zentrales Ereignis ein und stellt die Forschungsfrage nach der zeitnahen publizistischen Reaktion und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen Teil zur Öffentlichkeit und Medien des 17. Jahrhunderts, eine Analyse des Frankreichbildes vor 1681 und schließlich in die Untersuchung der Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs.
2. Grundsätzliche Überlegungen zu Öffentlichkeit und Medien im 17. Jahrhundert: Dieses Kapitel untersucht den Begriff der Öffentlichkeit und öffentlichen Meinung im 17. Jahrhundert, wobei der Unterschied zwischen der Sach- und Begriffsgeschichte hervorgehoben wird. Es wird die Debatte um Jürgen Habermas' Modell der repräsentativen Öffentlichkeit kritisch diskutiert und die Bedeutung mündlicher und schriftlicher Medien, insbesondere Flugschriften und Volkslieder, für die Meinungsbildung beleuchtet. Es wird gezeigt, dass trotz der Zensur eine breite, kritisch räsonierende Öffentlichkeit existierte, die über verschiedene Medien Zugang zu Informationen und politischen Debatten hatte.
3. Das Bild Frankreichs und Ludwigs XIV. im Reich und in der zeitgenössischen deutschen Publizistik zwischen 1648 und 1681: Dieses Kapitel analysiert das Bild Frankreichs in der deutschen Publizistik vor der Kapitulation Straßburgs. Es zeigt, dass nach dem Westfälischen Frieden zunächst ein positives Bild Frankreichs vorherrschte, welches sich im Laufe der Zeit aufgrund der Expansionspolitik Ludwigs XIV. und dessen Kriegshandlungen zunehmend ins Negative wandelte. Der Devolutionskrieg und der Holländische Krieg führten zu einer intensiven antifranzösischen Publizistik, die Ludwig XIV. als den Urheber einer drohenden Universalmonarchie darstellte und ihn mit den Türken verglich.
Schlüsselwörter
Kapitulation Straßburgs, 1681, Öffentliche Meinung, Deutschland, Frankreich, Ludwig XIV., Flugschriften, Volkslieder, Propaganda, Universalmonarchie, Reichspublizistik, Medien, Öffentlichkeit, Staatsräson, Türkengefahr.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: "Die publizistische Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs 1681"
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die öffentliche Meinung in Deutschland nach der Kapitulation Straßburgs an Frankreich im Jahr 1681. Sie analysiert die zeitnahe publizistische Reaktion auf dieses Ereignis und deren Einfluss auf das Bild Frankreichs und Ludwigs XIV.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse von Flugschriften und Volksliedern aus der Zeit um 1681. Diese Quellen geben Aufschluss über die öffentliche Meinung und die damalige Meinungsbildung.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Gab es eine vehemente und unmittelbare Reaktion der deutschen Öffentlichkeit auf die Kapitulation Straßburgs? Wenn ja, welche Form und welches Ausmaß nahm diese Reaktion an, und wie beeinflusste sie die öffentliche Meinung bezüglich Frankreichs und Ludwigs XIV.?
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen Teil, der sich mit Öffentlichkeit und Medien im 17. Jahrhundert auseinandersetzt, eine Analyse des Frankreichbildes vor 1681 und schließlich die Untersuchung der Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs anhand der untersuchten Flugschriften und Lieder.
Welche Aspekte der Öffentlichkeit im 17. Jahrhundert werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Begriff der Öffentlichkeit und öffentlichen Meinung im 17. Jahrhundert, diskutiert kritisch Habermas' Modell der repräsentativen Öffentlichkeit und analysiert die Rolle mündlicher und schriftlicher Medien (Flugschriften und Volkslieder) bei der Meinungsbildung. Es wird gezeigt, dass trotz Zensur eine breite, kritisch räsonierende Öffentlichkeit existierte.
Wie wird das Bild Frankreichs und Ludwigs XIV. vor 1681 dargestellt?
Die Arbeit zeigt, dass nach dem Westfälischen Frieden zunächst ein positives Bild Frankreichs vorherrschte. Dieses Bild wandelte sich jedoch im Laufe der Zeit aufgrund der Expansionspolitik Ludwigs XIV. und seiner Kriege zunehmend ins Negative. Der Devolutionskrieg und der Holländische Krieg führten zu einer intensiven antifranzösischen Publizistik.
Wie wird die Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs analysiert?
Die Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs wird anhand der Analyse von Flugschriften und Volksliedern untersucht. Die Arbeit analysiert die Inhalte dieser Medien und deren Wirkung auf die öffentliche Meinung.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu Schlussfolgerungen über das Ausmaß und die Art der publizistischen Reaktion auf die Kapitulation Straßburgs und deren Einfluss auf das Frankreichbild in Deutschland. (Die konkreten Schlussfolgerungen sind im Text der Zusammenfassung der Kapitel zu finden.)
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kapitulation Straßburgs, 1681, Öffentliche Meinung, Deutschland, Frankreich, Ludwig XIV., Flugschriften, Volkslieder, Propaganda, Universalmonarchie, Reichspublizistik, Medien, Öffentlichkeit, Staatsräson, Türkengefahr.
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- Martin Sittig (Author), 2009, Die Kapitulation Straßburgs 1681 und die öffentliche Meinung in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159879