Diese Arbeit versucht einen Bogen zwischen den klassischen Identitätstheorien der Moderne über postmoderne Weiterentwicklungen dieser bis hin zu den Theorien der Identität im Internet zu spannen. Dazu werden einführend zunächst grundlegende Begriffe geklärt, die zum Verständnis der Identitätsbildung im virtuellen Raum wichtig werden. Die Entwicklung des Personal Computer und einer globalen Vernetzung zum weltumspannenden WWW bilden dabei die ersten Schritte. Wie das Internet sich immer weiter in ein partizipatives und somit aktive Identitätsarbeit zulassendes Medium entwickelt, wird anhand der Weiterentwicklung zum Web 2.0 aufgezeigt.
Im Kapitel zur Computerkultur wird versucht, die Gedankenstruktur der neuen „Kultur der Simulation“ zu skizzieren, um eine wichtige Haupteigenschaft dieser Technologie darzustellen. Der Computer als „evokatorsches Objekt“ spielt hierbei die herausragende Rolle. Die beiden Theorien der Soziologin Sherry Turkle und der Medienpsychologin Nicola Döring, die den Anstoß zu dieser Arbeit gegeben haben, zogen ihre Folgerungen hauptsächlich aus Stichproben und Befragungen innerhalb textbasierter virtueller Umgebungen. Diese Erkenntnisse werden hier mit einem neuen Aspekt verknüpft.
Anhand der 3D-animierten virtuellen Online-Welt Second Life wird beispielhaft untersucht, welche Auswirkungen körperliche Telepräsenz auf die virtuelle Identitätsgenese hat und welche Möglichkeiten und Problematiken hierbei entstehen können. Dazu wird zunächst dargestellt, welchen Stellenwert der Körper in der Entwicklung der Identitätstheorien hat und wie sich Identität durch und in der Körperlichkeit formt, um dann herauszuarbeiten wie und warum diese im virtuellen Raum um-, sowie eingesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen zur virtuellen Realität
- 2.1 Internet
- 2.2 Datenräume
- 2.3 Immersion
- 2.4 Web 2.0
- 2.5 Computerkultur
- 3. Theorie der Identität
- 3.1 Klassische Identitätstheorien
- 3.1.1 Eriksons Entwicklungsstufen-Modell
- 3.1.2 Meads Identitätsmodell der sozialen Prägung
- 3.1.3 Goffmans Konzept der kulturellen Erwartungs- und Wahrnehmungsmuster
- 3.1.4 Krappmanns Modell der balancierenden Ich-Identität
- 3.1.5 Zusammenfassung: Identität in der Moderne
- 3.2 Postmoderne Identitätstheorien
- 3.2.1 Wolfgang Welschs vermittelnde Position
- 3.2.2 Heiner Keupps Modell der Patchworkidentität
- 3.3 Identität im Internet
- 3.3.1 Sherry Turkle
- a) Einfluss der Technologie auf den Menschen
- b) Das postmoderne Selbst im Computer
- c) Identitätsarbeit in MUDs
- 3.3.2 Nicola Dörings sozialpsychologischer Ansatz
- a) Dörings Identitätsbegriff
- b) Stigmatisierung und kollektive Identität
- c) Individuelle Identität
- d) Realisation pluraler Identitäten
- e) SIDE-Modell
- f) Gezielte Aktivierung erwünschter Identitäten und Förderung marginalisierter Identitäten
- g) Entwicklung neuer Identitäten im Netz
- h) Kreation alternativer Online-Identitäten
- i) Selbstreflexion und Transfereffekte
- j) Experimentierfreude vs. Täuschung
- k) Eskapismus und Identitätsverlust
- 4. Identität und Körperlichkeit
- a) Das Gesicht
- b) Der Körper als Ganzes
- 4.1.2 Körperaspekte in den Identitäts-Theorien
- 4.1.3 Körperbilder in Zeiten der Virtualisierung
- 5. Avatare allgemein
- 6. Second Life als praktisches Beispiel
- 6.1 Allgemeines zu Second Life
- 6.2 Leben im Second Life
- 6.2.1 Gestaltung des eigenen Avatars
- 6.2.2 Bewegen und Interagieren
- 6.2.3 Die eigene Umwelt formen
- 6.2.4 Kommunikationsmöglichkeiten
- 7. Resümee
- a) Möglichkeiten virtueller Identitätsgenese
- b) Körper-Aspekte der Identitätsbildung im virtuellen Raum
- c) Authentizität, Anonymität und geschützter Modus
- d) Ausblick
- 8. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Thematik der Identität im virtuellen Raum und analysiert, wie sich die Entwicklung des Internets und der Computertechnologie auf die Konstruktion und Gestaltung von Identität auswirken. Die Arbeit beleuchtet die klassischen und postmodernen Identitätstheorien und untersucht, wie diese im Kontext des Internets neu interpretiert und erweitert werden können.
- Entwicklung von Identität in virtuellen Räumen
- Einfluss von Technologie auf den Menschen und dessen Selbstverständnis
- Analyse von klassischen und postmodernen Identitätstheorien im Kontext des Internets
- Rolle von Avataren in der Gestaltung der Identität
- Auswirkungen von Online-Kommunikation und virtuellen Interaktionen auf die Identitätsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Identität im virtuellen Raum ein und beleuchtet die Bedeutung der digitalen Welt für die Konstruktion des Selbst. Das zweite Kapitel stellt die Grundlagen zur virtuellen Realität dar, wobei die Entstehung und Entwicklung des Internets, die Bedeutung von Datenräumen und Immersion sowie das Web 2.0 und die Computerkultur beleuchtet werden.
Das dritte Kapitel widmet sich der Theorie der Identität, wobei sowohl klassische als auch postmoderne Ansätze zur Identitätstheorie behandelt werden. Hier werden bedeutende Denker wie Erik Erikson, George Herbert Mead, Erving Goffman und Wolfgang Welsch sowie das Modell der Patchworkidentität von Heiner Keupp vorgestellt. Abschließend werden die Theorien von Sherry Turkle und Nicola Döring erläutert, die sich mit der Identität im Internet beschäftigen.
Das vierte Kapitel untersucht die Verbindung zwischen Identität und Körperlichkeit und analysiert die Rolle des Körpers in der Gestaltung des Selbst im virtuellen Raum.
Das fünfte Kapitel befasst sich allgemein mit Avataren als Repräsentationen von Identitäten in virtuellen Welten.
Das sechste Kapitel analysiert Second Life als ein praktisches Beispiel für die Gestaltung und Nutzung von Avataren im Kontext einer virtuellen Welt. Die Kapitel beleuchten die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Avatars, die Interaktionsmöglichkeiten in Second Life und die Gestaltung der eigenen virtuellen Umgebung.
Schlüsselwörter
Identität, Virtualität, Internet, Computerkultur, Avatare, Second Life, Selbstaktualisierung, Selbstverwirklichung, Klassische Identitätstheorien, Postmoderne Identitätstheorien, Sherry Turkle, Nicola Döring, Körperlichkeit, Immersion, Web 2.0
- Quote paper
- Blanka Szczebak (Author), 2010, Mein Avatar und Ich. Identitätsbildung im virtuellen Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159666