Warum ist die Beschäftigung mit dem Thema Gewalt / Aggression in der Schule ein so
bedeutsames Thema?
Personale Gewalt beinhaltet immer ein starkes unsoziales Element. So ziehen physische und
psychische Gewalt unter Kindern immer psychische Folgen für die Betroffenen nach sich. Zu
diesen gehören ein herabgesetztes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit, Sprechhemmungen,
affektivbedingtes Leistungsversagen, Depression, psychosoziale Belastungen etc.
Deshalb ist die Beschäftigung mit Gewalt in der Schule von besonderem Interesse.
Klar sein muss man sich darüber, dass Anlässe und Ursachen für aggressives und
gewaltförmiges Verhalten in der Schule vor allem im Zusammenhang mit anderen Bereichenso
mit nachlassendem Familienzusammenhang, mit Gewaltverherrlichung in den Medien, mit
Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit und mit einem Mangel an Zukunftsperspektive
gesehen werden müssen. Dennoch trägt die Schule im Kontext von Gewaltphänomenen auch
Verantwortung, ins. für den Teil an schulischer Gewalt, an deren Entstehung sie aufgrund
ihrer Funktionen und Strukturen sowie der Verhaltensweisen der Lehrenden und Erziehenden
mitbeteiligt sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Aggressionen in der Schule: Einführung
1.1 Aktuelles Gewaltverhalten von Schülern
1.2 Gewaltformen im Verhalten der Schüler untereinander
1.3 Gewalt von Schülern gegenüber Lehrer
1.4 Gewaltverhalten und Geschlechtsspezifik
1.5 Gewaltverhalten und Altersspezifik
2. Bedingungen und Ursachen für gewaltförmiges Verhalten von Schülern
3. Schulische Konflikte
4. Aggression- Aggressivität
5. Gewaltförmiges Handeln
6. Täter und Opfer am Tatort Schulen
7. Intervention: Aggressionsverminderung auf drei Ebenen:
7.1 Schule
7.2 Klasse
7.3 Individuum
8. Prävention schulischer Gewalt
9. Zusammenfassung
1. Aggressionen in der Schule: Einführung
Warum ist die Beschäftigung mit dem Thema Gewalt / Aggression in der Schule ein so bedeutsames Thema?
Personale Gewalt beinhaltet immer ein starkes unsoziales Element. So ziehen physische und psychische Gewalt unter Kindern immer psychische Folgen für die Betroffenen nach sich. Zu diesen gehören ein herabgesetztes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit, Sprechhemmungen, affektivbedingtes Leistungsversagen, Depression, psychosoziale Belastungen etc.
Deshalb ist die Beschäftigung mit Gewalt in der Schule von besonderem Interesse.
Klar sein muss man sich darüber, dass Anlässe und Ursachen für aggressives und gewaltförmiges Verhalten in der Schule vor allem im Zusammenhang mit anderen Bereichen- so mit nachlassendem Familienzusammenhang, mit Gewaltverherrlichung in den Medien, mit Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit und mit einem Mangel an Zukunftsperspektive gesehen werden müssen. Dennoch trägt die Schule im Kontext von Gewaltphänomenen auch Verantwortung, ins. für den Teil an schulischer Gewalt, an deren Entstehung sie aufgrund ihrer Funktionen und Strukturen sowie der Verhaltensweisen der Lehrenden und Erziehenden mitbeteiligt sind.
1.1 Aktuelles Gewaltverhalten von Schülern
Insgesamt lassen sich verschiedene Formen von Gewalt an der Schule feststellen:
- physische Gewalt unter Schülern
- physische Gewalt von Schülern gegen Lehrer
- verbale Gewalt unter Schülern
- verbale Gewalt von Schülern gegen Lehrer
- sexuelle Belästigung unter Schülern
- Vandalismus/ Gewalt gegen Sachen
Am häufigsten tauchen in der Schule Gewaltformen verbaler Gewalt auf. Erheblich weniger sind dagegen Vandalismus/ Gewalt gegen Sachen sowie physische Gewalt unter Schülern zu beobachten. Fast keine Rolle spielen sexuelle Belästigungen unter den Schülern und physische Gewalt gegen Lehrer.
1.6 Gewaltformen im Verhalten der Schüler untereinander
a) Physische Gewalthandlungen: am häufigsten kommt es unter Schülern zu Rauferein. Nur selten kommt es zu Faustkämpfen, nie oder selten zum Einsatz von Kampfsporttechniken oder Waffen. Am häufigsten lassen sich physische Gewalthandlungen auf dem Schulhof, gefolgt von Schulweg, den Korridoren und dann Klassenräumen beobachten. D.h. gewaltförmiges Verhalten bei Schülern tritt vor allem in der Pause sowie in der Zeit nach Unterrichtende auf.
b) Verbal- aggressive Verhaltensweisen: Spotten, Schimpfen, Auslachen, Verwenden gemeine Ausdrücke, auch Verwendung gemeiner Gesten treten in der Schule am häufigsten auf.
c) Gewalt gegen Sachen/ Vandalismus: gibt es nach Lehrermeinung nur selten bis gelegentlich. Schüler schätzen das Vorkommen wesentlich höher ein.
1.7 Gewalt von Schülern gegenüber Lehrer
a) Physische Gewalthandlung: nach Lehrermeinung hat es das nahezu nie gegeben. Wenn Lehrer angegriffen werden, dann im allg. beim Eingreifen in Schlägereinen von Schülern, unabhängig von Ort und Zeitpunkt des Geschehens.
b) Verbal-aggressive Verhaltenweise: dieses Phänomen tritt zwar weniger häufig auf, als bei Schülern untereinander, dennoch kommt sie verhältnismäßig häufig vor. Meist manifestiert sich verbale Aggression in Form von Beleidigungen etc.
1.8 Gewaltverhalten und Geschlechtsspezifik
Die sich gewaltförmig verhaltenden Schüler sind in erster Linie männliche Schüler, während Mädchen nur zu 3 % auffällig werden. Aggressionen und Gewalt werden in der sozialen Interaktion also vor allem von Jungen ausagiert, ebenso sind die Opfer vorrangig männlich. Auch an der Sachbeschädigung sind weit mehr Jungen beteiligt. Besonders die schwerwiegenden Formen von Vandalismus erweit sich als fast ausschließlich männliche Abgelegenheit.
Auch wenn Jungen Gewalt eher ausgesetzt sind als Mädchen, zeigt sich, dass Mädchen in der Form Opfer von eher mittelbaren und raffinierten Formen der Gewalt werden. D.h. Gewalt mit physischen Mitteln ist unter Jungen üblicher. Mädchen dagegen benutzten oft raffinierte und verdecktere Schikanen wie üble Nachrede und Verbreitung von Gerüchten und sind Drahtzieher in Freundschaftsbeziehungen. Insgesamt sind aber trotzdem Jungen häufiger Opfer und vor allem Täter bei Gewalttätigkeiten. Das liegt aber auch an der Tatsache, dass die Beziehungen unter Jungen ins. Robuster, härter und aggressiver als unter Mädchen sind, was sicher sowohl biologisch als auch gesellschaftlich bedingt ist.
1.9 Gewaltverhalten und Altersspezifik
Die Gewaltproblematik ist ebenfalls mit der Altersspezifik verknüpft.
Die Instrumentelle Delinquenz (Unterschriftenfälschung, Diebstahl) bleibt zwischen dem 8. und 10. Schuljahr gleich bzw. steigt leicht an, während gewalthaltige Formen des Verhaltens deutlich abnehmen. Während in der 8. Klasse 39 % der Jungen (24 % der Mädchen) jemanden Gewalt antaten, sinkt diese Zahl in der 10. Klasse auf 30 % Jungen bzw. 14 % Mädchen. Auch die Vandalismusquote sinkt bei den Jungen von 21 % auf 15 %. D.h. Gewalttätigkeit bei Jugendlichen ist auch als altersspezifische Formen von Risikoverhalten und Identitätssuche zu verstehen.
2. Bedingungen und Ursachen für gewaltförmiges Verhalten von Schülern
Welche Faktoren in der Schule begünstigen denn nun aggressives Verhalten bzw. wie kann es zu Gewalttaten kommen? Folgende Determinanten der Gewalt in der Schule werden als gesichert angesehen.
(Abb. 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hier wird wie schon oben erwähnt deutlich, dass nicht nur strukturelle Bedingungen der Schule, sondern auch andere Faktoren die Wahrscheinlichkeit einer gewalttätigen Handlung in der Schule erhöhen können.
Hennig & Knödler (1993) unterteilen folgende Systemebenen des Schulkontextes, auf denen verschiedene Faktoren die Auftretenswahrscheinlichkeit von gewalttätigem Verhalten erhöhen können:
a) Individuelle Ebene:
- SchülerIn
- LehrerIn
b) Interpersonale Ebene
- LehrerIn – SchülerIn
- SchülerIn – MitschülerIn
c) Ebene der Schulklasse
d) Ebene der Schule als Gesamtsystem
Auf der individuellen Ebene wirken sicherlich zum größten Teil individuellen Merkmale, wie z.B. Impulsivität, Hyperaktivität oder schon vor dem Schulbesuch erlernte aggressive Verhaltensweisen.
Auch können speziell im Schulkontext Leistungsversagen und Kompensationsmechanismen
eine Rolle spielen. Laut Mansel & Hurrelmann (1993) können psychische und soziale Verunsicherungen, die durch schlechte Noten, Klassenwiederholungen, Schulwechsel in eine weniger attraktivere Schule, usw. entstehen können, Ursachen und Auslöser aggressiven Verhaltens sein. Aggressives Verhalten dient hier der Verteidigung und Kompensation. Konträr zu dieser These fand Olweus (1983) in einer Längsschnitterhebung über 444 Jungen aus dem Großstockholmer Stadtbereich, die von der sechsten bis zur neunten Klasse beobachtet wurden, keinerlei Hinweise, dass das Verhalten aggressiver Jungen eine Folge schlechter Zensuren oder Versagens in der Schule war.
Auf der Ebene der interpersonalen Beziehungen, speziell der SchülerIn – LehrerIn Interaktion sind v.a. Merkmale des Unterrichts zu nennen. So können die folgenden Merkmale die Auftretenswahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens erhöhen:
- Vernachlässigung des individuellen Lerntempos durch 45 Minuten Rhythmus
- Als veraltet und nicht praxisrelevant erlebte Unterrichtsinhalte
- Eine inadäquate didaktische Ausrichtung des Unterrichts. Folgen können z.B. Langeweile im Unterricht oder Einschränkung des Bewegungsdranges sein.
- Das Erziehungsverhalten von Lehrern und ihr berufliches Selbstverständnis: Hier ist z.B. ein inkonsistentes Umgehen mit Disziplinproblemen oder der Lehrer als bloßer Wissensvermittler zu nennen.
- Intransparente Beurteilungskriterien und als ungerecht erlebte Leistungsbeurteilung
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- Quote paper
- Silke Brämer (Author), 2003, Aggressionen in der Schule - Vorkommen und Prävention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15962
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