Die Idee zu dieser Diplomarbeit ist an einem Fernsehabend im Oktober 2006 entstanden und beruht auf einer zufälligen und recht simplen Beobachtung: Bei einer einschlägig bekannten amerikanischen Comedyserie fiel mir die Hauptdarstellerin auf, die ein
jüdisches Kindermädchen verkörperte, wie sie eine Postsendung entgegen nahm und mit der linken Hand quittierte. Seit diesem Abend beobachte ich regelmäßig in Spielfilmen und Fernsehserien sowie bei Interviews, mit welcher Hand die SchauspielerInnen schreiben, essen, telefonieren und andere einhändige Dinge erledigen. Und tatsächlich fiel mir auf, dass ein großer Anteil scheinbar LinkshänderIn
ist. Meine Freunde reagieren mittlerweile fast ein wenig genervt, wenn ich sie ständig darauf hinweise, dass gerade wieder ein Darsteller mit links geschrieben oder geschossen hat, weil die meisten auf diese Details nicht achten. Die auffällige Häufung
von LinkshänderInnen konnte ich auch bei diversen Sportarten beobachten, was den endgültigen Antrieb zu dieser Arbeit lieferte.
Ich selbst bin Rechtshänder und empfinde meine linke Hand als nicht besonders geschickt, was sich bis heute lediglich bei einigen Ballsportarten als hinderlich erwies. In meiner näheren Verwandtschaft gibt es keine LinkshänderInnen. Wenn ich an
meinen Bekannten- und Freundeskreis denke, finden sich darunter bescheidene sechs ‚echte’ LinkshänderInnen und sieben Umgeschulte. Dieser Anteil hört sich zunächst verschwindend gering an und ich muss gestehen, dass ich mir nicht bei allen Bekannten sicher bin bezüglich deren Händigkeit. Einer der Umgeschulten ist mir allerdings
besonders im Gedächtnis geblieben: Er war eigentlich Linkshänder und wurde in der Grundschule auf das Schreiben mit der rechten Hand umtrainiert. Auf dem Gymnasium begann er jedoch wieder das Schreiben mit links, was ihm scheinbar sehr gut gelang. Die Schrift sah nach einiger Übung nahezu identisch aus, egal welche Hand er benutzte,
was gerade bei langem Aufsatzschreiben großen Neid bei den (rechtshändigen) Mitschülern hervorbrachte. Während andere nach drei Stunden ununterbrochenem Schreiben über schmerzende Hände klagten, konnte er immer abwechselnd die rechte und linke Hand benutzen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1 Biologischer Teil: Wie kommt es zur Händigkeit?
- 1.1 Definition der Händigkeit
- 1.2 Ursachen für Einhändigkeit
- 1.2.1 Laterale Dominanz der Großhirnhälften
- 1.2.2 Vererbung der Händigkeit
- 1.2.3 Weitere mögliche Ursachen
- 1.3 Häufigkeit/Verteilung
- Zwischenfazit zum biologischen Teil
- 2 Soziologischer Teil: Die rechtsorientierte Gesellschaft
- 2.1 Die Aufwertung der rechten Hand
- 2.1.1 Sprachliche Herkunft - die Rolle des Aberglaubens
- 2.1.2 Religiöse Herkunft
- 2.1.3 Politische Herkunft
- 2.1.4 Weitere Ursachen
- 2.2 Legenden und Mythen zur Linkshändigkeit
- 2.3 Alltagsprobleme
- 2.4 Lösung aller Probleme durch Ambidextrie?
- 2.5 Wie erkennt man einen Linkshänder?
- 2.5.1 Schnelltests
- 2.5.2 Präferenz- und Leistungsdominanz
- 2.5.3 Fragebögen zur Erfassung der Händigkeit
- 2.5.4 Zwischenfazit zu den Testverfahren
- 2.6 Umschulung und deren Folgen
- 2.7 Rückschulung – sinnvoll oder kontraproduktiv?
- Zwischenfazit zum soziologischen Teil
- 3 Gesellschaftlicher Umgang mit abweichendem Verhalten
- 4 Empirische Untersuchung
- 4.1 Auswahl der Untersuchungsgruppen
- 4.2 Vorgehensweise
- 4.2.1 Untersuchungsgruppe 1: SchauspielerInnen
- 4.2.2 Untersuchungsgruppe 2: ProfitennisspielerInnen
- 4.3 Ergebnisse
- 4.3.1 Untersuchungsgruppe 1: SchauspielerInnen
- 4.3.2 Untersuchungsgruppe 2: ProfitennisspielerInnen
- 4.4 Zusammenfassung
- 4.4.1 Untersuchungsgruppe 1: SchauspielerInnen
- 4.4.2 Untersuchungsgruppe 2: ProfitennisspielerInnen
- 5 Diskussion
- 6 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen der Händigkeit, insbesondere die Linkshändigkeit, aus biologischer und soziologischer Perspektive. Ziel ist es, die Ursachen für Händigkeit zu beleuchten, den gesellschaftlichen Umgang mit Linkshändigkeit zu analysieren und den möglichen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit und bestimmten Berufsgruppen oder Sportarten zu erforschen.
- Biologische Grundlagen der Händigkeit
- Gesellschaftliche Prägung und Stigmatisierung von Linkshändern
- Alltagsprobleme von Linkshändern in einer rechtsorientierten Welt
- Häufigkeit von Linkshändigkeit in ausgewählten Berufsgruppen
- Methodische Ansätze zur Erfassung von Händigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
1 Biologischer Teil: Wie kommt es zur Händigkeit?: Dieses Kapitel befasst sich mit den biologischen Ursachen der Händigkeit. Es definiert den Begriff der Händigkeit und untersucht verschiedene Theorien, darunter die Laterale Dominanz der Großhirnhälften, die genetische Vererbung und weitere mögliche Einflussfaktoren. Die Häufigkeitsverteilung von Rechts- und Linkshändigkeit wird ebenfalls analysiert, um ein umfassendes Bild der biologischen Aspekte zu liefern. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der neurologischen und genetischen Prozesse, die zur Entwicklung der Händigkeit beitragen.
2 Soziologischer Teil: Die rechtsorientierte Gesellschaft: Dieses Kapitel erforscht den Einfluss der Gesellschaft auf die Linkshändigkeit. Es untersucht die historische und kulturelle Aufwertung der rechten Hand, beleuchtet Legenden und Mythen um Linkshänder und analysiert die Alltagsprobleme, die sich aus der Rechtsorientierung der Gesellschaft für Linkshänder ergeben. Die Diskussion über Ambidextrie und verschiedene Methoden zur Erkennung von Linkshändigkeit, inklusive der Folgen von Umschulungsversuchen, bildet einen weiteren Schwerpunkt. Der Kapitel untersucht kritisch, wie gesellschaftliche Normen und Vorurteile die Lebenserfahrungen von Linkshändern prägen.
3 Gesellschaftlicher Umgang mit abweichendem Verhalten: Dieses Kapitel setzt sich mit der gesellschaftlichen Reaktion auf Linkshändigkeit als abweichendes Verhalten auseinander. Es analysiert, wie gesellschaftliche Normen und Einstellungen die Lebenserfahrung von Linkshändern beeinflussen und wie diese mit Diskriminierung und Ausgrenzung umgehen müssen. Es wird die Bedeutung von Aufklärung und Akzeptanz in Bezug auf Linkshändigkeit betont.
4 Empirische Untersuchung: Dieses Kapitel beschreibt eine empirische Studie, die die Häufigkeit der Linkshändigkeit in zwei Berufsgruppen untersucht: SchauspielerInnen und ProfitennisspielerInnen. Es detailliert die Auswahl der Untersuchungsgruppen, die Methodik der Datenerhebung und die Analyse der Ergebnisse. Die Ergebnisse werden für beide Gruppen getrennt präsentiert und diskutiert.
Schlüsselwörter
Linkshändigkeit, Rechtshändigkeit, Laterale Dominanz, Großhirnhälften, Gesellschaftliche Normen, Vorurteile, Empirische Untersuchung, SchauspielerInnen, ProfitennisspielerInnen, Umschulung, Ambidextrie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Händigkeit - Biologische und Soziologische Aspekte
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Phänomen der Händigkeit, insbesondere die Linkshändigkeit, aus biologischer und soziologischer Perspektive. Sie beleuchtet die Ursachen für Händigkeit, analysiert den gesellschaftlichen Umgang mit Linkshändigkeit und erforscht den möglichen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit und bestimmten Berufsgruppen oder Sportarten.
Welche Themen werden im biologischen Teil behandelt?
Der biologische Teil definiert Händigkeit und untersucht Theorien zu ihren Ursachen, wie die Laterale Dominanz der Großhirnhälften und genetische Vererbung. Die Häufigkeitsverteilung von Rechts- und Linkshändigkeit wird ebenfalls analysiert.
Welche Aspekte werden im soziologischen Teil behandelt?
Der soziologische Teil erforscht den gesellschaftlichen Einfluss auf Linkshändigkeit. Er untersucht die historische und kulturelle Aufwertung der rechten Hand, Legenden und Mythen um Linkshänder, Alltagsprobleme von Linkshändern und die Diskussion um Ambidextrie. Verschiedene Methoden zur Erkennung von Linkshändigkeit und die Folgen von Umschulungsversuchen werden ebenfalls behandelt.
Wie wird der gesellschaftliche Umgang mit abweichendem Verhalten (Linkshändigkeit) behandelt?
Dieses Kapitel analysiert, wie gesellschaftliche Normen und Einstellungen die Lebenserfahrung von Linkshändern beeinflussen und wie diese mit Diskriminierung und Ausgrenzung umgehen müssen. Die Bedeutung von Aufklärung und Akzeptanz wird hervorgehoben.
Welche empirische Untersuchung wird durchgeführt?
Eine empirische Studie untersucht die Häufigkeit von Linkshändigkeit in zwei Berufsgruppen: SchauspielerInnen und ProfitennisspielerInnen. Die Auswahl der Gruppen, die Methodik und die Analyse der Ergebnisse werden detailliert beschrieben.
Welche Berufsgruppen wurden in der empirischen Untersuchung berücksichtigt?
Die empirische Untersuchung konzentriert sich auf SchauspielerInnen und ProfitennisspielerInnen.
Welche Methoden werden zur Erfassung der Händigkeit verwendet?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Methoden zur Erkennung von Linkshändigkeit, darunter Schnelltests, die Unterscheidung zwischen Präferenz- und Leistungsdominanz und Fragebögen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Linkshändigkeit, Rechtshändigkeit, Laterale Dominanz, Großhirnhälften, Gesellschaftliche Normen, Vorurteile, Empirische Untersuchung, SchauspielerInnen, ProfitennisspielerInnen, Umschulung, Ambidextrie.
Gibt es ein Inhaltsverzeichnis?
Ja, die Arbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Kapiteln zu Vorwort, Einleitung, biologischen und soziologischen Aspekten der Händigkeit, einer empirischen Untersuchung, Diskussion, Zusammenfassung und Ausblick.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit beinhaltet eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, welche die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse jedes Kapitels kurz und prägnant beschreibt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen für Händigkeit zu beleuchten, den gesellschaftlichen Umgang mit Linkshändigkeit zu analysieren und den möglichen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit und bestimmten Berufsgruppen oder Sportarten zu erforschen.
- Arbeit zitieren
- Steffi Dietz (Autor:in), 2010, Linkshänder in einer rechtsorientierten Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159559