Ausgehend von der Beobachtung realen Investorenverhaltens hat Markowitz in den 1950er Jahren mit der „Modernen Portfoliotheorie“ (im Folgenden kurz: MPT) der wissenschaftlichen Forschung eine neue Grundlage gegeben und das praktische Portfoliomanagement gravierend verändert.
Die Markowitzsche Kernaussage lautet: Das Risiko eines Wertpapierdepots entspricht keinesfalls dem Durchschnittswert seiner Einzelpositionen. Er reduzierte damit das klassische Selektions- und Entscheidungsproblem bei der Wertpapierauswahl verschiedener Assets auf die ersten beiden statistischen Verteilungsparameter Risk und Return. Hierbei zeigte sich insbesondere die Korrelation, die den Gleich-/Ungleichlauf der vorausgewählten Einzelanlage-Renditen untereinander quantifiziert, als besonders bedeutsam.
Die so erstmalig eingeführte quantitative Denkweise kann für die damalige Zeit durchaus als revolutionär bezeichnet werden. Darauf aufbauend entwickelte er später Algorithmen - auch mit komplexeren Nebenbedingungen - zur Bestimmung von effizienten/optimalen Portfolios.
Harry M. Markowitz hat 1990, zusammen mit Merton Miller und William Sharpe, den Nobelpreis für Ökonomie erhalten.
Im Rahmen dieser Projektarbeit werden zunächst die für das Verständnis grundlegenden Begriffe „Portfolio“, „Diversifikation“, „Rendite“ und „Risiko“ im Lichte ihrer für die MPT wesentlichen Merkmale erläutert und das Markowitz-Modell und seine Prämissen in der Theorie vorgestellt.
Einen Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die schrittweise Demonstration des Prozesses zur optimalen Portfolio-Auswahl anhand eines - analytisch noch einfach darstellbaren - Zwei-Anlagen-Praxisbeispiels. Ausführlich wird dabei auf das MPT-charakteristische
Prinzip der Diversifikation und dessen Einflussfaktoren eingegangen.
Abschließend wird das v.g. Praxisbeispiel von zunächst zwei auf bis zu sechs Einzelanlagen erweitert, mithilfe einer einschlägigen Software unter Diversifkationsaspekten analysiert und als Ergebnis eine praktische Handlungsempfehlung abgeleitet.
Auch wenn die praktische Anwendbarkeit der „klassischen“ MPT in der Literatur im Konsens eher als begrenzt eingeschätzt wird, bleibt diese jedoch „insgesamt gesehen gültig und wertvoll“ und bietet so erst die (theoretische) Grundlage für erweiterte Ansätze insbesondere das CAPM) der jüngeren Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Themenstellung
- Begriffliche Grundlagen und Einführung in die Problemstellung
- Portfolio
- Diversifikation
- Rendite
- Die Rendite-Definition und Eigenschaften
- Erwartungsbildung zukünftiger Renditen und Normalverteilung
- Risiko
- Der Risikobegriff nach Markowitz
- Systematisches Risiko vs. Unsystematisches Risiko
- Modelldarstellung in Theorie und Praxis
- Grundsätzliche Annahmen/Prämissen des Modells
- Modellbeschreibung: Zwei-Anlagen-Fall
- Die Portfoliorendite
- Das Portfoliorisiko
- Kovarianz und Korrelation
- Aggregierte Darstellung im Return-Risk-Diagramm
- Modellbeschreibung: Erweiterung auf ein IOS mit n > 2-Anlagen
- Prozess der optimalen Portfolioauswahl mit Beispielen
- 1. Schritt: Ermittlung von zulässigen Portfolios
- Allgemeine Ausführungen zur Effizienzkurve
- 2. Schritt: Ermittlung von effizienten Portfolios
- 3. Schritt: Ermittlung des optimalen Portfolios (Isonutzenkurven)
- Abhängigkeit der Diversifikationseffekte vom Korrelationskoeffizienten
- Praxisbeispiel: Portfoliobildung mit bis zu 7 Einzeltiteln
- Fazit / Handlungsempfehlung
- Kritische Würdigung der MPT nach Markowitz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Projektarbeit befasst sich mit der Portfoliotheorie nach Harry M. Markowitz, einem grundlegenden Konzept der modernen Finanztheorie. Das Ziel der Arbeit ist es, die Theorie verständlich darzustellen, ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen.
- Definition und Eigenschaften von Portfolios und Diversifikation
- Risiko und Rendite als zentrale Konzepte der Portfoliotheorie
- Modelldarstellung und Anwendung der Portfoliotheorie in Theorie und Praxis
- Praxisbeispiele zur Portfoliobildung mit verschiedenen Einzeltiteln
- Kritische Würdigung der MPT und ihrer Grenzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel dient der Einführung in die Themenstellung und der Vorstellung des Projektarbeitsziels. Es werden die grundlegenden Begriffe und Definitionen im Kontext der Portfoliotheorie erläutert.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Erläuterung des Portfolios, der Diversifikation, der Rendite und des Risikos als wesentliche Konzepte der Portfoliotheorie. Der Risikobegriff nach Markowitz wird detailliert vorgestellt, und es wird zwischen systematischem und unsystematischem Risiko unterschieden.
- Im dritten Kapitel wird die Modelldarstellung der Portfoliotheorie in Theorie und Praxis präsentiert. Es werden die grundlegenden Annahmen des Modells sowie die Beschreibung eines Zwei-Anlagen-Falls erläutert. Das Kapitel umfasst die Erläuterung von Portfoliorendite, Portfoliorisiko, Kovarianz und Korrelation. Der Prozess der optimalen Portfolioauswahl wird mit Beispielen dargestellt, und die Effizienzkurve und die Abhängigkeit der Diversifikationseffekte vom Korrelationskoeffizienten werden besprochen.
- Das vierte Kapitel präsentiert ein Praxisbeispiel zur Portfoliobildung mit bis zu sieben Einzeltiteln. Die Anwendung der MPT in der Praxis wird anhand dieses Beispiels verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Die Projektarbeit behandelt die Portfoliotheorie nach Harry M. Markowitz, die moderne Portfoliotheorie (MPT), Portfolio, Diversifikation, Rendite, Risiko, systematisches Risiko, unsystematisches Risiko, Effizienzkurve, Korrelationskoeffizient, Minimum-Varianz-Portfolio, Investment-Opportunity-Set (IOS), Praxisbeispiele, kritische Würdigung.
- Quote paper
- Jochen Rahn (Author), 2010, Die Portfoliotheorie nach Harry M. Markowitz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159062