Die Zeit, ebenso wie die Ewigkeit sind ein kosmologisches Enigma. Das Verständnis der Verkettung von Zeit, Konditionierung und Kultur im menschlichen Bewusstwsein erschließt die Pforte zu jenem Bereich des Geistes, in dem das Management der kulturellen Herausforderungen unserer Zeit eine Lösung finden kann.
ALLES IST ZEITLICH BEDINGT
Spruchweisheiten
Das Buch Kohelet, Kapitel 3
1 Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
2 eine Zeit zum Gebären / und eine Zeit zum Sterben, / eine Zeit zum Pflanzen / und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen,
3 eine Zeit zum Töten / und eine Zeit zum Heilen, / eine Zeit zum Niederreißen / und eine Zeit zum Bauen,
4 eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen, / eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz;
5 eine Zeit zum Steinewerfen / und eine Zeit zum Steinesammeln, / eine Zeit zum Umarmen / und eine Zeit, die Umarmung zu lösen,
6 eine Zeit zum Suchen / und eine Zeit zum Verlieren, / eine Zeit zum Behalten / und eine Zeit zum Wegwerfen,
7 eine Zeit zum Zerreißen / und eine Zeit zum Zusammennähen, / eine Zeit zum Schweigen / und eine Zeit zum Reden,
8 eine Zeit zum Lieben / und eine Zeit zum Hassen, / eine Zeit für den Krieg / und eine Zeit für den Frieden.
9 Wenn jemand etwas tut - welchen Vorteil hat er davon, dass er sich anstrengt?
10 Ich sah mir das Geschäft an, für das jeder Mensch durch Gottes Auftrag sich abmüht.
11 Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan. Überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt, doch ohne dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wieder finden könnte.
12 Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt,
13 wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennen lernt, das ein Geschenk Gottes ist.
14 Jetzt erkannte ich: Alles, was Gott tut, geschieht in Ewigkeit. Man kann nichts hinzufügen und nichts abschneiden und Gott hat bewirkt, dass die Menschen ihn fürchten.
15 Was auch immer geschehen ist, war schon vorher da, und was geschehen soll, ist schon geschehen und Gott wird das Verjagte wieder suchen.
„Tempora mutantur et nos mutamur in illis“
„Die Zeiten ändern sich und wir verändern uns mit ihnen“ (Lateinisches Sprichwort)
„Time and tide wait for no one“
„Die Zeit und die Gezeiten warten auf niemand“ (Shakespeare)
Alles ist zeitlich bedingt! Und was bedingt dann die alles bedingende Zeit? Das wäre die philosophische Frage nach dem Urgrund. Die qualitative Transformation der Zeitphasen in ihre Gegensätze und der polaren Wandlung sind sowohl im Buch Kohelet der Bibel, als auch im Taoismus, sowie wie auch anderen eine Lösung dieser menschlichen Bedingtheit erkennenden und suchenden Weisheitslehren beschrieben.
Der Weg des Tao, des höchsten Prinzips in der chinesischen taoistischen Philosophie scheint vom oben zitierten Buch Kohelet nicht weit entfernt zu sein. Daher wird das Wu Wei, das Nicht-Tun als das alles vollbringende übergeordnete Prinzip betrachtet. Ebenso im Buddhismus und Hinduismus, in denen das Karma, das Gesetz von Aktion und Reaktion in der Zeit eine zentrale Rolle spielt, gibt es eben diese Erkenntnis eines polaren Prinzips, das auf der Dialektik von Aktion und Reaktion beruht. Kohelet räumt aber die darüber stehende Ewigkeit und die Determiniertheit von Anfang an ein. Und über dem Transformationsprinzip von Yin und Yang steht Tao, das höchste Prinzip, aus dem sie hervorgehen und das Prinzip von Aktion und Reaktion, sprich Karma, kann durch die Transzendenz der Zeit in der Überzeitlichkeit überwunden werden.
Der Sieg über die dialektischen Prozesse in der Zeit ist die Befreiung schlechthin. Die Veden beschreiben diesen Zustand des Bewusstseins, in dem dessen mentale, dialektische Aktivität in der Zeit zur Ruhe kommt als Bewusstsein-Zeuge, da das Bewusstsein an nichts haftet und somit sein Integrität und Freiheit wahrt. Es wird als der größte Beitrag der indischen Zivilisation zur Universalzivilisation betrachtet. Im japanischen Zen Buddhismus wird dieser mentale Ruhezustand als Hishyrio- Bewusstsein bezeichnet. Der Mond, der unbewegt vom Wasser des Flusses widergespiegelt wird, während das Wasser dennoch strömt, ist eine Versinnbildlichung dieses überzeitlich, nichtdualistischen Bewusstseinszustands. Ewige Gegenwart wird er von anderen genannt, da die absolute Präsenz in der Gegenwart Vergangenheit und Zukunft und somit die Zeit aufhebt und einen überzeitlichen Zustand bedingt. Achtsamkeit, unvoreingenommene und vorbehaltslose Wahrnehmung, ungetrübte Bewusstheit und reines Sehen sind weitere Wortprägungen aus dem Schatzhaus der kulturell diversen Weisheitslehren, die ebenso helfen können, den gordischen Knoten der (psychologischen) Zeit zu sprengen und diese zu transzendieren, während man in ihrer physischen Dimension lebt, ohne sich von ihr verschlingen zu lassen.
Alle Erkenntnislehren sind sich der zentralen Bedeutung der Zeit im Dasein des Menschen bewusst und ihre Transzendenz, die sie auch alle thematisieren, besteht in der Transzendenz ihrer polaren Gegensätzlichkeit, gleich ob die Zeit als rein psychologisches Bewusstseinsphänomen oder als physikalisches und Bewusstseinsphänomen aufgefasst wird. Wenn man Gott als Liebe bezeichnet (Deus Caritas Est), so wird in der Erfahrung dieser Liebe die Zeit gleichermaßen aufgehoben. Das ist der Weg der Mystik, ob in der Form der orientalischen Bhakti (Hingabe) oder der christlichen Mystik, in der der Verschmelzungsprozess des Zeitlichen mit dem überzeitlichen Prinzip zur Befreiung vom ersteren führt. Ob hebräisch Ahabar oder Lateinisch Caritas oder Amor oder griechisch Agape und sogar Eros, ja selbst Philia, wahrer Altruismus und Allozentrik, Nächsten- und Gottesliebe können zur Transzendenz des Ich und der Zeit, zum Sieg über die Zeit und somit zur Freiheit führen. Denn das Ich ist Zeit, da es in der Zeit entsteht und die Transzendenz der Zeit bedeutet die Transzendenz des Ich mit seinen karmischen (Aktion- und Reaktion) Verbindlichkeiten. Letzeres ist jedoch eine eher orientalische Formulierung der Lösung der universellen zeitlichen Bedingtheitsfrage.
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