Die Idee einer umfassenden Weltherrschaft durch einen Kaiser oder Fürsten reicht zurück bis in die Antike. Der Begriff der Universalherrschaft, oder Monarchia Universalis, diente den jeweiligen Zeitgenossen zur Beschreibung der zwischenstaatlichen Politik und zur Hervorhebung von Mächten, die dabei eine herausragende Rolle spielten. Beide Wortbestandteile des Begriffes machen bereits deutlich, dass unter der Universalmonarchie eine „personenbezogene, universale Einzelherrschaft“ verstanden wurde. Die
Universalmonarchie-Idee begegnet in der Frühen Neuzeit allerdings auf verschiedenen Ebenen: Zum beeinhaltet sie die ideelle Vorstellung der Überhöhung eines Herrschers über die anderen Staaten der Welt, was mit dem theologisch begründeten Ansehen desselben verbunden war. In der Regel war der deutsche Kaiser seit dem Mittelalter als dominus mundi Inhaber dieser Würde. Mit dem Aufstieg anderer Mächte wurde ihm diese jedoch zunehmend streitig gemacht. Die andere Ebene berührt mehr das politische Feld. Universalmonarchie wird dementsprechend als eine die ganze Welt, oder eine
größere geographische Einheit wie Europa, umfassende Herrschaft aufgefasst, die sich an tatsächlichen Expansionsbestrebungen orientierte. Bosbach spricht hier von der „weltlich-territorialen Ebene“. Im Zuge der politischen Entwicklungen des 16. und 17. Jahrhunderts beeinflussten sich diese beiden Vorstellungsebenen ganz zweifelsohne. Häufig flossen beide Ebenen zusammen.
In der Frühen Neuzeit wurde die Universalmonarchie beispielsweise, wie in der
neueren Forschung oft betont wird, auf politischer Ebene zu einem Kampfbegriff. Die propagandistische Instrumentalisierung des Begriffes diente zur Schaffung neuer Feindbilder und letztlich zu nicht weniger als zur Legitimation von kriegerischen Konflikten.
Gleichzeitig bedienten sich die Propagandisten jedoch auch heilsgeschichtlicher und theologischer Begründnungszusammenhänge, um gegen oder für die Universalmonarchie zu argumentieren. Im Zeitalter der konfessionellen Auseinandersetzungen, die mit dem Dreißigjährigen Krieg einen neuen, europaweiten Höhepunkt erreicht hatten, trug
somit die Universalmonarchie-Idee zur politischen und religiösen Frontenbildung bei und beeinflusste damit die politische Ereignisgeschichte in Europa bis ins späte 17. Jahrhundert hinein. Die Erforschung der Entwicklung dieser Idee ist daher für die politische Ideengeschichte äußerst relevant.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Zur Bedeutung des Begriffes der Universalmonarchie.
- Die Grundlagen des Begriffes der Monarchia Universalis im Mittelalter…...\n.6
- „Rey de Romanos, y Enperador del mundo“ – Vorstellungen von der Weltherrschaft Karls V. .......9
- Die universalistische Herrschaftsidee Mercurino di Gattinaras.
- Die Stellung Karls als König von Spanien nach Pedro Ruiz de la Mota...
- Hernán Cortés und der Einfluss der Conquista auf die Weltreichidee
- Das Selbstverständnis Karls V.....\n
- Die Herrschaftssymbolik Karls V.
- Ansätze zur Überwindung der Universalreichidee im 16. Jahrhundert..\n
- Die Zweifel der Reformatoren an der alten Monarchienlehre.
- Jean Bodins Angriff auf den kaiserlichen Vorrang ...
- Die spanische Universalmonarchie der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts..\n
- Antispanische Propaganda am Beispiel Philippe de Marnix'.
- Die prospanische Propaganda des Andreas Hoius
- Spanien als Träger der Universalmonarchie im Werk Tommaso Campanellas.
- Die herrschaftliche Repräsentation Philipps II.
- Die antispanische Propaganda und die Furcht vor der „Fünfften Monarchie“ in der ersten Hälfte des\n17. Jahrhunderts\n
- ,,Wolmeinender/warhaffter Discurs“ und „Spannische Sturmglock“.
- Spanisch Mucken Pulver
- Die kaiserliche Universalmonarchie nach der Abdankung Karls V..\n
- Der Kaiser als Herrscher über die vierte Monarchie
- Bildliche Darstellungen.......
- Die Universalmonarchie Ludwigs XIV..\n
- Antoine Auberys Ruf nach einem französischen Kaisertum.
- Die französische Universalmonarchie in der deutschen Publizistik.
- Die Auflösung der alten Universalmonarchienlehre seit dem 17. Jahrhundert..\n
- Christoph Besolds Überlegungen zur Universalmonarchie..\n
- Die Angriffe auf die Universalreichidee seit der zweiten Hälfte des 17. Jahr hunderts. .89
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Idee der Universalmonarchie in der Frühen Neuzeit. Sie untersucht, wie sich die Vorstellung von einer umfassenden Weltherrschaft durch einen Kaiser oder Fürsten vor dem Hintergrund geistiger und politischer Umbrüche wandelte. Dabei werden insbesondere die Einflüsse der Reformation und der Konfessionellen Auseinandersetzungen sowie der Aufstieg Spaniens zur Weltmacht in den Fokus gerückt.
- Die Wandelnde Bedeutung des Begriffs der Universalmonarchie im Kontext der Geschichte
- Der Einfluss von geistigen Strömungen wie Humanismus, Reformation und Aufklärung auf die Universalmonarchie-Idee
- Die Rolle der Universalmonarchie-Idee in der politischen Propaganda und in den Kriegen der Frühen Neuzeit
- Die Verbindung zwischen der Universalmonarchie-Idee und der biblischen Prophetie
- Die Kritik an der Universalmonarchie-Idee und ihre Auswirkungen auf die politische Ordnung Europas
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Abschnitt der Arbeit untersucht die Universalmonarchie Karls V. und stellt die Frage, inwieweit mittelalterliche Traditionen in seiner universalistischen Herrschaftsbegründung fortlebten oder neue Argumentationsansätze an Bedeutung gewannen.
In Abschnitt 5 wird die Transferierung des Universalreichgedankens auf den spanischen König im Kontext der Periodeisierungsproblematik behandelt.
Abschnitt 6 beleuchtet den Wandel der politischen Verwendung des Begriffes der Universalmonarchie anhand bedeutender antispanischer Pamphlete, die die drohende Übermacht Spaniens thematisieren.
Kapitel 7 untersucht die Frage, inwieweit die alte, universalistische Herrschaftsauffassung im Bezug auf den deutschen Kaiser noch im 17. Jahrhundert fortlebte.
Abschnitt 8 analysiert die Entwicklung der französischen Universalmonarchie anhand gegen Frankreich gerichteter Schriften und stellt die Frage, inwieweit der Begriff der Universalmonarchie bereits säkularisiert war und räumlich eingegrenzt wurde.
Schlüsselwörter
Universalmonarchie, Monarchia Universalis, Kaiser, König, Weltmacht, Herrschaftsideologie, Reformation, Konfessionelle Auseinandersetzungen, Spanien, Frankreich, politische Propaganda, biblische Prophetie, Danielsprophezeiung.
- Quote paper
- Jonas Kessler (Author), 2010, Die Entwicklung der Universalmonarchie - Idee in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158405