„Unser Bedürfnis nach Trost ist unersättlich“ .
Der schwedische Autor Stig Dagermann schrieb diese Worte im Jahre 1952. Sie besitzen zeitlose Aktualität.
Jeder Mensch benötigt im Laufe seines Lebens Trost. Immer wieder erlebt man Verluste und muss mit Enttäuschungen und Schicksalsschlägen umgehen. Das Bedürfnis nach Trost haben Georg Simmel und Hans
Blumenberg anthropologisch begründet. Georg Simmel schreibt:
„Der Mensch ist ein trostsuchendes Wesen“ .
Warum der Mensch ein trostbedürftiges Wesen ist, führt Hans Blumenberg weiter aus:
[…] ein Wesen, welches über einen so natürlichen Vorgang wie den des Todes anderer Organismen untröstlich sein kann, ist in ganz anderer Weise mit der Trostbedürftigkeit bis an den Grenzwert der Untröstlichkeit ausgestattet. Der Mensch ist zweifellos ein Wesen, welches aus seiner Vorgeschichte heraus nicht beliebig flüchten kann, auch nicht vor dem Schmerz. Dies muss in der Anthropogenese irgendwann eine entscheidende Rolle gespielt haben: nicht mehr flüchten zu können, andere Formen der Herausarbeitung aus der Sackgasse zu finden...“ .
Der Mensch ist immer wieder mit Tod, Elend und Leid konfrontiert. Er kann vor alledem nicht fliehen, deshalb muss er Mittel und Wege finden, mit diesem Elend umzugehen. Darum hat er die Kategorie des Trostes entwickelt, die ihn - so Blumenberg - dazu befähigt, das, was er nicht ändern kann, zumindest partiell abzuwälzen, aufzuteilen, mit anderen zu teilen oder sogar institutionell zu delegieren.
Blumenberg erweitert den Ansatz von Simmel. Nicht nur aufgrund seiner Veranlagung, Leid auch psychisch empfinden zu können, brauche der Mensch Trost. Der Mensch brauche Trost, weil er an der Kontingenz seines Elends und seines Daseins leide.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Trostbegriff.
- Trost und Philosophie.
- Die Gattung der Trostliteratur.
- Die Sophistik.
- Der Kynismus.
- Die Stoa.
- Fazit.
- „Der Trost der Philosophie\" von Boethius
- Das erste Buch: Trauer über die fehlende Harmonie in der Welt
- Das zweite Buch: Glück und Schicksal
- Das dritte Buch: Gott ist höchstes Glück und Gut
- Das vierte Buch: Das Böse ist nur scheinbar mächtig
- Das fünfte Buch: Die Vorhersehung schafft Ordnung
- Wie tröstet sich Boethius?
- Die Prüfung der Gültigkeit der inhaltlichen Tröstung des Boethius
- Boethius' Weltbild
- Warum Philosophie heute nicht mehr auf Boethius Trostvorstellung zurückgreifen kann.
- Humes Kritik an einem vorhersehenden Gott.
- Verändertes Weltbild und veränderte Aufgabe der Philosophie
- Sinn und Trost
- Die methodische Trostmöglichkeit des Boethius in der heutigen Philosophie
- Das ungemilderte Bewusstsein der Negativität
- Die Möglichkeit des Bessern
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Philosophie Trost bieten kann. Anhand der spätantiken Schrift "Der Trost der Philosophie" von Boethius wird untersucht, welche Argumente Boethius verwendet, um sich selbst zu trösten. Dabei werden der inhaltliche und der methodische Trost von Boethius analysiert und auf ihre Gültigkeit in der heutigen Zeit geprüft.
- Der Begriff des Trostes und seine Bedeutung in der Philosophie
- Die Gattung der Trostliteratur und ihre historischen Wurzeln
- Boethius' Argumentation für Trost in seiner "Trost der Philosophie"
- Die Gültigkeit des inhaltlichen und methodischen Trostes von Boethius in der heutigen Zeit
- Die Rolle der Philosophie im Umgang mit Schmerz, Leid und der Frage nach dem Sinn
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs "Trost" und beleuchtet seine Bedeutung in der Philosophie. Dabei wird die Gattung der Trostliteratur vorgestellt, der Boethius' Schrift "Der Trost der Philosophie" zugeordnet wird.
Kapitel 4 analysiert Boethius' Werk und beschreibt die zentralen Argumente, mit denen er sich tröstet. Die einzelnen Kapitel der "Trost der Philosophie" werden in ihrer Argumentationsstruktur und ihren zentralen Themen beleuchtet.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Gültigkeit des inhaltlichen Trostes von Boethius in der heutigen Zeit. Dabei wird auf die Veränderungen des Weltbildes seit der Antike und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Philosophie eingegangen.
Kapitel 6 diskutiert die Frage nach dem Sinn und seiner Verbindung zum Trost.
Kapitel 7 untersucht die methodische Trostmöglichkeit von Boethius in der heutigen Philosophie. Dabei werden die Bedeutung des Bewusstseins der Negativität und die Möglichkeiten der Veränderung und Verbesserung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Trost in der Philosophie. Zentrale Begriffe sind Trost, Philosophie, Trostliteratur, Boethius, "Der Trost der Philosophie", Weltbild, Sinn, Leid, Negativität, Veränderung, Methodologie.
- Quote paper
- Anne-Kathrin Mische (Author), 2010, Tröstende Philosophie? Eine Auseinandersetzung mit Boethius Trostschrift "Der Trost der Philosophie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158210