Das Kontrastverhältnis kann kaum größer sein: Während in der verödeten Landschaft der New Yorker Lower Eastside voller zerfallener Häuser und ruinenhafter Straßenzüge eine beklemmende Stille herrscht, pulsiert das Leben einige Straßenzüge weiter in den überfüllten Avenues Manhattans geradezu. Jim Jarmusch‘ Erstlingswerk Permanent Vacation1 aus dem Jahre 1980 zeigt uns die Welt des 16-jährigen Aloysious Parker, gespielt von Laiendarsteller Chris Parker, der sich ohne Arbeit, festen Wohnsitz und familiären Rückhalt, völlig ziel- und perspektivlos durch die verlassenen Gassen New Yorks treiben lässt und dabei gleichsam eine Art mentale Stadtkarte entwirft. Die Schule hat Allie abgebrochen, seinen Zustand beschreibt er treffend als Permanent Vacation. Ängstlich und Vereinsamt angelt er sich von Moment zu Moment und flüchtet in eine erdachte Vergangenheit, in der er sich als ziviles Opfer eines Krieges begreift. Das Hauptanliegen des Films besteht darin, die seelische Verfasstheit der Hauptfigur in den Mittelpunkt zu rücken. Im Spannungsverhältnis von Gesagtem und Gezeigtem entfaltet die Narration eine melancholische Grundstimmung um den Protagonisten Allie, der sich, wie er im Verlauf mitteilt, in Paris aufhält und von dort aus Schichtweise in Erinnerungsakten ein mentales Bild2 seines seelischen Befindens entwirft. Im Rahmen dieser Arbeit wird unter Rückgriff auf Gilles Deleuze‘ in seinen beiden Werken Das Bewegungs-Bild Kino 1 und Das Zeit-Bild Kino 2 formulierten filmischen Terminologie anhand der Anfangssequenz von Permanent Vacation der Frage nachgegangen, auf welche Art und Weise Allies‘ Angstgefühl und seine Heimatlosigkeit in der audio-visuellen Darstellung seinen Ausdruck findet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung zu Jim Jarmusch' Permanent Vacation
- Der beliebige Raum: Leere und Verbindungslosigkeit
- Die vier Bildtypen der Wiederholungsreihe
- Kontrastmontage: New York Haupt- und Nebenstraßen (Bilder 1 bis 6)
- Allies Wanderung in den Nebenstraßen (Bilder 7 bis 14)
- Vertikale Montage der Innenräume (Bilder 15 bis 26)
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Filmverzeichnis/ Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Eröffnungsszene von Jim Jarmusch' Film "Permanent Vacation" unter Rückgriff auf die filmische Terminologie von Gilles Deleuze. Ziel ist es, die Art und Weise zu untersuchen, wie Allies' Angstgefühl und seine Heimatlosigkeit in der audio-visuellen Darstellung ihren Ausdruck finden.
- Analyse der Eröffnungsszene von "Permanent Vacation"
- Anwendung der filmischen Terminologie von Gilles Deleuze
- Verbindung von visueller Gestaltung mit Allies' innerer Verfassung
- Interpretation der Kontrastmontage in der Eröffnungsszene
- Analyse von Allies' "Permanent Vacation" im Kontext der städtischen Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt den Kontext von "Permanent Vacation" und Allies' Zustand dar. Kapitel 2 befasst sich mit dem "beliebigen Raum", der durch die Leere und Verbindungslosigkeit der Nebenstraßen in der Eröffnungsszene dargestellt wird. In Kapitel 3 werden die vier Bildtypen der Wiederholungsreihe analysiert, wobei sich die einzelnen Unterkapitel auf Kontrastmontage, Allies' Wanderung und die vertikale Montage der Innenräume konzentrieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der filmischen Analyse, der Exposition, des "beliebigen Raums", der Kontrastmontage, der visuellen Gestaltung, der Heimatlosigkeit und der Angst. Gilles Deleuze' Konzepte aus "Das Bewegungs-Bild" und "Das Zeit-Bild" dienen als theoretischer Rahmen für die Analyse.
- Quote paper
- Thilo Fischer (Author), 2010, Jim Jarmusch' Permanent Vacation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158209