Gegenstand des Referates ist es, einen grundsätzlichen Überblick über Reaktive
Messverfahren zu geben, um anhand der aus ihnen resultierenden Fehlerquellen
auf die Entstehung der Nicht-reaktiven Verfahren einzugehen. Im speziellen, soll
die Spurensuche als Nicht-reaktives Verfahren einer eingehenderen Untersuchung
unterzogen werden.
„Der Kluge Hans“1
Ein Pferd, welches addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren, persönliche
Fragen beantworten und andere Aufgaben lösen kann sieht man nicht alle Tage. Im
Jahre 1904 war aber genau dies der Fall. Der Hengst „Hans“, des
Mathematiklehrers von Osten, konnte Antworten anhand zählbaren Hufscharrens
geben. Diese Rechenkünste wurden Hans unter anderem von einer Kommission
der Preußischen Akademie der Wissenschaften bescheinigt.
Erst dem Gelehrten Carl Stumpf und seinem studentischen Mitarbeiter Oskar
Pfungst gelang es des Rätsels Lösung zu finden. Es zeigte sich nämlich, dass Hans
keine korrekte Antwort geben konnte, wenn sein Besitzer nicht sichtbar war oder
die richtige Antwort selbst nicht wusste. Aufgrund dieser Beobachtungen kamen
die beiden Forscher auch den subtilen Beeinflussungen des Tieres durch von Osten
auf die Spur. Während Hans mit den Hufen scharrte und von Osten dieses zählte,
machte er, sobald die richtige Zahl erreicht war, eine fast unmerkliche
Kopfbewegung – für das Pferd das Signal aufzuhören.
Das bemerkenswerte dabei ist, dass von Osten selbst an die Fähigkeiten seines
Pferdes geglaubt hatte und deshalb nach Bekanntgabe der
Untersuchungsergebnisse diese anzweifelte und sich verbittert zurückzog.
Aufgrund dieses Ergebnisses wurden die Sozialforscher (wenn auch erst Jahre
später, da die Einfachheit der Lösung von der eigentlichen Entdeckung ablenkte)
auf die feinen, fast unbemerkbaren Mechanismen der Verhaltenssteuerung
aufmerksam.
1 Vgl.: Diekmann, A.: Empirische Sozialforschung, Hamburg 2001, S. 517-518
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Reaktivität
- Definition
- Arten reaktiver Verfahren
- Das Problem der Reaktivität und die daraus resultierende, bedingte Gültigkeit von Messungen
- Fehler, durch die zu erforschenden Personen bzw. sozialen Einheiten
- Fehler, die durch den Forscher bewirkt werden
- Fehler, in der Wahl der Erhebungskonzeption
- Validität
- Reliabilität
- Fehler, durch die Datensammlung als Kommunikations- und Interpretationsprozess
- Nicht-Reaktivität
- Geschichtlicher Hintergrund
- Definition
- Arten Nicht-reaktiver Verfahren
- Problematik bei Nicht-reaktiven Verfahren
- Inhalt
- Erprobung
- Indikatoren
- Stichproben
- Ethische Fragen
- Verhaltensspuren
- Definition
- Arten und Messverfahren
- Abnutzungsmessung
- natürliche Abnutzungsmessung
- kontrollierte Abnutzungsmessung
- Ablagerungsmessung
- natürliche Ablagerungsmessung
- kontrollierte Ablagerungsmessung
- Abnutzungsmessung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Referat zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über reaktive Messverfahren zu geben und anhand der resultierenden Fehlerquellen die Entstehung der Nicht-reaktiven Verfahren zu beleuchten. Im Speziellen soll die Spurensuche als Nicht-reaktives Verfahren einer eingehenderen Untersuchung unterzogen werden.
- Reaktivität in der Sozialforschung
- Fehlerquellen in reaktiven Messverfahren
- Entwicklung und Anwendung von Nicht-reaktiven Verfahren
- Verhaltensspuren als Methode der Nicht-reaktiven Forschung
- Ethische Aspekte der Spurensuche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Reaktivität und Nicht-Reaktivität in der Sozialforschung ein und skizziert den Fokus des Referates. Das Kapitel "Grundlagen" behandelt die Definition und Arten reaktiver Verfahren sowie die daraus resultierenden Fehlerquellen, die die Gültigkeit von Messungen beeinflussen können. Im Kapitel "Nicht-Reaktivität" werden die historischen Wurzeln des Konzepts, die Definition und Arten von Nicht-reaktiven Verfahren sowie die damit verbundenen Problemfelder erläutert. Das Kapitel "Verhaltensspuren" definiert die Methode und erläutert die verschiedenen Arten und Messverfahren, die im Bereich der Spurensuche Anwendung finden.
Schlüsselwörter
Reaktivität, Nicht-Reaktivität, Verhaltensspuren, Spurensuche, Messverfahren, Fehlerquellen, Gültigkeit, Reliabilität, Sozialforschung, Empirische Forschung, Ethische Aspekte.
- Reaktivität
- Quote paper
- Michael Dannehl (Author), 2003, Verhaltensspuren als nicht-reaktive Methode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15807