Über zwei Jahrhunderte prägten die Kreuzzüge die abendländische mittelalterliche Welt. Neben politischen und gesellschaftlichen Veränderungen hatten die Kreuzzüge auch Einfluss auf die Literatur in Frankreich, England und Deutschland. Parallel zu den Kreuzzugspredigten und -aufrufen aus kirchlichen und geistlichen Kreisen entstand in diesen Ländern volkssprachliche Literatur, die sich gleichfalls mit dem Thema der Kreuzfahrt und Kreuznahme beschäftigte.
Diese von weltlichen Dichtern verfasste Dichtung verband die religiösen Motive der Kreuzfahrt mit weltlichen Themen, vorrangig mit dem Motiv der Minne. Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung der Minne in den mittelhochdeutschen Liedern zuzuschreiben ist und welche Funktion sie in den Liedern übernimmt.
In der Forschung zu mittelhochdeutschen Minnekreuzliedern lassen sich vor allem zwei Positionen festmachen. Zum einen wird davon ausgegangen, dass die Minne nur Mittel und Zweck für eine von den Dichtern intendierte Kreuzzugspropaganda ist. Das bedeutet, dass das höfische Publikum durch das ihm bekannte Motiv der Minne zur Kreuznahme und -fahrt motiviert werden soll.
Die andere Position vertritt die Ansicht, dass die Dichter unter dem Eindruck eines Kreuzzugsaufrufes oder eines Kreuzzuges literarisch einen Konflikt auf persönlicher Ebene darstellen. Die Minne wird bei dieser Position im Hinblick auf ihre Intention ernst genommen und das Phänomen der Minne öffnet sich ins Persönliche und Private. Das Publikum soll bei dieser These nicht explizit zum Kreuzzug aufgefordert werden.
Grundlage der im späten 12. Jahrhundert entstandenen Lieder ist auf der einen Seite die Kreuzzugspropaganda und andererseits der Minnesang. Doch ist der Grund für die Verflechtung dieser beiden großen Themenkomplexe nicht problemlos und offensichtlich zu erkennen. Die Antwort auf diese Frage können nur das mittelalterliche Weltbild, die Umstände der Entstehung und eine umfassende Interpretation der Lieder geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gattung Minnesang
- Entstehung und Entwicklung des Minnesangs
- Das Gattungsproblem `Kreuzlied`
- Politische und gesellschaftliche Situation
- Die politische Situation: Die Kreuzzüge
- Der Dritte Kreuzzug 1187-1192
- Der Vierte Kreuzzug (1198-1204)
- Die gesellschaftliche Situation: Das Rittertum
- Ursprung und Entwicklung des Ritterbegriffs
- Das ritterliche Tugendsystem
- Der Frauendienst
- Die Dichter
- Die politische Situation: Die Kreuzzüge
- Minnekreuzlieder des späten 12. Jahrhunderts
- Friedrich von Hausen
- Albrecht von Johansdorf
- Hartmann von Aue
- Heinrich von Rugge
- Argumente der Kreuzpredigt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion der Minne in mittelhochdeutschen Minnekreuzliedern des späten 12. Jahrhunderts. Sie beleuchtet die kontroverse Forschungsdebatte um die Interpretation dieser Lieder: wird die Minne als Mittel der Kreuzzugspropaganda eingesetzt oder spiegelt sie einen persönlichen Konflikt der Dichter wider? Die Arbeit analysiert ausgewählte Lieder verschiedener Dichter, um diese Frage zu beantworten und übergreifende Tendenzen aufzuzeigen.
- Die Entwicklung und Bedeutung der Gattung Minnesang
- Die politische und gesellschaftliche Situation während der Kreuzzüge
- Das ritterliche Tugendsystem und der Frauendienst
- Die Interpretation ausgewählter Minnekreuzlieder
- Die Funktion der Minne in den Liedern: Propaganda oder persönlicher Ausdruck?
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung der Minne in mittelhochdeutschen Minnekreuzliedern vor. Sie skizziert zwei gegensätzliche Positionen in der Forschung: die Minne als Propagandawerkzeug versus die Minne als Ausdruck persönlichen Konflikts. Die Arbeit kündigt an, diese Positionen anhand der Interpretation ausgewählter Lieder zu untersuchen, wobei die autorspezifische Betrachtung im Vordergrund steht.
Die Gattung Minnesang: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung des Minnesangs. Es behandelt das umstrittene Gattungsproblem der Einordnung der Minnekreuzlieder als „Kreuzlieder“ und diskutiert verschiedene Forschungsansätze zu dieser Thematik, wobei die Arbeiten von Kasten, Hölzle, Ortmann und Wentzlaff-Eggebert miteinander verglichen werden. Der Fokus liegt darauf, die literaturwissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis der untersuchten Lieder zu schaffen.
Politische und gesellschaftliche Situation: Dieses Kapitel beschreibt die politische Situation während des Dritten und Vierten Kreuzzugs und den Einfluss dieser Ereignisse auf die Literatur. Es analysiert die gesellschaftliche Situation des sich entwickelnden Rittertums, inklusive dessen Idealen, dem ritterlichen Tugendsystem und dem Frauendienst, unter Bezugnahme auf Arbeiten von Ehrismann, Bumke, Fahrner und de Boor. Die Ausführungen betonen die Bedeutung des gesellschaftlichen Kontextes für das Verständnis der Minnekreuzlieder.
Minnekreuzlieder des späten 12. Jahrhunderts: Dieses Kapitel befasst sich mit den Liedern von Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf, Hartmann von Aue und Heinrich von Rugge. Es wählt repräsentative Lieder aus und skizziert deren Hauptthemen, ohne eine detaillierte Einzelinterpretation vorzunehmen. Die Auswahl der Lieder und Dichter orientiert sich an der Fragestellung der Arbeit und berücksichtigt die einschlägige Sekundärliteratur (z.B. Wentzlaff-Eggebert, Hölzle, Ingebrand, Schnell, Haubrichs, Bergmann, Ortmann, Ragotzky, Raitz, Mertens, Reusner).
Schlüsselwörter
Minnesang, Kreuzzüge, Minnekreuzlieder, Minne, Rittertum, Frauendienst, Kreuzzugspropaganda, mittelhochdeutsche Lyrik, literaturwissenschaftliche Interpretation, historischer Kontext.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse mittelhochdeutscher Minnekreuzlieder
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Funktion der Minne in mittelhochdeutschen Minnekreuzliedern des späten 12. Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf der kontroversen Frage, ob die Minne als Mittel der Kreuzzugspropaganda oder als Ausdruck persönlichen Konflikts der Dichter zu verstehen ist.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Bedeutung des Minnesangs, die politische und gesellschaftliche Situation während der Kreuzzüge (insbesondere der Dritte und Vierte Kreuzzug), das ritterliche Tugendsystem und den Frauendienst. Im Kern analysiert sie ausgewählte Minnekreuzlieder verschiedener Dichter, um die Funktion der Minne – Propaganda oder persönlicher Ausdruck – zu klären.
Welche Dichter und Lieder werden untersucht?
Die Arbeit analysiert Lieder von Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf, Hartmann von Aue und Heinrich von Rugge. Die Auswahl der Lieder orientiert sich an der Forschungsfrage und berücksichtigt die einschlägige Sekundärliteratur.
Wie wird die Forschungsfrage beantwortet?
Die Arbeit beantwortet die Forschungsfrage durch die Interpretation ausgewählter Lieder unter Berücksichtigung des historischen und gesellschaftlichen Kontextes. Dabei wird eine autorspezifische Betrachtung im Vordergrund stehen und verschiedene Forschungsansätze verglichen.
Welche Forschungsliteratur wird berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht sich auf zahlreiche relevante Werke zur Literaturwissenschaft, darunter Arbeiten von Kasten, Hölzle, Ortmann, Wentzlaff-Eggebert, Ehrismann, Bumke, Fahrner, de Boor, Ingebrand, Schnell, Haubrichs, Bergmann, Ragotzky, Raitz, Mertens und Reusner. Die Sekundärliteratur wird zur Einordnung der Lieder und zur Klärung der Forschungsfrage genutzt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Gattung Minnesang (mit Fokus auf das Gattungsproblem „Kreuzlied“), ein Kapitel zur politischen und gesellschaftlichen Situation während der Kreuzzüge, ein Kapitel zur Analyse ausgewählter Minnekreuzlieder des späten 12. Jahrhunderts, und ein Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Minnesang, Kreuzzüge, Minnekreuzlieder, Minne, Rittertum, Frauendienst, Kreuzzugspropaganda, mittelhochdeutsche Lyrik, literaturwissenschaftliche Interpretation, historischer Kontext.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an Leser mit Interesse an mittelhochdeutscher Literatur, der Geschichte der Kreuzzüge und der Literaturwissenschaft. Sie eignet sich insbesondere für akademische Zwecke und die Auseinandersetzung mit der Forschung zu mittelhochdeutschen Minnekreuzliedern.
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- Julika Stark (Autor), 2002, Die Bedeutung der Minne in Kreuzliedern des späten 12. Jahrhunderts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15804