„Daß sich die Text-Zitate aus Lenaus Don Juan in irgendeiner konkreten Weise mit der erklingenden Musik in Verbindung bringen ließe, ist […] eine Chimäre, der Strauss Exegeten noch immer allzu gerne anhängen.“
Bei undifferenzierter Akzeptanz dieser Aussage Michael Walters könnte eine Auseinandersetzung mit der Tondichtung Don Juan von Richard Strauss bereits an diesem Punkt beendet werden. Als entscheidend wird sich in den folgenden Ausführungen jedoch erweisen, in welchem Sinne dieses konkret zu verstehen ist. Falls damit die wörtliche Umsetzung der Lenau-Zitate in Musik gemeint wäre, so dürfte die Antwort unstrittig „ja“ lauten. Unstrittig ist jedoch auch, dass ein Bezug zwischen den Lenau-Zitaten und der Tondichtung existieren muss. Andernfalls hätte Richard Strauss auf die Auswahl der Zitate verzichten und sich auf die bloße Verwendung des Titels Don Juan beschränken können.
Aus dieser Feststellung ergibt sich eine ganze Reihe von Fragestellungen. Beispielsweise die historisch relevante Frage, wie sich der Don Juan der Lenau-Zitate von der Don Juanschen Urfassung Tirso de Molinas unterscheidet. Oder, warum sich Strauss ausgerechnet für die von ihm gewählten Zitate entschieden haben mag und wie die hierdurch bedingten Textauslassungen begründet werden können. Nach Erörterung dieser Fragen und einem Einblick in den künstlerischen Werdegang Richard Strauss`, sein ästhetisches Verständnis von Tondichtung eingeschlossen, soll ein Brückenschlag vom Text hin zur Musik erfolgen. Um diesen Übergang in adäquater Weise bewerkstelligen zu können, gilt es zuvor jedoch die diffizil verwobenen Begriffe Sujet, Programm und poetische Idee zu unterscheiden, inklusive der von Strauss selbst evozierten Schwierigkeiten. Schließlich sollen die gewonnenen Erkenntnisse in die Analyse des so genannten „Heldenthemas“ einfließen, wobei auch die für die Rezeption wichtige Rolle der frühesten Strauss-Kommentatoren Mauke und Rösch nicht unbeachtet bleiben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Don Juan von Tirso de Molina
- Die Figur des Don Juan bei Nikolaus Lenau
- Musikalischer Lebenslauf Richard Strauss` bis zur Tondichtung Don Juan Op. 20
- Die Begriffe Sujet, Programm und poetische Idee
- Sujet
- Programm
- Poetische Idee
- Das „Heldenthema“
- Analyse des Heldenthemas
- Einfluss des Titels und der Lenau-Zitate
- Einfluss und Problem der Erläuterungsschriften
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Tondichtung „Don Juan“ von Richard Strauss im Hinblick auf die Verbindung von Text und Musik. Sie beleuchtet insbesondere die Frage, wie die von Strauss ausgewählten Zitate aus Lenaus Don Juan in der Musik umgesetzt werden und welchen Einfluss die Lenau-Zitate auf die musikalische Gestaltung der Tondichtung haben.
- Die Figur des Don Juan in der Literatur, insbesondere in den Werken von Tirso de Molina und Nikolaus Lenau
- Die ästhetischen Prinzipien Richard Strauss` im Kontext der Tondichtung
- Die Verbindung von Text und Musik in der Tondichtung „Don Juan“
- Die Rolle der Zitate aus Lenaus Don Juan in der Komposition
- Die Interpretation des „Heldenthemas“ in der Musik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Inwiefern lassen sich die Lenau-Zitate in der Musik von Strauss` „Don Juan“ wiederfinden? Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der prototypischen Version des Don Juan, dem Werk von Tirso de Molina. Anhand der ersten Szene des ersten Aktes wird Don Juans Charakteristik beleuchtet. Dabei werden seine Zeitlosigkeit, seine Amoralität und seine Typisierung als Verführer hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Richard Strauss, Tondichtung, Don Juan, Lenau, Tirso de Molina, Text und Musik, Sujet, Programm, poetische Idee, Heldenthema, Amoralität, Verführung.
- Quote paper
- Dirk Hausen (Author), 2007, Über die Verbindung von Text und Musik: "Don Juan" von Richard Strauss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157984