"Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit", als "Vereinigungen von Bürgern" sind sie integrale Bestandteile der Herrschaft des Volkes. Um so beunruhigender, dass schon seit Jahrzehnten die so genannte „Verdrossenheitsdebatte“ schwelt und ständig durch neue, alarmierende Nachrichten genährt wird: So brächten Jugendliche von allen gesellschaftlichen Institutionen den Parteien am wenigsten Vertrauen entgegen, nur 39 % interessierten sich überhaupt für Politik. Bei Google fördert eine Suche nach „Politikverdrossenheit“ (das oft synonym für Partei-, Politiker- und Politikverdrossenheit verwendet wird) 338.000 Treffer zutage, das sind immerhin mehr als drei Mal so viele wie bei der Suche nach „Parteimitglied“. „Parteien in Not“ oder „Wie Politik und Parteien implodieren“ , titeln die Medien, und bei all dieser Verdrossenheit erkennt manch ein Journalist sogar schon eine „Bürgerverdrossenheit“ bei den Politikern. Die Politikwissenschaftler stehen den Medien in nichts nach und veröffentlichten vor allem in den 90er Jahren unzählige Bände über Parteienverdrossenheit, die damit zu einem jungen „Klassiker“ der Politikwissenschaft avancierte. Legionen von Parteienforschern haben sich mit den Ursachen und möglichen Lösungsstrategien beschäftigt, wobei eine einheitliche Tendenz bisher immer noch nicht erkennbar ist.
Für die Parteien selbst ist der wohl schlimmste Faktor der Parteienverdrossenheit der Mitgliederschwund, denn dadurch bricht ihnen ihre Finanzierung, ihr Nachwuchs an Führungspersönlichkeiten und ihr Rückhalt in der Bevölkerung weg. Deswegen ist es interessant zu untersuchen, was die Parteien selbst gegen diesen Trend unternehmen. Fast jede Partei hat eine mehr oder weniger ambitionierte Mitgliederwerbekampagne gestartet, mehrere Parteiprogramme werden unter Einbindung der Mitglieder neu geschrieben, „Schnupper-Mitgliedschaften“ werden angeboten.
Diese Arbeit will sich damit beschäftigen, wie die Parteien im lokalen Kontext (konkret: der Stadt München) mit diesem Problem umgehen. Dafür wird zuerst kurz auf die Parteienverdrossenheit allgemein, ihre Definition, Indikatoren und häufig behauptete Ursachen eingegangen, um dann auf die im Jahr 2007 im Münchner Stadtrat vertretenen Parteien zu kommen. Es wird immer zuerst die bundesweite Situation der Partei vorgestellt und dann die Situation in München. Schließlich werden die Werbemethoden analysiert und Vorschläge von Politikwissenschaftlern präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Das Phänomen der Parteienverdrossenheit
1. Definition
2. Indizien der Parteienverdrossenheit
a. Sinkende Wahlbeteiligung
b. Sinkende Parteienkonzentration
c. Sinkende Mitgliederzahlen
3. Mögliche Ursachen
a. Selbstverschuldung der Politiker und Parteien
b. Der Wertewandel
c. Der Einfluss der Demoskopie
d. Funktionenwandel der Parteien
III. Untersuchung der Münchner Parteien
1. Die SPD – Münchens roter Kern
a. SPD bundesweit
b. SPD München
2. Die CSU - der schwarze Ring um München
a. CSU landesweit
b. Die CSU München
3. Die Grünen – stabile Verhältnisse
a. Die Grünen bundesweit
b. Die Grünen in München
4. Die FDP – die Aufsteiger?
a. Die FDP bundesweit
b. Die FDP in München
5. Kleinparteien in München
a. Die ödp
b. Die Linkspartei.PDS
IV. Analyse
V. Lösungsvorschläge
1. „Visionäre“ Politik mit Grundsätzen
2. Öffnung der Parteien
3. Direkte Demokratie
4. Strukturelle Änderungen
VI. Schluss Danksagung
VII. Literaturverzeichnis
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