1. Einleitung
In der Politeia widmet Platon den von ihm als „ungerecht“ empfundenen Staatsformen
Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis das ganze achte Buch.1
Platon beschreibt hier eine Degeneration der Verfassungen, die bei der Timokratie beginnt
und schließlich bei der Tyrannis „der vierten und letzten Krankheit des Staates“(544c)2
endet. Die im achten Buch behandelten Staatsformen werden bei Platon durchweg negativ
bewertet, die Geschichte zeigt uns jedoch, dass Timokratie, Oligarchie, Demokratie und
Tyrannis durchaus häufig im antiken Griechenland anzutreffen waren3 – offensichtlich
teilten nicht alle Griechen Platons Meinung.
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich daher mit der Frage, wie diese vier „entarteten“
Staatsformen von anderen Philosophen der Antike rezipiert wurden: Gab es vielleicht
sogar positive Rezeptionen dieser Staatsformen?
Neben Platons Politeia als Primärquelle, soll zum Vergleich auch Aristoteles´ Politik
herangezogen werden. Zusätzlich wird auch die moderne geschichtswissenschaftliche
Rezeption dieser vier Staatsformen berücksichtigt, denn heute gibt es ganz andere
Auffassungen darüber, was z.B. unter einer Demokratie zu verstehen ist.
Zudem hat die moderne Geschichtsforschung den Vorteil, dass diese Staatsformen hier
wesentlich neutraler behandelt werden, als das damals bei den griechischen Autoren der
Fall war. Insofern lassen sich eventuelle extreme Darstellungen der sogenannten
„ungerechten Staatsformen“ relativieren.
Bei dem Versuch der Beantwortung dieser Fragen wird chronologisch wie bei Platon
vorgegangen, der erste Teil dieser Hausarbeit widmet sich also der Timokratie, der Zweite
der Oligarchie, etc. . In der in Dialogform gehaltenen Politeia lässt Platon quasi seinen
Lehrmeister Sokrates für sich sprechen, der Einfachheit halber beziehe ich mich bei allen
Zitationen bzw. Paraphrasierungen der Politeia direkt auf Platon. Außerdem wird zuerst
1 PLATON: Der Staat. Übers. von Otto Apelt. 11. Aufl. Hamburg, 1989, S.309-349.
2 Soweit nichts Anderes angegeben ist, beziehen sich die Verweise auf Platons Politeia. Zitiert wird aus der deutschen
Übersetzung von Otto Apelt, vgl. für die Primärquelle das Literaturverzeichnis.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Timokratie
- Die Oligarchie
- Die Demokratie
- Die Tyrannis
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption der von Platon als „ungerecht“ bezeichneten Staatsformen – Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis – bei anderen antiken Philosophen und in der modernen Geschichtsschreibung. Ziel ist es herauszufinden, ob es neben Platons negativer Bewertung auch positive Rezeptionen dieser Staatsformen gab und wie sich die heutige Sichtweise von diesen unterscheidet.
- Platons Konzept der Degeneration von Staatsformen
- Vergleichende Analyse der antiken Rezeption von Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis
- Moderne geschichtswissenschaftliche Perspektiven auf diese Staatsformen
- Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Staatsformen
- Analyse der Charaktereigenschaften und der Herrschaftsstrukturen der jeweiligen Staatsform
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der von Platon als „ungerecht“ bewerteten Staatsformen – Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis – ein. Sie erläutert Platons Modell der Staatsdegeneration und die Forschungsfrage nach der Rezeption dieser Staatsformen in der Antike und der modernen Geschichtsschreibung. Die Arbeit kündigt einen vergleichenden Ansatz an, der Platons Politeia mit Aristoteles' Politik und weiteren antiken sowie modernen Quellen kontrastiert, um eine differenzierte Analyse zu ermöglichen. Der chronologische Aufbau nach dem Vorbild Platons wird hervorgehoben.
Die Timokratie: Dieses Kapitel befasst sich mit Platons Beschreibung der Timokratie als Mischform zwischen Aristokratie und Oligarchie, charakterisiert durch ehrgeizige und streitsüchtige Bürger. Es werden Parallelen zu den Spartanern gezogen, die durch ihre Kriegerkaste und die Gemeinschaftsverpflegung repräsentiert werden. Die Arbeit stellt Platons Darstellung der Timokratie Aristoteles' Konzept der Politeia gegenüber und diskutiert die Frage, ob antike Staaten wie Sparta oder Athen unter Solon als timokratisch einzustufen sind. Der Fokus liegt auf dem Vergleich von Platons und Aristoteles' Ansichten sowie der Einordnung historischer Beispiele.
Die Oligarchie: Dieses Kapitel analysiert Platons Kritik an der Oligarchie als einer auf Reichtum basierenden Herrschaft, die zu einer Spaltung der Gesellschaft in reiche und arme Bevölkerungsgruppen führt. Platon bemängelt den Mangel an Kompetenz und die fehlende Berücksichtigung von Qualifikation bei der Regierungsbildung. Die Arbeit beleuchtet die Folgen dieser Ungleichheit, insbesondere die Unfähigkeit der Oligarchie, effektive Kriegsführung zu betreiben, sowie die Gefahr der Verarmung großer Bevölkerungsteile. Der Vergleich mit Platons Konzept der Timokratie und der Bezug auf moderne Interpretationen der Oligarchie werden angestrebt.
Schlüsselwörter
Timokratie, Oligarchie, Demokratie, Tyrannis, Platon, Aristoteles, antike Staatsformen, Politische Philosophie, Griechenland, Herrschaftsformen, Reichtum, Kriegerkaste, gerechte und ungerechte Staatsformen, Verfassung, Politie.
Häufig gestellte Fragen zu: Rezeption von Platons "ungerechten" Staatsformen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rezeption der von Platon als „ungerecht“ bezeichneten Staatsformen – Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis – bei anderen antiken Philosophen und in der modernen Geschichtsschreibung. Das Hauptziel ist es zu erforschen, ob es neben Platons negativer Bewertung auch positive Rezeptionen dieser Staatsformen gab und wie sich die heutige Sichtweise von diesen unterscheidet.
Welche Staatsformen werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die vier von Platon als „ungerecht“ klassifizierten Staatsformen: Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis. Sie vergleicht Platons Beschreibungen dieser Formen mit denen anderer antiker Philosophen, insbesondere Aristoteles, und analysiert moderne Interpretationen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet einen vergleichenden Ansatz. Sie kontrastiert Platons „Politeia“ mit Aristoteles' „Politik“ und anderen antiken sowie modernen Quellen, um eine differenzierte Analyse zu ermöglichen. Der chronologische Aufbau folgt dem Vorbild Platons.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu den einzelnen Staatsformen (Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis) und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel analysiert die jeweilige Staatsform anhand von Platons Beschreibung, vergleicht sie mit anderen antiken und modernen Perspektiven und untersucht ihre Charaktereigenschaften und Herrschaftsstrukturen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Wichtige Themen sind Platons Konzept der Degeneration von Staatsformen, ein Vergleich der antiken Rezeption von Timokratie, Oligarchie, Demokratie und Tyrannis, moderne geschichtswissenschaftliche Perspektiven auf diese Staatsformen, die Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den einzelnen Staatsformen sowie die Analyse der Charaktereigenschaften und Herrschaftsstrukturen der jeweiligen Staatsform.
Wer sind die wichtigsten Bezugspunkte der Analyse?
Die zentralen Bezugspunkte sind Platon und Aristoteles. Die Arbeit bezieht aber auch weitere antike und moderne Quellen mit ein, um eine umfassende Analyse der Rezeption von Platons „ungerechten“ Staatsformen zu ermöglichen.
Welche Schlussfolgerungen werden angestrebt?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassenderes Verständnis der Rezeption von Platons „ungerechten“ Staatsformen in der Antike und der Moderne zu liefern. Sie möchte herausfinden, ob und inwieweit die heutige Sichtweise von diesen Staatsformen von Platons negativer Bewertung abweicht und welche positiven oder alternativen Interpretationen es gegeben hat.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Timokratie, Oligarchie, Demokratie, Tyrannis, Platon, Aristoteles, antike Staatsformen, Politische Philosophie, Griechenland, Herrschaftsformen, Reichtum, Kriegerkaste, gerechte und ungerechte Staatsformen, Verfassung, Politie.
- Quote paper
- Philipp Kock (Author), 2009, Die ungerechten Staatsformen bei Platons "Politeia", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157814