Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die gesamte problematische Lebenssituation von männlichen Prostituierten, die am Bahnhof, auf der Straße oder in Bars anschaffen gehen (in der Arbeit vereinfacht Stricher genannt) zu beschreiben und sich kritisch mit deren Lebensperspektiven auseinander zu setzen. Ferner sollen die Hilfsmöglichkeiten, welche die Stricher von gesellschaftlicher bzw. staatlicher Seite bekommen können, beleuchtet und in diesem Zusammenhang auch die Arbeit der Stricherprojekte vorgestellt werden. Am Ende dieser Arbeit soll dann der Versuch gemacht werden, einige Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation der Stricher aufzuzeigen.
Der Kernteil dieser Arbeit befasst sich mit der Lebenssituation der Stricher heute. Hier wird in Form einer Bestandsaufnahme auf statistische (Altersstruktur, Anzahl) und auf – so weit das möglich ist – spezifische persönliche Merkmale (z. B. soziokulturelle Herkunft, Lebens- und Wohnsituation) sowie auf strichertypische Problematiken (z.B. bestimmte Krankheiten, Probleme mit Drogen) eingegangen, ferner auf die aktuelle rechtliche Situation im Bereich der Prostitution sowie auf die aktuelle gesellschaftliche Situation der Stricher.
Um dies alles verständlich darstellen zu können, ist es notwendig, vorher die Hintergründe zu untersuchen und z.B. aufzuzeigen, aus welchen Gründen und an welchen Orten Jungen bzw. junge Männer anschaffen gehen oder auch genauer zu beleuchten, welche Menschen bereit sind, für durch Stricher erbrachte sexuelle Dienstleistungen zu bezahlen. Im Anschluss an die Bestandsaufnahme sollen dann sowohl die kurz- und mittelfristigen als auch die langfristigen Perspektiven der Stricher (inkl. Ausstiegsmöglichkeiten) untersucht werden.
Das letzte Kapitel handelt von der sozialen Arbeit mit Strichern. Hierbei werden u.a. die bestehenden Arbeits-Leitlinien der deutschsprachigen Stricherprojekte vorgestellt, welche die Grundlage für die soziale Arbeit mit Strichern in Deutschland bilden. Ferner sollen hier die Zukunftsperspektiven der sozialen Arbeit mit Strichern hinterfragt werden, welche besonders vor dem Hintergrund der leeren öffentlichen Kassen eher negativ erscheinen. Am Ende werden schließlich noch exemplarisch zwei von insgesamt sieben Stricherprojekten in Deutschland vorgestellt und es wird erläutert, welche Veränderungen notwendig wären, um eine Lebenssituationsverbesserung für die Gruppe der Stricher zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Vorwort
- 1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit
- 2. Hintergründe
- 2.1 Wer bzw. was ist ein Stricher? - Der Versuch einer Definition
- 2.2 Ein kurzer Rückblick in die Geschichte der mann-männlichen Prostitution
- 2.3 Aus welchen Gründen gehen Jungen bzw. junge Männer heute anschaffen? - Eine Kurzanalyse der unterschiedlichen Problemlagen
- 2.4 Überblick über die unterschiedlichen Orte und Szenen, in denen Strich stattfindet
- 2.5 Die Kunden der Stricher
- 3. Bestandsaufnahme der aktuellen Lebenssituation der Stricher in Deutschland
- 3.1 Altersstruktur
- 3.2 Anzahl
- 3.3 Soziokulturelle Herkunft
- 3.4 Sexuelle Identität
- 3.5 Lebens- und Wohnsituation
- 3.6 Reiseaktivitäten
- 3.7 Gewaltproblematik
- 3.8 Drogen-/Beschaffungsproblematik
- 3.9 Problemfeld Gesundheit
- 3.9.1 Umgang mit HIV und AIDS sowie anderen sexuell übertragbaren Krankheiten
- 3.9.2 Psychische Verfassung und Suchtkrankheiten
- 3.10 Die aktuelle rechtliche Situation
- 3.10.1 Das neue Prostitutionsgesetz unter Berücksichtigung der damit verbundenen vielfach veränderten rechtlichen Bestimmungen
- 3.10.2 Prostitutionsrelevante jugend- und sozialrechtliche Regelungen
- 3.10.3 Das neue Infektionsschutzgesetz
- 3.10.4 Die ausländerrechtliche Situation in der Prostitution
- 3.11 Die aktuelle gesellschaftliche Situation
- 3.11.1 Homosexualität
- 3.11.2 Stricher und deren Akzeptanz in der Gesellschaft
- 3.11.2.1 Doppelte Stigmatisierung der mann-männlichen Prostitution
- 3.11.3 Hilfsangebote durch staatliche bzw. soziale Institutionen an die Stricher
- 4. Perspektiven der Stricher
- 4.1 Lebensperspektiven der Stricher
- 4.1.1 Kurz- und mittelfristige Perspektiven für das Leben als Stricher
- 4.1.2 Langfristige Perspektiven für den Ausstieg und die Zeit danach
- 4.1.2.1 Soziale Zukunftsaussichten
- 4.1.2.2 Private Zukunftsaussichten
- 4.2 Rechtliche und politische Perspektiven
- 5. Sozialpädagogische Konsequenzen und Projekte
- 5.1 Soziale Arbeit mit Strichern
- 5.1.1 Leitlinien des Arbeitskreises der deutschsprachigen Stricherprojekte (AKSD)
- 5.1.1.1 Leitideen
- 5.1.1.2 Arbeitsbereiche und -methoden
- 5.1.1.3 Notwendige Rahmenbedingungen
- 5.1.2 Zukunftsperspektiven der sozialen Arbeit mit Strichern
- 5.1.2.1 Alles eine Frage des Geldes? - Sozialpädagogische Notwendigkeiten in der Stricherarbeit in Zeiten knapper öffentlicher Mittel
- 5.2 Vorstellung der bestehenden Stricherprojekte in Deutschland
- 5.2.1 Exemplarische Vorstellung des Stricherprojektes LOOKS e. V. in Köln
- 5.2.2 Der Aufbau des Stricherprojektes NACHTFALKE in Essen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Lebenssituation männlicher Prostituierter in Deutschland. Ziel ist es, Hintergründe, Perspektiven und sozialpädagogische Konsequenzen aufzuzeigen und bestehende Projekte zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die komplexe Realität dieser Gruppe, die oft mit Stigmatisierung und vielfältigen Problemlagen konfrontiert ist.
- Sozioökonomische Hintergründe der männlichen Prostitution
- Gesundheitliche und psychosoziale Risiken
- Rechtliche Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen
- Gesellschaftliche Akzeptanz und Stigmatisierung
- Sozialpädagogische Interventionen und Unterstützungsmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der männlichen Prostitution ein und beschreibt die gesellschaftliche Scheinheiligkeit im Umgang mit dem Thema. Sie betont die marginale Rolle der männlichen Prostitution im öffentlichen Diskurs, obwohl sie existiert und floriert. Die Arbeit verspricht eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Ursachen, Auswirkungen und den sozialpädagogischen Aspekten der männlichen Prostitution.
2. Hintergründe: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Facetten der männlichen Prostitution. Es liefert eine Definition des Begriffs „Stricher“, bietet einen historischen Überblick und analysiert die Gründe, warum junge Männer in die Prostitution geraten. Weitere Schwerpunkte sind die Orte des Geschehens, die Kundschaft und die damit verbundenen Problemlagen. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der komplexen sozialen und individuellen Faktoren, die zur männlichen Prostitution beitragen.
3. Bestandsaufnahme der aktuellen Lebenssituation der Stricher in Deutschland: Dieser umfangreiche Kapitelteil liefert eine detaillierte Bestandsaufnahme der Lebenssituation männlicher Prostituierter in Deutschland. Er analysiert demografische Daten (Alter, Anzahl), soziokulturelle Hintergründe, sexuelle Identität, Wohn- und Lebenssituation, Reiseaktivitäten, Gewalt, Drogenkonsum, Gesundheitsprobleme (inklusive HIV/AIDS), und die rechtliche und gesellschaftliche Situation, einschließlich der Stigmatisierung und der verfügbaren Hilfsangebote. Es bietet ein umfassendes Bild der Herausforderungen, mit denen diese Gruppe konfrontiert ist.
4. Perspektiven der Stricher: Das Kapitel befasst sich mit den Perspektiven männlicher Prostituierter. Es analysiert sowohl kurz- und mittelfristige Perspektiven innerhalb der Prostitution als auch langfristige Ausstiegsszenarien und Zukunftsaussichten im Hinblick auf soziale und private Lebensbereiche. Zusätzlich werden rechtliche und politische Perspektiven beleuchtet.
5. Sozialpädagogische Konsequenzen und Projekte: Dieses Kapitel widmet sich den sozialpädagogischen Konsequenzen der männlichen Prostitution und präsentiert bestehende Projekte. Es beschreibt die Leitlinien des Arbeitskreises der deutschsprachigen Stricherprojekte (AKSD), analysiert deren Arbeitsbereiche und -methoden und beleuchtet die notwendigen Rahmenbedingungen sowie Zukunftsperspektiven. Darüber hinaus werden exemplarisch zwei deutsche Stricherprojekte vorgestellt.
Schlüsselwörter
Männliche Prostitution, Stricher, Homosexualität, Soziale Arbeit, Gesundheit, HIV/AIDS, Rechtliche Situation, Sozialpädagogische Projekte, Stigmatisierung, Lebenssituation, Perspektiven, Deutschland.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Lebenssituation männlicher Prostituierter in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht umfassend die Lebenssituation männlicher Prostituierter (Stricher) in Deutschland. Sie beleuchtet Hintergründe, aktuelle Herausforderungen, Zukunftsperspektiven und die sozialpädagogische Arbeit in diesem Bereich.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter sozioökonomische Hintergründe der männlichen Prostitution, gesundheitliche und psychosoziale Risiken (einschließlich HIV/AIDS), rechtliche Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen, gesellschaftliche Akzeptanz und Stigmatisierung, sowie sozialpädagogische Interventionen und Unterstützungsmöglichkeiten. Es werden demografische Daten, die Lebenssituation, Reiseaktivitäten, Gewalt, Drogenkonsum und die rechtliche Situation analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Hintergründe, Bestandsaufnahme der aktuellen Lebenssituation, Perspektiven der Stricher und sozialpädagogische Konsequenzen und Projekte. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der männlichen Prostitution, beginnend mit einer Definition des Begriffs "Stricher" und einem historischen Überblick, über die detaillierte Analyse der aktuellen Lebenssituation bis hin zu Perspektiven und sozialpädagogischen Interventionen. Die Arbeit enthält ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel.
Welche konkreten Fragen werden in der Arbeit beantwortet?
Die Arbeit versucht unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Warum gehen junge Männer in die Prostitution? Welche Risiken bestehen für männliche Prostituierte (gesundheitlich, psychisch, sozial)? Wie ist die rechtliche Situation in Deutschland? Wie ist die gesellschaftliche Akzeptanz? Welche Hilfsangebote und Projekte existieren? Welche Perspektiven haben männliche Prostituierte, sowohl kurz- als auch langfristig? Wie gestaltet sich die sozialpädagogische Arbeit mit dieser Gruppe?
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Analyse bestehender Daten und Literatur zum Thema männliche Prostitution in Deutschland. Sie analysiert demografische Daten, rechtliche Regelungen und beschreibt die Arbeit bestehender sozialpädagogischer Projekte. Die genaue Methodik wird nicht explizit dargelegt, aber es ist erkennbar, dass die Arbeit auf einer Literaturrecherche und der Analyse von Daten beruht.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt die komplexe und vielschichtige Realität der männlichen Prostitution in Deutschland auf. Sie hebt die vielfältigen Herausforderungen hervor, mit denen diese Gruppe konfrontiert ist, und unterstreicht die Notwendigkeit umfassender sozialpädagogischer Unterstützung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Die konkreten Schlussfolgerungen sind in den jeweiligen Kapiteln und der Zusammenfassung zu finden.
Welche Projekte werden in der Arbeit vorgestellt?
Die Arbeit stellt exemplarisch das Stricherprojekt LOOKS e.V. in Köln und das Projekt NACHTFALKE in Essen vor. Zusätzlich werden die Leitlinien des Arbeitskreises der deutschsprachigen Stricherprojekte (AKSD) detailliert beschrieben.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Sozialarbeiter, Studenten, politische Entscheidungsträger und alle, die sich für die Lebenssituation von marginalisierten Gruppen und die sozialpädagogische Arbeit interessieren. Sie bietet wertvolle Einblicke in ein oft tabuisiertes Thema und liefert wichtige Informationen für die Entwicklung von Strategien zur Unterstützung männlicher Prostituierter.
- Quote paper
- Frank Teuerkauf (Author), 2003, Zur Lebenssituation von männlichen Prostituierten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15765