Können Menschen in einer Gesellschaft, die geprägt ist von Individualisierung, Pluralisierung und der ungerechten Verteilung von Ressourcen, ihren Alltag noch selbständig meistern? Oder sollten nicht professionell-institutionelle Einrichtungen ihnen alle notwendigen Entscheidungen abnehmen?
Theorien der Sozialarbeit/Sozialpädagogik befassen sich mit der gesellschaftlichen Funktion von Sozialer Arbeit. Ein mögliches Konzept ist das der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit von Hans Thiersch, auf welches diese Hausarbeit eingeht. Ausgehend von den provokanten Eingangsfragen beschäftige ich mich mit folgendem Thema: Welche Stellung hat Soziale Arbeit als praktische Disziplin in der Alltagsbewältigung auf Basis des wissenschaftlichen Konzeptes zur Lebensweltorientierung?
Zu Beginn wird ein kurzer Überblick über ein allgemeines Wissenschafts- sowie Theorieverständnis gegeben und die Entstehung des Konzeptes auf dem Hintergrund der historischen Entwicklung beleuchtet. Es folgt, aufbauend auf drei Wissenschaftskonzepten, eine Beschreibung von Alltag als Grundlage der Sozialen Arbeit. Im Abschnitt über die lebensweltorientierte Soziale Arbeit wird zunächst ihr Ziel dargestellt. Die Konkretisierung ihrer Aufgaben und damit auch die Erläuterung ihrer Stellung erfolgt anhand einer Strukturierung der Lebenswelt in Dimensionen und der Abbildung von Struktur- und Handlungsmaximen mit weiterer Spezifizierung.
Als Quellen dienen überwiegend Texte von Thiersch in eigenen Veröffentlichungen oder als Aufsätze in anderen Bänden. Eine Überschneidung und Wiederholung der Themen, insbesondere bezüglich der Aufgaben der Sozialen Arbeit, in den einzelnen Kapiteln lassen sich nicht vermeiden, da Thiersch auf diese Weise sein Konzept verständlich machen will. Auf eine kritische Würdigung des Konzeptes wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet, zumal es nur selten öffentliche Kritik gibt (vgl. Engelke 2009, S. 442).
Den früher gebräuchlichen Begriff ‚Sozialpädagogik‘ ersetzt Thiersch durch ‚Soziale Arbeit‘, ‚Lebenswelt‘ und ‚Alltag‘ werden synonym verwendet (vgl. Engelke, S. 433). Jugendhilfe als eigenes Gebiet zielt auf die gleichen Aufgaben wie die allgemeine Soziale Arbeit, daher wird auch in dieser Arbeit ‚Jugendhilfe‘ durch ‚Soziale Arbeit‘ ersetzt. Mit ‚Adressat‘ ist der Klient bzw. Hilfesuchende gemeint.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hans Thiersch
- 2.1. Biografie
- 2.2. Wissenschaftsverständnis
- 3. Theorie der Sozialen Arbeit
- 3.1. Theorieverständnis
- 3.2. Zentrale Dimensionen sozialpädagogischer Theoriebildung
- 4. Konzept der Lebensweltorientierung
- 4.1. Historischer Kontext
- 4.2. Traditionslinien
- 4.3. Alltag bzw. Lebenswelt
- 5. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit
- 5.1. Ziel
- 5.2. Dimensionen
- 5.3. Struktur- und Handlungsmaxime
- 5.4. Aufgaben
- 5.4.1. Diagnose
- 5.4.2. Planung und Einmischung
- 5.4.3. Hilfen
- 5.4.4. Demokratisierung
- 5.4.5. Professionelles Handeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Stellung Sozialer Arbeit in der Alltagsbewältigung basierend auf Hans Thierschs Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit. Sie beleuchtet Thierschs Biografie und Wissenschaftsverständnis, analysiert seine Theorie der Sozialen Arbeit und beschreibt detailliert das Konzept der Lebensweltorientierung, inklusive seiner Ziele, Dimensionen, Handlungsmaximen und Aufgaben.
- Hans Thierschs Biografie und Wissenschaftsverständnis
- Theorie der Sozialen Arbeit nach Thiersch
- Das Konzept der Lebensweltorientierung
- Aufgaben und Dimensionen lebensweltorientierter Sozialer Arbeit
- Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Alltagsbewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung wirft die Frage auf, inwieweit Menschen in einer individualisierten, pluralisierten und ungleich verteilten Gesellschaft ihren Alltag selbständig meistern können und welche Rolle die Soziale Arbeit dabei spielt. Sie führt das Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit von Hans Thiersch ein und skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich mit dem wissenschaftlichen Konzept zur Lebensweltorientierung auseinandersetzt und die Stellung der Sozialen Arbeit in der Alltagsbewältigung beleuchtet.
2. Hans Thiersch: Dieses Kapitel präsentiert eine kurze Biografie von Hans Thiersch, inklusive seines akademischen Werdegangs und seiner wichtigen Positionen in der Erziehungswissenschaft. Es beschreibt zudem sein hermeneutisch orientiertes Wissenschaftsverständnis, das auf dem Verstehen von Menschen basiert, um ihnen effektiv helfen zu können. Thiersch betont die Notwendigkeit der Kooperation zwischen verschiedenen Konzepten, Professionellen, Laien und Institutionen für die Entwicklung von Handlungsstrategien.
3. Theorie der Sozialen Arbeit: Dieses Kapitel erläutert Thierschs Verständnis von Theorie in der Sozialen Arbeit. Es hebt den permanenten Konflikt zwischen Theorie und Praxis hervor und beschreibt die Soziale Arbeit als eine Profession, die sich an den Lebensbewältigungsaufgaben ihrer Adressaten orientiert, sowie als eine Disziplin, die die Praxis kritisch beobachtet und analysiert. Es werden zentrale Dimensionen der sozialpädagogischen Theoriebildung, wie das Theorie-Praxis-Verhältnis, der Gegenstandsbereich, gesellschaftliche Voraussetzungen und das professionelle Handeln, diskutiert.
4. Konzept der Lebensweltorientierung: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept der Lebensweltorientierung, seinem historischen Kontext und den relevanten Traditionslinien. Es definiert den Alltag bzw. die Lebenswelt als Grundlage der Sozialen Arbeit. Es analysiert die Lebenswelt der Adressaten und legt den Fokus auf die Interaktion zwischen Individuum und Gesellschaft im Kontext der Sozialen Arbeit.
Schlüsselwörter
Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, Hans Thiersch, Theorie der Sozialen Arbeit, Alltagsbewältigung, Wissenschaftsverständnis, Professionelles Handeln, Lebenswelt, Alltag, Sozialpädagogik, Hilfen, Demokratisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Hans Thiersch"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit untersucht die Rolle der Sozialen Arbeit in der Alltagsbewältigung, basierend auf Hans Thierschs Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit. Sie analysiert Thierschs Biografie und sein Wissenschaftsverständnis, seine Theorie der Sozialen Arbeit und detailliert das Konzept der Lebensweltorientierung, inklusive Zielen, Dimensionen, Handlungsmaximen und Aufgaben.
Wer ist Hans Thiersch und welche Rolle spielt er in dieser Arbeit?
Hans Thiersch ist eine zentrale Figur dieser Arbeit. Die Arbeit beleuchtet seine Biografie und sein hermeneutisch orientiertes Wissenschaftsverständnis, das auf dem Verstehen von Menschen basiert, um ihnen effektiv helfen zu können. Seine Theorie der Sozialen Arbeit und sein Konzept der Lebensweltorientierung bilden die Grundlage der Analyse.
Was ist das Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch?
Das Konzept der Lebensweltorientierung betrachtet den Alltag bzw. die Lebenswelt der Adressaten als Grundlage Sozialer Arbeit. Es analysiert die Interaktion zwischen Individuum und Gesellschaft in diesem Kontext und beinhaltet historische Hintergründe und Traditionslinien. Die Arbeit beschreibt Ziele, Dimensionen, Handlungsmaximen und Aufgaben lebensweltorientierter Sozialer Arbeit im Detail.
Welche Aspekte der Theorie der Sozialen Arbeit nach Thiersch werden behandelt?
Die Arbeit erläutert Thierschs Verständnis von Theorie in der Sozialen Arbeit, den permanenten Konflikt zwischen Theorie und Praxis, und beschreibt die Soziale Arbeit als eine Profession, die sich an den Lebensbewältigungsaufgaben ihrer Adressaten orientiert und die Praxis kritisch beobachtet und analysiert. Zentrale Dimensionen der sozialpädagogischen Theoriebildung werden diskutiert.
Welche Aufgaben der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit werden hervorgehoben?
Die Arbeit beschreibt detailliert die Aufgaben lebensweltorientierter Sozialer Arbeit, inklusive Diagnose, Planung und Einmischung, Hilfen, Demokratisierung und professionellem Handeln. Diese Aufgaben werden im Kontext der Alltagsbewältigung der Adressaten betrachtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, Hans Thiersch, Theorie der Sozialen Arbeit, Alltagsbewältigung, Wissenschaftsverständnis, Professionelles Handeln, Lebenswelt, Alltag, Sozialpädagogik, Hilfen, Demokratisierung.
Welche Kapitelstruktur hat die Arbeit?
Die Arbeit ist strukturiert in Kapitel zu Einleitung, Hans Thiersch (Biografie und Wissenschaftsverständnis), Theorie der Sozialen Arbeit, Konzept der Lebensweltorientierung und lebensweltorientierter Sozialer Arbeit (Ziele, Dimensionen, Handlungsmaximen und Aufgaben). Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte.
Welche Fragestellung steht im Zentrum der Arbeit?
Die zentrale Fragestellung ist, inwieweit Menschen in einer individualisierten, pluralisierten und ungleich verteilten Gesellschaft ihren Alltag selbständig meistern können und welche Rolle die Soziale Arbeit, insbesondere die lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Hans Thiersch, dabei spielt.
- Quote paper
- Sandra Mette (Author), 2010, Lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Hans Thiersch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157638