Für viele dieser schwierigen Jugendlichen waren wir nicht die ersten Sozialarbeiter, mit denen sie Kontakt hatten. Etliche hatten eine regelrechte Schar von Erziehern, Sozialpädagogen im Laufe ihres Lebens kennengelernt.
Vielfach hatten die Jugendlichen über Jahre hinweg mehrfach oder permanent mit Einrichtungen des Hilfesystems zu tun und hatten ihnen gegenüber eine mehr oder minder hohe Abneigung entwickelt. Es stellt sich damit die Frage, warum diese Jugendlichen mit den Vertretern des Hilfesystem nichts mehr zu tun haben wollen oder warum sie von den diversen Einrichtungen nicht (mehr) erreicht werden.
Diese Problematik führte mich zu meinem Thema: Warum können oder sollen diese Jugendlichen — wenn gar nichts mehr geht — im Notfall zu den Streetworkern gehen? Diesen Ausspruch habe ich öfter von Jugendlichen gehört. Können oder wollen die anderen Einrichtungen der Jugendhilfe diesen Jugendlichen keine interessanten und annehmbaren Angebote machen oder sind diese Jugendlichen nicht mehr zu erreichen? Warum erreicht sie Streetwork? Liegen die Ursachen der Schwierigkeiten, die manche Jugendlichen mit dem bestehenden Hilfesystem haben, in den Einrichtungen, bei den Jugendlichen selbst oder beides? Sind die Angebote zu unattraktiv oder die Jugendlichen nur zu bequem oder zu anspruchsvoll? Hätte eine rechtzeitige und für die Jugendlichen sinnvollere Intervention unter Umständen den Einstieg in ihre „Straßenkarriere“ oder zumindest die Verfestigung des Lebens auf der Straße verhindert?
Die hier aufgeworfenen Fragen führten mich zu meiner Themenstellung.
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit Streetwork als ein Ansatz in der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen, konkretisiert dies am Beispiel von City-Streetwork des Jugendamtes der Stadt Nürnberg, geht auf die momentanen spezifische Situation von Jugendlichen in unserer Gesellschaft und auf die Subkultur und Lebenswelt der Punks als Jugendkultur ein. Zwei Fallbeispiele jugendlicher Punks verdeutlichen den exemplarischen Weg einiger Jugendlicher durch das Hilfesystem. Anschließend folgt eine Analyse der Schwachstellen und Probleme in der Arbeit mit diesen Jugendlichen. Aus diesen ergeben sich Verbesserungs- und Änderungsvorschläge. Als einen neuen Weg in der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen stelle ich abschließend das Streetworkprojekt Walk Man aus Frankfurt am Main vor, das mit CrackkonsumentInnen arbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Streetwork
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.2 Entstehungsgeschichte
- 2.3 Schaffung von Streetworkprojekten und ihr sozialer und politischer Hintergrund
- 2.4 Rechtliche Grundlagen
- 2.4.1 Gesetzlicher Auftrag
- 2.4.2 Rechtsstellung der Streetworker
- 2.5 Konzeptionelle Grundlagen
- 2.5.1 Professionelles Grundverständnis
- 2.5.2 Qualitätsmerkmale und Qualitätsstandards
- 2.5.3 Ziele
- 2.5.4 Arbeitsprinzipien
- 2.6 Zur Person des Streetworkers
- 2.6.1 Rolle des Streetworkers
- 2.6.2 Anforderungsprofil
- 2.6.3 Nähe und Distanz
- 2.6.4 Umgang mit Gewalt
- 2.7 Zielgruppen
- 2.8 Momentaner Stand
- 3. Konzeption von City-Streetwork, Jugendamt Nürnberg
- 3.1 Beschreibung der Einrichtung
- 3.2 Einzugsgebiet
- 3.3 Adressaten
- 3.4 Ziele des Hilfsangebotes
- 3.5 Grundprinzipien der Arbeit
- 3.6 Arbeitsschwerpunkte und methodische Umsetzung
- 3.6.1 Streetwork/Aufsuchende Arbeit
- 3.6.2 Anlaufstelle/Offene Tür
- 3.6.3 Beratung, Begleitung und Vermittlung
- 3.6.4 Freizeitpädagogische und jugendkulturelle Aktivitäten
- 3.6.5 Kooperation, Vernetzung, Fachaustausch
- 4. Zur spezifischen Situation von Jugendlichen
- 5. Zur Subkultur und Lebenswelt der Punks
- 6. Fallbeispiele jugendlicher Punks und ihr Weg durch das Hilfesystem
- 6.1 „Unsere Tochter Karin macht nie, was wir wollen...“
- 6.1.1 Vorgeschichte und Situationsbeschreibung
- 6.1.2 Beschreibung der Problemaspekte und Fehlentwicklungen
- 6.2 „Wir sagen Sonja doch nicht die Wahrheit...“
- 6.2.1 Vorgeschichte und Situationsbeschreibung
- 6.2.2 Beschreibung der Problemaspekte und Fehlentwicklungen
- 6.1 „Unsere Tochter Karin macht nie, was wir wollen...“
- 7. Analyse der Schwachstellen und Probleme in der Hilfe für Jugendliche
- 7.1 Die Angebote und Struktur der Jugendhilfe als Gründe für das Scheitern
- 7.2 Die Jugendlichen, ihr Umfeld und ihre Lebenswelt als Grund für das Scheitern
- 8. Verbesserungs- und Änderungsvorschläge
- 9. Neue Wege von Streetwork am Beispiel von Walk Man, Streetwork mit CrackkonsumentInnen in Frankfurt/Main
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht Streetwork als Ansatzpunkt in der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen, denen diese Jugendlichen im bestehenden Hilfesystem begegnen, und beleuchtet die Gründe für den Erfolg von Streetwork im Vergleich zu anderen Ansätzen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Stadt Nürnberg und die dortige City-Streetwork-Einrichtung.
- Schwierigkeiten schwer erreichbarer Jugendlicher im Hilfesystem
- Konzeption und Praxis von Streetwork
- Die Rolle von Streetworkern
- Fallbeispiele und deren Analyse
- Verbesserungsvorschläge für die Jugendhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den persönlichen Werdegang des Autors und seinen Einstieg in die Streetwork-Arbeit. Sie verdeutlicht die anfängliche Unwissenheit über dieses Arbeitsfeld und die darauffolgende intensive Auseinandersetzung mit der Thematik, ausgelöst durch die Erfahrungen im Praktikum und der anschließenden Tätigkeit bei City-Streetwork. Die Einleitung leitet zur zentralen Fragestellung der Arbeit über: Warum wenden sich Jugendliche im Notfall an Streetworker, anstatt an andere Einrichtungen des Hilfesystems?
2. Streetwork: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Einführung in das Feld des Streetworks. Es umfasst die Begriffsbestimmung, die historische Entwicklung, die rechtlichen Grundlagen sowie konzeptionelle Aspekte wie professionelle Grundverständnisse, Qualitätsstandards, Ziele und Arbeitsprinzipien. Der Fokus liegt auf der Rolle des Streetworkers, den Anforderungen an die Position sowie dem Umgang mit Nähe und Distanz und Gewalt. Der momentane Stand der Streetwork-Arbeit wird ebenfalls betrachtet.
3. Konzeption von City-Streetwork, Jugendamt Nürnberg: Dieses Kapitel beschreibt die konkrete Einrichtung City-Streetwork in Nürnberg. Es beinhaltet eine detaillierte Beschreibung der Einrichtung, des Einzugsgebietes, der Adressaten sowie der Ziele und Grundprinzipien der Arbeit. Die Arbeitsschwerpunkte und methodischen Umsetzungen wie aufsuchende Arbeit, die offene Tür, Beratung und Vermittlung, sowie freizeitpädagogische Aktivitäten und Kooperationen werden ausführlich dargestellt.
4. Zur spezifischen Situation von Jugendlichen: Dieses Kapitel beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen Jugendliche in der heutigen Gesellschaft gegenüberstehen. Es analysiert gesellschaftliche Faktoren, die zur sozialen Ausgrenzung und Marginalisierung beitragen und die Schwierigkeiten im Umgang mit etablierten Hilfesystemen verdeutlichen.
5. Zur Subkultur und Lebenswelt der Punks: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Subkultur der Punks und beschreibt ihre Lebenswelt, Werte und Normen. Es analysiert die sozialen Strukturen innerhalb der Punkszene und die Ursachen ihrer oft schwierigen Beziehung zum etablierten Hilfesystem.
6. Fallbeispiele jugendlicher Punks und ihr Weg durch das Hilfesystem: Anhand zweier detaillierter Fallbeispiele wird der Weg von jugendlichen Punks durch das Hilfesystem veranschaulicht. Die Beispiele zeigen die Schwierigkeiten, die diese Jugendlichen mit traditionellen Hilfestrukturen haben und wie Streetwork in diesen Situationen unterstützend wirkt. Die Vorgeschichten, Problemsituationen und die Herausforderungen bei der Intervention werden im Detail dargestellt.
7. Analyse der Schwachstellen und Probleme in der Hilfe für Jugendliche: Dieses Kapitel analysiert die strukturellen Schwachstellen und Probleme im bestehenden Hilfesystem, die dazu führen, dass Jugendliche die Hilfeangebote nicht annehmen oder nicht erreichen. Es untersucht die Angebote der Jugendhilfe und die Faktoren im Umfeld der Jugendlichen, die zu einem Scheitern der Hilfen beitragen können.
8. Verbesserungs- und Änderungsvorschläge: Basierend auf den vorherigen Analysen werden in diesem Kapitel konkrete Verbesserungs- und Änderungsvorschläge für das Hilfesystem unterbreitet, um die Erreichbarkeit und die Akzeptanz von Hilfsangeboten bei schwer erreichbaren Jugendlichen zu verbessern.
9. Neue Wege von Streetwork am Beispiel von Walk Man, Streetwork mit CrackkonsumentInnen in Frankfurt/Main: Dieses Kapitel präsentiert ein Beispiel für innovative Ansätze im Streetwork, wie z.B. das Projekt Walk Man, das sich mit CrackkonsumentInnen beschäftigt. Es dient als Best-Practice-Beispiel und zeigt alternative Strategien auf.
Schlüsselwörter
Streetwork, schwer erreichbare Jugendliche, Hilfesystem, Jugendhilfe, Punks, Subkultur, soziale Arbeit, Fallbeispiele, Analyse, Verbesserungsvorschläge, City-Streetwork, Nürnberg.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Streetwork mit schwer erreichbaren Jugendlichen
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht Streetwork als Ansatzpunkt in der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen, insbesondere in Nürnberg. Sie analysiert die Herausforderungen dieser Jugendlichen im Hilfesystem und beleuchtet die Gründe für den Erfolg von Streetwork im Vergleich zu anderen Ansätzen. Ein Fokus liegt auf der City-Streetwork-Einrichtung in Nürnberg und der Arbeit mit jugendlichen Punks.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Schwierigkeiten schwer erreichbarer Jugendlicher im Hilfesystem, Konzeption und Praxis von Streetwork, die Rolle von Streetworkern, Fallbeispiele und deren Analyse, sowie Verbesserungsvorschläge für die Jugendhilfe. Sie beinhaltet eine umfassende Einführung in Streetwork, eine detaillierte Beschreibung der City-Streetwork Nürnberg, eine Auseinandersetzung mit der Subkultur der Punks und eine Analyse von strukturellen Schwachstellen im Hilfesystem.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in neun Kapitel: Einleitung, Streetwork (Begriffsbestimmung, Geschichte, rechtliche Grundlagen, Konzeption, Rolle des Streetworkers), Konzeption von City-Streetwork Nürnberg, Spezifische Situation von Jugendlichen, Subkultur und Lebenswelt der Punks, Fallbeispiele jugendlicher Punks und ihr Weg durch das Hilfesystem, Analyse der Schwachstellen im Hilfesystem, Verbesserungs- und Änderungsvorschläge und Neue Wege von Streetwork (Beispiel Walk Man).
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine qualitative Forschungsmethode. Sie stützt sich auf Literaturrecherche, die Beschreibung der City-Streetwork-Einrichtung in Nürnberg und die detaillierte Analyse von zwei Fallbeispielen jugendlicher Punks. Die Analyse der Fallbeispiele dient dazu, die Herausforderungen und Schwierigkeiten im Hilfesystem zu veranschaulichen und Verbesserungsvorschläge abzuleiten.
Welche Ergebnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit identifiziert strukturelle Schwachstellen im Hilfesystem, die dazu führen, dass Jugendliche die Hilfeangebote nicht annehmen oder nicht erreichen. Sie zeigt auf, wie Streetwork diese Schwierigkeiten adressiert und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge zur Erhöhung der Erreichbarkeit und Akzeptanz von Hilfsangeboten bei schwer erreichbaren Jugendlichen. Sie präsentiert zudem innovative Ansätze im Streetwork am Beispiel des Projekts Walk Man.
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Die Zielgruppe dieser Arbeit umfasst Studierende der Sozialen Arbeit, Fachkräfte der Jugendhilfe, Streetworker und alle Interessierten, die sich mit der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen auseinandersetzen. Die Arbeit kann als Grundlage für die Weiterentwicklung von Hilfesystemen und die Optimierung von Streetwork-Ansätzen dienen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Streetwork, schwer erreichbare Jugendliche, Hilfesystem, Jugendhilfe, Punks, Subkultur, soziale Arbeit, Fallbeispiele, Analyse, Verbesserungsvorschläge, City-Streetwork, Nürnberg.
Wo liegt der Fokus der Arbeit?
Der Fokus liegt auf der Analyse der Herausforderungen, denen schwer erreichbare Jugendliche im bestehenden Hilfesystem begegnen, und auf der Untersuchung des Erfolgs von Streetwork als Ansatzpunkt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der City-Streetwork-Einrichtung in Nürnberg und der Arbeit mit jugendlichen Punks.
- Quote paper
- Jürgen Reuther (Author), 2001, Streetwork als Ansatz in der Arbeit mit schwer erreichbaren Jugendlichen und deren Schwierigkeiten im Hilfesystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157594