Brechts Erstfassung von Mann ist Mann aus dem Jahr 1926 enthält einen Zwischenspruch, in dem eine Behauptung aufgestellt wird. Durch diesen Zwischenspruch erhält das gesamte Stück den Charakter eines Experiments. Mit Experimenten will man zuvor formulierte Hypothesen auf ihre Stichhaltigkeit überprüfen, und die nahe liegende Frage lautet deshalb: zeigt das Stück tatsächlich, was „Herr Bertolt Brecht“ behauptet?
Doch hier soll nicht der Versuch unternommen werden, die gewonnen Erkenntnisse in Beziehung zu Selbstaussagen Brechts zu setzen und das zum Teil widersprüchliche Verhältnis beider zueinander zu klären, also die Frage, inwieweit dem Stückeschreiber selbst Bedeutungsebenen seines eigenen Stücks zunächst verborgen geblieben sein könnten. Die Seminararbeit macht es sich nicht zur Aufgabe, die lebens- und werksgeschichtlichen Gründe zu rekonstruieren, die Brecht jene vorgeführte Entindividualisierung anfänglich gutheißen ließen.
Der auf den ersten Blick paradoxe Befund, dass der Text möglicherweise seinem Urheber gegenüber ein Eigenleben entwickelt, von dem dieser nichts weiß, soll vielmehr die gewählte Herangehensweise legitimieren, sich in erster Linie dem Stück zuzuwenden und dieses kontrastierend zum später entstandenen und eingefügten Zwischenspruch zu lesen. Denn die Tatsache, dass Mann ist Mann einander diametral entgegengesetzte Deutungen zulässt, weist
bereits hin auf die Ambivalenzen und Spannungen, die im Stoff selbst angelegt sind.
Die vorliegende Arbeit will daher im Text nach Anhaltspunkten suchen, die Aufschluss geben können über eine Wertung der vorgeführten Ummontierung. Die Untersuchung bezieht sich dabei auf den Zwischenspruch und will klären, ob die darin aufgestellte Behauptung bewiesen wird – oder nicht. Die Analyse orientiert sich weitestgehend an der Chronologie des Stückes. Zuerst wird die Figur Galy Gays näher zu untersuchen sein, anschließend dessen
Ummontierung in den Militärbaracken von Kilkoa. Der letzte Teil widmet sich dem Sergeanten Blody Five und seiner Bedeutung für Galy Gays Verwandlung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Ein einfacher Hafenpacker.
- 1.1 Der Gurkenablass..
- 1.2 Die Sache mit der Phantasie.
- 1.3 Ein gewittertes Geschäft..
- 2. Elefant im Dienst der englischen Armee..
- 2.1 Wie ein Auto
- 2.2 Eine Nebennummer.
- 3. Der geschlechtlichste Mann unter der Sonne.
- 3.1 Das fehlende O
- 3.2 Gebt Feuer!..
- 3.3 Ein Herz wie ein Löwe..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Brechts Stück "Mann ist Mann" und analysiert die Umwandlung des Protagonisten Galy Gay. Das Stück stellt die Frage, ob ein Mensch in ein anderes Wesen umgewandelt werden kann, ohne seine Persönlichkeit zu verlieren. Die Arbeit untersucht, ob diese Umwandlung in Brechts Werk als ein Experiment betrachtet werden kann und welche Auswirkungen sie auf Galy Gay hat.
- Die Darstellung Galy Gays als „einfacher Hafenpacker“
- Die Umwandlung von Galy Gay in einen Soldaten
- Die Rolle des Sergeant Blody Five bei der Transformation
- Die Frage nach der Ideologie des Stückes
- Brechts Verhältnis zu seinem eigenen Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Stücks "Mann ist Mann" ein und erläutert den zentralen Gedanken der Umwandlung eines Menschen. Die Arbeit widmet sich im ersten Kapitel der Figur des Galy Gay und untersucht seine charakterlichen Eigenschaften. Der zweite Teil analysiert die Umwandlung von Galy Gay in einen Soldaten und beleuchtet die Rolle des Sergeanten Blody Five in diesem Prozess.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bertolt Brecht, "Mann ist Mann", Galy Gay, Umwandlung, Experiment, Ideologie, episches Theater, Transformation, Charakterisierung, Figur, Handlung, Analyse.
- Quote paper
- R. Fehl (Author), 2008, Galy Gay - Der ideale Mensch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157440