Ohne Zweifel war das wichtigste geschichtliche Ereignis der letzten fünfzig Jahre in Deutschland die Wiedervereinigung. Das muß natürlich auch die Literatur interessieren.
Doch man hat das Gefühl, die Autoren scheuen sich, an das große Thema
heranzugehen. Vergleicht man nur die Menge an Kriegs- und Nachkriegsliteratur mit der Anzahl an Wenderomanen, so wird deutlich, wie stiefmütterlich das Thema bisher behandelt wurde. Seit der Wende sind schon mehr als zehn Jahre vergangen und das
Feuilleton wartet immer noch auf den ‚großen deutschen Wiedervereinigungsroman’. Natürlich waren die Kriege einschneidendere Ereignisse mit größerer Wucht und längerer Dauer, doch das zentrale Stück der jüngsten Geschichte Deutschlands sollte
wohl nicht unkommentiert bleiben.
Ingo Schulze hat sich zumindest an das Wendethema herangewagt. Er setzt an, als das große Ereignis schon vorbei ist, aber die Auswirkungen und Veränderungen für die Menschen im ehemaligen Osten erst beginnen: Schulze dokumentiert die frühen neunziger Jahre. Durch die nun folgende Analyse des Romans soll deutlich werden, wie
Schulze mit der Geschichte umgeht, was die Grundproblematik des Romans darstellt und welcher Mittel sich Schulze bei der Umsetzung bedient.
Inhaltsverzeichnis
- 1. ,Simple Storys' als Wiedervereinigungsroman?
- 2. Untersuchung des Romans ,Simple Storys'
- 2.1 Zugrundeliegende Problematik
- 2.1.1 Das erste Kapitel als Exposition: die Grundproblematik
- 2.1.2 Probleme, die erst im Laufe des Romans thematisiert werden
- 2.1.3 Lösungsversuche der Figuren
- 2.1.4 Das letzte Kapitel als Ausblick auf die Zukunft
- 2.2 Formale und sprachliche Gestaltung
- 2.2.1 Spiel mit der Lesererwartung
- 2.2.2 Zersplitterung in Einzelgeschichten
- 2.2.3 Der Roman als Gesellschaftsstudie
- 2.2.4 Symbolik
- 3. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman ,Simple Storys' von Ingo Schulze befasst sich mit den Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung auf die Menschen in der ostdeutschen Provinz. Der Autor beleuchtet die vielfältigen Herausforderungen, die die Wende für die Bevölkerung mit sich gebracht hat, und analysiert deren Umgang mit den Veränderungen.
- Identitätsverlust und Orientierungslosigkeit in der Nachwendezeit
- Kommunikationsprobleme und gescheiterte Beziehungen
- Soziale und wirtschaftliche Folgen der Wende
- Konfrontation mit der Vergangenheit und der Vergangenheit der DDR
- Suche nach neuen Lebensentwürfen und der Bedeutung von Erinnerungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel des Romans führt den Leser in die Grundproblematik ein. Die Reise von Ernst und Renate Meurer nach Italien dient als Parabel für das Befinden der Menschen in der Nachwendezeit, die sich in einer ungewohnten Situation wiederfinden. Sie kämpfen mit dem Gefühl der Fremde, dem Verlust ihrer alten Identität und den neuen Herausforderungen der freien Marktwirtschaft.
Im Laufe des Romans werden weitere Probleme thematisiert, die die Menschen in Altenburg belasten. Dazu gehören Arbeitslosigkeit, Armut, Gewalt und Rechtsradikalismus. Die Figuren versuchen, mit den Problemen umzugehen, indem sie Ordnung in ihre Umgebung schaffen, sich auf ihr Glück verlassen oder an ihre Vergangenheit festhalten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Romans ,Simple Storys' sind die deutsche Wiedervereinigung, die Nachwendezeit, Identität, Orientierungslosigkeit, Kommunikationsprobleme, Beziehungen, soziale und wirtschaftliche Folgen der Wende, Vergangenheit und Erinnerung. Die Geschichte der DDR spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Darstellung der Lebenswelt der Figuren und dem Verständnis ihrer Erfahrungen.
- Quote paper
- Franziska Knogl (Author), 2000, Romananalyse von Ingo Schulzes "Simple Storys", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157292