Ist es das Mitleid, an das in vielfältigen Formen in den westlichen Medien Appelliert wird? Ist es unser „Wohlstands“- Interesse an der „exotischen“ Lebensform auf der Straße zu essen, zu schlafen und dort Kinder auf die Welt zu bringen?
Solche Aspekte beeinflussten anfangs sicherlich meinen Entschluß, diese Arbeit über kolumbianische Straßenkinder zu schreiben. Doch schon nach kurzer Einfindung in das Thema erkannte ich, daß der Ursprung des Straßenkinder- Phänomens weitaus komplexer und vielschichtiger war in seinem Entstehen und Bestehen, als daß er sich auf bloße Anteilnahme an dem Schicksal der Straßenkinder beschränken könnte.
Diese Kinder, die zu reden wissen wie alte, erfahrene Erwachsen und doch bis in die Volljährigkeit hinein ausgesprochen kindlich agieren und reagieren sind mehr, als die Opfer einer rücksichtslosen Gesellschaft. Sie sind das untrügliche Zeichen, daß die Welt - und die Menschen, die auf ihr leben - gesellschaftliche, politische und damit historisch gewachsene Systeme zustande gebracht hat, die den moralischen und ethischen Vorstellungen eines „gesunden Menschenverstandes“ zuwiderlaufen:
Eine Gesellschaft, die ihre Kinder verstößt, verstümmelt und tötet, beraubt sich ihrer eigenen Basis.
Wem oder was hier die Schuld an dieser Entwicklung zu geben ist, ob die Schuld in Lateinamerika selbst liegt (das Phänomen der Straßenkinder äußert sich ja nicht in den ärmsten Ländern der Welt, sondern in den so genannten Schwellenländern 1 ), oder ob der Fehler vielleicht in der weltweiten „Unordnung“, der ungerechten Verteilung von Arm und Reich zu suchen ist - es läßt sich, wie diese Arbeit zeigen wird, nicht eindeutig bestimmen.
Die vorliegende Arbeit versucht sich in einer objektiven Problemanalyse, die besonderen Platz lassen soll für unterschiedliche Theorien und Lösungsansätze, so dass dem Leser die Möglichkeit gegeben wird, sich ein eigenes Bild zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine Kindheit im Elend der Großstädte: Kolumbiens Straßenkinder
- Geschichtlicher Hintergrund Bogotás und seiner Straßenkinder
- Das wirtschaftliche und soziale Umfeld der Kinder marginalisierter Bevölkerungsgruppen
- Zusammenfassung der wirtschaftlich-politischen Machtverhältnisse im heutigen Kolumbien
- Das familiäre Umfeld der Kinder in den Armutsvierteln: Ein Dasein am Rande der Gesellschaft
- „Die Tradition institutionalisierter Kindesverstoẞung“ und „Die Tradition gesellschaftlich hervorgebrachter Hilflosigkeit“ - zwei Phänomene, die der Bekämpfung der Armut und dem Dasein der Straßenkinder entgegenwirken
- Definition des Begriffes „Straßenkind“ in heutiger Zeit
- Der Alltag der gamines in den Straßen von Bogotá
- Wandel der gruppendynamischen Strukturen der galladas zu Beginn der 80er Jahre
- Arme Straßenkinder => „tingelnde Projektkinder\" ??
- Geboren in einer Kultur der Gewalt
- Neuartige Betreuungsmaßnahmen: staatlich, weltlich, überflüssig?
- Ein Zeichen der „Neuen Zeit“: Das Ende der Besserungsanstalten
- Zwei Beispiele nichtstaatlicher Programme
- Rückblick - Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Straßenkinder in Kolumbien, insbesondere in der Hauptstadt Bogotá. Sie untersucht die historischen, sozialen und wirtschaftlichen Ursachen, die zur Entstehung dieser „Subkultur“ geführt haben. Die Arbeit analysiert den Alltag der Straßenkinder, ihre Lebensbedingungen und die Herausforderungen, denen sie im Kontext von Armut und Gewalt begegnen. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die komplexe Problematik der Straßenkinder zu schaffen und verschiedene Lösungsansätze sowie Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen.
- Die historische Entwicklung der Straßenkinder in Bogotá
- Die sozioökonomischen Ursachen der Armut und Marginalisierung in Kolumbien
- Die Lebensbedingungen und Herausforderungen der Straßenkinder
- Die Rolle der Gewalt und die Auswirkungen auf die Lebenswelt der Kinder
- Aktuelle Betreuungsmaßnahmen und die Suche nach nachhaltigen Lösungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Problematik der Straßenkinder in Kolumbien ein und beleuchtet die komplexen Ursachen und Herausforderungen. Sie stellt die Forschungsfrage und erläutert die Methodik und den wissenschaftlichen Ansatz der Arbeit.
- 1. Eine Kindheit im Elend der Großstädte: Kolumbiens Straßenkinder: Dieses Kapitel beleuchtet den geschichtlichen Hintergrund der Straßenkinder in Bogotá, die sozioökonomischen Ursachen und die Folgen der Armut sowie die Auswirkungen der gesellschaftlichen Verhältnisse auf die Lebensbedingungen der Kinder.
- 2. Definition des Begriffes „Straßenkind“ in heutiger Zeit: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffes „Straßenkind“ und untersucht die verschiedenen Perspektiven und Interpretationen in der heutigen Zeit.
- 3. Der Alltag der gamines in den Straßen von Bogotá: Dieses Kapitel beschreibt den Alltag der Straßenkinder in Bogotá, ihre Lebensbedingungen, ihre sozialen Strukturen und die Herausforderungen, denen sie im Kontext der Gewalt und Armut begegnen.
- 4. Neuartige Betreuungsmaßnahmen: staatlich, weltlich, überflüssig?: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Betreuungsmaßnahmen für Straßenkinder, die in Kolumbien implementiert wurden, und analysiert deren Effektivität und Relevanz in der heutigen Zeit.
Schlüsselwörter
Straßenkinder, Kolumbien, Bogotá, Armut, Marginalisierung, Gewalt, Sozioökonomie, Betreuungsmaßnahmen, Entwicklung, Gesellschaft, Subkultur, Lebensbedingungen, Kinderrechte, Sozialpolitik.
- Quote paper
- Christina Wolf (Author), 1999, Straßenkinder in Kolumbiens Hauptstadt Bogota - Geschichte, Gegenwart und Zukunftsperspektiven der 'Subkultur' der Straßenkinder in der Hauptstadt Kolumbiens, Bogotá, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15690