Wann, woher und wie kamen die Vertriebenen in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ)? Wie verlief die Ankunft? Wie wurden sie anschließend in der Gesellschaft aufgenommen? Welche Unterstützung erhielten sie, welche Integrationsziele verfolgte die Politik? Wie verlief ihre Integration in den ersten Nachkriegsjahren, was waren Erfolge, wo gab es Misserfolge und wie ging die Politik damit um?
Während des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war die wissenschaftliche Aufarbeitung der Flucht, Vertreibung und Aussiedlung Personen deutscher Herkunft (Deutsche) aus den ehemals deutschen beziehungsweise deutsch besetzten Gebieten Ende des Zweiten Weltkriegs und in den darauf folgenden Jahren schwierig, größtenteils unmöglich. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen waren in ihrer Themenwahl und -bearbeitung eingeschränkt, Forschungsvorhaben mussten stets von einer zentralen Stelle genehmigt werden (wie dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, Ministerium für Volksbildung oder dem Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)). Die Gewalttaten und -erfahrungen während der Vertreibungen, ebenso wie die Integrationserfahrungen der Vertriebenen auf dem Gebiet der heutigen fünf neuen Bundesländer, wurden in den historischen Aufarbeitungen der Kriegs- und Nachkriegsgeschehnisse in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR größtenteils ignoriert. Die Geschichte wurde öffentlich nur einseitig betrachtet, die Verbrechen wurden dem deutschen Faschismus zugeschrieben, ohne sie in Beziehung zur eigenen, bzw. kollektiven Verantwortung der Deutschen insgesamt (also auch der DDR) zu setzen. Die Gewalttaten, die von den sowjetischen Truppen und bestimmten Bevölkerungsgruppen während der Vertreibungen ausgingen, wurden verschwiegen. Das Aussparen der Aufarbeitung eines wichtigen Teils deutscher und europäischer Geschichte unterhöhlte die angestrebten und propagierten freundschaftlichen Beziehungen der DDR vor allem zu seinen östlichen Nachbarländern Polen und der Tschechoslowakei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe: Flüchtlinge, Vertriebene, Umsiedler
- Die grundlegenden historischen Ereignisse
- Phasen der Zwangsmigration
- Kriegszerstörungen und Demontagen
- Vertriebenenströme in der SBZ/DDR
- Aufbau der Sowjetischen Militäradministrationen
- Integrationspolitische Maßnahmen in der SBZ/DDR 1945-1953
- Organisation der Maßnahmen
- Hilfs- und Integrationsmaßnahmen
- Das politische Ziel der Maßnahmen
- Grenzen der Vertriebenenintegration
- Ambivalente Politik
- Eingeschränkte Partizipation
- Arbeit und Wohnraum
- Diskriminierung durch Institutionen
- Diskriminierung durch die alteingesessene Bevölkerung
- Erklärungsansätze für die Diskriminierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vertreibung und Integration deutscher Bevölkerungsgruppen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in der SBZ/DDR zwischen 1944 und 1953. Das Hauptziel besteht darin, den komplexen Zusammenhang zwischen diesen beiden Prozessen aufzuzeigen. Die Arbeit befasst sich mit der Situation der Vertriebenen, den Integrationsmaßnahmen der DDR-Regierung und den Herausforderungen, die sich aus der ambivalenten Politik und gesellschaftlichen Reaktionen ergaben.
- Die unterschiedlichen Bezeichnungen für die betroffene Bevölkerungsgruppe (Flüchtlinge, Vertriebene, Umsiedler) und deren politische Implikationen.
- Der Ablauf der Vertreibung und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Gewalt.
- Die Integrationsmaßnahmen der SBZ/DDR und deren Wirksamkeit.
- Die Grenzen der Integration, einschließlich Diskriminierung und eingeschränkter Partizipation.
- Die politischen Ziele hinter den Integrationsmaßnahmen der DDR.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung erläutert die Schwierigkeiten der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vertreibung deutscher Bevölkerungsgruppen aus den ehemaligen Ostgebieten während der DDR-Zeit. Sie hebt die einseitige Betrachtung der Geschichte und das Verschweigen von Gewalttaten sowjetischer Truppen hervor. Die Arbeit zielt darauf ab, Vertreibung und Integration in ihren komplexen Zusammenhängen darzustellen und beantwortet Fragen zur Ankunft, Aufnahme, Unterstützung und den politischen Zielen der Integrationspolitik.
Begriffe: Flüchtlinge, Vertriebene, Umsiedler: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedliche Verwendung der Begriffe „Flüchtlinge“, „Vertriebene“ und „Umsiedler“ in der BRD und der SBZ/DDR. Es wird die politische Konnotation dieser Begriffe diskutiert, wobei der Begriff „Umsiedler“ als eine Verharmlosung der tatsächlichen Erfahrungen der betroffenen Bevölkerung betrachtet wird. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Positionen von Wissenschaftlern zur Verwendung der jeweiligen Termini und argumentiert für die Verwendung von „Vertreibung“ als adäquaten Überbegriff.
Die grundlegenden historischen Ereignisse: Dieses Kapitel beschreibt die Phasen der Zwangsmigration, die Kriegszerstörungen und Demontagen, die Vertriebenenströme in die SBZ/DDR und den Aufbau der sowjetischen Militäradministration. Es legt den Fokus auf die zeitlichen Abläufe und die verschiedenen Faktoren, die zur Vertreibung und dem Zustrom von Vertriebenen in die SBZ/DDR beitrugen. Der Aufbau der sowjetischen Verwaltung wird im Kontext der Vertreibung und der nachfolgenden Integrationspolitik betrachtet.
Integrationspolitische Maßnahmen in der SBZ/DDR 1945-1953: Hier werden die von der SBZ/DDR durchgeführten Integrationsmaßnahmen detailliert dargestellt, einschließlich ihrer Organisation, der Hilfsmaßnahmen und der politischen Ziele, die dahintersteckten. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der offiziellen Politik und ihrer Umsetzung im Kontext der komplexen Nachkriegslage. Es wird beleuchtet, wie die Integration der Vertriebenen in die sozialistische Gesellschaft geplant und umgesetzt wurde.
Grenzen der Vertriebenenintegration: Dieses Kapitel behandelt die ambivalente Politik der DDR gegenüber den Vertriebenen, deren eingeschränkte Partizipation am gesellschaftlichen Leben, die Probleme bei der Arbeitssuche und Wohnungsbeschaffung sowie die Diskriminierung durch Institutionen und die einheimische Bevölkerung. Es werden verschiedene Erklärungsansätze für diese Diskriminierung vorgestellt und analysiert. Der Abschnitt unterstreicht die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die die Integration der Vertriebenen trotz der staatlichen Bemühungen mit sich brachte.
Schlüsselwörter
Vertreibung, Integration, SBZ, DDR, Flüchtlinge, Vertriebene, Umsiedler, Zwangsmigration, Integrationspolitik, Diskriminierung, Nachkriegsgeschichte, Ostdeutschland, Sowjetische Besatzungszone, politische Ziele, gesellschaftliche Aufnahme.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptthemen dieser Arbeit über Vertreibung und Integration in der SBZ/DDR?
Die Arbeit untersucht die Vertreibung und Integration deutscher Bevölkerungsgruppen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in der SBZ/DDR zwischen 1944 und 1953. Hauptthemen sind die Situation der Vertriebenen, die Integrationsmaßnahmen der DDR-Regierung, die Herausforderungen durch ambivalente Politik, gesellschaftliche Reaktionen, Diskriminierung, eingeschränkte Partizipation und die politischen Ziele hinter den Integrationsmaßnahmen.
Welche Begriffe werden im Zusammenhang mit der betroffenen Bevölkerungsgruppe diskutiert?
Die Arbeit analysiert die Verwendung der Begriffe „Flüchtlinge“, „Vertriebene“ und „Umsiedler“ und deren politische Implikationen in der BRD und der SBZ/DDR. Der Fokus liegt auf der unterschiedlichen Bedeutung und Konnotation dieser Begriffe, insbesondere in Bezug auf die Verharmlosung der tatsächlichen Erfahrungen der Betroffenen durch den Begriff "Umsiedler".
Welche historischen Ereignisse werden im Kontext der Vertreibung beleuchtet?
Die Arbeit beschreibt die Phasen der Zwangsmigration, Kriegszerstörungen und Demontagen, die Vertriebenenströme in die SBZ/DDR und den Aufbau der sowjetischen Militäradministration. Sie legt den Fokus auf die zeitlichen Abläufe und die Faktoren, die zur Vertreibung und dem Zustrom von Vertriebenen beitrugen.
Welche Integrationsmaßnahmen wurden in der SBZ/DDR durchgeführt?
Die Arbeit stellt die von der SBZ/DDR durchgeführten Integrationsmaßnahmen detailliert dar, einschließlich ihrer Organisation, der Hilfsmaßnahmen und der politischen Ziele, die dahintersteckten. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der offiziellen Politik und ihrer Umsetzung im Kontext der komplexen Nachkriegslage.
Welche Grenzen der Integration gab es in der SBZ/DDR?
Die Arbeit behandelt die ambivalente Politik der DDR gegenüber den Vertriebenen, deren eingeschränkte Partizipation am gesellschaftlichen Leben, die Probleme bei der Arbeitssuche und Wohnungsbeschaffung sowie die Diskriminierung durch Institutionen und die einheimische Bevölkerung. Es werden verschiedene Erklärungsansätze für diese Diskriminierung vorgestellt und analysiert.
Was sind die Schlüsselwörter dieser Arbeit?
Die Schlüsselwörter sind Vertreibung, Integration, SBZ, DDR, Flüchtlinge, Vertriebene, Umsiedler, Zwangsmigration, Integrationspolitik, Diskriminierung, Nachkriegsgeschichte, Ostdeutschland, Sowjetische Besatzungszone, politische Ziele, gesellschaftliche Aufnahme.
Was war das Ziel der Arbeit?
Das Hauptziel der Arbeit besteht darin, den komplexen Zusammenhang zwischen Vertreibung und Integration deutscher Bevölkerungsgruppen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in der SBZ/DDR zwischen 1944 und 1953 aufzuzeigen.
Welche Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung der Vertreibung in der DDR-Zeit werden in der Einleitung angesprochen?
Die Einleitung erläutert die Schwierigkeiten der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vertreibung deutscher Bevölkerungsgruppen aus den ehemaligen Ostgebieten während der DDR-Zeit, insbesondere die einseitige Betrachtung der Geschichte und das Verschweigen von Gewalttaten sowjetischer Truppen.
- Quote paper
- Ch. Körner (Author), 2013, Die Vertreibung der Deutschen und ihre die Ankunft, Aufnahme und Integration in der SBZ/DDR (1944-1953), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1565075