Wolfgang Hildesheimer hat, nachdem er bereits die 1977 erschienene Biografie von Wolfgang Amadeus Mozart veröffentlichte, 1981 das Werk: „Marbot. Eine Biographie“ herausgebracht. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um keine Biografie des Sir Andrew Marbot, sondern um einen Roman, der fiktionale Elemente als faktuale Elemente „verkauft“, denn Sir Andrew Marbot existierte nicht, obwohl zahlreiche gefälschte Dokumente etwas anderes vermuten ließen. Die Leser von Marbot wurden demnach getäuscht, mussten sie doch annehmen, Sir Andrew Marbot existiere in Wirklichkeit.
In dieser Hausarbeit werde ich der Frage nachgehen, was die Absicht von Hildesheimer gewesen sein könnte, eine fiktive Biografie zu schreiben und diese als faktualen Text zu emittieren.
Dabei wird der Inhalt des Werkes weitgehend vernachlässigt, es wird versucht, das Verhältnis zwischen Realität, Faktizität und Fiktionen in diesem Werk zu klären.
Die Arbeit beginnt mit einer Begriffsklärung zwischen den oft verwechselten Begriffen Faktizität, Realität, faktual und fiktional, um über diesen Weg zu einem allgemeinen Verständnis zu gelangen.
Zunächst wird versucht, das Verhältnis zwischen Faktizität und Realität zu klären, indem beide Termini definiert werden. Diesem Schritt folgen Erklärungen zu fiktionalen und faktualen Texten, die von generellen Gebrauchsabsichten ausgehen: Dem vom Autor vorgesehenen Gebrauch und dem vom Rezipienten tatsächlich praktizierten Gebrauch.
Weiter folgen konkrete Überlegungen zu Wolfgang Hildesheimer und seinen literarischen Beweggründen und Überzeugungen, die ihn schließlich ein Werk wie Marbot schaffen ließen. In einem nächsten Schritt wird das Werk genauer betrachtet, indem vorweg kurze Informationen zum literarischen Genre Biografie gegeben werden und aufgezeigt wird, wie Hildesheimer dieses Genre für seine Zwecke umdefiniert. Danach wird das Werk im Hinblick auf das Verhältnis von Fakten, Fiktionen und Realität genauer betrachtet und auf die Rezensionen und Wirkungsgeschichte eingegangen.
Zum Schluss werde ich noch ein Fazit ziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fiktionale und faktuale Texte
- Begriffsunterscheidung zwischen Faktizität und Realität
- Fiktionaler Text
- Faktualer Text
- Hildesheimer- Schriftsteller als Dichter und Historiker
- Zur Person
- Die fiktionalen Biografie „Marbot“
- Biografien als literarisches Genre
- Das Verhältnis zwischen Realität, Faktizität und Fiktionen bei der fiktionalen Biografie,, Marbot"
- Rezension und Wirkungsgeschichte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Wolfgang Hildesheimers Werk „Marbot. Eine Biografie“ und untersucht, wie er fiktionale Elemente als faktuale Elemente präsentiert, obwohl Sir Andrew Marbot, die vermeintliche Hauptfigur, nicht existiert. Die Arbeit analysiert die Intentionen des Autors, eine fiktive Biografie zu schreiben und diese als faktualen Text zu emittieren.
- Klärung der Begriffe Faktizität und Realität
- Untersuchung des Verhältnisses zwischen Faktizität, Realität und Fiktion im Werk „Marbot“
- Analyse der literarischen Strategie Hildesheimers bei der Gestaltung einer fiktionalen Biografie
- Betrachtung der Rezensionen und Wirkungsgeschichte des Werkes
- Reflexion über die mögliche Wirkung des Werkes auf den Leser
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Werk „Marbot“ vor und skizziert die Forschungsfrage der Arbeit, die darin liegt, Hildesheimers Intentionen bei der Schaffung einer fiktiven Biografie als faktualen Text zu ergründen.
Das Kapitel „Fiktionale und faktuale Texte“ geht zunächst auf die Begriffsunterscheidung zwischen Faktizität und Realität ein und beleuchtet die verschiedenen Definitionen des Begriffs „Fiktion“. Anschließend werden fiktionale und faktuale Texte hinsichtlich ihrer generellen Gebrauchsabsichten analysiert.
Das Kapitel „Hildesheimer- Schriftsteller als Dichter und Historiker“ widmet sich der Person Wolfgang Hildesheimers und seinen literarischen Beweggründen. Der Fokus liegt dabei auf der fiktiven Biografie „Marbot“ und der Frage, wie Hildesheimer das Genre der Biografie für seine Zwecke umdefiniert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen Faktizität, Realität und Fiktion und analysiert die unterschiedlichen Gebrauchsabsichten von fiktionalen und faktualen Texten. Dabei steht das Werk „Marbot“ von Wolfgang Hildesheimer im Fokus, das sich durch die Konstruktion einer fiktiven Biografie als faktualen Text auszeichnet. Die Rezensionen und die Wirkungsgeschichte des Werkes werden ebenfalls betrachtet.
- Quote paper
- Sarah Weihrauch (Author), 2010, Marbot Hildesheimers Spiel mit Fakten und Fiktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156274