„Das Karussell“ gehört zu Rilkes Dinggedichten. Das lyrische Ich betrachtet das ewige Kreisen eines Kinderkarussells im Pariser Jardin du Luxembourg – einer Art Vergnügungspark in Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts – , welcher als Untertitel des Gedichts dient. Die Darstellung des Gegenstandes lässt das lyrische Ich und seine Selbstreflexion in Dinggedichten in den Hintergrund rücken. Um die Jahrhundertwende bewegt sich Rilke in einer Gegenströmung zum Naturalismus, die an impressionistische und symbolistische Ideen anknüpft. Anders als die Darstellungen der Naturalisten versucht Rilke, Eindrücke des Moments festzuhalten, verwischt durch Bewegung, teilweise reduziert auf Farben und Details. Rilkes Karussell geht aber über die impressionistische Darstellung optischer Eindrücke hinaus: Die Gegenstände verweisen symbolisch über sich hinaus.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt vor allem die Auskleidung mit vielen Adjektiven auf. Sofort wirkt das Gedicht sehr lebendig und farbenfroh. Rilke verwendet eine verschlüsselte Beschreibung der Details und eine auf den ersten Blick nur teilweise nachvollziehbare Bildersprache. Bemerkenswert sind weiterhin der sofortige Einstieg in das Geschehen und das ebenso abrupte Ende.
Das Gedicht wurde aus verschiedenen Gründen ausgewählt. Zum einen, weil es sowohl eines der bekanntesten Gedichte der Literatur als auch des Symbolismus ist und deshalb oft im Deutschunterricht in den Schulen eingesetzt wird. Zum anderen, weil das Gedicht im ersten Moment eher abstoßend wirkt. Es gilt also herauszufinden, was genau hinter dem Gedicht steckt, um möglicherweise eine Beziehung dazu aufzubauen. Im Vordergrund soll dabei das Auffinden der epochenspezifischen Merkmale dieses für den Symbolismus typischen Gedichts stehen.
Nach erstem Textverständnis beschreibt Rilke im Gedicht „Das Karussell“ die Kindheit, die irgendwann zu Ende geht. Trotzdem gibt es immer Momente, in denen sie trotz ihrer Vergänglichkeit wieder anwesend zu sein scheint.
Die Hauptmotive sind Kindheit, Bewahrung, Verlust und Hoffnung. Das Gedicht kann somit der Gefühlslyrik zugeordnet werden, denn viele Emotionen kommen hier zum Ausdruck.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Überlieferungsgeschichte des Gedichttextes
3. Beschreibung von Inhalt und Aufbau des Gedichts
4. Form des Gedichts
5. Sprache des Gedichts
5.1 Wortschatz
5.2 Stilfiguren
5.3 Epochenbezug
6. Position des lyrischen Subjekts
7. Gedichtvergleich
8. Zusammenfassung der Ergebnisse unter besonderer Berücksichtigung des Epochenbezugs
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Rainer Maria Rilke
Das Karussell – Jardin du Luxembourg (1907)[1]
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.
Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und darüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber –
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
es kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil –.
Und manches Mal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel ...
Das Gedicht „Das Karussell“ wurde 1906 von Rainer Maria Rilke geschrieben. Rilke war einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Sprache. Er wurde am 4.12.1875 in Prag geboren; erst ein Jahr zuvor verloren seine Eltern eine Tochter. Sie starb eine Woche nach ihrer Geburt. Rilke hatte aufgrund dessen eine schwere Kindheit. Aus emotionaler Hilflosigkeit heraus versuchte seine Mutter, ihn gegen seinen Willen in die Rolle seiner verstorbenen Schwester zu drängen. Bis zu seinem sechsten Lebensjahr fand sich Rilke so als Mädchen erzogen. Seine Eltern trennten sich als er neun Jahre alt war. Rilke machte sein Abitur 1895. Ab 1896 studierte er Rechtwissenschaften in Prag und München. Nach einer gescheiterten Beziehung mit Lou Andreas-Salomé heiratete Rilke im Frühjahr 1901 Clara Westhoff. Im Dezember des selben Jahres kam Tochter Ruth (1901-1972) zur Welt. Als Freundin und Beraterin blieb Lou Adreas-Salomé jedoch bis zu Rilkes Tod ein wichtiger Mensch in seinem Leben.
Mit Clara Westhoff blieb er Zeit seines Lebens zusammen. Die Sehnsucht nach der Ferne und gleichzeitige finanzielle Sorgen trieben ihn 1902 nach Paris. Dort lernte er Auguste Rodin kennen. Dieser wurde sein Arbeitgeber. Von den Eindrücken der bildenden Kunst und der Pariser Umgebung beeinflusst entstand 1906 das Gedicht „Das Karussell“. Es wurde 1907 in dem Band „Neue Gedichte“ veröffentlicht.
„Das Karussell“ gehört zu Rilkes Dinggedichten. Das lyrische Ich betrachtet das ewige Kreisen eines Kinderkarussells im Pariser Jardin du Luxembourg – einer Art Vergnügungspark in Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts – , welcher als Untertitel des Gedichts dient. Die Darstellung des Gegenstandes lässt das lyrische Ich und seine Selbstreflexion in Dinggedichten in den Hintergrund rücken. Um die Jahrhundertwende bewegt sich Rilke in einer Gegenströmung zum Naturalismus, die an impressionistische und symbolistische Ideen anknüpft. Anders als die Darstellungen der Naturalisten versucht Rilke, Eindrücke des Moments festzuhalten, verwischt durch Bewegung, teilweise reduziert auf Farben und Details. Rilkes Karussell geht aber über die impressionistische Darstellung optischer Eindrücke hinaus: Die Gegenstände verweisen symbolisch über sich hinaus.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt vor allem die Auskleidung mit vielen Adjektiven auf. Sofort wirkt das Gedicht sehr lebendig und farbenfroh. Rilke verwendet eine verschlüsselte Beschreibung der Details und eine auf den ersten Blick nur teilweise nachvollziehbare Bildersprache. Bemerkenswert sind weiterhin der sofortige Einstieg in das Geschehen und das ebenso abrupte Ende.
Das Gedicht wurde aus verschiedenen Gründen ausgewählt. Zum einen, weil es sowohl eines der bekanntesten Gedichte der Literatur als auch des Symbolismus ist und deshalb oft im Deutschunterricht in den Schulen eingesetzt wird. Zum anderen, weil das Gedicht im ersten Moment eher abstoßend wirkt. Es gilt also herauszufinden, was genau hinter dem Gedicht steckt, um möglicherweise eine Beziehung dazu aufzubauen. Im Vordergrund soll dabei das Auffinden der epochenspezifischen Merkmale dieses für den Symbolismus typischen Gedichts stehen.
Nach erstem Textverständnis beschreibt Rilke im Gedicht „Das Karussell“ die Kindheit, die irgendwann zu Ende geht. Trotzdem gibt es immer Momente, in denen sie trotz ihrer Vergänglichkeit wieder anwesend zu sein scheint.
Die Hauptmotive sind Kindheit, Bewahrung, Verlust und Hoffnung. Das Gedicht kann somit der Gefühlslyrik zugeordnet werden, denn viele Emotionen kommen hier zum Ausdruck.
2. Die Überlieferungsgeschichte des Gedichttextes
Die in der von Elisabeth K. Paefgen und Peter Geist herausgegebene Gedichtsammlung „Echtermeyer – Deutsche Gedichte“[2] angegebene Quelle, der das Gedicht entnommen wurde[3], konnte bisher nicht eingesehen werden. Die Überlieferungsgeschichte des Gedichts kann deshalb an dieser Stelle nicht nachvollzogen werden. Jedoch wurden verschiedene Internetquellen gesichtet, in denen das hier zu interpretierende Gedicht immer mit der im Echtermeyer abgedruckten Fassung übereinstimmte – einige waren allerdings noch in der alten deutschen Rechtschreibung abgedruckt, statt „dass“ stand dort „daß“.[4] [5] [6] Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Fassung im Echtermeyer die einzige ist, die es von diesem Gedicht gibt.
3. Beschreibung von Inhalt und Aufbau des Gedichts
Das Gedicht ist aus sieben unterschiedlich langen Strophen aufgebaut. Die erste Strophe besteht aus acht Versen, die zweite und dritte Strophe jeweils aus drei Versen. Es folgt ein Einzeiler. Danach eine Strophe mit vier Versen. Es folgt wieder ein Einzeiler und schließlich endet das Gedicht mit einer Strophe aus sieben Versen.
Die ersten Verse der ersten Strophe vermitteln einen Eindruck des gesamten Karussells. Es wird aus der distanzierten Sichtweise eines Erwachsenen dargestellt. Aus dieser Entfernung ist es dem Betrachter möglich, das Karussell als ein Ganzes „mit seinem Dach und seinem Schatten“, sowie den gesamten „Bestand“ an Tieren zu erfassen. Dennoch erlaubt es die Perspektive des Betrachters,
[...]
[1] Echtermeyer – Deutsche Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Elisabeth K. Paefgen zs. mit Peter Geist. Berlin: Cornelsen 2005. S. 452 f.
[2] diese wird der Einfachheit halber m Folgenden als „Echtermeyer“ bezeichnet
[3] Im Echtermeyer angegebene Quelle: Werke. Band I. Gedichte 1895-1910. Hrsg. von Manfred Engel. Frankfurt/M.: Insel Verlag 1996. S.106.
[4] Rilke, Rainer Maria. Das Karussell. http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Karussell (22.03.2010)
[5] Rilke, Rainer Maria. Das Karussell. http://www.rainer-maria-rilke.de/080061karussel.html (22.03.2010)
[6] Rilke, Rainer Maria. Das Karussell. http://www.textlog.de/6708.html (22.03.2010)
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.