„Außer Thesen nichts gewesen.“ , so kommentierte DIE WELT den unter der Regie Eric Tills entstandenen historischen Spielfilm „LUTHER“ aus dem Jahre 2003, wobei hier auf die Reduktion der Filmhandlung auf Martin Luthers 95 Thesen und somit die Aussparung relevanter Aspekte der Reformation angespielt wird. Statt einer umfassenden Darstellung sieht der Autor des Artikels in Tills Film mehr eine pro-protestantische Darstellung des Reformators.
Gegenstand dieser Arbeit soll demnach die Untersuchung des im oben genannten Film erzeugten Lutherbildes sein.
Eine umfassende Analyse verlangt dazu zunächst nach einer Konsultation der Fachwissenschaft zu ihrem Lutherbild, welches auf seine Übereinstimmung mit der im Film vermittelten Hauptaussage untersucht werden soll.
Vorweg ist auf die Behandlung historischer Sachverhalte im Medium Film einzugehen, wobei zu fragen ist, welcher Art historischen Films „LUTHER“ zuzuordnen ist und inwiefern er als historischer Film mit Dokumentarfunktion oder als bloßen Spielfilm einzustufen ist.
In der Literatur wurden hierzu zahlreiche Differenzierungen von Filmproduktionen vorgenommen.
So haben sich etwa Bodo von Borries , Helmut Korte , Gerhard Schneider oder Joachim Paschen mit der Nutzung des Mediums Film im Zusammenhang mit historischen Themen auseinandergesetzt. Von Borries unterscheidet zwischen Dokumentationen, welche sich in historische Film- und Bilddokumente, historische Kompilationsfilme, geschichtliche Filmfeatures und historische Spiel-Dokumentationen gliedern. Den Dokumentationen stellt er die Spielfilme gegenüber, welche sich in historisierende Abenteuerfilme, historische Rühr- und Ausstattungsfilme, historische Problem- und Gesellschaftsfilme und geschichtliche Dokumentarfilme aufteilen.
Was einen Film nun explizit zu einem Kompilationsfilm oder einem Abenteuerfilm macht, soll hier nicht detailliert ausgeführt werden. Zu betonen ist allerdings, dass diese Klassifikation nach Borries nicht uneingeschränkt gelten kann und die meisten Filmproduktionen Elemente verschiedener Kategorien in sich vereinen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemein: Geschichte im Film
- Einfluss von historischen Filmen auf das Geschichtsbewusstsein
- Welcher Gattung ist „LUTHER“ zuzuordnen?
- Künstlerischer Eigenwert vs. Historizität
- ,,LUTHER“
- Kurz: Der Inhalt
- Einseitig oder verzerrt dargestellte Elemente
- Das Gewittererlebnis bei Stotternheim
- Die Romreise
- Der Reichstag zu Worms
- Der Bauernkrieg
- Die Ehe mit Katharina von Bora
- Der Reichstag von Augsburg
- Das Bild der katholischen Kirche
- Fiktive Elemente
- Das Begräbnis des Selbstmörders
- Die arme Hanna mit ihrer verkrüppelten Tochter Grete
- Luther überreicht Friedrich von Sachsen die Übersetzung des Neuen Testaments
- Kontroverse Elemente
- Der Thesenanschlag
- Exkurs: Friedrich der Weise
- Fehlende Elemente
- Theologische Inhalte
- Politische Inhalte
- Die Kehrseite Luthers
- Filmsprachliche Elemente
- Die Darsteller
- Schnitt, Kameraführung, Licht, Kostüme und Musik
- Die Örtlichkeiten
- Rezeptionsgeschichte des Filmes
- Rezensionen aus der Fachdidaktik: „LUTHER“ im Unterricht?
- Evangelische Kirchenblätter: „LUTHER“ als angemessene Würdigung des Reformators?
- Die Katholische Seite: Verunglimpfung des katholischen Klerus in „LUTHER“
- Die Historische Fachwissenschaft: „LUTHER“: hagiographisch und verfälscht?
- Tageszeitungen / Zeitschriften: „LUTHER“ - ein gelungener Spielfilm?
- Martin Luther in der Geschichte und in anderen Filmen
- Instrumentalisierung Luthers in der Geschichte
- Frühere Lutherfilme und ihre Lutherbilder
- Fazit
- Einordnung des Films
- Das Lutherbild in „LUTHER“
- Einbettung in Zielsetzung von „LUTHER“
- Eventuelle Parallelen oder Neues in „LUTHER“
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Untersuchung des Lutherbildes, das im Film „LUTHER“ von Eric Till (2003) vermittelt wird. Die Analyse erfolgt im Kontext der Fachwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Martin Luther und untersucht, inwiefern der Film dem historischen Bild entspricht. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von historischen Filmen im Bezug auf das Geschichtsbewusstsein des Publikums und analysiert, inwieweit „LUTHER“ als Spielfilm oder historischer Dokumentarfilm einzustufen ist.
- Das Lutherbild im Film „LUTHER“ im Vergleich zur historischen Forschung.
- Die Darstellung historischer Ereignisse im Film und die Frage nach der Glaubwürdigkeit und Verzerrung.
- Der Einfluss von historischen Filmen auf das Geschichtsbewusstsein.
- Die Rezeptionsgeschichte von „LUTHER“ in der Fachdidaktik, den Kirchenblättern und der Fachwissenschaft.
- Die Einordnung des Films in die Tradition anderer Lutherfilme.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Bedeutung von historischen Filmen und ihrem Einfluss auf das Geschichtsbewusstsein. Sie analysiert, welcher Gattung „LUTHER“ zuzuordnen ist und untersucht die Grenzen zwischen künstlerischem Eigenwert und Historizität.
Kapitel 2 untersucht den Inhalt des Films „LUTHER“ und analysiert, inwieweit er einseitig oder verzerrt dargestellt wird. Die Analyse betrachtet verschiedene wichtige Ereignisse aus Luthers Leben, wie das Gewittererlebnis, die Romreise, den Reichstag zu Worms, den Bauernkrieg, die Ehe mit Katharina von Bora und den Reichstag von Augsburg. Des Weiteren wird auf fiktive Elemente im Film eingegangen und eine Kontroverse zum Thesenanschlag beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit der Rezeptionsgeschichte des Films. Es analysiert die Rezensionen aus der Fachdidaktik, den evangelischen Kirchenblättern, der katholischen Seite und der historischen Fachwissenschaft. Außerdem werden Bewertungen aus Tageszeitungen und Zeitschriften betrachtet.
Kapitel 4 beleuchtet die Instrumentalisierung Luthers in der Geschichte und untersucht frühere Lutherfilme und ihre Lutherbilder.
Schlüsselwörter
Martin Luther, Reformation, „LUTHER“ (Film von Eric Till), Geschichtsbewusstsein, Historische Film, Spielfilm, Dokumentarfilm, Rezeptionsgeschichte, Lutherbild, Thesenanschlag, Reichstag zu Worms, Bauernkrieg, Katholische Kirche.
- Quote paper
- Hanna Heller (Author), 2008, „LUTHER“: Ein Film von Eric Till (2003) und sein Bild von Luther, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155516