Die Motive für Otto von Bismarcks Eintritt in die Kolonialpolitik scheinen bis heute nicht eindeutig zu sein, obwohl die deutsche Kolonialgeschichte vor mehr als 120 Jahren begann. „Solange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik (…)“ (Baumgart 1992, S. 142) hieß es seitens Bismarcks noch 1881. Erstaunlich also, dass der Reichskanzler sich nur drei Jahre später recht plötzlich doch unter die Kolonialmächte drängte. Welche Beweggründe Bismarck gehabt haben könnte, von der Ablehnung deutscher Kolonien hin zu einer aktiven Überseepolitik, soll in dieser Arbeit näher betrachtet werden.
Zunächst wird in Kapitel 2 ein Überblick über die Geschichte und den Beginn der deutschen Kolonialbewegung gegeben. Dabei wird deutlich, dass bereits im 16. und 17. Jahrhundert Interesse an Kolonialbesitz bestand, deutsche Missionare sich jedoch nicht durchsetzen konnten. Erst Ende der 1870er Jahre begann die organisierte Kolonialbewegung. Anschließend wird Bismarcks Haltung zur Kolonialfrage erörtert.
Kapitel 3 beschäftigt sich in der Folge mit unterschiedlichen Theorien des Wandels Otto von Bismarck vom Kolonialbesitzgegner zum aktiven Kolonialpolitiker ab 1884. In den Unterkapiteln werden Motive wie der Druck der Kolonialbewegung, der Versuch durch die Kolonialpolitik Frankreich an sich zu binden und England auszuspielen, ökonomische Beweggründe, die „Sozialimperialismus“-Theorie und das „Warten auf den richtigen Moment“ für die Inbesitznahme deutscher Kolonien untersucht.
Die Schlussbetrachtung schließt diese Arbeit mit einer kurzen Beurteilung der Theorien ab.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichte und Beginn der deutschen Kolonialbewegung
- Einleitung
- Bismarcks Haltung zur Kolonialfrage
- Die Kolonien
- Theorien zum Erwerb der Kolonien
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Otto von Bismarcks Wandel von einem Gegner von Kolonialismus zu einem aktiven Befürworter deutscher Kolonien. Sie untersucht die komplexen Motive hinter Bismarcks überraschendem Einstieg in die deutsche Kolonialpolitik und beleuchtet verschiedene Erklärungsansätze aus der Forschung.
- Die Entwicklung der deutschen Kolonialbewegung
- Bismarcks anfängliche Ablehnung von Kolonialpolitik
- Die Faktoren, die zu Bismarcks Wandel führten
- Die Rolle von Wirtschaft, Machtpolitik und sozialem Imperialismus
- Die deutschen Kolonien und ihre Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Geschichte und den Beginn der deutschen Kolonialbewegung. Es zeigt auf, dass schon im 16. und 17. Jahrhundert ein Interesse an Kolonialbesitz existierte, jedoch deutsche Missionare sich nicht durchsetzen konnten. Das Kapitel zeichnet die Entwicklung der organisierten Kolonialbewegung ab, die gegen Ende der 1870er Jahre entstand.
Kapitel 2.1 analysiert Bismarcks Haltung zur Kolonialfrage, sowohl seine anfängliche Ablehnung als auch seinen überraschenden Wandel. Es beleuchtet Bismarcks Äußerungen und schriftliche Dokumente, die seine ursprüngliche Position verdeutlichen.
Kapitel 2.2 gibt einen kurzen Überblick über die deutschen Kolonien, die im Jahre 1884 und später in Besitz genommen wurden. Es erläutert ihre Entstehung, ihren erhofften Ertrag und ihren Verwendungszweck.
Kapitel 3 befasst sich mit Theorien, die Bismarcks Wandel vom Kolonialbesitzgegner zum aktiven Kolonialpolitiker ab 1884 erklären. Es untersucht Motive wie den Druck der Kolonialbewegung, die Bindung Frankreichs und die Ausspielung Englands, ökonomische Beweggründe, die „Sozialimperialismus“-Theorie und das „Warten auf den richtigen Moment“ für die Inbesitznahme deutscher Kolonien.
Schlüsselwörter
Deutsche Kolonialpolitik, Otto von Bismarck, Kolonialbewegung, Sozialimperialismus, ökonomische Motive, Machtpolitik, Frankreich, England, Geschichte der deutschen Kolonien, deutsche Kolonien.
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- Elisa Minossi (Author), 2009, Bismarck und die Frage nach den deutschen Kolonien – Welche Motive standen hinter dem Einstieg in die Kolonialpolitik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155419