Die Umbrüche der deutschen Filmlandschaft in den späten 50er Jahren und im darauf folgenden Jahrzehnt haben die Art Filme zu machen, grundlegend geändert. Diese Veränderungen wirken bis in die heutige Zeit und haben die Filmlandschaft somit maßgeblich geprägt. Ursache dieses Umbruchs war der Wunsch einiger junger Regisseure, die Bewältigung der geschichtlichen Vergangenheit filmisch zu verarbeiten. Denn erst die neue Nachkriegsgeneration hatte den Mut, die Kraft und die Distanz zu den Geschehnissen des 2. Weltkriegs und des Nationalsozialismus, um sich mit dessen Aufarbeitung und Folgen zu befassen. Dieses Motiv wurde unterstützt durch das zeitgleiche Auftauchen neuer, nicht allein technischer Methoden und entsprechend neuer Möglichkeiten in der Filmindustrie. Infolgedessen begann eine Phase, in der alte Konventionen und Grenzen des Films mit fast revolutionärer Vehemenz durchbrochen und neue Horizonte für die Darstellungskunst des Films ausgelotet wurden. Diese neuen Horizonte wurden vom Oberhausener Manifest gewissermaßen offiziell definiert und postuliert und später vom dementsprechend etikettierten euen deutschen Film, der somit sein eigenes Genre erschuf, umgesetzt. Dieses Genre repräsentierte eine Filmkultur, die nicht allein die bloße Unterhaltung des Publikums im Sinn hatte. Damit verbunden veränderten sich auch Rolle und insbesondere das Selbstbild der Regisseure, die sich nun, gleichbedeutend mit anderen Kunstschaffenden wie z.B. Theaterregisseuren oder Schriftstellern, als Künstler und ihr Filmwerk als Kunst verstanden wissen wollten. Der Film wurde so zum Mittel, die Gedanken und Ideen des Regisseurs als Autor zu visualisieren. Die Pioniere dieses Autorenkinos erhofften sich davon, endlich eine dem Roman oder Theaterstück ähnliche, tiefgründige und kritische Filmproduktion zu schaffen.
In bewusstem Gegensatz zur kommerziellen Filmproduktion entstanden Filme, die mit bisherigen Sehgewohnheiten brachen und statt leichter Komödienkost ernste Stoffe boten, in denen bisherige gesellschaftliche Werte und Normen hinterfragt und entsprechende Missstände deutlich angeprangert wurden. Die neuen Autorenfilme waren somit einerseits näher an der gesellschaftlichen Wirklichkeit orientiert, während sie gleichzeitig im Film bisher unbekannte, kunstvolle Abstraktionen und gebrochene, teils surreale Erzählformen zur inhaltlichen Zuspitzung nutzten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der neue deutsche Film – Eine Einordnung
- Kino in der Nachkriegszeit
- Die Krise des westdeutschen Kinos
- Das Oberhausener Manifest und der Autorenfilm
- Der junge deutsche Film
- Der späte Durchbruch und die Schwierigkeiten
- Alexander Kluge, Abschied von Gestern
- Entstehung und Inhalt des Films
- Abschied von Gestern, eine Gesellschaftskritik
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beleuchtet den filmischen Umbruch in der deutschen Filmlandschaft der späten 50er Jahre und untersucht die Auswirkungen des Oberhausener Manifests auf die Entwicklung des Autorenfilms. Der Fokus liegt dabei auf Alexander Kluges Film "Abschied von Gestern" als exemplarischem Werk des Neuen Deutschen Films.
- Die Krise des westdeutschen Kinos in der Nachkriegszeit
- Das Oberhausener Manifest und die Entstehung des Autorenfilms
- Die Merkmale und Neuerungen des Neuen Deutschen Films
- Die Gesellschaftskritik in Alexander Kluges "Abschied von Gestern"
- Die Bedeutung des Films "Abschied von Gestern" für den internationalen Durchbruch des Neuen Deutschen Films
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext des filmischen Wandels in den späten 50er Jahren dar und beschreibt die Motivation der jungen Regisseure, sich mit der Aufarbeitung der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
- Kapitel 1 beleuchtet die Situation des deutschen Kinos in der Nachkriegszeit und analysiert die dominierenden Genres wie den Heimatfilm und die kommerziellen Produktionen, die vorrangig Unterhaltung und Flucht vor der Realität boten.
- Kapitel 2 widmet sich dem Oberhausener Manifest, das den Startschuss für den Neuen Deutschen Film markierte. Es werden die Kernaussagen des Manifests und die daraus resultierenden Veränderungen in der Filmindustrie und im Selbstbild der Regisseure dargestellt.
- Kapitel 3 untersucht Alexander Kluges Film "Abschied von Gestern" als exemplarischen Vertreter des Neuen Deutschen Films. Es werden die Entstehungsgeschichte, der Inhalt und die gesellschaftliche Relevanz des Films beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Autorenfilm, Neuer Deutscher Film, Oberhausener Manifest, Gesellschaftskritik, Alexander Kluge, Abschied von Gestern, Nachkriegszeit, Heimatfilm, Kommerzkino, deutscher Film. Die Arbeit beleuchtet die Transformation der deutschen Filmlandschaft in den späten 50er Jahren und analysiert den Einfluss des Oberhausener Manifests auf die Entstehung einer neuen Filmkultur, die sich durch künstlerische Anspruch, gesellschaftliche Relevanz und innovative Formen des Erzählens auszeichnete.
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- Olga Glinski (Author), 2008, Der Aufbruch der deutschen Autorenfilmer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155263