Für die Wirtschaftlichkeit von Forschungsinstitutionen und -abteilungen ist es von großer Bedeutung strategische Entscheidungen bezüglich ihres Portfolios an Forschungsprojekten zu treffen. Diese Entscheidungsfindungen sind eine Herausforderung für das Management, da die Ergebnisse für mehrere Jahre Ressourcen der Institution binden. Die Entscheidungen müssen in einem komplexen System gefällt werden, dass unter anderem den Mehrwert für die potentiellen Kunden, die wissenschaftliche Machbarkeit und die Chancen und Risiken darstellt. In der folgenden Arbeit soll versucht werden, ein generalisierendes Entscheidungskonzept für Forschungsprojekte zu erstellen, in dem mit Methoden des Portfolio-Managements potentielle Forschungsprojekte bewertet und bezüglich ihrer Wertschöpfung eingeordnet werden.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung
2 Die Forschungslandschaft in Deutschland
2.1 Akteure in der deutschen Forschungslandschaft
2.2 Finanzierung der Forschungsaktivitäten
2.2.1 Hochschulen
2.2.2 Außeruniversitäre Institute
2.2.3 Industrie
2.3 Forschungsausrichtungen der Akteure
3 Zielsetzungen für wissenschaftliche Projekte mit der Intention industrieller Nutzung
3.1 Outsourcing-Verhalten von Unternehmen im FuE-Bereich
3.2 Bedeutung der öffentlichen Forschung für die Industrie
3.3 Kriterien für Forschungsprojekte mit der Industrie
4 Forschungsfragen
5 Vorgehensweise bei der Datenermittlung
5.1 Untersuchungsmethodik
5.2 Untersuchungsdesign
5.2.1 Merkmale von FuE-Projekten
5.2.2 Datenbasis für den Einsatz des Bewertungsmodells
6 Entwicklung eines Bewertungsmodells
6.1 Überblick über häufig angewendete Bewertungsverfahren
6.2 Auswahl eines geeigneten Bewertungsverfahrens für FuE-Projekte
6.3 Formulierung eines spezifischen Bewertungsmodells für FuE-Projekte
6.3.1 Definition des Zielsystems
6.3.2 Auswahl der Kriterien
6.3.2.1 Auswahl der operationalen Nebenbedingungen
6.3.2.2 Auswahl der operationalen Ziele
6.3.3 Überprüfung der Kriterien auf Unabhängigkeit
6.3.4 Erstellen von Bewertungsregeln für die Intensitäten der Kriterien
6.3.5 Gewichten der Kriterien
6.3.5.1 Methoden zur Ermittlung von Gewichten
6.3.5.2 Durchführung der Gewichtung
6.3.6 Festlegen der Amalgamierungsregel
6.3.7 Visualisierung der Bewertungsergebnisse
6.3.8 Mathematische Modellierung der Bewertungsergebnisse
6.3.9 Entscheidungsstrategien bei Projektideen mit gleichen Bewertungsergebnissen
7 Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung in Mio. € / Jahr von 1965 bis 2003
Abbildung 2: Zusammenhang zwischen öffentlicher Finanzierung und Ausrichtung der FuE .
Abbildung 3: Anforderungen an Forschungseinrichtungen und ihre Bedeutung für die Unternehmen
Abbildung 4: Wettbewerbsumfeld von FuE-Projekten /-Geschäftsfeldern öffentlicher Forschungseinrichtungen
Abbildung 5: Kooperationsmöglichkeiten für FuE-Geschäftsbereiche einer öffentlichen Forschungseinrichtung
Abbildung 6: Einwirkung von Wettbewerbskräften und Kooperationsmöglichkeiten auf das FuE-Projekte bzw. -einrichtungen
Abbildung 7: Bewertungsverfahren im Überblick
Abbildung 8: Prozess der Bewertung von Projektideen im entwickelten Bewertungsmodell.
Abbildung 9: Visualisierung der Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den Kriterien K3, K4 und K15
Abbildung 10: Visualisierung der Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den Kriterien K5, K6, K7, K8, K10, K13 und K14
Abbildung 11: Muster für eine Präferenzmatrix
Abbildung 12: Matrix für die Visualisierung der Bewertungsergebnisse
Abbildung 13: Erfüllungsgrad der Kriterien als unscharfe Menge
Abbildung 14: Musterdarstellung eines Wertprofils
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Bedeutung der Aneignungsmethoden von öffentlichem Wissen für große Unternehmen
Tabelle 2: Methoden zur Selektion von FuE-Projekten - Befragung von 205 amerikanischen Unternehmen
Tabelle 3: Aufstellung der operationalen Nebenbedingungen für das Bewertungsmodell
Tabelle 4: Darstellung der Abhängigkeiten zwischen den Kriterien
Tabelle 5: Aufstellung der Intensitätsklassen für den Kriterienkatalog
Tabelle 6: Berechnung der Gewichtungsfaktoren als scharfe Zahlen der Wichtigkeiten
Tabelle 7: Darstellung der 2. Bewertungsstufe des Bewertungsmodells
Tabelle 8: Modifizierungsregeln
Tabelle 9: Gewichtung der Nutzwerte
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung
Für die Wirtschaftlichkeit von Forschungsinstitutionen und -abteilungen ist es von großer Bedeutung strategische Entscheidungen bezüglich ihres Portfolios an Forschungsprojekten zu treffen. Diese Entscheidungsfindungen sind eine Herausforderung für das Management, da die Ergebnisse für mehrere Jahre Ressourcen der Institution binden. Die Entscheidungen müssen in einem komplexen System gefällt werden, dass unter anderem den Mehrwert für die potentiellen Kunden, die wissenschaftliche Machbarkeit und die Chancen und Risiken darstellt. In der folgenden Arbeit soll versucht werden, ein generalisierendes Entscheidungskonzept für Forschungsprojekte zu erstellen, in dem mit Methoden des Portfolio-Managements potentielle Forschungsprojekte bewertet und bezüglich ihrer Wertschöpfung eingeordnet werden.
2 Die Forschungslandschaft in Deutschland
Die deutsche Forschungslandschaft wird durch ihre Akteure, deren Forschungsausrichtungen und durch die finanzielle Situation gestaltet. Der DIW-Innovationsindikator 2006 bescheinigt dem öffentlichen Forschungssystem eine hohe Leistungsfähigkeit und beurteilt die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Unternehmen als sehr positiv.[1] Das Kapitel 2 mit seinen Unterpunkten gibt einen kurzen Überblick über die Entwicklung und heutige Situation der Forschungslandschaft in Deutschland.
2.1 Akteure in der deutschen Forschungslandschaft
Forschung erfolgt heute in Deutschland an Hochschulen, in außeruniversitären Instituten und in der Industrie. Die deutschen Universitäten wurden Anfang des 19. Jahrhunderts zu zentralen Orten der Forschung, als sie das Konzept der neu gegründeten Berliner Universität übernahmen, das Lehre und Forschung eng miteinander verknüpfte. Die Anfänge der außeruniversitären Institute sind Anfang des 20. Jahrhunderts zu finden. So wurde z.B. 1887 die Physikalisch-technische Reichsanstalt und 1911 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl und Bedeutung der außeruniversitären Institute erheblich zu. Am bekanntesten sind die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Zentren, die Leibniz-Institute, die Ressortforschungseinrichtungen und die Institute der Bundesländer. Auch die Industrieforschung gewann zu Beginn des 20. Jahrhunderts an Bedeutung. Es wurden industrielle Forschungslabore gegründet und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gefördert. Die industrielle Forschung und Entwicklung begrenzte sich zu Beginn auf große Unternehmen, ist heute aber auch in kleinen und mittleren Unternehmen zu finden.[2]
2.2 Finanzierung der Forschungsaktivitäten
In diesem Kapitel wird aufgeführt, wie die Akteure in der deutschen Forschungslandschaft, die Hochschulen (2.2.1), die außeruniversitären Institute (2.2.2) und die Industrie (2.2.3) ihre Forschungsaktivitäten finanzieren.
2.2.1 Hochschulen
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Forschungsausgaben der Universitäten stark gestiegen, jedoch war der Anstieg geringer als in der Industrie. Außerdem erhielt die Universitätsforschung zunehmende Konkurrenz durch die wachsende Bedeutung des außeruniversitären Institutssektors (siehe auch 2.2.2).
Die seit 1960 steigenden Studentenzahlen erforderten einen stärkeren Einsatz der Grundmittel in der Lehre. Die Grundmittel für die Forschung erhöhten sich deshalb nur entsprechend der steigenden Zahl der Mitarbeiter. Grund für die trotzdem zunehmende Hochschulforschung sind die Drittmittel, die zum größten Teil von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben werden.[3] Auch die Trennung zwischen universitärer und industrieller Forschung löst sich in Deutschland auf.[4] Aufgrund der sich seit den neunziger Jahren weiter verschärfenden Finanzierungsprobleme, werben Universitäten zunehmend Drittmittel aus der Industrie ein.[5] 1991 lag der Anteil der Drittmittel an den Forschungsausgaben der Universitäten noch bei 29,5%, im Jahr 2003 bereits bei 37%. Insgesamt gaben die Hochschulen 2003 9,2 Mrd. € für Forschungsaktivitäten aus.[6]
2.2.2 Außeruniversitäre Institute
Die außeruniversitären Institute stehen als öffentlich finanzierte Einrichtungen in einem intensiven Forschungswettbewerb mit den Universitäten. Bis zur Wiedervereinigung lagen die FuE-Ausgaben von außeruniversitären Einrichtungen und Universitäten auf ungefähr gleichem Niveau. Danach nahmen die FuE-Ausgaben der Universitäten etwas stärker zu.[7] Im Jahr 2003 lagen die Forschungsausgaben der außeruniversitären Institute bei insgesamt 7,3 Mrd. €.[8]
Die Zusammensetzung der Finanzierungen differiert bei den verschiedenen Forschungseinrichtungen sehr stark. So wird z.B. die grundlagenforschungsorientierte Max-PlanckGesellschaft zu 95% aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert. Nur 5% der Mittel stam-men aus eigenen Erträgen, Mitgliedschaftsbeiträgen und Spenden.[9] Die Helmholtz- Gemeinschaft als größte deutsche Forschungsorganisation wird zu 70% aus öffentlichen Mitteln finanziert, 30% stammen aus der Akquirierung von Drittmitteln. Diese Drittmittel werden wettbewerblich aus Förderprogrammen eingeworben oder stammen aus Industriekooperationen.[10] Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt vor allem Vertragsforschung. Dabei lag die durchschnittliche Industriemittelquote der Fraunhofer-Gesellschaft lange Zeit bei einem Drittel der Forschungsausgaben. In den letzten Jahren ist sie auf 40% angestiegen. Die Verantwortlichen in der Gesellschaft sehen in der aktuellen Quote die Obergrenze. Es soll ein angemessenes Verhältnis zwischen Technologietransfer zur Industrie und Kompetenzaufbau erhalten bleiben. Dies ist notwendig, da zwar in der Auftragsforschung für große Konzerne von deren Wissen zumindest für die kurzfristige Anwendungsperspektive profitiert wird, bei kleineren Aufträgen für mittelständische Firmen der Wissenstransfer jedoch nur in eine Richtung erfolgt, d.h. die FraunhoferInstitute eine Dienstleistung bereitstellen. Die Finanzierung der Forschung zum Aufbau von Kompetenzen in anwendungsrelevanten Bereichen erfolgt aus Grundmitteln und aus öffentlichen Geldern.[11]
2.2.3 Industrie
Die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöhten sich von 1965 bis 1990 real um das 3,3-fache. Das Bruttosozialprodukt erhöhte sich in diesem Zeitraum nur um den Faktor 2. Der FuE-Anteil am Bruttosozialprodukt stieg dem entsprechend von 1,7 auf 2,8 Prozent. Grund für diesen Zuwachs sind vor allem die beträchtlichen FuE-Ausgaben des industriellen Sektors. Diese Entwicklung erfolgte nicht nur in Deutschland sondern in allen Industrieländern, da der Wettbewerb auf den Weltmärkten nicht nur über Preise sondern auch über innovative Technologie ausgetragen wird.
Nach 1990 ist aufgrund der geringeren FuE-Aktivitäten der Wirtschaft eine Stagnation der deutschen FuE-Ausgaben zu beobachten. Bis 1999 ging der FuE-Anteil am Bruttosozialprodukt auf 2,4 Prozent zurück. Ursache war die zu Beginn der neunziger Jahre herrschende ökonomische Stagnation. Ende der neunziger Jahre reagierte die deutsche Industrie aber auf die steigende Entwicklung der FuE-Ausgaben in den führenden Industrieländern und ein steigendes FuE-Aufkommen ist seitdem zu beobachten.[12] Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der FuE-Ausgaben der Wirtschaft von 1965 bis 2003.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung in Mio. € / Jahr von 1965 bis 2003 (Quelle: BMBF (2005): Grund- und Strukturdaten 2005)
Bei den FuE-Aktivitäten der Industrie handelt es sich zu 70% um Entwicklung, zu 25% um angewandte Forschung und zu 5% um Grundlagenforschung.[13]
2.3 Forschungsausrichtungen der Akteure
Forschung und Entwicklung kann nach dem sogenannten Frascati-Handbuch der OECD in die drei Teilbereiche Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung unterteilt werden. Danach ist die Grundlagenforschung „ausschließlich auf die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gerichtet, ohne überwiegend an dem Ziel einer praktischen Anwendbarkeit orientiert zu sein. Die angewandte Forschung ist ausschließlich auf die Gewinnung neuer wissenschaftlicher oder technischer Erkenntnisse gerichtet. Sie bezieht sich vornehmlich auf eine spezifisch praktische Zielsetzung oder Anwendung. Die Entwicklung ist die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse, um zu neuen oder wesentlich verbesserten Materialien, Geräten, Produkten, Verfahren, Systemen oder Dienst
leistungen zu gelangen (Experimentelle Entwicklung)." Prototypen und Versuchsanalysen werden nach OECD-Empfehlungen zur Forschung und Entwicklung gezählt, „solange das Hauptziel in der Erarbeitung weiterer Verbesserungen liegt." Das Bundesministerium für Forschung und Bildung definiert außerdem noch eine anwendungsorientierte Grundlagenforschung als „Grundlagenforschung, die in Ihrer Themenstellung durch die praktische Bedeutung des Themas beeinflusst ist."[14]
Es ist festzustellen, dass es von der Finanzierung abhängt, auf welche der Teilbereiche von Forschung und Entwicklung sich die Forschungsdurchführenden ausrichten. Dies wird in der folgenden Abbildung dargestellt, die auf einer Idee der Zentralverwaltung der Fraunhofer-Gesellschaft beruht:
Der Abbildung ist zu entnehmen, dass sich die fast ausschließlich öffentlich finanzierte Max-Planck-Gesellschaft der Grundlagenforschung widmet, während der Schwerpunkt der Industrie, die nur sehr geringe öffentliche Mittel erhält, auf den Prototypen und Versuchsanalysen liegt. Die Fraunhofer-Gesellschaft, die nur zum Teil öffentlich finanziert wird und einen großen Teil ihres Finanzbedarfes über Aufträge aus der Industrie abdeckt, betreibt angewandte Forschung. Die Universitäten sind immer mehr auf Mittel der Indust
rie angewiesen und richten daher ihre Grundlagenforschung immer mehr anwendungsorientiert aus.
3 Zielsetzungen für wissenschaftliche Projekte mit der Intention industrieller Nutzung
Forschungsprojekte im Unternehmen durchzuführen und nicht extern zu vergeben, bieten dem Unternehmen einige Vorteile: Die Forschung steht in ständiger Verbindung zu Produktion, Marketing und Vertrieb und kann sich deren Bedürfnissen anpassen. Fehlkalkulationen beim im Vorhinein schwer zu beurteilenden, aber für einen Vertragsabschluss notwendigen Wert der Forschungsleistung stellen ein geringeres Problem dar. Die Forschungsergebnisse bleiben im Unternehmen und sind so besser vor der Konkurrenz geschützt. Die Abhängigkeit von einem externen Anbieter, der durch die Auftragsabwicklung das „Tacit Knowledge" besitzt, entfällt. Und zuletzt kann bei internen Projekten ein intensiveres Controlling stattfinden.[15] Trotzdem sind viele Unternehmen darauf angewiesen, Forschungsprojekte extern zu vergeben. In diesem Kapitel wird erläutert, wie das Out- sourcing-Verhalten von Unternehmen im FuE-Bereich aussieht (3.1), welche Bedeutung dabei die öffentliche Forschung für die Unternehmen hat (3.2) und welche Kriterien für die Industrie bei der FuE-Zusammenarbeit von Bedeutung sind (3.3).
3.1 Outsourcing-Verhalten von Unternehmen im FuE-Bereich
Für große Industrieunternehmen mit eigenen Forschungsabteilungen ist es in der heutigen Zeit rapider Innovationen von wirtschaftlicher Bedeutung, die Forschungsaktivitäten auf die Kernkompetenzen des Unternehmens zu konzentrieren.[16] Diese liegen vor allem in der Produktentwicklung.[17] Viele Unternehmen sourcen deshalb FuE außerhalb ihrer Kernkompetenzen aus. Outsourcing von FuE erfolgt im Rahmen von strategischen Allianzen oder Joint Ventures oder wenn es um das fundamentale Verstehen oder strategische Forschung geht. Hier wird vor allem mit Universitäten und Forschungsinstituten zusammengearbeitet. Weiterhin werden oft niedrigwertige Elemente wie Service und Support outgesourct. Im Rahmen der Globalisierung von FuE wird Outsourcing in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.[18]
Auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) nimmt mit dem zunehmenden globalen Wettbewerb die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, die neue bzw. ver
besserte Produkte und Produktionsverfahren hervorbringt, zu. Die Innovationstätigkeiten der KMU unterscheiden sich jedoch von denen der Großunternehmen. So verfügen sie nicht über die finanziellen Möglichkeiten, um Forschung in eigenen FuE-Abteilungen zu betreiben. Sie erhalten dass notwendige Wissen für Innovationen durch sogenannte Spillovers von extern, allerdings meist auf indirektem Weg. Direkte Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen sind selten. Als Gründe nennen die KMU zum einen keinen Bedarf, aber auch interne Gründe wie mangelnde personelle Ressourcen und hoher finanzieller Aufwand. Außerdem fehlt den KMU oft der Kontakt zu den wissenschaftlichen Einrichtungen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Innovationsaktivitäten von KMU wesentlich geringer ausgeprägt sind, als die von Großunternehmen.[19]
Für das Outsourcing von FuE gibt es verschiedene Möglichkeiten: die Auftragsforschung, die Forschungskooperation und die Gemeinschaftsforschung.
Als Auftragsforschung wird bezeichnet, „wenn ein Unternehmen andere Unternehmungen, öffentliche Institutionen oder Spezialisten damit beauftragt, in seinem Namen und auf seine Rechnung ein Produkt oder Verfahren zu erforschen oder zu entwickeln. Gegenstand, Zeitdauer, finanzieller Rahmen und anderweitige Verwertung der Entwicklung sind dabei vertraglich fixiert."[20]
Die Forschungspartner können z.B. öffentliche, gemeinwirtschaftliche Institute, Auftragsforschungsunternehmen oder verselbstständigte Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Industrieunternehmen sein.
Projekte, die als Auftragsforschung vergeben werden sind durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet. Sie sind meist Bestandteil umfangreicherer Systeme, die zwar ohne diese Entwicklung weniger effektiv bzw. effizient aber funktionsfähig wären. Die Projekte lassen sich klar beschreiben und abgrenzen und ihr Fortschritt lässt sich gut kontrollieren.
Nachhaltig ausgeführte Auftragsforschung kann zu Forschungskooperationen führen. Hier geht im Unterschied zu erstgenanntem die Innovationsinitiative von beiden Seiten aus.
Die Gemeinschaftsforschung ist vor allem für Unternehmen interessant, die keine Kapazitäten und Finanzkraft für eine eigene Forschung und Entwicklung besitzen. Sie erfolgt an von den beteiligten Unternehmen eingerichteten und finanzierten Institutionen. Zugang zu den Ergebnissen haben alle Beteiligten, teilweise auch Dritte. Der Schwerpunkt liegt auf der Verfahrensinnovation, nicht auf der Produktinnovation.[21]
3.2 Bedeutung der öffentlichen Forschung für die Industrie
Dem auf einer europaweiten Umfrage von 500 großen Unternehmen verschiedener Branchen beruhenden PACE-Report ist zu entnehmen, welche Ergebnisarten der öffentlichen Forschung von besonderer Bedeutung für die Industrie sind. Mit 56% steht das angewandte Wissen an erster Stelle, gefolgt von neuen Instrumenten und Techniken (35%) und grundlegendem Wissen (32%). Der Transfer umsetzungsnaher Ergebnisse, d.h. Prototypen spielen mit 19% die geringste Rolle. Wobei für die befragten deutschen Firmen die Bedeutung von angewandtem Wissen und neuen Instrumenten und Techniken höher liegt als im europäischen Durchschnitt. Die Verfasser des PACE-Reports führen dies auf das gut entwickelte System von Forschungsinstituten in Deutschland, wie z.B. der Fraunhofer-Gesellschaft zurück.[22]
Weiterhin wird im PACE-Report untersucht, welche Bedeutung für die Unternehmen die verschiedenen Aneignungsmethoden von öffentlichem Wissen haben:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Bedeutung der Aneignungsmethoden von öffentlichem Wissen für große Unternehmen (Quelle: Arundel, A., et al. (1995): Tabelle (C-15))
Publikationen sind für Industrieunternehmen die preiswerteste Methode, um an wissenschaftliche Informationen zu gelangen. Sie wird deshalb am stärksten genutzt. Mit zunehmenden Kosten einer Methode sinkt die Nutzung. So sind gemeinsame Forschung und Entwicklung sowie Auftragsforschung relativ teuer und verzeichnen deshalb einen geringeren Nutzungsprozentsatz. Die Verfasser des PACE-Reports ermittelten allerdings eine positive Korrelation zwischen Größe der FuE-Abteilung und dem Zugreifen auf die verschiedenen Methoden, außer der preiswertesten Methode, den Publikationen. Dies weist darauf hin, dass der finanzielle Aufwand eine Barriere zum Gewinnen von Informationen aus der öffentlichen Forschung darstellt.[23]
Seit Anfang der achtziger Jahre ist eine starke Zunahme der Interaktionen zwischen industrieller und akademischer Forschung zu beobachten. Die Interaktionen erfolgen in Netzwerken aus Unternehmern, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die vor allem auf informellen Beziehungen aufbauen. Die formalen Forschungsaufträge, die nach außen hin sichtbar sind, sind nur eine Verdichtung der bereits vorhandenen informellen Beziehungen.[24]
3.3 Kriterien für Forschungsprojekte mit der Industrie
Industrieunternehmen erwerben Produkte oder Dienstleistungen, „um damit Geld zu verdienen, ihre Betriebskosten zu senken oder einer gesellschaftlichen oder gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen.“[25] Diese Intentionen der Industrie gelten auch für Forschungsaufträge und Forschungskooperationen.
Mit wem Industrieunternehmen Forschungskooperationen eingehen, hängt von ihren Motiven ab. Diese können wissensbezogen sein, die Kosten- und Risikoverteilung betreffen oder den Firmencharakter anbelangen. Forschungseinrichtungen werden als Forschungspartner gesucht, wenn das erstgenannte Motiv zutrifft, d.h. es den Unternehmen für die geplanten Innovationen an notwendigem Know-how fehlt.[26]
Es besteht aber nicht im Interesse der Industrie Ergebnisse dieser Forschungen zu veröffentlichen, da sie Wettbewerbsvorteile sichern und Profit generieren sollen.[27] Dies widerspricht dem Ziel der Universitätsforschung möglichst viele Forschungsergebnisse zu publizieren und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Aufgrund der zunehmenden Notwendigkeit von Drittmitteln aus der Industrie haben die Universitäten jedoch neben der freien Publikationskultur auch eine verstärkte private Aneignung von Technologiewissen über Patente entwickelt. Dies reflektiert die zunehmende Zusammenarbeit mit der Industrie.[28] Kooperationen mit nicht-universitären Instituten, z.B. der Fraunhofer Gesellschaft haben für die Industrie den Vorteil, dass diese von jeher die Forschung für die Praxis und speziell der Wirtschaft zum Ziel hat. Ihre Arbeit orientiert sich deshalb an dem Nutzen für den Kunden, das heißt Projektinformationen sowie Ergebnisse werden streng geheim gehalten.[29]
Die folgende Grafik zeigt die Bedeutung verschiedener Anforderungen an Forschungseinrichtungen für deutsche Unternehmen, die die Fachhochschule Münster in einer Umfrage ermittelt hat:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Anforderungen an Forschungseinrichtungen und ihre Bedeutung für die Unternehmen (Quelle: Fachhochschule Münster, veröffentlicht im Internet: http://web.pregocms.de/science-marketing/page.php?p=3722&n=818|3556|3722 am 30.08.2007)
Die Grafik zeigt, dass Ergebnisse der Forschungsprojekte sowie Kompetenz der Forschungseinrichtungen von höchster Bedeutung für die Unternehmen sind, gefolgt vom Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Unternehmen.
An Forschungskooperationen / -aufträgen interessierte öffentliche Forschungseinrichtungen müssen außerdem industrierelevante Forschungsthemen identifizieren und ihre Programmstrategie einbinden, um als Forschungspartner attraktiv für die Industrie zu sein. In der folgenden Arbeit wird deshalb die Industrierelevanz von Forschungsprojekten an Fallbeispielen ermittelt und daraus ein allgemeines Modell entwickelt.
[...]
[1] Vergleiche Werwatz, Axel et al. (2006): S. 136ff
[2] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 183ff
[3] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 191ff
[4] Vergleiche Schimank, Uwe (1988): S. 329ff
[5] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 193
[6] Vergleiche BMBF (2006): S. 108
[7] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 191f
[8] Vergleiche BMBF (2006): S. 119
[9] Vergleiche BMBF (2007): veröffentlicht im Internet, http://www.bmbf.de/de/227.php am 30.07.2007
[10] Vergleiche Helmholtz-Gemeinschaft (2006): S. 74
[11] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 255
[12] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 189f
[13] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S.195
[14] Brockhoff, Klaus (1992): S.37ff.
[15] Vergleiche Knyphausen-Aufsess, Dodo zu (1995): S. 191
[16] Vergleiche Brockhoff, Klaus (1997): S. 81
[17] Vergleiche Allen, Kathleen (2003): S. 101
[18] Vergleiche Bamfield, Peter (1996): S. 64
[19] Vergleiche KfW-Bankengruppe (2005): S. 91ff
[20] Hausschildt, Jürgen (1993): S. 53
[21] 1 Vergleiche Hausschildt, Jürgen (1993): S. 54ff
[22] Vergleiche Arundel, Anthony et al. (1995): S. 37ff
[23] Vergleiche Arundel, Anthony et al. (1995): S. 43
[24] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 333f
[25] Kotler, Philipp, Bliemel, Friedhelm (1995): S. 342
[26] Vergleiche Schmidt, Tobias (2005): S. 26
[27] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 216
[28] Vergleiche Schmoch, Ulrich (2003): S. 243
[29] Vergleiche Fraunhofer Gesellschaft (2003): S. 11
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