Wenn auch Freud erst viele Jahre nach Poes Tod die Theorie der Psychoanalyse veröffentlichte, scheint es als hätte Edgar Allan Poe diese bereits ein halbes Jahrhundert zuvor gekonnt in seinen Werken verarbeitet. Psychoanalyse war zwar nicht der Schwerpunkt in den Erzählungen und Gedichten Poes, jedoch spielt sie in der Interpretation seiner Kurzgesichte The Black Cat, die am 19. August 1843 in der United States Saturday Post zum ersten Mal erschienen ist, eine gewichtige Rolle (vgl. www.eapoe.org). Grundlegende Annahme der Psychoanalyse ist laut Freud die Untersuchung des psychischen Apparates. Die Psyche wiederum unterteilt Freud in zwei Bereiche. Auf der einen Seite das Gehirn beziehungsweise das Nervensystem als körperliches Organ und auf der anderen Seite die sogenannte Bewusstseinsakte, welche für den Menschen nicht greifbar ist (vgl. Freud 2004, S. 41). „Alles dazwischen ist uns unbekannt, eine direkte Beziehung zwischen beiden Endpunkten unseres Wissens ist nicht gegeben.“ (Freud 2004, S. 41) Dieser nicht-greifbare und unerklärliche Zwischenraum ist es, der die Menschen fasziniert und bereits viele Autoren, wie auch Poe, inspirierte. Es ist ein Erklärungsansatz dafür, dass ein Mensch, der eigentlich liebevoll und tugendhaft ist zu einem bestialischen Mörder wird, wie Poe es in seiner The Black Cat eingehend schildert. Klassisch für Poe sind im Gegensatz zur Psychoanalyse allerdings die in der Geschichte stark vertretenen gothic elements. Diesen Aspekt findet man wiederum bei Freud in seinem Aufsatz Das Unheimliche.
Ziel dieser Arbeit ist es eine Brücke zwischen der freudschen Psychoanalyse und den von Poe klassisch eingesetzten gothic elements zu schlagen. Die Geschichte wird anhand der im Aufsatz „Das Unheimliche“ angesprochenen Aspekte analysiert und interpretiert, wobei auf die Bedeutung der im Text vorkommenden Symbole eingegangen wird. Des Weiteren fokussiert die vorliegende Arbeit die Rolle der Sexualität des Erzählers, die auf den ersten Blick zwar nicht existent, beziehungsweise relevant erscheint, bei genauerer Betrachtung jedoch eine entscheidende Rolle bei der Interpretation des Textes aus psychoanalytischer Sicht einnimmt .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhalt und Erzählperspektive in „The Black Cat“
- Psychoanalytische Grundlagen nach Sigmund Freud und deren Relevanz in „The Black Cat“
- Es, Ich und Über – Ich
- Sexualtheorien
- Das Unheimliche
- Kastrationsangst
- Das Doppelgängermotiv
- Tod und Sterben
- Motive des Lebendig-Begraben-Werdens
- Resume
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Freuds Psychoanalyse und den in Edgar Allan Poes „The Black Cat“ verwendeten Gothic-Elementen. Sie analysiert die Geschichte anhand der in Freuds Aufsatz „Das Unheimliche“ angesprochenen Aspekte und interpretiert die Bedeutung der Symbole im Text. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Sexualität des Erzählers, die zunächst unscheinbar erscheint, bei genauerer Betrachtung aber eine entscheidende Rolle für die psychoanalytische Interpretation spielt.
- Analyse der Erzählperspektive und der Glaubwürdigkeit des Ich-Erzählers in „The Black Cat“
- Anwendung der psychoanalytischen Konzepte von Es, Ich und Über-Ich auf die Geschichte
- Interpretation der Symbolik der Katzen und deren Bedeutung im Kontext der Handlung
- Untersuchung des „Unheimlichen“ nach Freud in Bezug auf die Geschichte
- Erforschung der impliziten Sexualität des Erzählers und deren Einfluss auf sein Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Verbindung zwischen Freuds Psychoanalyse und Edgar Allan Poes Werk, insbesondere „The Black Cat“. Sie hebt die Bedeutung der Psychoanalyse für die Interpretation der Geschichte hervor, obwohl sie nicht den Schwerpunkt in Poes Werk darstellt. Die Arbeit zielt darauf ab, eine Brücke zwischen der Freudschen Psychoanalyse und den Gothic-Elementen in Poes Erzählung zu schlagen, indem sie die Bedeutung von Symbolen analysiert und die Rolle der Sexualität des Erzählers beleuchtet. Die nicht greifbare, unerklärliche Schnittstelle zwischen körperlichem Organ und Bewusstseinsakt fasziniert und inspiriert Autoren wie Poe zu Erklärungen für das scheinbar Unerklärliche, wie die Verwandlung eines tugendhaften Menschen in einen bestialischen Mörder.
Inhalt und Erzählperspektive in „The Black Cat“: Dieses Kapitel analysiert die Erzählperspektive und die Glaubwürdigkeit des Ich-Erzählers in „The Black Cat“. Poes Erzählung beginnt mit der Untergrabung der Glaubwürdigkeit des Erzählers, der in Haft sitzt und seinen bevorstehenden Tod erwartet. Der Fokus liegt auf zwei Katzen, die eine zentrale Rolle in der Rückblende spielen. Die Unzuverlässigkeit des Erzählers wird betont, wobei die Frage im Raum steht, ob er bewusst Realität und Fiktion vermischt und warum. Die moderne Psychologie, mit ihren Konzepten von Bewusstsein und Unterbewusstsein, wird als möglicher Erklärungsansatz für das Handeln des Protagonisten angeführt, der nicht klar zwischen bewussten und unbewussten Erlebnissen unterscheiden kann.
Psychoanalytische Grundlagen nach Sigmund Freud und deren Relevanz in „The Black Cat“: Dieses Kapitel erläutert die freudschen Konzepte von Es, Ich und Über-Ich und deren Anwendung auf „The Black Cat“. Das Es repräsentiert die Triebe, das Ich vermittelt zwischen Es und Außenwelt, und das Über-Ich verkörpert den elterlichen und gesellschaftlichen Einfluss. Die Parallele zwischen der Dreigliederung des psychischen Apparates und den in der Geschichte auftretenden Katzen wird hergestellt. Die Katzen werden als Symbole für das Es interpretiert, dessen Triebe den Erzähler verfolgen und nicht zur Ruhe kommen lassen. Die zweite Katze, die Pluto ähnelt, wird ebenfalls in diesem Kontext betrachtet.
Schlüsselwörter
Psychoanalyse, Sigmund Freud, Edgar Allan Poe, The Black Cat, Gothic Elemente, Das Unheimliche, Erzählperspektive, Ich-Erzähler, Es, Ich, Über-Ich, Symbolik, Sexualität, Kastrationsangst, Doppelgängermotiv, Tod und Sterben.
Häufig gestellte Fragen zu „The Black Cat“ - Eine psychoanalytische Interpretation
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Freuds Psychoanalyse und den in Edgar Allan Poes „The Black Cat“ verwendeten Gothic-Elementen. Sie analysiert die Geschichte anhand der in Freuds Aufsatz „Das Unheimliche“ angesprochenen Aspekte und interpretiert die Bedeutung der Symbole im Text. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Sexualität des Erzählers.
Welche Themen werden in der Analyse von „The Black Cat“ behandelt?
Die Analyse umfasst die Erzählperspektive und die Glaubwürdigkeit des Ich-Erzählers, die Anwendung der psychoanalytischen Konzepte von Es, Ich und Über-Ich, die Interpretation der Symbolik der Katzen, die Untersuchung des „Unheimlichen“ nach Freud und die Erforschung der impliziten Sexualität des Erzählers und deren Einfluss auf sein Handeln.
Welche psychoanalytischen Konzepte werden angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf Freuds Strukturmodell der Psyche (Es, Ich, Über-Ich) und seine Theorie des Unheimlichen. Die Katzen in der Geschichte werden als Symbole für das Es interpretiert, dessen Triebe den Erzähler verfolgen.
Welche Rolle spielt die Erzählperspektive?
Die Erzählperspektive ist die eines unzuverlässigen Ich-Erzählers, dessen Glaubwürdigkeit von Beginn an in Frage gestellt wird. Die Frage, ob er bewusst Realität und Fiktion vermischt, spielt eine zentrale Rolle in der Analyse.
Welche Bedeutung haben die Katzen in der Geschichte?
Die Katzen fungieren als zentrale Symbole in der Geschichte und werden im Kontext der psychoanalytischen Theorie interpretiert. Sie repräsentieren unter anderem die unbewussten Triebe des Erzählers.
Wie wird das Konzept des „Unheimlichen“ nach Freud angewendet?
Die Analyse untersucht, wie die Elemente der Geschichte – insbesondere die Katzen, der Tod und das Motiv des Lebend-Begraben-Werdens – mit Freuds Konzept des Unheimlichen in Verbindung stehen.
Welche Rolle spielt die Sexualität des Erzählers?
Die Sexualität des Erzählers, zunächst unscheinbar, wird als entscheidender Faktor für die psychoanalytische Interpretation der Handlung und des Verhaltens des Protagonisten betrachtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Erzählperspektive und zum Inhalt von „The Black Cat“, ein Kapitel zu den psychoanalytischen Grundlagen und deren Relevanz für die Geschichte, und eine Zusammenfassung (Resume).
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Psychoanalyse, Sigmund Freud, Edgar Allan Poe, The Black Cat, Gothic Elemente, Das Unheimliche, Erzählperspektive, Ich-Erzähler, Es, Ich, Über-Ich, Symbolik, Sexualität, Kastrationsangst, Doppelgängermotiv, Tod und Sterben.
- Quote paper
- Verena Keller (Author), 2009, „Das Unheimliche“ nach Sigmund Freud in Edgar Allan Poes „The Black Cat“ und weitere psychoanalytische Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154718